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WHeritz -ZkitilW 56. Jahrgang Dienstag, den 1. Juli 1890 Nr. 76 Sa. 697 7717 1082 10691 242 tion wird man dies sicherlich zu würdigen verstehen. Allerdings hat auch die Regierung durch ihr Ent gegenkommen in der Frage der Vermehrung des Dis positionsurlauber den Mehrheitsparteien die Entschei dung für die Regierungsvorschläge wesentlich erleichtert obschon sie die übrigen „Kompensationen", namentlich aber die zweijährige Dienstzeit für die Infanterie ent schieden ablehnte. Jeoenfalls kann man aber nur die innigste Genugthuung darüber empfinden, daß mit der günstigen Reichstags-Entscheidung in Sachen der Militärvorlage der innere Frieden auch ferner gewahrt bleiben wird und daß somit vermieden worden tst, die Militärfrage zu einer Kraftprobe zwischen der Re gierung und Volksvertretung zu machen, welche, wie auch ihr Ausfall sein mochte, von den verderblichsten Rückwirkungen auf die weitere Entwickelung unserer inneren Verhältnisse hätte werden müssen. Hoffentlich wird man auf keiner Seite versuchen, an den Be schlüssen zu rütteln, welche soeben die Reichstags mehrheit in Uebereinstimmung mit der Regierung zur nachhaltigen Stärkung und Schlagfertigkeit der deut schen Wehrmacht getroffen hat. 204Z9. Es wurden befördert von Januar 1890 an 95,549 Personen. Befördert wurden 4,014,464 Kilogramm Güter. Demnach vom 1. Januar 1890 an 18,404,818,« Kilogramm Güter. Im gleichen Monat des Vorjahres wurden 16,046 Billets verkauft und 3,722,058 Kilogr. Güter befördert. — Nachdem am 27. Juni der Staatssekretär vr. von Stephan in Begleitung des Oberpostdirektors Halke aus Dresden in Pirna sich von dem Stande des PostwesenS persönlich überzeugt hatte, begab sich derselbe nach Glashütte und von da, nach Einnahme des Abendessens im „Kaiserhof", nach Lauenstein, wo das Nachtlager genommen wurde. Am 28. Juni setzten beide Herren ihre Inspektionsreise über Geising und Altenberg nach Dippoldiswalde fort, wo sie im Laufe des Nachmittags eintrafen und, nachdem sie das hiesige Postamt besucht, gegen 6 Uhr mittelst Wagens die Rückreise nach Dresden fortsetzten. Dippoldiswalde. Auf dem Hinmarsch in die Kantonnements werden von Abteilungen des 2. Fet artillerie-Regiments Nr. 28 auch die Orte Ruppen dorf und Beerwalde belegt werden und zwar soll Ruppendorf vom 28. zum 29. August und vom 30. August bis 1. September, Beerwalde dagegen nur zu letztgedachter Zeit Verquartirung erhalten. In Berreuth ertränkte sich Ende voriger Woche die in der Schäferei wohnende Ehefrau des Handarbeiters Th. im nahegelegenen Teiche, während m Reinhardtsgrimma der Gutsbesitzer B. durch emen Schuß seinem Leben selbst ein Ziel setzte. — Der Direktor des kgl. sächs. meteorologischen Jnstutus zu Chemnitz, Professor vr. Paul Schreiber, welcher sonst nicht leicht das Wort zu WettervorauS- sagungen ergreift, giebt in seinen neuesten Veröffent lichungen der Befürchtung Ausdruck, daß wir einem weiteren nassen Sommer und mehreren noch nässeren Jahren entgegengehen. Die Jahresmengen des Nieder schlags, wie sie an den 22 meteorologischen Stationen des Königreichs Sachsen seit 1864 beobachtet worden sind, ergeben nämlich eine Kurve von sehr gleich- Lokakes u«d Sächsisches. Dippoldiswalde, 30. Juni. Schon oft, in ver schiedenen Jahreszeiten, haben wir auf die landschaft lichen Reize des rothen Woißeritzthales aufmerksam ge macht und Touristen zu seinem Besuche aufgefordert. Und wir glauben, dazu berechtigt gewesen zu sein; denn getrost kann sich das Berg- und Hügelland, in welchem sich das glitzernde Silberband des Flusses durch das grüne Thal schlingt, mit andern, von weit her ausgesuchten Theilen des deutschen Vaterlandes an Naturschönheit und Annehmlichkeit des Aufenthalts messen. Es ist ja auch diese Thatsache vielfach ge bührend anerkannt worden und immer zahlreichere Be sucher und den Sommer