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Geschäftsstelle und Redaktion, Dresden «A. 16, Holbeinftrahe 46 Rr «« L» Jahrg. Montag den 13. März 1S1« Fernsprecher 21366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147S7 Bezugdprel», Au-aabe ^ mit illultr. Beilage dierteljührlich »IO In Dresden und ganz Deutsch land frei Haus ».S» m Oeslcrrcich 4 4» K. «»«gab» 0 vierteltübrllch 1.80 In Dresden und ganz Deutschland frei HauS ^ in Oesterreich 4.07 »L. »tnzel-Nummcr 10 Die SSchsilche Volkszeitung erscheint an allen Wochentagen nachmittags. UolksMma Anzeigen! Annahme von Geichlsstsanzeiaen diS IO Uhr. von Humilienauzeigca bis I I Uhr vorm. Pret- sür die Pclit-Spaltzcile itO ^. im Stella- nictcil SO gür „»deutlich geschriebene, lowie durch Fern sprecher auigcgebene Anzeigen liinnen wir die Verantworttichleit für die Richliglcit des Leite« ; nicht übernehmen. Sprechstunde der Redaktion: 11—1» Uhr vorm. l Organ der Zentrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Die geschichtliche Grundlage der britischen Seetyrannei Großbritannien betrachtet seinen Anspruch ans absolute Seeherrschast als sein unbedingtes Recht. Es sieht infolge dessen jeden anderen Staat, dessen wirtschaftliche und poli tische Entwickelung diesen britischen Anspruch einigermaßen beeinträchtigt, als seinen Feind an, gegen den es alle übrigen Staaten und Völker der Welt in Bewegung zu setzen sucht. Ja noch mehr, ein solcher Staat, der zu gegebener Zeit von den britischen Handelsherrn als Konkurrenzstaat angesehen wird, wird von der heuchlerischen britischen Diplomatie und der von ihr geleiteten Presse Englands und des Auslandes geradezu als Feind des Menschengeschlechtes hingestellt und verschrien. So erging es allen Staaten, die seit deni l6. Jahrhundert mit Großbritannien in Konflikt kamen: Im 16. Jahrhundert selbst dem durch seine amerikanischen und ostindischen Kolonien emporblühenden Spanien und Portugal, dann ini 17. Jahrhundert deren Nachfolgern, den Niederländern und zuletzt Frankreich in den Zeiten der letzten Könige ans dem Hause Bourbon und Napoleon I. Damals waren die deutschen und österreichischen Soldaten allerdings Großbritannien sehr willkommen und gut genug dafür, ihr Blut für die Aufrechterhaltung und Erweiterung der britischen Lee- und Kolonialherrschaft zu vergießen. Jetzt ist die Sache umgekehrt. Jetzt sollen die Franzosen, Italiener, Russen, Portugiesen und Japaner diesen Mohren dienst zugunsten Großbritanniens wiederholen. Aber das alte britische Doppelspiel der Königin Elisabeth, Crom- wells, Pitts, Eamings und Palmerstoners läßt sich nicht mehr wiederholen. Das britische Weltreich kracht in allen Fugen. Unterseeboot und Zeppelin üben ihr gerechtes, ge schichtliches Rachewerk für das Unrecht aus, das Groß britannien an allen Völkern und Staaten ausgeübt hat und noch jetzt zur Durchführung bringt. Wie immer auch der Weltkrieg ansfallen möge, die Tage der unbedingten und uneingeschränkten Seeherrschast Großbritanniens, die von den berühmten Seepiraten der Königin Elisabeth, Trake, Raleigh und Cavendish im 16. Jahrhundert be gründet worden war, sind zu Ende; dafür sorgt schon die Untcrseewaffe allein. Die britische Vorstellung, daß Großbritannien ge wissermaßen ein Natnrrecht auf die Seeherrschaft habe, läßt sich weder geschichtlich noch moralisch begründen. Es ist auch den gebildeten Engländern bekannt, daß vom 13. