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930 n en- srie wv- ^iek tbor or lsu- pkt. is 2 Ilen ko- LU- kken Lei unä k8ck M- :ue- ?ie. Montag, den 6 Januar 1930 Nr 4 — 89. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Neue Tariferhöhungen? noch Zeiten, als die „Preußisch-Hessische Eljenvayn , die also den größten Teil der deutschen Eisen- Mnen umfaßte, im Gelde geradezu schwamm, stolz auf Überschüße von jährlich so etwa 400 bis 500 Millionen verweisen konnte! Das große Werk Bismarcks, nämlich die Verstaatlichung der Eisenbahnen, hatte sich auch finanziell gewaltig gelohnt. Schwere Zeiten kamen, Krlegszelt, Notzeit, — und was damals nicht herunter- gewlrtschastet war, erlag dem Sturm der Inflation. Wohl Par ole Deutsche Reichsbahn« geschaffen, aber — sie war m "velstem Zustand; Jahre angestrengtester Arbeit wur den notwendig, um sie wieder auf eine Höhe zu bringen, wte sie von einem modernen Verkehrsinstrumente verlangt werden muß. Besonders schwierig wurde das aber noch dadurch, da« die neue Reichsbahn-A.-G. in rasch steigendem Maße an den Lasten der deutschen Zahlungsverpflichtungen 'nitzutragen hatte: neben den schließlich 660 Millionen auch Noch rund 300 Millionen Beförderungssteuer. Jene 660 Millionen Sonderbelastungen bleiben auch bestehen, wenn der Noung-Plan in Kraft tritt; sind sie doch die garantierende Deckung vor allem für jenen Teil der kom menden deutschen Zahlungen, deren Transfer „un geschützt" ist. Da ist es erklärlich, daß der neueste Jahres bericht der Deutschen Reichsbahn A.-G. Klagen über Klagen über diesen „gehemmten Fort schritt" bringt. Wohl hat auf der Einnahmenseite der Güterverkehr einen steigenden Ertrag zu verzeichnen, — aber der Personenverkehr — der ja seit dem Oktober 1926 auf „Holzklasse" bzw. „Polsterklasse" abgestellt ist — weist hinsichtlich der Einnahmen einen bedenklichen Rückgang auf. Beträchtlich, um 55 Millionen Mark, sind auch die Personalausgaben gestiegen, ist andererseits die Kon surren; des Kraftwagens immer spürbarer geworden, Hal auch der internationale Fernverkehrsdienst Viet mehr ge kostet als er einbrachte. Noch viel bedenklicher aber ist die bitter notwendige Einschränkung der sachlichen Aus gaben Eine st arte Drosselung der Bauten und Beschaffungen ist unvermeidlich, kündigt der Bericht der Reichsbahn unzweideutig an. Diese Ankündigung erfolgt, obwohl die Verwaltung selbst ausdrücklich zugibt, daßnochnichteinmaldic Kriegsschäden bei den Anlagen restlos aus ge tilgt sind. Es ist eben das hierfür notwendige Kapital nicht vorhanden und die gewünschte Tariferhöhung ist der Reichsbahn bekanntlich abgelehnt worden. Selbst dis ernsten Lehren, die aus so mancher schweren Eisenbahnkatastrophe im letzten Jahr sprachen und die zu einem oft sehr milden Urteil über die Schuld der daran beteiligten Zug- oder Betriebsbeamten führten, können aus Gründen finanzieller Art nur in geringem Umfang verwirklicht werden. Eine systematische Beseitigung der vorhandenen Schäden ist eben einfach un möglich — wenn man nicht wenigstens einen Teil der Lasten von den Schultern der Reichsbahn nimmt. Möglich wäre das schon — aber nur theoretisch: wenn das Reich nämlich der Bahn einen Teil der Beförderungssteuer zurückerstattet, die im Noung-Plan als deutsche Zahlungs verpflichtung nicht mehr erscheint. Nur fragt es sich sehr, ob das Reich selbst nur auf einen Teil dieser Steuerein künfte wird verzichten können! Der Reichsfinanzminister wird sicherlich nein sagen. Größtmögliche Betriebssicherheit ist aber doch wohl die wichtigste Forderung, die an ein der artiges, mit