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Wchmh-MiW Inserate. welch« bet d« bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wltt- same Berbreituna finden, werden mit 1V Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta- bellarische und coinplicirt« Inserate mit entsprechen« dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Die „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , > Amtsblatt für die Könialiche AmtshauPtmaimschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte nnd die Stadtiäthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnc in Dippoldiswalde. 70. Dienstag, den 17. Juni 1890. 56. Jahrgang. Abonnements - Einladung. Wir verfehlen nicht, vor Schluß des 2. Vierteljahres zur gefälligen Erneuerung der Bestellung der Weißeritz-Zeitung hierdurch ergebenst einzuladen. Sind wir uns bewußt, nach Kräften für die immer weitere Ausgestaltung unseres Blattes besorgt gewesen zu sein, so dürfen wir uns wohl der Hoffnung hmgeben, m dem neuen Quartale nicht nur unseren bisherigen Leser- und Kundenkreis zu behalten, sondern denselben abermals erweitert zu sehen. Außer der Fürsorge für die schnellste Vermittelung aller einigermaßen wichtigen politischen, örtlichen und Vereins-Nachrichten werden wir nach wie vor es uns angelegen sein lasten, dem be lehrenden und unterhaltenden Inhalte unseres Blattes eine immer größere Ausdehnung zu geben, wie denn auch bei der starken Auflage desselben Bekanntmachungen und Geschäftsanzeigen aller Art die wirksamste Ver breitung finden. Wir ersuchen das geehrte Publikum, uns in unserem Streben freundlichst unterstützen zu wollen, was nicht nur durch Bestellung des Blattes selbst, sondern durch gefällige Mittheilung lokaler Ereignisse geschehen möge, damit wir in den Stand gesetzt sind, dem allgemeinen Interesse in immer ausgedehnterem Maße dienen zu können. — Die Bezugsbedingungen, so billig als möglich gestellt, sind bekannt. Die Er neuerung der Abonnements geschieht bei der Expedition, unseren Agenten oder bei der Post. Dippoldiswalde, den 16. Juni 1890. Die Expedition der „Weißentz-Zeitung." Oesterreich und Serbien. Die jüngst in der österreichischen Delegation vom Minister Grasen Kalnoky über die auswärtigen Be ziehungen Oesterreich-Ungarns abgegebenen Erklärungen baden auch das Verhältniß des Kaiserstaates zu den drei Balkanländern Bulgarien, Rumänien und Ser bien berührt. Es ist nun sehr bemerkenswerth, daß die hierbei gefallenen Äußerungen des östereichischen Staatsmannes über Serbien sich scharf von seinen Be merkungen über Bulgarien und Ruinänien abheben, denn mährend hiernach die Beziehungen Oesterreich- Ungarns zu den beiden letztgenannten Staaten in durchaus freundlichem Lichte erscheinen, läßt das Ver- bältniß Oesterreich-Ungarns zu seinem serbischen Nach bar offenbar zu wünschen übrig. Geradezu spricht es Graf Kalnoky aus, daß die österreichisch-serbischen Beziehungen „einigermaßen" gelitten haben und deut lich weist 'er auf die in Serbien immer stärker auf tretende radikale Strömung als die Ursache dieser Trübung hin. Ja, Kalnoky läßt sogar durchblicken, daß nur die geographische Lage und die unfertigen inneren Zustände Serbiens diesen Staat von aus wärtigen Abenteuern zurückhielten und mit einer ernsten Mahnung an die leitenden serbischen Politiker, sich die antiüsterreichiiche Strömung im Lande nicht über den Kopf wachsen zu lasten, schließt der Minister seine scharfe Beurtheilung Serbiens. Man gewinnt somit aus letzterer ohne Weiteres die Anschauung, daß die Beziehungen Oesterreich-Ungarns zu Serbien, welche schon seit der Thronentsagung König Milians nicht die besten sind, inzwischen noch eine weitere Verschlech terung erfahren haben, und daß diese unerfreuliche Wendung auf das Konto der unter dem Ministerium Gruic und der Regentschaft immer stärker auftretenden russisch - panslavistischen Einflüsse in