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VoigllimWier Anzeiger. Amtsblatt Ml das Köttialicke BerirkSgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZmeinnMMnziMr Jahrgang. ' Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plaue». Diese« Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstag« und Sonnabend«. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher prLoam«i»aäo zu entrichte» ist auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehcn, werden in die Tag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen «vLter emaebende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Aeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr.— stür die auswärtiäcn Äönial Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh- o mann, in Elsterberg bei Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. 12. October 1861. Plauen, 9. October. Die heutige Nummer (236) des Dresdner Jour nals enthält ein „Eingesandt" aus Oelsnitz, die voigtl.-böhmische Bahn betreff., das wir unsern Lesern zur Gemüthsergötzung nicht abdrucken lassen zu können, höchlich bedauern. Wir muffen uns daher auf einen Auszug des Hauptinhaltes beschränken. „Einer im Namen Vieler in und um Oelsnitz" spricht darin seine Ansicht aus, daß Oelsnitz seit der (angeblichen oder wirklichen) Auffindung „einer den Anträgen der Stände gemäßen Bahnlinie" ein Interesse habe, mit Herlas- grün in Verbindung zu kommen und nicht mit Plauen. Diese neuentdeckte knie werde, wie der Verf. versichert, sämmtliche bis jetzt von Bahnen nicht berührte Städte Treuen, Lengenfeld, Auerbach, Falkenstein, Oelsnitz an den Bahnverkehr, wenigstens in die Nähe desselben bringen, möge sie nun über Lottengrün-Harimannsgrün oder über Droßdorf-Bergen nach Falkenstein rc. geführt werden. Denn — und nun folgen die Gründe für Oelsnitz-Herlasgrün — es sei nach Herlasgrün von Oelsnitz aus höchstens eine Stunde weiter, als nach Plauen. (Wenn die Linie wirklich ricktig angegeben ist, so wollen wir erst abwarten, wie viel mehr der Bau dieses Stündchens, und was der Be trieb auf dieser Hausirbahn zu Gunsten einiger ostvoigtländischen Städtchen und zum Nachtheil einer wichtigen internationalen Linie mehr kosten würde.) Oels nitz werde dadurch von Plauen „emanzipirt," „selbstständig im Verkehrs- und Gcwerbsleben, des Protectorats (Schutzherrschaft) von Plauen los und ledig." (Es ist dieß kein Scherz von uns, sondern wir haben wörtlich angeführt.) Oelsnitz, uut Herlasgrün durch Schienen verbunden, werde Stapelplatz werden für alle Waaren aus dem südlichen und westlichen Boigtlande und für die aus dem Norden und Osten nach dem Süden und Westen des Voigtlandes gesen deten Waaren. (Diese Aussicht ist allerdings verführerisch ; denn wenn Elster, Adorf und Lottengrün Bahnhöfe und Anhaltepunkte bekommen, so bleibt für den Stapelplatz Oelsnitz der Import und Export von Boigtsberg, Marxgrün, Görnitz, Raasdorf, Marienei, Würschnitz, Hermsgrün, Lauterbach, Planschwitz, Schönbrunn, Taltitz und Raschau, so daß wohl beträchtliche Lagerhäuser, Spei cher rc. sich nöthig machen werden.) Der Bahnhof komme näher an Oelsnitz, und Plauen empfinde die große Entfernung seines Bahnhofs beschwerlich. (Ja wohl! deswegen ist wahrscheinlich auch unser Bahnhof fortwährend, häufig fast bis zur Belästigung der Passanten, so sehr stark besucht.) Durch die Verbin dung von Oelsnitz mit Herlasgrün werde mehr Verkehr an die Bahn gebracht, als durch Plauen-Oelnitz. (Der Export des Lottengrüner Scheuersandes al lein wird Millionen Centner betragen.) Für das 1*/, St. entfernte Schöneck werde Lottengrün „Einmündungspunkt." (Wir glauben, daß Lottengrün dadurch einer großen Zukunft entgegengehe, wie denn auch Schöneck dadurch in den Weltverkehr gezogen wird. Schöneck, Dir kann dann nicht blos geholfen wer den, es ist Dir geholfen!) Bergen werde ein „wichtiger" Anhaltepunkt für jene volkreiche Gegend. (Wer hätte dieß früher dem Dörflein angesehn? Aber für den wichtigen Lokal-Verkehr der polnischen Michel-Linie ist