Volltext Seite (XML)
Mtblall und Anzeiger Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 1U88- M -r EI»«'. Mack'S nvnlver, Kleider- chant und gel 60 Pf. egel 50 Pf. leg. 48 Pf. pr. 2 Pfd.. en, unver- b. Stüber, menspenden and tznf. «ast. m Frauen zu einem slichst ein- Amlsölall tn Königl. Amtsharchtmannschaft Großenhain, des ÄSnigl. Amtsgerichts und de» StadttathS z» Riesa. Tagestjeschichte. Die Nachrichten über eine angeblich bevorstehende Vermehrung des deutschen Heeres werden in Paris, wie man der „K. Z." schreibt, in der Weise ausgenutzt, daß man aus ihnen auf kriegerische Gelüste Deutschlands zu schließen vorgiebt und Deutschland allein die Schuld giebt an dem Wettlauf in militärischer Ausrüstung, dem sich ja thalsächlich alle Großmächte hingeben. Wenn früher deutsche Rüstungen jedeSmal die offenbare Besorgniß hervorriefen, daß vurcd sie das Machtver- hältniß in einer Frankreich vernichtenden Werse verschoben werden könne, so bleibt man jetzt in dreser Beziehung viel ruhiger. Es ist nicht allein die feste Zuversicht auf ein russisches Bündniß, die hierzu beiträgt, sondern vor Allem das höhere Vertrauen auf die eigene Wehr kraft, das seit etwa zwei Jahren ganz bedeutend ge stiegen ist. Es mag sein, daß man den Grund hierzu dem allmählichen Erblasten der Erinnerung an 1870 zuschreibcn kann oder auch dem Bewußtsein von der eigenen Rüstungsarbeit, die ja thatsächlich die Aufstellung eines ganz andern Heeres ermöglicht, als während des letzten deutsch-französischen Krieges. Wie dem aber such sei, jedenfalls „fühlt man sich" weit mehr als früher, und würde einem Zweikampf zwischen Deutschland und Frankreich, wenn dieser nicht zu vermeiden sein sollte, mit der Ruhe entgegengehen, die das Bewußtsein der Kraft giebt. Ob hierin eine Ueberschätzung liegt oder nicht, bleibt für die Wirkung auf die öffentliche Meinung ziemlich gleichgiltig, da dieser Mochtfacwr nicht allein durch das gestärkt wird, was wirklich ist, sondern auch durch das, woran geglaubt wird. Wiewohl diese Sach lage das Aufschießen des Chauvinismus begünstigen müßte, kann man doch nicht sagen, daß heute der Sinn der öffentlichen Meinung auf Krieg stände. Dagegen bewahrt schon die innere Lage und auch, wenngleich in geringerem Grade, die Ausstellung. Beides Bedingungen, die vergänglicher Natur sind und deren Wegfall sehr Vieles ändern kann. Deutsches Reich. Die „Post" schreibt: „Bei den Nachrichten, welche über kommende Mrlitärvorlagen durch die Blätter gehen, vermißt man sehr häufig, auch ohne zu den Eingeweihten zu gehören, jegliche Kenntniß des UmfangeS der Vorarbeiten, welche nölhlg sind, um irgend einen neuen Gedanken bis in das Stadium zu fördern, daß die Sache zur Berathung an den Bundes rath bezw. Reichstag gebracht werden kann. So wurde kürzlich von einer Sette die Nachricht in die Welt ge setzt, es käme in der nächsten Tagung des Reichstages bereits ein neues Wehrgesetz zur Vorlage, dieses solle unS bei Zeiten gegenüber der Stärkung der Wehrkraft in Frankreich, welche man sich als baldige Folge deS dortigen neuen Rekrutirungs-Gesetzes denkt, die nöthige Ausgleichung gewahren. Wenn em solches Gesetz wirk lich in diesem Jahre noch zur Vorlage kommen sollte, so muß es schon seit Jahr und Tag in Arbeit gewesen sein, und eS kann das französische Gesetz nur den un mittelbaren Anstoß zu ferner Verwirklichung gegeben haben, um so mehr, da der Grundgedanke des franzö sischen Gesetzes längst bekannt ist und man auf seme Bedeutung bestens vorbereitet war. Wenn man sich aber von der gedachten Seile die Vorlage des Gesetzes schon so nahe denkt, daß noch der jetzige Reichstag sich mit der Berathung befassen sollte, so ist es von einer Minderhcitspartei jedenfalls sehr thö richt, für ihre Stimmen sich gleichsam einen Preis zu bedingen, wie l fall zurückgelegt hatte, ist er auf russischen Bahne" zwei Mal durch Unfälle, deren einer leicht ernste Folge" hätte