Belgrad gesetzt werden muß unterliegt keinem Zweifel. Gewiß sind dieselben noch nicht stark genug, um Serbien in eine Oesterreich-Ungarn direkt feindliche Richtung zu treiben, aber die Möglichkeit, daß die heutigen Gewalthaber in Belgrad ganz in das Fahrwasser der russisch-pan- slavistischen Agitationen gerathen, liegt gar nicht so fern und alsdann stünde man mit einem Male wieder vor einer für den europäischen Frieden bedrohlichen Konstellation. Dieselbe würde aber zunächst Oesterreich gefährden und daher die eindringliche Warnung, welche Graf Kalnoky soeben an die Adresse der leitenden Staatsmänner Serbiens gerichtet hat und hoffentlich werden dieselben nunmehr den im flotten Gange be findlichen Verhetzungen im Lande gegen Oesterreich etwas kräftiger und bestimmter entgegentreten. Jeden falls haben die Regierungskreise in Wien und Pest alle Ursache, mißtrauisch nach Serbien zu blicken, welches Land sich in neuester Zeit als ein höchst günstiges Feld für gewisse Umtriebe und Bewegungen erwiesen hat, die sich schließlich immer wieder gegen Oesterreich-Ungarn richteten. Es gilt dies namentlich auch von jenen Machenschaften, die auf Verbreitung der sogenannten großserbischen Ideen zielen und un- läugbar sind neuerdings die Bestrebungen gewachsen, einen grobserbischen Staat zu bilden, zu welchem auch Oesterreich-Ungarn, welches ja ca. 4 Miss. Bewohner serbo-kroatischer Zunge aufweist, einen nicht unbe trächtlichen Theil beisteuern müßte wenigstens nach der Auffassung der großserbischen Agitatoren. Vorerst sind diese großserbischen"Ttäume freilich weiter nichts als politische Phantastereien, aber sie dienen doch dazu, das serbische Volk in einer gewissen Aufregung zu halten und jedenfalls passen sie auch ganz gut in den Rahmen der russischen Jittriguen und Hetzereien in Serbien. Dec Warnungsruf, welchen Graf Kalnoky in Pest nach Belgrad hat ergehen lassen, war also vollkommen zeitgemäß und man kann nur wünschen, daß ihn die dortigen maßgebenden Staatsmänner ge bührend beherzigen, es würde dies nicht zum Wenig sten im Interesse Serbiens selbst liegen. . -Lokales und Sächsisches Dippoldiswalde, 16. Juni. Die am Freitage stottgesundene Versammlung des Gewerbevereins, die wegen zu erwartenden zahlreichen Besuchs im Rath haussaale stattfand, hatte wegen des von Herrn In genieur Ludwig M. Baumgardt, Beamten der elektro technischen Fabrik O. L. Kummer L Co. Dresden- Niedersedlitz zugesagten Vortrags über elektrische Be leuchtung, insbesondere unserer Stadt, sich eines zahl reichen Zuspruchs von Mitgliedern und Gästen, da runter auch mehrere Damen, zu erfreuen. Besonders waren auch Stadtrath und Stadtverordnete stark ver treten. Um dem Hauptzwecke des Abends die Zeit nicht zu schmälern, beschränkte der Vorsitzende die ge schäftlichen Mittheilungen nur auf die von der Ge währung eines Extrazuges, seitens der kgl. General direktion der Staatsbahnen, durch welchen es möglich werde, die geplante Exkursion nach Meißen auszuführen. Sofort werde der Vorstand das Programm entwerfen, um es einer nächsten Freitag abzuhattenden Versamm lung des Vereins vorzulegen. Schon jetzt sollten die Mitglieder auf die Anwerbung von Gästen bedacht sein, damit der Extrazug gut besetzt werde, was für die Er langung gleicher Vergünstigung in späterer Zeit von Einfluß sei. Wie aus der Bekanntmachung in Nr. 69 der Weißeritz - Zeitung hervorgeht, wiro der Extrazug den 26. d. M. gestellt. — Nunmehr hielt Herr In genieur Baumgardt den angekündigten Vortrag. Aus gehend von der Entwickelung des öffentlichen Beleuch tungswesens behandelte derselbe zunächst die Vorzüge des elektrischen Lichtes gegenüber den anderer künst licher Lichtquellen. Es werde durch dasselbe die Er wärmung und Verschlechterung der Lust der erleuch teten Räume vermindert, die Kosten stellten sich, zumal bei größeren Anlagen, niedriger, auch werde die Feuer gefährlichkeit