hier weilende Erholungs bedürftige bestätigen sie zur Genüge. Wohl dürfen wir annehmen, zu diesem vermehrten Besuche durch unsere wiederholte Aufforderung mit beigetragen zu haben; wenn aber jetzt ein Blatt wie die „Leipziger Zeitung", mit ihrem über das ganze Land ausgedehnten Leserkreise in so begeisterter Weise für das rothe Weißeritzthal das Wort ergreift, wie dies in Nr. 129 und 135 dieses Jahres geschieht, so wird dies dazu dienen, nicht nur unsere zeitweiligen Schilderungen der Thalreize zu bestätigen, sondern hoffentlich auch dem selben einen erhöhten Zufluß von Touristen und Sommergästen zuführen. Und wird werden uns dessen im Interesse aller Thalbewohner freuen. Nur möchten wir gleichzeitig die Mahnung nicht unterlassen, das Lob, das der Verfasser jener Schilderung, vr. G. Oertel, den Wirthen spendet, stets und allerwärts zu rechtfertigen. Er spendet sein Lob zunächst dem uns benachbarten Malter, indem er wörtlich sagt: „Im hübschen Gasthose, der zugleich Wartehalle für die Bahn ist, hielten wir Einkehr und freuten uns der einfachen aber guten Verpflegung und der billigen Preise, die in wohlthuendem Gegensätze zu den in den neuerschloffenen Thälern sonst üblichen stehen", und fährt dann fort: „Es ist ja leider eine fast allenthalben benierkbare Thatsache, daß, wenn irgend ein Thal neu erschlossen, ein Sommerfrischort in Aufnahme gekommen ist, die Preise zu allererst, viel früher als alles Andere, großstädtisch werden. Das Weißeritzthal zeigt, soweit ich aus eigenen Erfahrungen und Be obachtungen sprechen kann, diese Entwickelung nicht. Ueberall, wo ich Einkehr hielt, in Malter, Schmiede berg und Kipsdorf, sand ich bei recht guter Verpflegung recht billige Preise." — Ein solches Lob ist gewiß erfreulich und anregend, deswegen dürste auch unsere freundliche Mahnung, dasselbe — auch in den Logis preisen — zu rechtfertigen, wohl am Platze sein. — Die am vergangenen Sonnabend in Sachen der hiesigen öffentlichen Wafserständer abgehaltene Die Reichstags Entscheidung in der Militärfrage. Der Reichstag hat nach mehrtägigen Verhand lungen die Vorlage über die anderweitige Festsetzung der Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres mit erheblicher Mehrheit in zweiter Lesung und unverän dert nach den Regierungsvorschlägen, lediglich unter Hinzufügung der bekannten Windthorst'schen Resolu tionen, genehmigt und hiermit die Militärsrage ihrer befriedigenden Lösung zugeführt. Allerdings muß noch die dritte Lösung des Entwurfes vorgenommen werden, aber dieselbe besitzt nach Lage der Dinge nur noch eine formelle Bedeutung und es kann darum die An nahme der Vorlage bereits jetzt als eine endgültige betrachtet werden. Es wäre zwar sehr wünschens- werth gewesen, wenn der Reichstag das wichtige Heeresgesetz möglichst einstimmig bewilligt hätte und einem solchen Wunsche verlieh ja auch der Reichs kanzler von Caprivi in der Dienstagsitzung warmen Ausdruck, aber von den die Minderheit bildenden Parteien erklärten sich die Sozialdemokraten von vorn herein als Gegner der neuen Heeres-Verstärkung, während die Freisinnigen, sowie die ihnen nahe stehende Volkspartei ihre Zustimmung von Bedin gungen abhängig machten, welche die verbündeten Re gierungen ablehnen zu muffen glaubten, und so kam es nur zu einem Mehrheitsbeschlüsse. Immerhin be deutet derselbe eine Kundgebung des weit überwiegenden Theiles der deutschen Volksvertretung, welche ihren nachhaltigen Eindruck auf das Ausland sicherlich nicht verfehlen wird, denn sie legt von der Opferwilligkeit des deutschen Volkes zu Zwecken der militärischen Sicherung des Vaterlandes wiederum gewichtiges Zeugniß ab und dasselbe dürfte wohl auf keiner Seite unterschätzt werden. Die Genehmigung der Militär vorlage durch den Reichstag verbürgt aber nicht nur die Stärkung und Bereitfertigkeit der deutschen Wehr kraft auf eine weitere Reihe von