Monopolrechten ausgestattetes Verkehrsunler- Nehmen gestellt werden darf. Gestellt und — erfüllt werden muß. Aus der Andeutung, daß für das kommende Etatsjahr ein Voranschlag ohne Fehlbetrag nicht vor gelegt werden konnte, darf man ohne weiteres auf Ab sichten einer Tariferhöhung schließen, wenn man eben der Reichsbahn nicht die finanzielle Möglichkeit gewährt, auf dem normalen Wege, also über ihre Ein nahmen, eine bessere Wirtschaft führen zu können. Eine Wirtschaft, bei der die Erhaltung und Vervollkommnung der Betriebssicherheit maßgebendstes Gebot ist. Ltm Oesterreichs KriegsSasten. Sonderverhandlungen Schobers. Der österreichische Bundeskanzler Schober hat in der Komiteesitzung für die nichtdeutschen Reparations zahlungen wiederum seine Forderung ausgestellt, daß Österreich nicht in der Lage sei, irgendwelche Summen aufzubringen. Die Großmächte, auch Italien^ sind ja bereit, auch ihre Forderungen — schon um Stimmung gegen den Anschlutzgedanken zu machen — fallen zu lasten. Die kleinen Mächte, vor allem Rumänien, be stehen aber beharrlich auf ihrem schein. Schober schlug nun vor, daß er sich mit der Tschechoslowakei, Polen. Jugoslawien und Rumänien außerhalb der offiziellen Besprechungen in Verbindung setzen würde, um eine Einigung zu erzielen, ein Weg, der ihm schließlich zu gestanden wurde. Man wird sich also am Montag mit den bulgarischen Zahlungen, am Dienstag mit Ungarn beschäftigen. Inzwischen soll Schober sein; Son^erver einbarungen in Ordnung bringen. MW teim MterW der SMimstW SWt geht nach dem HW Die Internationa»! e Bank. Im Lause des Sonnabends machte der deutsche Reichsaußenminister einen Besuch bei Briand. Man nimmt an, daß Briand und Curtius sich in der Hauptsache über die neuerdings so sehr in den Vordergrund getretene Sanktionssrage unterhalten haben. Etwa gegen Mittag unternahm Reichsfinanzminister Dr. Moldenhauer einen Besuch beim englischen Schatzkanzler Snowden. Die beiden Diplomaten unterhielten sich in der Hauptsache über deutsch-englische Angelegenheiten, im wesentlichen über das jüngste Liquidationsabkommen. Die gesamte deutsche Delegation nahm an einem Frühstück bei der französischen Delegation teil. Währenddessen hatten die sachlichen Verhandlungen der Sachverständigen der verschiedenen Finanzministerien begonnen. Das zweite Komitee für die n i ch t d e u t f ch e n Reparationen trat ebenfalls unter Beteiligung der Delegationen aller eingeladenen Mächte zusammen. In einer Woche etwa soll der Ausschuß für die Internationale Bank mit der Arbeit beginnen. Zum Präsidenten des Aus schusses soll nach neuerlicher Auskunft der Amerikaner Reynoldsausersehenfein. Er wird im Haager wartet. Gleichzeitig mit ihm oder bald nachher sollen auch der Reparationsagent Parker Gilbert und der deutsche Reichsbankpräsident Dr. Schacht im Haag er scheinen, Schacht etwa am 10. oder 11. Januar. Ln einem kleinen Restaurant... Deutsch-französische Erörterungen. In einem kleinen Haager Restaurant hat eine streng private Unterredung zwischen Dr. Curtius, Tardieu und Briand stattgefundcn, an der außer den drei Ministern lediglich der Dolmetscher der deutschen Delegation, Dr. Schmidt, und der Dolmetscher der französischen Delegation, Professor Hesnard, teilnahmen. Die Unterredung dauerte etwa drei Stunden, über den Verlauf und das Ergebnis dieser streng vertraulich gehaltenen Besprechung waren natürlich keinerlei Mitteilungen zu erhalten, je doch liegt die Vermutung nahe, daß hierbei nicht nur die zahlreichen politischen und reparationspolitischcn Streit fragen der Konferenz, sondern auch Vie Sanktionssragen