verringert, was die Versicherungsgesell schaften zur Herabsetzung der Prämien für elektrisch beleuchtete Gebäude veranlasse, vorausgesetzt, daß die Anlagen nach ihren Angaben hergestellt seien. Bezüg lich der Kosten führt der Vortragende aus, daß in Sachsen der Preis für den Kubikmeter GaS 26 bis 27 Pfg. betrage; da nun ein gewöhnlicher Schnitt brenner von 10 Normalkerzen Lichtstärke in der Stunde etwa 100 Liter Gas verbrauche, so stelle sich der Preis für eine Stunde auf 2,s—2,? Pfg. — Für die hie sigen Verhältnisse faßt der Vortragende eine Anlage für 1000 Glühlampen in's Auge, deren Preis sich, außer den Gebäuden, auf 75,000 M. stellen werde. Die Verzinsung zu 4 Prozent ergebe — 3000 M., die Amortisation zu 5 Prozent — 3750 M., die jähr lichen Bedienungskosten erforderten 7000 M.; die Konsumkosten 2716 M. --- Sa. 16,466 M. In Be zug auf die Konsumtion liegt folgendes Verhältniß der Berechnung zu Grunde. Jede Lampe wird zu 700 Brennstunden per Jahr gerechnet. Eine Pferde kraft ist im Stande, bei einem Kostenaufwande von 7 Pfg. per Stunde, in dieser Zeit 18 Glühlampen zu speisen; da nun 700,000 Brennstunden im Jahre her zustellen sind, so würden dazu 38,800 Pferdekraft- Lampenstunden ü 7 Pfg. — 2716 M. erforderlich sein, was einem Gesammtauswande von-16,466 M. gleich kommt und dem Preise von 2,ss Pfg. per Brennstunde entspricht. Einer zweiten Berechnung lag eine Anlage von 500 Glühlampen zu Grunde, bei welcher sich der Preis per Lampenbrennstunde auf ca. 2,»» Pfg. stellt. — Die Bedeutung der Elektrizität als bewegende Kraft, führte der Vortragende weiter aus, sei nicht zu unter schätzen und zeigte, wie namentlich für den Kleinbetrieb sich elektrische Bewegungsmaschinen mit vollster Aus nutzung der Kraft auf beschränktestem Raume aufstellen ließen. Für uns sei die Herstellung einer elektrischen Centralanlage sehr empfehlenswerth. Die Kosten der Gebäude dürften 25,000 M. nicht übersteigen. Schließ lich war Herr Ingenieur Baumgardt zur Beantwortung jeder Frage bereit, von welcher Erlaubniß denn auch ausgiebiger Gebrauch gemacht wurde. — Auf die morgen Dienstag Vormittag statt habende Sonnenfinsterniß wollen wir hierdurch nochmals aufmerksam machen. — Der königl. Brandversicherungsinspektor, Herr Treitschke hier, ist vom 14. Juni bis 12 Juli beur laubt und ist mit dessen Stellvertretung während dieser Zeit durch Verordnung der kgl. Brandversiche rungskammer Herr Brandoersicherungsinspektor Seitz in Freiberg beauftragt worden. — Unsere Stadt zeigte gestern Sonntag einen starken Fremdenverkehr. Drei Vereine, und zwar ein Militär-Verein aus Meißen, sowie 2 Gesangsoereine aus Dresden und Gorbitz, hatten Dippoldiswalde als Ziel ihres Ausfluges gewählt. Sämmtliche genannte Vereine sahen wir auf dem Schiebhaus verkehren. — Am 12. Juni unternahm der hiesige land- wirthschaftliche Verein einen Ausflug, welcher, besonders durch das freundliche Entgegenkommen der Herren Wirthschaftsvorstände der zu besuchenden Güter, sich zu einem ganz ungewöhnlich lehr- und genußreichen gestaltete. Vom Bahnhof Wilsdruff mit freundlichst zur Verfügung gestellten Wagen von Herrn Ritterguts pachter Andrä persönlich abgeholt, führte die Fahrt vorerst auf die Fluren des Rittergutes Limbach, welche nun, an der Hand der zur Vertheilung gelangten Flur pläne, welche zugleich Düngerangaben u. s. w. ent hielten, eingehend besichtigt und von Herrn Andrä er gänzend erläutert wurden, wobei u. A. besonders ein zum vierten Male nach einander mit Winterroggen sehr schön bestandenes Gewende, sowie das dort befind liche Kartoffel-Versuchsfeld (eines der 17 in verschiedenen Gegenden des Reiches angelegten, der deutschen Kar toffel - Kultur - Station) größeres Interesse erregten. Ueberhaupt mußte der schöne Stand der verschiedenen Feldfrüchte um so mehr Beachtung finden, als einige extra ausgeworfene tiefe Versuchsgruben eine durch-