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- st 20. Jahrgang Freitag» äen 15. Mai 1925 Nr. 112 er st Ln: angen -H > «. Arar m ten üe IS ! .- ».UL«. me! öarthel. sti ivkll tspie!. B -i veutsthlan-s Verfehlungen. Tvs Memorandum, das den Entwurf der englischen Antwortnote begleitet, soll sich, wie der diplomatische Berichterstatter des „Tally Telegraph" erklärt, ziemlich eingehend mit den 'von der Kommission „festgestellten" Verfehlungen Deutschlands beschäftigen. Die Meinun gen gehen jedoch 'hierüber darin auseinander, wie lange es dauern 'werde, bis Deutschland seine Verpflichtungen erfüllen werde. Augenscheinlich liegen hierüber aus Berlin recht 'offene Nachrichten vor. Die Fortschaffung der schweren Geschütze aus Königsberg und ähnliche Maßnahmen mögen die Anzeichen guten Willens bestä tigen. Obwohl die 'Zahl der nicht auf friedliche Pro duktion umgestellten ehemaligen Munitionsfabriken nur gering ist, werden wahrscheinlich weitgehende Zerstörun gen wichtigen Materials verlangt werden. ES sei jedoch zU berücksichtigen, daß solwe Forderungen zum Teil der Zustimmung des Reichstages bedürfen. Zweifellos bildet noch die wichtigste Frage die Ent militarisierung der Schutzpolizei Man hegt noch Zwei fel, daß der darauf bezügliche Vorschlag der deutschen Regierung die Alliierten 'zufrieden stellen werde. Es kommen hier einige Schwierigkeiten in der Personalfrage hinzu. Man weist darauf hin, daß, obgleich, nur eine beschränkte Anzahl ehemaliger Offiziere weiter aktiv beschäftigt werden darf, die Rangliste der Offiziere der Reichswehr jetzt ebenso 'groß sei wie vor dem Kriege bet der damals viel größeren Armee. (Anm. d. Red.: Die ses Argument ist 'vollkommen unverständlich!. DisNang- liste der Reichswehr, die in jeder Buchhandlung zu kau fen ist, zählt sämtliche 4000 Offiziere des Heeres auf, die nach dem Abkommen von Spa 1920 gehalten wer den dürfen. Tas Friedenshger von 1914 uwfaßte aber Mindestens 20 000 Offiziere.) ' In der Sicherheitsfrage soll nach dem! „Matin" die Von Briand vorgeschlagene Note folgende Argumente entwickeln: Dis friedlich gesinnte französische Regie rung weigert sich keineswegs, den regionalen Sicherheits pakt anzunehmen, der ohne zeitliche Beschränkung je den Krieg zwischen Frankreich und Deutschland auS- schließt. Das Angebot des Berliner Kabinetts wird al- ernst und aufrichtig bezeichnet; doch! dürfe der Rhein dadurch, daß er eine solide und dauerhafte Grenz« des! französischen Gebietes geworden ist, nicht auch zu glei cher Zeit eine Barriere werden, die Frankreich darin be hindert, in Europa einzugreifen, wenn seine Alliierten in Gefahr sind oder wenn Verträge verletzt werden. Diese Einstellung trage nicht den Charakter der Vorbe dingung, aber sie habe zum Ziele, 1. den Pakt mit den Verträgen in Einklang 'zu bringen, da er nur einen Zu satzvertrag zu den 'Verträgen darstellen könne, und 2'. die Alliierten Frankreichs in Mittel- und Osteuropa voll kommen zu beruhigen; sie dürften nicht das Gefühl ha ben, daß Frankreich, Nachdem seine eigene Sicherheit gewährleistet sei, nun Deutschland freie Hand in Ost europa lassen werde. Außerdem erklärt der Artikel noch, daß Deutschland nicht in den Völkerbund eintreten könne, solange es, wie es durch die Verlängerung der Besetzung der Kölner Zone bewiesen werde, sich in denk Zustande der Verfehlungen befinde, baß also wahrschein lich nicht vor dem kommenden Jahve die