zwischen den drei Ministern eingehend erörtert worden sind. Die Besprechungen bilden somit den Beginnder direkten deutsch-französischen Erörte rungen der großen schwebenden Fragen. Man kann annehmen, daß nunmehr als formales Ergebnis dieser Besprechungen die weiteren Verhandlungen, insbesondere über die Sanktionsfragen, in den nächsten Tagen in Flus kommen werden Wie von alliierter Seite verlautet, ist zwischen den alliierten Gläubigermächten in diplomatischen Verhand lungen der letzten Tage im großen eine Übereinstimmung dahin erzielt worden, daß für den Fall des Aus bleibens der deutschen Zahlungen nach dem Noung-Plan zunächst der im Noung-Plan vorgesehene Sonderausschuß, der auch über ein deutsches Mora toriumsgesuch entscheidet, die Tatsache des Ausbleibens der deutschen Zahlungen zu prüfen hat. Nach der Eni scheidung des Sonderausschusses soll es den Gläubiger Mächten offenstehen, an den Ständigen Internationalen Gerichtshof im Haag zu appellieren, der dann unter An hörung der deutschen Negierung entscheiden soll, ob da-: Ausbleiben, der. deutschen Zahlungen auf eine Unmög Tie Ankunft der deutschen Delegation im Haag. Von links: Staatssekretär Dr. von Schubert, Relchsfinanz- minister Dr. Moldenhauer, Reichsaußenm uister Dr. Cur tius, der zur Begrüßung erschienene holländische Außen minister Jonkheer Beelaerts van Blokland und Reichs minister für die besetzten Gebiete, Dr. Wirth. Itchkett zuruazusuyren ist oder ov eine Verfehlung gegen die Deutschland nach dem Uoung-Plan obliegenden Ver pflichtungen vorliegt. Offen ist jedoch noch die Frage, welche Folgen die Gläubigermächte aus einer Entschei dung des Ständigen Internationalen Gerichtshofes im Haag ziehen können, die eine „Verfehlung" seitens Deutschland feststellen würde. Es verlautet, daß die bevorstehenden Verhandlungen zwischen den Gläubigermächten und Deutschland in der Sanktionsfrage sich zunächst im Rahmen dieser Vor schläge bewegen werden. Alles im Fluß. Besuchsaustausch Curtius — Schober. Aus den Berichten der Pariser Blätter aus dem Haag ergibt sich, daß vorläufig noch alles im Fluß ist und daß vor Dienstag nicht erkennbar sein wird, ob mit Schwierigkeiten zu rechnen ist. Die Sonderberichterstatter stellen fest, daß die Fühlungnahme der deutschen und französischen Delegierten einen guten Eindruck hinter lassen hat. — „Matin" will wissen, daß im Verlaufe der Unterredung, die Reichsaußenminister Dr. Curtius mit Tardieu und Briand hatte, die Frage der Mobilisierung und besonders die Frage, unter welchen Bedingungen Deutschland an dieser Operation teilnehmen könne, er örtert worden sei. Der deutsche Außenminister Curtius und der öster reichische Bundeskanzler Schober haben aus Anlaß ihrer Anwesenheit im Haag Besuche ansgetauscht. Sie haben sich bei dieser Gelegenheit in freundschaftlicher Weise über alle, die beiden Länder gemeinsam berührenden Fragen ausgesprochen und dabei ebenso, wie das bei früheren Zusammenkünften zwischen den deutschen und öster reichischen Staatsmännern geschehen ist, völlige Übereinstimmung ihrer Auffassungen festgestellt. MWerbtsprechW im HW am Roma Haag, 5. Januar. Die 6 einladenden Großmächte haben in den privaten Besprechungen am heutigen Sonntag beschloßen, Montag vormittag um 11 Uhr 30 im Kreis der Minister ohne Hinzuziehung der Sachverständigen zusammenzutreten. Hierbei werden die bisherigen Reparationspolitischen Besprechungen der Finanzsachverständigen, die die erste Lesung der strittigen finanz politischen Fragen abgeschlossen Haben, zur Erörterung gelangen. Eine Hinzuziehung der Finanzsachverständigen ist