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Elbebtatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. 37. Dienstag, den 13. September 1853» Zur Nachricht. Das wird auch in dem mit Nr. 40 beginnenden neuen Abonnement sowohl nach Form als Inhalt seine bisherige Tendenz um so mehr festhalten, als die Re daction in den ihr mannichsach gewordenen Beweisen der Zustimmung, sowie nicht minder in der in dem verwichenen Quartale ansehnlich gewachsenen Abonnentenzahl eine sehr er- muthigende Aufforderung dazu findet. Indem wir hiermit auf das neue Abonnement auf merksam machen, bemerken wir, daß auf das nächste Quartal sowohl hier bei uns in Riesa, und in Strehla bei Herrn Schuhmachermeister Lippert, als auch bei allen K. Postämtern und Postexpeditionen Bestellungen bewerkstelligt werden können. - Inserate welche in dem Elbeblatte eine weite Verbreitung finden, berechnen wir die Spaltzeile mit 7 Pfennigen. Die türkisch - russische Frage. IV. Die türkisch- russische Streitfrage ist durch den Umstand, daß die Pforte den Wiener Vergleichs vorschlagen die unbedingte Zustimmung verweigert hat, abermals an einen neuen und, wie man sich sagen muß, sehr bedenklichen Wendepunkt angckom- men, denn es schwankt, wic vor wenigen Monaten, die Wagschale zwischen Krieg und Frieden aber mals unruhig hin und her. Demjenigen, welcher nicht Zeit bat, sich ganz genau um die politische« Händel der Großstaaten zu bekümmern, wird es dabei befremdlich erschei nen, daß bis vor Kurzem die Beilegung der orien talischen Frage mit großer Zuversichtlichkeit ver kündet wurde, während eS sich doch jetzt zeigt, daß noch viele und sehr große Schwierigkeiten zu überwinden sind. Eine absichtliche Täuschung der Völker durch die Diplomatie anzunehmcn, entbehrt jeder Begründung, cs lassen sich aber Umstände auffinden, welche die fragliche Erscheinung auch sonst erklären. Wenn man gerecht sein will — und mau soll ja selbst dem Gegner Gerechtigkeit nicht versagen —, so wrid man "zugestehen müssen, daß die tür kisch- russische Frage eigentlich erst durch die Haltung der westeuropäischen Großmächte zu der gegen wärtigen bedenklichen Höhe der Gefährlichkeit ge steigert worden ist. Hätten Enlgand, Frankreich und Oesterreich gleich anfangs als Rußland mit seinen Forderungen hervortrat, der Pforten regierung den Rath gegeben, Rußland zu Willen zu sein, dieselbe würde sich damals mit Resigna tion in das Unvermeidliche gefügt haben. Aber man weiß, daß England zu offenem Widerstande reizte, daß Frankreich wegen des heiligen Grabes mit Rußland in Spannung war und das Oester reich sich freie Hand zum Handeln behalten hatten. Als endlich die vereinigten Geschwader Englands und Frankreichs 50 Stunden vor Konstantinopel in der Besikabai sich vor Anker legten, mußte die Pfortenregierung glauben, bei ihrem Widerstande gegen Rußlands Forderungen die Zustimmung der westlichen Mächte für fich zu haben, und cs war nicht zu verwundern, daß sie nun auch aus dem betretenen Wege consequent vorwärts ging. Plötzlich jedoch änderte sich in den Kabineten von Lodon, Paris und Wien die Auffaffungsweise der Frage. Die schreckliche Möglichkeit eines eu ropäischen Krieges trat immer näher, die Vorbo, ten desselben machten sich schon im Handel und Wandel bemerkbar und die allgemeine Stimmung in Europa war gegen einen Krieg im Oriente. Man neigte sich daher in den diplomatischen Kreisen immer mehr der Ansicht zu, daß der Friede um jeden Preis erhalten werde» müsse, und cS han delte sich zunächst nur darum, eine angemessene Form zu finden, in welcher, ohne die Eigenliebe der Pforte zu verletzen, den Forderungen Ruß lands Genüge geleistet werden könne. Als diese Form vermeintlich in dem Wiener Notenentwurf gefunden war nnd als namentlich der Ezar dem selben seine Zustimmung zugesagt hatte, glaubte man alle nothwendigen Voraussetzungen in den Händen zu haben, eine Beilegung der obschwe- bendeu Differenzen annehmen zu dürfen. Daß die Pforte es aber in ihrer nun hilflosen Lage wagen würde, dem vereinigten Andringen von Rußland und den westeuropäischen Mächten zu widerstehen, konnte man nickt für möglich halten, und so war es in der Thal nicht ohne Grund, wenn man vor den von der Pforte in dem Wie ner Notenentwurfe angebrachten Modifikationen