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Mm geh-ter AHW» sw Mittwoch, 15. Fcbr. 18SS. mu ^rfch««t> «Bi« »«h f «hr- Attsenlte werdeu «lg«i»mmrn: «««««*» »,«o«n. tags «» Mittag» » Uhr: «»rlenstraße 1». «>qet«. in dies Blatt«, da« jetzt i» U.0V0 Ex««plarr» erscheiat, fiudeu «ine «»s-lgretch« »«rvrrüung. Lksnvemmt: «ktttljLhltich ro srgL bei Mentgeldlicher Ltv- jeruug in*« Hau«. Durch di. Königl. P,y vierteljährlich -2 Rg«. Einzeln» Nummrr« I Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mtredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum eine» gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unlei- „Einge sandt" dir Zrile 2 Ngr. Druck und Sigenthum der Herausgeber: Mepsch ök Nkllhardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Nttchardt. Dre-d««, dm 15. Februar: — Vorgestern Abend hat im königlichen Schlosse großer Hofickll fiattgrfunden, wozu die Einladungen vom k. Ober- yofmarfitallamte erfolgt waren. Ihre Majestät die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich und sämmtliche hohen Gäste des königlichen HofeS haben demselben beigewohnt. Vor dem Balle empfing Ihre Majestät die Kaiserin die Herren Staatsminister und das diplomatische Corps. (Dr. I.) — In der vorverwichenen Nacht verschied hier nach jahrelangen schweren Leiden im 67. Lebensjahr der General- leftnant «. D. Hans Julius v. Mangoldt. Er war ein Ehrenmann in der vollsten Bedeutung des Wortes, ein tüch tiger Soldat und vorzüglicher Führer seiner Truppe, der treueste Diener seines löniglichen Herrn. Die Achtung und Liebe aller Derer, die ihm in dienstlicher Beziehung oder sonst nahe standen folgen ihm in das Jenseits nach. — Se. lönigl. Hoheit Erzherzog Ludwig Victor ist gestern Morgen j7 Uhr zu einem Besuche am lönigl. preu ßischen Hofe von hier nach Berlin gereist und wird heute Mittag -on dort hier wieder zurückerwartet. — — Sächsischer Seit- haben den Ehrendienst bei Ihren lönigl. Hoheiten, dem Herzog und der Herzogin Carl Theodor in Bayern die Kammrrherrn von Nostitz-Wallwitz und von Zehmen, bei Ihrer k. Hoheit der Herzogin Charlotte Sophie der Kammerherr von Rochow, bei Sr. k. Hoheit dem Groß- herzog von Toscana der Kammerherr von Schönberg-Ober- rrinSberg, bei Sr. Hoheit dem Prinzen von Wasa der Kam- merhrrr »on Boxberg und bei Sr. lönigl. Hoheit dem Prin- Albrecht von Preußen der Kammrrherr von Trebra- Andeuau. — _ In Bezug auf die beim Festspiel im König!. Hof- theater Vorrommenden Decorationen sei zur Vervollständigung AÄ'NVNSL NWULEi Äs» Rhein im zweiten Acte, sowie di« Wandeldecvration von 7 Bildern a« Schluß des fünften Acte-, ebenso der neue grüne Bertoandlungsvorhang von Herrn Hoftheater-Maler Ott» Rahn gemalt worden sind. '— Ein Rendezvous auf der.Eisfläche des Großen Gar tenteiches vereinigte vorgestern Mittag von 1 bis halb 4 Uhr die Hohen Prinzen unseres Königshauses nebst Gemablinndy, Erzherzog Victor. Erbgroßherzog von Weimar und die Wrsten "" Thurn und Taxis mit einem großen Thcile der hohen okratie, der Gesandten und viele hohen Militairs s beim hlschlitten- und Schlittschuhfahren. Das 75 Mann starke ikchor der Brigade Kronprinz in Gala concertirte hierbei. — Gegenüber der vom König! stenogr. Institut zu »den kürzlich gegebenen statistischen Uebersicht über die Verbreitung der GabelSberger und Stolze'schen Stenographie stellt jetzt der Verein für Stenographie nach Stolze folgendes näch seiner Behauptung allein richtige statistische Resultat <W. Da- Ergebniß der Vergleichung zwischen den Jahren 4863 und 1864 ist: Gabelsberger'schr Schule: Verminderung der Vereine um 1, Vermehrung der ordentlichen Mitglieder um 176, der correspondirenden um 41; Stolze'sche Schule: Vermehrung der Vereine um 23, der ordentlichen Mitglieder um