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, also zu einer Zeit, als die Städtercpnbliken Venedig und Genna in Italien, Barcelona in Catalonien Gewerbe- und Seehandel bereits zu hoher Blüte gebracht hatten, da die Hansarepubliken des deutschen Nordens mit ihren Kauffahrteischiffen die Ost- und Nordsee beherrschten und das englische London, sowie das russische Nowgorod die äußerst westlich und äußerst östlich gelegenen Stapelplätze dieses Hansahandels waren, England und Schottland noch hauptsächlich landwirtschaft- treibende Staaten waren, für deren Bodenproduste und geringe gewerbliche Erzeugnisse nur die Märkte Nord- frnnkreichs und der auch zur Hansa gehörigen Handels städte Flanderns in Betracht kamen. Erst der Zwist zwischen dem Hause Habsburg und dem französischen Königshaus!: wegen des burgundischen Erbes und der Vorherrschaft in Italien, der zu Beginn des 16. Jahr- l'iinderts emporflanimende Glaubenszwist innerhalb des deutschen Volkes und Landes, der damit zusammenhängende Zusammenbruch des Einflusses der Hansa in der Ost- und Nordsee, sowie der Abfall der Niederlande vom Hanse Habsburg und der baltischen Provinzen vom deutschen Reiche bereiteten den Weg zur Handels- und Seetyrannei Großbritanniens, deren eigentliche Begründerin die Tod feindst: der katholischen Kirche die ränkevolle Königin Elisa- beth war. Unter dieser Königin wurden nicht nur die Anfänge des britischen Kolonialreiches in Nordamerika, in Afrika und Ostindien begründet und die spanische Flotte unter Hohn auf das damalige See- und Völkerrecht mittels Branderschiffen — gewissermaßen Vorläufern der jetzigen Unterseeboote — vernichtet, wobei gleichzeitig mit englischer Hilfe die Niederlande zum Abfalle von den spanischen Habsburgern und dem römisch-deutschen Reiche veranlaßt wurden. Elisabeth benützte auch die Schwächung des deutschen Volkes und Reiches durch den Glaubensstreit dazu, um die deutsche Hansa in London all ihrer seit Jahr hunderten erworbenen Handelsrechte zu berauben und ihre Rechte willkürlich auf die britisch-nationale Handelsgesell schaft der „Merchonts adventurers" zu übertragen. Wie merkwürdig wiederholt sich doch die Geschichte! Wenn man die empörenden Maßregeln Großbritanniens und seiner großen und kleinen Vasallenstaaten gegen jede deutsche und österreichische wirtschaftliche Betätigung in Er wägung zieht, so wird man gewahr, daß im frommen, an- lieblich so rechtlich denkenden Großbritannien der Geist Das Neueste vom Tage Zkl MlWe »Me WMiU (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 13. März 1916. Westlicher Kriegsschauplatz Bei günstigen Beobachtnngsverhältnissen war die Tätigkeit der beiderseitigen Artillerien auf einem großen Teile der Front sehr lebhaft und hielt sich beiderseits der Maas bis znr Mosel hin auf größerer Heftigkeit. Außer Patronillengefechten an der Somme und dem Scheitern eines kleinen französischen Angriffes im Priester walde sind keine Ereignisse zu berichten. Neben ausgiebiger Ausklärungstätigteit griffen unsere Flieger feindliche Bahnanlagen und Umerknustsorte be sonders an der Eisenbahn Elermout-Verduu erfolgreich an. Es wurden drei feindliche Flugzeuge vernichtet, zwei in der Champagne und eins im Maasgebiete. Oestlicher und Balkan-Kriegsschauplatz Die Lage ist im allgemeinen unverändert. Oberste Heeresleitung. (WTB.) Berlin. 