Volltext Seite (XML)
ächönburgtr Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn« und Festtagen. Beitrüge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nSchster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis betrügt vierteljühr- lich 1 Mk. 5« Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteurs dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Donnerstag, den 16. Februar 1882. 39. "Waldenburg. 15. Februar 1882. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Leopold Ranke empfing anläßlich seines fünfzig jährigen Jubiläums als Mitglied der Akademie der Wissenschaften ein Schreiben vom Kaiser und vom Fürsten Bismarck. In dem Schreiben des Kaisers heißt es unter Anderem: „Mir ist diese Dankbar keit aber noch aus besonderem Grunde ins Herz geschrieben, denn Sie haben sich namentlich um die Geschichte Meines königlichen Hauses ein unvergeß liches Verdienst erworben. Wie sehr es ver obersten Kriegsleitung daran liegt, auch den Patriotismus in den zu den Fahnen berufenen Mannschaften zu heben, und wie selbst nicht die kleinsten Mittel dazu außer Acht gelassen werden, das zeigt neuerdings ein Unternehmen, das wohl bisher einzig in seiner Art dasteht. Das Kriegs ministerium hat nämlich die bei den Truppen üb lichen weltlichen Lieder sammeln, prüfen, ver vollständigen und diese Sammlung (159 einstimmige und 117 vierstimmige Lieder) soeben in der preußi schen Armee zur Verlheilung bringen lassen. Der preußische Finanzminister hat auf Grund Allerhöchster Ermächtigung den dem Abgeordneten hause vorgelegten Gesetzentwurf, betr. die Ergänzung der Einnahmen in dem Staatshaushallsetat für 1. April 1882/83 (das Anleihegesetz) zurück gezogen; es ist dies die Folge der von dem Reichs tage in den Etat eingestellten Einnahmcposition von ca. 10 Mill. Mark aus Erträgen des laufenden Etatjahres. Die Eisenbahncommission des preußischen Abge- ordnetenhaufes genehmigte den Ankauf der Cottbus- Großenhainer mit 12 gegen 7 und der Mär- kisch-Posener Eisenbahn mit 10 gegen 6 Stimmen. In der Kirchencommission des preußischen Abgeordnetenhauses wurde der Antrag des Abg. Bruel mit Aufhebung der wissenschaftlichen Staats prüfung der Geistlichen mit 11 gegen 10 Stim men angenommen, ebenso das Amendement des Abg. Bruel: Der Minister ist ermächtigt, von den Erfordernissen der M 4 und 11 des Gesetzes vom 11. Mai 1873 zu dispensiren und ausländischen Geistlichen die Vornahme von Amtshandlungen zu gestatten. Die Stiftung „Nationaldank" für Veteranen hat während der Jahre 1875/80 eine Einnahme von 1,533,032 Mk. 76 Pf. gehabt und an Unter stützungen für Veteranen verwendet: 1875: 259,511 Mk. 26 Pf., 1876: 235,848 Mk. 14 Pf., 1877: 208,276 Mk. 91 Pf-, 1878: 195,947 Mk. 60 Pf., 1879: '89,420 Mk. 22 Pf., 1880: 140,674 Mk. 77 Pf., zusammen 1,229,681 Mk. 70 Pf. Am Schluß des Jahres 1880 verblieb ihr ein Be stand von 817,158 Mk. 12 Pf. Die baierische Kammer nahm mit 81 gegen 60 Stimmen den Antrag Luthardt's auf Abschaffung der Simultanschulen an. Rittler sagte, kein Katholik könne jemals die Simultanschule annehmen. Der Cultusminister Lutz nahm an der Debatte nicht Theil. In der Ersten Kammer von Baden wurde die nachstehende Interpellation eingebracht: Hal die Großherzogl. Regierung Kenntniß von der hoch gradigen Verschuldung des kleinen und mitt leren Bauernstandes aller Landestheile, und ist die Regierung bereit, eine diesbezügliche Enquöte zu ver anstalten und, gestützt auf dieselbe, die Mittel zu erwägen, den Folgen der Verschuldung entgegen- zuwirken? Oesterreich. Der kleine Lloyddampfer „Thurn-Taxis", welcher zwischen den Schiffen der in der Bocche veranker ten Escadre den Avisodienst versieht, begegnete in der Nacht auf Dienstag einem größeren Trabakel, welches bei Annäherung des Dampfers plötzlich den Kurs änderte und dadurch Verdacht erregte. Der . Dampfer machte sich sofort auf seine Verfolgung auf, welche Dank dem auf Bord seit Kurzem in Verwendung stehenden elektrisch.