vielleicht selbst der Waldschuster mit seiner Schwarzplatten - Industrie, wenn der wackere Mann noch lebt, ein wichtiger Factor. Und wenn die Bergner Boger ihre Rester künftig über Falkenstein, Auerbach, Lengenfeld, Treuen und Herlasgrün nach Plauen auf der Eisenbahn heimfahren, so werden Extrazüge nöthig.) Oelsnitz werde einen Verkehr mit dem östlichen Boigtlande eröffnet erhalten, der jetzt nur unt großen Opfern und Zeitaufwand möglich werde, da (Hört! Hört!) - schon vorgekommen, daß von Oel-nitz nach Falkenstein ein Brief 1'/, Tag gelaufen sei. (Da ist freilich eine Eisenbahn dringend nöthig, zumal wenn man noch erwägt, daß zuweilen auch eine Holz- oder Steinfuhre zwischen Oelsnitz und Falkenstein sich blicken läßt, ja sogar alle 4 — 6 Wochen ein Ranzen oder gar ein Schubkarren voll weißer Waare auf dieser wichtigen und mächtigen Verkehrslinie bewegt wird.) Es sei nöthig, daß Oelsnitz dem „Schwesterbund" der ostvoigtländischen, in ihrem Gewerbsleben und in ihrer Gewerbsnatur sämmtlich verschwisterten und aneinander geketteten Städte näher gerückt und in denselben hineingezogen werde, um sich von seinem Brandunglücke zu erholen. Denn die GöltzschstLdte seien die Heimath der Weißwaarenfabrika- tion, und in Folge der Eisenbahn werde diese noch schöner sich entwickeln. (Der Verf. würde sich noch mehx Dank verdienen, wenn er der Stadt Oelsnitz das Rezept dazu, wie diese durch eine Bahn über den Jägerswald oder Streitberg in den Schwesterbund aufgenommene Stadt durch besagte Aufnahme sich „erho len" könne und werde, für ein Billiges mittheilen wollte. Da Plauen auch Weißwaaren fabrizirt und in Falkenstein rc. fabriziren läßt, so würde auch Plauen, das dann über Herlasgrün auch in den Schwesterbund kommt, durch diese Mittheilung gewinnen.) Durch den Anschluß an den Schwesterbund werde Oelsnitz „ebenbürtig" werden, aus der Vormundschaft und dem Schlepptau von Plauen kommen; wo nicht, d. h. würde Plauen-Oelsnitz gebaut, so würde Oelsnitz von den Göltzschstädten niedergedrückt, überflügelt werden. Nun, Oelsnitz, wähle! Doch Du hast keine Wahl mehr. Du siehst Dei nen Ruin vor Augen, wenn Du Dich nicht aus der ägyptisch - plauenschen Knechtschaft erlösest! Nur bei Falkenstein und Auerbach, einschließlich Lotten grün und Bergen, ist Heil, drum hebe Dich weg von Plauen und fahre zu den Schwestern auf der internationalen Lottengrüner Weltbahn dahin, wo die Holzäpfel glühen und im dunklen MooS die Preußelbeeren blühen, wo Scheuer sand in hohen Wogen weht, der Bergner Boger für die Rentabilität der Bahn einsteht :c. Du, Oelsnitz, hast bisher Deinen Nutzen schmählich verkannt, in dem Du bis heute, 9. Oct. 1861, in thörichter Verblendung eine Verbindung mit Plauen suchtest und wahrscheinlich ftrner gesucht hättest, wenn nicht der menschenfreundliche „Eine" durch sein „Eingesandt" im Dr. I. Dir die Binde herabgerissen hätte! Setze diesem Wohlthäter Deiner Stadt ein Denkmal am Wege nach Lottengrün, den er Dir gewiesen! Oder sollte dieser für die Linie Plauen - Oelsnitz tödtlich sein sollende Pfeil vielleicht gar in der „Heimath" der Weißwaarenfabrikation behufs deS beliebten viviäs et impera geschnitzt und nur von Oelsnitz aus verschossen worden sein? Nicht unmöglich, da na mentlich eine Schwesterstadt sich wacker rührt, um statt ihres zweispännigen täglichen Fuhrwerks, das ihren Verkehr mit Herlasgrün vermittelt, ein Staats- Dampfroß angeschirrt zu erhalten. — Unsere Leser aber werden nach diesem Auszuge es erklärlich finden, daß wir solches Geschreibsel so behandelten, wie wir gethan. Leitungen. Sachfe«. Dresden. In unsrem Zeughause herrscht eine mehr al- gewöhnliche Rührigkeit. Wie man hört, kommen daselbst 24,000 Stück gezogene PercusstonS - Flinten zur Verpackung, welche nicht lange erst neu augeschafft, im Laufe dieses Sommer- von einem Theil der hier in Garnison befindlichen Mannschaft eingeschossen-, zu dienlichem kriegerischen Zweck vorgerichtet und beim letzten Mauöver benutzt wordm sind. Dem Vernehmen nach ist dieser Gewehr-