13. März 1916. Wie wir hören, ist der Staatssekretär des Reichsmarineamtes Großadmiral von Tirpitz seit einigen Tagen erkrankt. Die Geschäfte werden von dem dienstältesten Offizier geführt. Englischer Hilfskreuzer gesunken London, 12. März. (W. T. B.) Die Adniiralitäl gibt bekannt: Ter Hilfskreuzer „Fauvette" ist an der Ost küste auf eine Mine gelaufen. 2 Offiziere und 12 Mann sind nmgekommen. Einem deutschen Tauchboote gelang es, wie verschiedene Morgenblätter melde», trotz der außerordentlichen Sicherung Salonikis zur See ein großes Lastschiff bei Katerina zu torpedieren. Es strandete. Das mitgeführte Vieh und ein Teil der eingefchifften Truppen ist wahrscheinlich nmgekommen. Kalcndcrändcrung in Bulgarien Sofia, 12. März. Die Regierung brachte in der Sobranje einen Gesetzentwurf ein bete, die Einführung des Gregorianischen Kalenders mit dem 1. April 1916. Da die meisten Oppositionsparteien der Einführung des gre gorianischen Kalenders zustinimen, erscheint die Genehmi gung der Vorlage gesichert. Zugzusainnicnstosr Paris, 12. März. (Privat - Telegramm.) Infolge Nebels ist ein Pcrsonenzug von Brest nach Chartres in Ver letzten Nacht bei Laloupe mit einem Güterzng zusammen gestoßen. Zwei Wagen wurden beschädigt. Sieben Per sonen wurden getötet, gegen 50 verletzt. Zu dem Zusammentritt des Reichstages sagt das „Verl. Tagebl.": Der Reichskanzler wird die Par teiführer empfangen und jeder wird wohl Vorbringen, was er auf dem Herzen hat. Darüber, daß die deutsche Denk schrift zum Unterseebootkrieg ohne Rücksicht auf a merika- nische Einwendungen Gültigkeit behalten muß, besteht keine Meinungsverschiedenheit. Erstickt In der Berliner Nachbargemeinde Reinickendorf er stickten vier Kinder des in einem auswärtigen Krankenhaus verwundet darnicdcrliegenden Landwehrmanns Arthur Lehmann, durch Ranch. Lawincnunfälle Bern, 12. März. (W. T. B.) In der italienischen Kricgszone ereigneten sich in den letzten Tagen mehrere Lawinenunglücksfälle. In Val Terragnola wurden neun Soldaten getötet, in Agordino fünf Zivilpersonen, in Sotto- guda zwanzig. Elisabeths und ihrer treuen Diener der Handels- und See räuber, welche die britische Handels- und Seetyrannei be gründeten, noch durchaus nicht erstorben, sondern in Churchill, Asquith, Lloyd George und anderen deutsch feindlichen britischen Politikern vollkommen erhalten ist. Wir sagen ausdrücklich Seeräuber. Denn die Königin Elisabeth selbst sah ihre Diener Drake, Raleigh und Caven- dish als solche an. Sie suchte ihre oft mitten im Frieden begangenen Seeränberstreiche gegen spanische Handels schiffe und Küstenstädte vor dem Botschafter des spanischen Königs gar nickt zu rechtfertigen, sondern höchstens zu ent schuldigen. Einst machte sie auf spanische Beschwerde hin Raleigh den wenig ernst gemeinten Vorwurf, daß er während des Friedens Küstenstädte Spaniens in Brand geschossen habe. Da gab der britische „Tceheld" die be zeichnende Antwort, er habe ja den, spanischen Könige nichts Böses getan, sondern nur dessen Bart versengt. Tie Königin lachte über diesen Witz und ließ Naleighs See räubereien auf sich beruhen. Erst ihr Nachfolger Jakob 1. ließ den genannten Piraten wegen neuerlicher, mitten im Frieden unternommener Plünderungszüge gegen spanische Inseln verhaften und in Tower hinrichten. Das war somit der wahre, auch von der englischen Krone anerkannte Charakter der Seeräubereien Naleighs und seiner gleichgearteten Genossen, die Großbritanniens