-» Beleuchtungs-Ap parate von Erfolg gekrönt war. Das Trabakel war ein italienisches Fahrzeug und soll aus Venedig aus gelaufen sein. Seine Ladung bestand aus Lebens mitteln und drei im untersten Schiffsräume verbor genen großen Kisten, welche 240 neue Martini-Ge wehre, englisches Fabrikat, enthielten. Die Be mannung des Trabakels (6 Italiener) wurde ver haftet und, wie auch das Schiff, vorläufig nach Castelnuovo gebracht. Aus Zara schreibt die „Narodni Listy": Die Truppen in der Krivoscie sind gegenwärtig haupt sächlich auf die Befestigung der gewonnenen Positio nen bedacht, daher werden fortwährend Befestigungs materialien, Proviant und sonstige Bedürfnisse von der Küste in die Krivoscie transportirt. Die Trans porte gehen ungehindert, wie im tiefsten Frieden. Aus Stolac wird die Verhaftung einiger gegen die Ordnung und Sicherheit agitirender Individuen signalisirt. Dank der hervorragenden früheren Führer der Jnsurrection gegen die Türken im Jahre 1876, Bogdon, Zimonics, Verdar und Grga, hält sich der Bezirk Gaczko vollständig friedlich. Frankreich. Gambetta forderte brieflich seine Freunde auf, dem Ministerium keine Opposition zu machen, sondern dessen Bemühungen zu unterstützen. Ueber den Nihilisten Peter Lavrow, welcher aus Frankreich ausgewiesen ist, wird Folgendes berichtet: Lavrow mag sechzig Jahre alt sein und stellt so ziemlich den Typus des alten Professors dar. Er gab Sprachstunden und wurde von der Verlags handlung Hochette als Uebersetzer beschäftigt. Bis vor wenigen Monaten pflegte er sich allabendlich mit dem Oberst Sokolow in einem Kaffeehause des Quartier latin einzufinden, wo er seinen Landsleuten Stelldichein gab und ihnen Stellen zu verschaffen suchte. „Vater Lavrow," wie man ihn zu nennen pflegte, begnügte sich jedoch nicht damit, seinen Lands leuten als Stellenvermittler zu dienen. Er hatte früher als Artillerieoberst in der kaiserlichen Acade mie zu Petersburg Vorträge über die Kriegskunst gehalten, sich aber auch mV Philosophie und Politik befaßt und war, nachdem er sich dem Verbände der Nihilisten angeschlossen, gezwungen worden, Rußland zu verlassen. Aus der Verbannung fuhr er fort, die nihilistische Bewegung zu leiten. Er war mit den exaltirtesteu französischen Umsturzmännern be freundet und naym unter der Commune thätigen Antheil an der Verlheidigung eines in die Hände der Aufständischen gefallenen Forts. Wenn Peter Lavrow sich so lange auf französischem Gebiet zu behaupten vermochte, so verdankte er dies seinen geordneten Vermögensverhältnissen, namentlich aber dem Schutze Iwan Turgeniew's, der ihn mehrmals durch seine Beziehungen aus schlimmen Lagen rettete. Man wußte schon längst, daß er Correspondent der „Narodnaja Wolja" (der Volkswille) war; aber was für seine Ausweisung den Ausschlag gab, das war sein Eifer für das Zustandekommen des „Rothen Kreuzes des Volksmillen." England. Der amtliche Ausweis über die im abgelaufenen Monat in Irland begangenen