Jahren, sondern sie beendigt auch zugleich eine Spannung der inneren Lage, die nicht ganz unbedenklich war. Es ist bekannt, welche peinliche Ueberraschung und schließlich Beun ruhigung die zuerst vom preußischen Kriegsminister v. Verdy angedeuteten militärischen Zukunftspläne im Reichstage hervorriefen, eine Beunruhigung und Ver stimmung, welche sich dann auch auf weite Volkskreise fortpflanzte. Unter ihrem Eindrücke standen denn auch die Kommissionsverhandlungen über die Vorlage und ließen sie erkennen, daß letztere ernstlich gefährdet sein würde, falls sich die Gerüchte über jene Zukunfts pläne bestätigen sollten, obwohl dieselben mit den Forderungen der gegenwärtigen Militär-Vorlage als nicht im Mindesten zusammenhängend erschienen. Welche Folgen aber ein Scheitern des HeeresentwurfeS nach sich gezogen hätte, das braucht wohl kaum des Näheren ausgeführt zu werden, jedenfalls würde sich hieraus ein schwerer Konflikt zwischen der Reichs regierung und der überwiegenden Mehrheit der deut schen Volksvertretung entwickelt haben, der von allen wahren Vaterlandsfreunden auf's Tiefste empfunden worden wäre. Schon in der Kommission wurde in dessen durch die vom Reichskanzler von Caprivi hin sichtlich jener ZukunttSsorderungen abgegebenen be ruhigenden Versicherungen ein entschiedener Umschwung zu Gunsten der neuen Heeresvorlage herbeigeführt und der Reichskanzler hat diese Versicherungen in den Plenarverhandlungen in verstärkter Weise wiederholt und hiermit offenbar zu der schließlichen Genehmigung der Vorlage beigetragen. Wenn hierbei die Mitglieder der Majorität ihre gewiß gerechtfertigten finanziellen Bedenken, welche die militärischen Neuforderungen so fort und auf allen Seiten hervorriefen, schließlich nach schwerer wiegenden Erwägungen, denen der militärischen Sicherstellung des Reiches, unterordneten, so haben sie hiermit einen hohen Beweis wahrer patriotischer Einficht und Opferwilligkeit gegeben und in der Na Jnserate, welche bei d« bedeutenden Auflage des Blattes ein« sehr werk, same Verbreitungfinden, werden mit 10 Psg. di« Epaltenzeil« oder vere» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt» Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Epaltenzeil« 20 Psg. Bürger-Versammlung war ungemein schwach besucht. ES ward von derselben nach längerer Aussprache be schlossen, eine Petition an die städtischen Behörden um Beibehaltung der Ständer auszuarbeiten und dieselbe zur Unterschrift bet den interesstrten Bewohnern herum gehen zu lassen. — Herr Obersteueraufseher Scherz er hier ist von heute, dem 1. Juli an, in Königsbrück stationirt. — Naturfreunden geben wir die interessante Nach richt, daß der von uns in vorletzter Nummer erwähnte, jetzt Früchte und Blüthen tragende Birnbaum am Schießhause nicht nur Heuer, sondern seit Jahren schon diese seltene Fruchtbarkeit regelmäßig zeigt, ja daß sogar eines Jahres im Herbste an dem Baume ein dritter Blüthenansatz zur Entwicklung kam. Die Frucht der zweiten Blüthe kam bei günstigem Herbstwetter schon einmal zur Reife. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat Mat 1890 gestaltete sich in folgender Weise auf den einzelnen Stationen und Haltestellen: «re „Wei-eritz - Zeitung" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan ¬ fialten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be- . . stellungen an. SUA L I» I für di- Königliche Amlshmptimnnschast Dippoldiswalde sowie für d« Mmgkchen "Amtsgerichte md die StadtrLthe zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Tourbillets. TageSbilletS. Militär- II. III. II. III. billets. Chemnitz . . . I 4 4 11 — DreSden-Neust. . —— 10 — 7 — Dresden-Ältst. . 121 861 507 2912 80 Tharandt. Hainsberg . . . I 14 5 33 149 1102 213 1909 20 Freiberg . . . I 9 5 18 — Dippoldiswalde . 167 1893 243 2291 55 Potschappel . . 2 34 6 218 —— v. d. Haltestellen 255 3790 99 3292 87