Kolonial-Sec- und Handelsherrschaft begründeten. Wür den es Sir Grey und seine Anhänger im britischen Welt reiche und die Vereinigten Staaten unter Wilson mit ihren Rechtstheorien von der Unverletzlichkeit des See- und Völkerrechtes wirklich ernst nehmen, so müßten sie ja vor allem die gesamte englische Handels- und Seetyrannei als einen unter der Herrschaft der Königin Elisabeth unredlich und unrechtmäßig erworbenen völkerrechtlichen Besitz ver dammen. Tun sie dies nicht, so zeigen sie damit nur, daß sie die Schüler, Nutznießer und Nachfolger der einst im Dienste der Königin Elisabeth stehenden Seeräuber sind, denen sie im gegenwärtigen Kriege nachzueisern bestrebt sind. Nur mögen uns dann die britischen Staatsmänner und ihre Blätter mit ihren Stinkbomben moralischer Ent rüstung gegen die angeblichen Völkerrechtsbrüche Deutsch lands und Oesterreichs gegen das loyale England, das glor reiche Erbe der jungfräulichen Königin Elisabeth, ver schonen. Diese Stinkbomben erzeugen wirklich Tränen — Tränen der Heiterkeit über die bodenlose moralische Rechts heuchelei der britischen Staatsmänner und ihrer Zeitungs schreiber. Die wichtigsten Kriegsereignisse Der amtliche deutsche Tagesbericht vom Sonnabend hat den Lachsen eine Freude bereitet. Er meldete bekannt lich einen kühnen Vorstoß sächsischer Truppen an der Aisne. Das ganze deutsche Volk schaut mit der gespanntesten Auf merksamkeit 'auf Verdun, alles verfolgt die Vorgänge dort mit angehaltenen: Atem und da betomnwn es unsere wackeren Sachsen fertig, die sämtlichen deutschen Blicke von Verdun weg auf sich zu lenken. Das ist ein Meisterstück. Es ist gelungen, in einer Breite von 1100 Meiern einen ganzen Kilometer tief in die feindlichen Stellungen einzu dringen und zwar südlich und südwestlich von Ville-au;- Bois. Hierbei wurden zahlreiche Gefangene gemacht. Ein solcher Vorstoß mit einem solchen Erfolg ist ungewöhnlich, weshalb dieses Ereignis eine gewisse Bedeutung hat. Der Vorstoß der sächsischen Regimenter erfolgte un mittelbar an der Stelle der Front, wo sie die Aisne über schreitet, um sich Reims zu nähern, d. h. also zwischen Berry au Bac und dem aus den Jannarkämpfen des vorigen Jahres bekannten Craonne. Ville-aux-Bois liegt in der Mitte zwischen den beiden genannten Orten. Tie Front verläuft hier seit vielen Monaten südlich Berry au Bac, südlich Ville-anr-Bois, macht dann einen nach Süden ge richteten Bogen um Craonne herum, und wendet sich dann in südöstlicher Richtung wieder der Aisne zu. Die Höhen von Craonne, von denen die Franzosen am 25. und 26. Ja« nuar 1915 ebenfalls durch sächsische Truppen vertrieben wurden, liegen nordwestlich vom Schauplatz der jetzigen Kämpfe. Damals wurden den: Feinde ebenfalls zuerst Schützengräben in 1100 Meter Breite, dann nachträglich! noch weitere 500 Meter entrissen. Unsere wackeren Sachsen haben durch den Erfolg be- wiesen, wie sehr sie es verstehen, den richtigen Augenblick auszunutzen. Was nun den deutschen Tagesbericht vom Sonntag anlangt, so teilt er feindliche Angriffe westlich der Maas mit, die unter schweren Verlusten abgewiesen wurden. Die in den Berichten vom 29. Februar und 1. März ange gebenen Zahlen an Gefangenen und Berste für die Zeit seit Beginn der Ereignisse im Maasgebiete haben sich mittler weile erhöht auf 130 Offiziere, 26 012 Mann an un- verwundeten Gefangenen, 189 Geschütze, dar unter 11 schwere, 232 Maschinengewehre.