IW, der correspondirenden um 41. — DeS Winters starre Macht hat sich auf eine Art ent saftet, wie sie lange nicht wahrzunehmen gewesen. Man möchte diesen zweiten Regierungsantritt seiner beris'ten Majestät einen wahrhaft tyrannischen nennen, denn gestern früh zeigte der hsältemesser 18 Grad Reaumur und in höher gelegenen Ge genden, nach Radeberg zu, zählte man gar 20 Grad. So werde» wir denn dieses Jahr eine zweimalige SiSfahrt haben nd die zweite jedenfalls grimmiger als die bereits überstan- > Venn die Poesie der Natur ihre „geharnischten Sonette" tss Form von Eisschollen in die Strömung wirft. Hoffen wir, Hatz dieser Nero und Caligula, der Nachwinter, seinen Thron uutzt noch auf längere Zeit befestigt, denn sein eisernes Scep- M^ttifft schwer die Armen und Bedürftigen in Stadt und — Auf der Scheffelgaffe wurde vorgestern Abend gegen 7 Uhr rin oft bestrafter, in Zucht- und Arbeitshäusern er graute^ Cigarrrnarheiter von hier festgehalten, weil er kurz zuvor au- einem dort stehenden Schlitten eine Pferdedecke ge stohlen und damit die Flucht ergriffen hatte. Der Kutscher des Schlitten- hatte ihn aber in seinem Thun und Treiben beobachtet, sofort darauf, nachdem er Reißaus genommen, ver folgt und glücklicher Äeise noch eingeholt. — — In heutiger „Leipz. Ztg." ist ein Steckbrief des Kö niglichen Bezirksgerichts allhier gegen den von Schochwitz bei Halle gebürtigen, seit ctrca Jahresfrist in Dresden aufhältlich gewesenen Lehrer und Redacteur (!) Herm. Anton Viole zu lesen, der wegen mehrfacher Unterschlagungen in Untersuchung gezogen werden sollte, aber das Weite gesucht hat. Genann ter Viole gab nämlich hier eine sogenannte „Vakanzenzeitung" heraus, deren Stoff darin bestand, daß er in andern Zeitun gen veröffentlichte Stellen für Kaufleute, Prosesfionisten, Die ner rc. äbschrieb und daraus sein Blatt zusammensetzte. In dieser Beziehung nannte er sich „Redacteur". In Berlin war er vorher auch verschwunden, da Mancher von ihm Geld haben wollte ; der richtige Typus von Schwindler. (P. A) — Vorgestern gingen auf der Rosengaffe zwei einem Schlitten vorgespannte Pferde durch. Nachdem sie über den Freibergerplatz und durch die Stiftsstraße gelaufen, wurden sie endlich auf der Mittelgaffe durch einen Dienstmann auf gefangen. — — Ein aus Nossen gebürtiges Mädchen, das bei einem Kaufmann in Neustadt gedient, ist in der vorvergangenen Nacht in seiner Kammer von Kohlendämpfen erstickt. Augen scheinlich liegt hier eignes Verschulden vor; der Ofen der Kammer ist voll gewesen, davon hat sich das Mädchen vor her selbst überzeugt, trotzdem hat sich dasselbe, ehe es zu Bett gegangen, Feuer angemacht, dessen Rauch in die Kammer ge drungen und die Veranlassung gewesen ist, daß die arme Dienstperson ersticken muhte. — — Einem Briese aus München, der in diesen Tagen hier ringing, entnehmen wir Folgendes: „Mit freudiger Er wartung sieht man hier der bevorstehenden Ankunst des neu- vermählten herzoglichen Paares entgegen, das künftig in un serer Mitte wohnen und die im Pallast des Herzogs Max vorbereiteten Gemächer einnehmen wird. Die Prinzessin darf sich hier der empfänglichsten Würdigung versichert halten, wir Münchner haben uns eine patriarchalische Zuneigung zu un serem hohen Königshaus« bewahrt und freuen uns, dieses Ge fühl auch bei Begrüßung einer Fürstin gegenüber an den Tag legen zu können, die so leuchtende Vorbilder von Für- stengrvße in ihrem Stamm aufzuweisen 'hat. Möge die frische Blume im blühenden Kranze unserer Wittelsbacher sich hier wohl fühlen Imd mit ihrem ItMIchen Glanze neues Glück in unserem fürstlichen Kreise ausstrahlen." — Wer Glück hat, kann sich beinahe 7000 Thaler ohne viel Arbeit verdienen! Da ist vor ein paar Tagen aus dem Laden eines Uhrenhändlers in London eine bedeutende Zahl von Uhren (78 englische goldene. 