vorgesehen. Die Scmktionsfrage wird — wie ausdrücklich erklärt wird, in der Zu sammenkunft am Montag nicht zur Sprache gelangen, da die lau fenden privaten Verhandlungen bisher die Frage für eine amt liche Besprechung noch nicht hinreichend geklärt haben. Reichs finanzminisler Moldenhauer hat im Lause des heutigen Sonntags eine Unterredung mit Schatzkanzler Snowden gehabt, die der Vorbereitung der Reparationspolitischen Fragen für die morgige Zusammenkunft der sechs Mächte galt. Die deutsche Abordnung ist am Sonntag abend zu einer Sitzung zusammengetreten, in der die von den Sachverständigen in der ersten Lesung ausgestellten Streitfragen erörtert und das gesamte Material für die morgige Sechs-Mächtebesprechung vorbereitet werden soll. England an der Sanktionssrage unbeteiligt London, 5. Januar. Uebcr die Besprechungen zwischen Reichssinanzmimster Moldenhauer und Snowden berichtet Reu ter aus dem Haag, daß Snowden sich in der Sanktionsfrage sür unbeteiligt erklärt, und gleichzeitig davor gewarnt habe, sich jo eingehend mit Fragen zu besaßen, die bereits geregelt seien. Reu ter bestätigt die deutsche Auffassung, daß mit der Annahme des Youngplanes der Reparationsausschuß abgeschafft sei und daß die Einsetzung eines neuen Ausschusses, der sich gegebenenfalls mit Sanktionen zu befaßen haben würde, nicht in Frage komme. Deutschland werde den Plan nur unterzeichnen, wenn er in seiner gegenwärtigen Form erhalten bleibe. Die deutsche Abordnung werde die Franzosen um eine bindende Auslegung des Art. 96 des Poungplanes ersuchen, der sich mit der Abschaffung des Repara tionsausschusses befaße. Amerikanischer Tadel sür Frankreich. Verurteilung französischer Sanktionsgelüste. In den maßgebenden amerikanischen politischen Kreisen verurteilt man das Bestreben Frankreichs, Sank tionen für den Fall der Nichterfüllung der Bestimmungen des Noung-Planes durch Deutschland zu schaffen, aufs schärfte, weil es geeignet sei, das Zustandekommen einer Einigung im Haag zu verhindern. Ein hoher Regierungsbcamtcr erklärte bei einem Prefseempfang im Weißen Hause, das amerikanische Par lament werde das Abkommen zwischen Deutschland und Amerika über die direkte Zahlung der Reparationen ohne Sanktionsklausel prompt ratifizieren. überhaupt sei Amerika gegen jede Pfändcrpolitik und Anwendung un freundlicher Druckmittel gegenüber Deutschland, denn diese Politik sei schuld, daß man immer noch nicht von eine MlsdmfferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und -es Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespalten- Raum,eile 2V Rxsg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachnngen 4V «eich«, psennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im teztlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisnngsgebühr M Reichsp sinnige. Doe. geschriebene Erscheinung«. — . " tage nnd Platzoorschriftrn .»erden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen. annabmebisnorm.lvUhr. -— — '— Für die Richtigkeit der durch FcrnrusüdermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Zeder R-battansprnch erlischt, wenn derBetrag dnrch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs grröt. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, T°0°blatt- erscheint an allen Werktacen nachmittags s Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, de, Zustellung durch die Bolen 2,3v RM., bei Postbestellung 2 RW. zuzüglich Abtrag. ' gebühr. Einzelnummern WWWt-st°L Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ^°^u^ stellungen entgegen. 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