haben können, aufgehalten worden. Der Scha» konnte zunächst, gleich nachdem er bei PodwoloczySk" die österreichische Bahn verlassen hatte, seine Fahrt niih* fortsetzen, sondern mußte in der russischen Grenzstation Woloczyska übernachten, da bei der Station Serbinowic eine Erdabrutschung erfolgt war. Ueber den zweiten Unfall, der an Borki erinnert, ist von amtlicher russischer Seite folgende Bekanntmachung veröffentlicht worden: „Auf der Rückreise deS Schah von Persien er eignete sich am 18. (30.) August Morgens auf der WoloczySk-Zweigbahn, 50 Werst vor Shmerinka, zwischen den Stationen Derashnja und Bar, auf einem Anstieg der Bahn, während einer Fahrt von 10 Werst die Stunde, ein Unfall, indem der Wagen Nr. 13 mit dem Gefoltze des Schah in Folge Bruchs eines RadzapfenS aus den Schienen ging. Menschen verunglückten hier bei nicht, und weitere Beschädigungen des rollenden Materials fanden nicht statt. Der Zug wurde so fort angehalten und in Theilen zur Station Bar ge bracht, von wo er nach Ausscheidung des Waggons Nr. 13 wohlbehalten seinen Weg fortsetzte und mit einer Verspätung von 2 Stunden 33 Minuten in Shmerinka eintraf." Zu dieser Bekanntmachung schreibt man der „Schles. Z.": „In den Petersburger amtlichen Kreisen, namentlich in denen des Verkehrsministeriums, hat dieser Unfall einen recht unangenehmen Eindruck hervorgerufen. Es verlautet übrigens, daß nicht, wie die amtliche Nachricht besagt, der Achsenbruch an einem der von der persischen Dienerschaft benutzen Wagen er folgte, sondern an dem des Schah selbst. Im Ver kehrsministerium zögerte man mit Veröffentlichung der unangenehmen Nachricht, da der Minister nicht in St. Petersburg anwesend war, doch sagte man sich mit Recht, daß es nicht möglich sei, den Vorfall auf die Dauer der Oeffentlichkeit zu entziehen. Auch in handelspolitischer Beziehung kann das Mißgeschick von ungünstigen Folgen für Rußland sein; man befürchtet, daß nunmehr der Schah erst recht in dem großen englisch-russischen Wettbewerb, betreffend den Eisen bahnbau in Persien, den Engländern den Vorzug - geben wird, weil im Zeitraum weniger Monate auf russischen Bahnen das Leben des eigenen und eines fremden Hcrschers bedroht war. Balkanftaate«. So geneigt man sein mag Alles, was aus dem Orient gemeldet wird, nur mit großer Vorsicht aufzunehmen, so gewinnt es doch den Anschein, daß es dem neuen Gouverneur auf Kreta, Schakir Pascha, gelungen ist, in der Wiederherstellung der Ruhe auf der Insel bedeutsame Fortschritte zu machen. Ein Telegramm aus Athen berichtet, die türkischen Truppen hätten die Provinz Selina besetzt, ohne Wider stand zu finden. Die völlige Unterwerfung der Insur genten werde demnächst erfolgen. AuS Belgrad wird gemeldet, die Königin Natalie habe in Briesen an Privatpersonen den 14. d. als den Taz ihrer Abreise nach Belgrad bezeichnet und dabei erklärt, daß es ihr um keinerlei Empfang in Belgrad zu thun sei. In der Regierung nahestehenden Kreisen werde betont, daß die Regierung sich streng verfassungs mäßig verhalten, selbstverständlich indeß die Rechte der Königin als Mutter des Königs respectiren werde. In Petersburger Hofkreisen verlautet, daß der Fürst von Montenegro jüngst von der russischen Regierung, beträchtliche Summen im Gesammtbetrage von über gel 18 Pf, fg-, es das Zugeständniß einer gesetzlichen zweijährigen Dienstzeit sein soll. In der Mehrheit wird dadurch schwerlich ein Riß entstehen, wenn ein neues Wehrge setz die diesjährige Dienstzeit im Prinzip festhält, denn sie kennt die milde Praxis, welche diesem Prinzip gegen über ein nothwendiges Gebot ist; sie hegt aber auch die Ueberzeugung, daß ein festes Gefüge deS Heerwesens die einzig sichere Grundlage unseres Staatswesens ist, an der zu rütteln allerdings jene Seite kein Mittel scheut. Ein etwaiges neues Wehrgesetz wird niemals eine exotische Pflanze sein, es wird keine fremden Elemente in sich aufnehmen, sondern