48 schweizer goldene, 70 englische silberne, 53 schweizer silberne), eine Anzahl unvoll endeter Uhren und eine große Menge Ketten und mit kostbaren Steinen verzierter Ringe gestohlen worden, und es werden nun Demjenigen, der die Diebe Nachweisen kann, 250 Pfd. St. (circa 1600 Thlr.) und Demjenigen, welcher die gestohlenen Sachen wiederschafft, noch 750 Pfd. St. (5400 Thlr.) ver sprochen. DaS wäre ein angenehmes Geschäft für so manchen Biedermann. — In der auf der Wintergartenstraße in Leipzig gele genen Hofmann'schen Restauration ist es vorgestern Morgen nach 1 Uhr zwischen den beiden dort conditionirenden Kell nern, Namens Steinkopf aus Schraplau bei Halle und Müller aus Bitterfeld zu einem Wortwechsel gekommen, in dessen wei terem Verlauf Müller plötzlich ein Küchenmcffer ergriffen und damit den Steinkopf erstochen hat. — — Wir brachten vor unlängst eine Geschichte, zu Folge deren ein Kleinstädter beim Besuch des Maskenballes auf dem Lincke'schen Bade einem unbekannten Frauenzimmer zum Opfer gefallen, das ihn beim Verlassen des Balles begleitet und unterwegs um Uhr, Kette und Geld bestohlen hatte. Wie wir vernehmen, hat die Polizeidirection die noble Balldame in der Person einer fremden Dienstperson ermittelt, die sich schon längere Zeit, Diebereien verübend, hier und in der Nähe Dresdens Herumgetrieben hat. Die Uhr hatte sie gleich am Tage nach dem Balle verpfändet Dieselbe ist auch mit der jenigen Diebin identisch, die am Weihnachtsabend eine Dienst person auf der böhmischen Gaffe um verschiedene Kleider und Wäsche in der kurzen Zeit bestohlen hatte, wo dieselbe ihre an der Vorhaustreppe gelegene Kammer, ohne sie vorher zu ver schließen, auf wenige Augenblicke verlassen hatte, um sich in der Wohnstube ihrer Herrschaft brscheeren zu lassen. — — Folgende Beobachtung dürfte Naturfreunden nicht ganz uninteressant sein. Meine Kinder haben ein Pärchen Weißer Mäuse. Das Weibchen gebar fünf Junge; kurz nach der Geburt fanden wir diese sämmtlich getödtet, und zwar vier durch Bisse einzig und allein in den Kopf, während dem fünften der Kopf abgefresscn war. Wahrscheinlich war das Männchen der Kindesmörder gewesen, da. es Blut am Maule hatte, was beim Weibchen nicht der Fall war. Es erhielt den wohlverdienten Lohn Nr. U. — Die neueste Schuldncrliste der hiesigen Schutzgemcin- schaft zählt 112 böse Schuldner, unter denen sogar eine aus ländische fürstliche Hoheit. Hierüber noch: 2 Adelige, 3 Dot ieren, 1 Advocat, 8 Künstler, 2 Techniker, 4 vom Militär, I Förster, 1 Schauspieler, 8 von der Feder, 16 Kausleutc, Commis und Handeltreibende, 23 Handwerker, l Schiffsbauer, 3 Schiffseigner, 4 Gastwirthe und Restaurateur-, 10 Kellners 3 Lohndiener, 1 Bauunternehmer, 1 Architekt, 1 Portier/ 3 Hausknechte, 1 Koch, I Lohnkutscher, 6 Dienstmänner und 4 Frauen. — Die AlbertSbahn hat jetzt an Stelle der bisherige» Abonnementsfahrkarten AbonnementSbüchelchen mit je 24 ab zutrennenden Coupons auSgegebm. — Kötzschenbroda, den 13. Februar. Si« haben lange von uns nichts geschrieben! Nun diesmal werden Sie wenig stens etwas Erfreuliches erfahren. Der hiesige Turnvereins welcher bereits mehrfach Beweise seiner Lebensfähigkeit gegeben, wiederholte gestern Abend in der Eisenbahn-Restauration eine theatralische Lbendunterhaltung, welche nicht blos einen über reichen Zufluß von Zuschauern herbeiführte, sondern auch in Bezug auf Leistungen die allgemeinste Anerkennung fand. Unterstützt vom Wilsdruffer Stadlmusikchor, waren eS nament lich die beiden Vorsteher D. und Z, welche sich wiederholt als gediegen und der Sache gewachsen hier bewiesen, und dem guten Zwecke angemessen, welchem das Unternehmen galt, zeigte sich