Agrarverbrechen steht nicht ganz im Einklänge mit der Versicherung der Regierung, daß die Zustände auf der grünen Insel Symptome der Besserung zeigen. Dis Zahl der agrarischen Gewrltthaten im Januar betrug 479, oder 31 mehr als im enlsprecyenden Monat von 1881. Allerdings figuriren in der Liste der Agrar- verbrechen 290 Drohbriefe, denen k.ine große Be- l deutung beigemessen wird; aber außerdem wurden drei Morde, acht Mordversuche, 30 Brandstiftungen und 21 Angriffe auf Häuser verübt. Dieser Aus weis wird den Gegnern der Regierung die Hand habe zu neuen Anfeindungen liefern. Russland. Die Aerzte constatiren nach dem im „Regierungs boten" veröffentlichten Bulletin keine Besserung in dem Zustande der Großfürstin Maria Paulowna. Der mittelst Opiums erzeugte Schlaf hielt bis 6 Uhr abends an. Die Nacht verlief schlaflos. Tem- paratur 39,6 Grad; Pulsschläge 108 bis 120.' Der Appetit ist mangelhaft, die Schwäche hat zugenommen. Griechenland. Ein Unglückstag war für König Georg der vergangene Sonnabend im buchstäblichen Sinne des Wortes. Zweimal entging er an demselben Tage der Gefahr, zerschmettert zu werden. Zuerst im Eisenbahntrain, der gegen Morgen nach dem Piräus abgelassen wurde. Es fehlte wenig daran, so wäre derselbe mit einem großen massiven Wasserreservoir in Collision gerathen; der Maschinist, welcher die Gefahr zum Glück bemerkt hatte, brachte die Ma schine noch zur rechten Zeit zum Stehen. Gleich daraus begab sich König Georg auf einer kleinen Dampsjacht an Bord eines dänischen Kriegsschiffes, das im Hafen seit einiger Zeit vor Anker liegt. Bei seiner Rückkehr halte er den Fuß nicht sobald auf den Qai gesetzt, als der überheizte Dampfkessel platzte und mehre Insassen schwer verletzte. Wäre die Katastrophe einige Minuten früher erfolgt, so wäre ihr der König sicherlich zum Opfer gefallen. Er kann sich als doppelt gerettet betrachten. Aus dem Muldenthale. "Waldenburg, 15. Februar. Es wurden gestern auf dem Markte von durchreisenden Männern die langen Nöhrenfrüchte einer ausländischen Pflanze gegen verschiedene Krankheiten feilgebolen. Da diese Früchte vielen Abgang gesunden, doch verschiedene Meinung über deren Wirkung herrscht, so erwähnen wir, daß es dis Früchte einer Cassiaart sind. Es giebt viele Arten von Cassien, welche meist Sträu cher oder Kräuter im tropischen Asien, Afrika und Amerika sind mit paarig gefiederten Blättern, achsel ständigen Blüthenrispen mit gelben Blüthen und stil runden oder flach zusammengedrückten, holzigen, lederarligen oder häutigen, einfächerigen oder durch Querwände mehr- oder vielfächerigen, zuweilen mit Mus gefüllten, mehr- oder vielsamigen Hülsenfrüch ten. Eme in der Türkei, in Aegypten und am Senegal als ein Specificum gegen die ägyptische Augenentzündung im Gebrauch stehende Art ist die Oassia H)8U8 (Chichonpflanze, Chichim). Gegen Krätze, Flechten u. s. w. wird in den Tropen ländern die 6a88ia, niat» benutzt (in Westindien und Südamerika). Tue hier feilgeboienen Früchte sind diejenigen der Nöhrenkassie (Oa88m I^trüa). Sie ist ein kurzstämmiger, 6—12 Meter hoher, in Indien heimischer, in Aegypten, Südamerika und Westindien kultivirter Baum mit 60 Centimeler langen Blülhenlrauben mit großen goldgelben, sehr wohlriechenden Blüthen und 30—60 Centimeler langen stabförmigen, schwarzbraunen, mehrfücherigen Früchten. Die Fächer, in welchen ein pialtgedrück- ler, glänzend gelber Samenkern sitzt, werden durch feine, 3-4 mm. entfernt sichende Qusrhäulchen