auf dem bewährten Guten fortbaueo. Wir können keine zwei „Portionen" im Heere neben einander gebrauchen, so wenig wie zweierlei Offiziere. Seit bald einem Jahrzehnt verfolgen wir die beiden Wege neben einander, auf welchen wir im Stande sind, die Allge meine Weh> Pflicht mehr als bisher zur That werden zu lassen, wenn wir nur einige Mittel mehr aufwenden. Wir können uns die Ueberlegenheit in der Zahl sichern, ohne den Franzosen auf ihrem unsicheren Wege zu folgen und ohne an dem festen Gebäude unseres Heeres- Organismus zu rütteln, wenn wir nur ferner die völlig brauchbaren und die minder brauchbaren oder minder abkömmlichen Elemente getrennt von einander und nach verschiedenen Grundsätzen schulen. Die Parole: „Zweijährige Dienstzeit" ist, wenn sie nicht etwa aus schließlich auf die Wahlen berechnet ist, zur Unzeit ausgegeben, die Schneide wird stumpf sein, wenn das Messer wirken soll". Italien- Der römische Berichterstatter des „B. T." kündigt an, in der vatikanischen Hofdruckerei werde dem nächst eine Broschüre mit diplomatischen Enthüllungen über den Einzug der Italiener in Rom erscheinen. Die Broschüre soll namentlich die damalige Politik Preußens bemängeln. Rußland. Den „Daily News" wird aus Odessa gemeldet: „In unterrichteten Kreisen ist das Gerücht in Umlauf, daß ein Bündniß zwischen Rußland und Frank reich im nächsten Frühjahr förmlich angekündigt werden wird. Es sind, wie es ferner heißt, auf feiten Ruß lands Gründe vorhanden, den endgültigen Abschluß des Bündnisses bis nach Ablauf dieses Jahres zu verschieben, obwohl der Vertrag im Geiste, wenn nicht im Buch staben bereits thatsächlich besteht. Inzwischen ist für gewisse mögliche wichtige Fälle Fürsorge getroffen." Das würde nicht überraschen! Mittheilungen aus Kiew zufolge wurden vorige Woche 15 Studenten der Universität, darunter 13 Polen, verhaftet. Einer derselben, Namens Zaremba, ist Oester reicher. Die Verhaftung dieser nihilistischer Umtriebe Verdächtigen steht im engem Zusammenhänge mit der kürzlich in Charkow erfolgten Verhaftung von 40 Studenten, größtentheils Polen. Unter den russischen Studenten herrscht gegenwärtig große Panik, da man auf die Spur einer weitverzweigten Verschwörung gegen das Zarenreich gekommen sein soll. Die Studenten aller Fakultäten werden jetzt polizeilich überwacht. Am 31. August wurde in Sebastopol unter großen militärischen Feierlichkeiten das Denkmal, der beim Sturm auf die Fettung gefallenen Franzosen enthüllt. Ein französisches Kriegsschiff, der „Pereil", dem die türkische Regierung zu diesem Zwecke die Einfahrt inS Schwarze Meer gestattete, wohnte der Feier bei. Nachdem der Schah von Persien seine Rundreise durch ganz Europa ohne irgend einen Eisenbahnun- ! pstse, ts, Lies», sehr schön nbach. NN iber, Nach- tation. tation. Ibert." nntag am en wollen, 7 Uhr im .'inzufinden. rftand. Lhetinahme »en Sohnes >ere Dank n, die dem begleitete^ nenschmuck. ieme erlassenen. ' 8. d. M. geschlossen. ils vorzüg. Petroleum, aalwachs. Ehrmihn »fabrik. 107. Dienstag, den 10. September 188V. 42. Jnhr». Erscheint in Riesa wöchentlich vreimal: Dtensrag, Donnerstag uno Sonnabend- — Abonnemensprcis vierteljährlich 1 Mark Sb Psg. — Bestellungen nehmen alle Kaiser!. PofianftaUen Postboten, die «rpeditionen in Riesa und Strehla («. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgebreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung sind«« erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch oder Freitag, Vormittag» v Ubr. JnsertivnSvrei» die dreigespaliene LorvuSzeile oder deren Raum 10 Pfg. Orffentlichk Sitzung des Bezirksausschusses Sonnabend, den 14. September 188V, Nachmittags 3 Uhr im Cassenzimmer der Königlichen Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung hängt im Anmeldezimmer der Canzlei zur Einsichtnahme aus. Großenhain, am 7. September 1889. Die Königliche AmtShauptmarmfchast. 335 " I)r. Waentig. O.