das Schlußtableau — d,e Feuerwehr in Zukunft — von besonderer Wirkung. Außerdem darf nicht vergessen wer den, daß die Glocke mit lebenden Bildern — auf Verlangen neu arrangirt vom Vorstande D. — ebenso die anderen Piecen fast lediglich Originalien waren. Wünschen wir diesem jungen Verein unter seiner gegenwärtigen so wackeren Leitung für die Zukunft und zum Besten hiesiger Gegend da- beste Gedeihen! — Am 7. d. M. ward in Großschirma bei Frriberg ein toller Hund, welchen der Gensdarm Nitzsche schon fett einigen Tagen verfolgte, vom Gutsbesitzer H. daselbst erschos sen. Infolge der durch diesen Fall gebotenen Vorsichtsmaß regeln find bereits in den Dörfern Großschirma und Rothen furth 75 Hunde getödtet worden, »Heils als verdächtig'er schienen. — f-Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom IN Februar. Ferdinand Nicolaus Kobsch ist Kohlenfuhrmann, das heißt, er liefert den Dresdnern auf seine eigne Rechnung Steinkohlen ins HauS, die er selbst vorfährt und herauf schafft. So hatte er auch eines Tages im vorigen Jahre dem hiesigen Schlossermeister Kindermann Kohlen zu bringen, der übrigens sein alter Kunde war und schon immer Waschkohlen von ihm entnahm. Diese Waschkohlen sollten aus de» Burg- kcr Werken sein, so glaubte es der Abnehmer. Kobsch. brachte mehrere Tonnen. Jede einzelne kostete etwa 12 Ngr. Diese Lieferung schien aber dernfKindermann nicht besonders zu be hagen, sie schien ihm von minder guter Qualität zu sein, des halb auch viel zu theuer. Er verlangte daher von dem Koh lenfuhrmann eine besondere Rechnung aus dem Bureau de» Burgker Steinkohlenwerkes. Kobsch, um sich zu rechtfertigen, versprach eine solche zu br ngen und brachte sie auch. Eg hatte sich ein Nechnungsformular des genannten Werke- zu verschaffen gewußt und war, da er wahrscheinlich mit der Feder selbst nicht gut fortkommt, zu einem Kaufmann auf die Palmstraße gegangen. Dort ließ er sich das Formular von dem dasigen Lehrling ausfüllen. Das hat auch der Lehr ling, der speciell darüber vernommen wurde, eingestanden und noch bestätigt, daß er dem Kobsch Alles noch einmal vor gelesen und ihn auch gefragt, ob er das, was hier ge schrieben stehe, verstanden habe. Kobsch brachte diese Rech nung' dem Schlossermeister Kindermann. Der aber, um sich seiner Sache gehörig zu vergewissern, schickte die quit- tirte Rechnung an das Bureau des Burgker Steinkohlenwerks, zu gleicher Zeit aber sendete er auch eine Probe der ihm von Kobsch gelieferten Waschkohle mit, die ja angeblich aus den Burgker Werken sein sollte. Was er erwartet, traf auch ein, das Burgker Steinkohlen werk wußte von Allem nichts und der Schlosscrmeister Kindermann war somit von dem Ange klagten hinter s Licht geführt worden. Die Sache kam zur Anzeige, denn Kobsch hatte sich Kohlen bezahlen lassen, die ihr Geld nicht Werth waren. Das Gericht sah seine Hand lungsweise als ausgezeichneten Betrug an und bestrafte ihn deshalb mit 4 Wochen und 2 Tagen Gefängniß. Dagegen erhob er Einspruch und erschien zum Termine selbst auf der Anklagebank. In Ermangelung eines andern Ver« theidigers vcrtheidigte er sjch selbst und zwar in einer sehr langen Rede. Herr Staatsanwalt Held fand die dictirte Strafe für entsprechend und beantragte die Bestätigung de- erstinstanzlichen Urt.ls. Dem Anträge der König!. Staats anwaltschaft wurde schließlich auch stattgegeben — Angeklndigte Gerichtsverhandlung: Mor gen den 16. Fe r. Vormittags 9 Uhr unter Ausschluß der Oeffcnttichkeit: wider den Tischler Oswald Gustav Lutz von hier wegen M. neid Vorsitzender: Gerichtsrath Leonhardi. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordnetf» am 15. Februar 1865, Nachmittags 5 Uhr. Tagesordnung:' 1) Directorial-Vortrag aus der Registrande. 2) Vorträge