Verhandlun gen über den Sicherheit-Pakt praktisch verwirklicht wer den könnten. ' i < ' Nöln sott erst in 8 bis 12 Monaten geräumt weräen. Der Entwurf der französischen Entwaffnung,not«. Paris, 13. Mai. Im gestrigen französischen Mi nisterrar verlas der Außenminister Briand die Note) welche als Antwort auf die deutschem Sicherheit-Vor schläge abgesandt werden soll, ferner die Note» die sich auf die angeblichen 'Verfehlungen Deutschlands in der Abrüstung bezieht. Die erstgenannte Note wird den Alliierten übermittelt werden, bis zweite der Botschaft terkonferenz, die, wie nun endgültig feststeht, am Frei tag zusammentreten wird. Der Ministerrat billigte beide Noten. ' '!>'!!-!!! i I! ! Ter „Newhork Herald" behauptet, daß die Kölner Zone noch acht bis zwölf Monate besetzt bleiben würde. Tie Botschafterkonferenz würde 'am Freitag eine energi sche Note an die Reichsregierung äbsenden, worin erklärt wird, daß Köln erst geräumt werden könne, ivenn die „zahlreichen Verfehlungen" gegenüber den Abrüstungs bestimmungen des Versailler Vertrages aus der Welt geschasst wären. ' ' ! . . st!' ' - Hindenburg an den Reichstag Ministerpräsident Vrauir bei Hindenburg. illk. bleibe, die unsere Ost-- und Westmark an den Körper des Deutschen Reiches kettet." Um 12 Uhr erschienen als Abordnung der Wehr macht des 'Reiches Dr. Geßler mit seinem Adjutanten, der Chef der Heere'sl-itun - General der Infanterie von Seeckt mit dem Chef des Stabes Generalmajor Ritter v. Haack, und der Chef der Marineleitung Admiral Zen ker mit dem Ches des Stabes Kapitän z. S. Förster. Reich-Wehrminister Dr. Geßler sprach dem Reichspräsi denten die Glückwünsche der Wehrmacht und das Gelöb nis treuester Pflichterfüllung aus. Der Reichspräsident antwortete hierauf: ' „Wehmut und Stolz erfüllen mein altes Sol- datenherz, wenn ich in Ihnen, meine Herren, die Ver treter der heutigen deutschen Wehrmacht begrüße. Ich brauche Ihnen Wohl nicht zu sagen, mit wie großer innerer Anteilnahme ich in den Jahren meiner stillen Zurückae'ogenheit die schwere und hingebende Arbeit verfolgt habe, die Sie unter den schwierigsten Verhält nissen geleistet haben. Mit stolzer Genugruung dürfen Sie auf Ihr Werk blicken. Die "leine deutsche Wehr macht steht heute, unberührt von den Kämpfen der Parteien und politischen Meinungen, aufrecht da. Sie wird aetragen von dem Gefühl der Verpflichtung ge genüber der großen Tradition unseres alten Volks heeres. Möge es Ihnen auch weiterhin gelingen, aus der deutschen Reichswehr das wirksame Instru ment ehrlichen Friedenswillens zu machen, das sie allein sein soll. Meiner Ihres Oberbefehlshabers.. Nuwrstütznng dürfen Sie hei diesen Bestrebungen stets gewiß sein." Namens der Deutschen Reichsbahngesellschaft spra chen der stelloertretende Generaldirektor, Staatssekre tär a. D. Stieler und die Direktoren Vogt und Kumbier ehrerbietigste Grüße und Glückwünsche für die deutschen Eisenbahner aus. Staatssekretär a. D. Stieler wies auf die schmierige Lage der deutschen Eisenbahnen hin, die einen großen Teil der Lasten des FriedenSvertmges zu tragen und somit neben der nationalen auch eine wirt schaftliche Aufgabe zu lösen haben. Er versicherte, daß jeder deutsche Eisenbahner sich bewußt sei, daß er in Erfüllung seiner Pflichr alle seine Kräfte für das Va terland einzusetzen habe. Der Reichspräsident erwiderte, er hoffe, daß es der Reichsbahn gelingen werde, die doppelte Aufgabe zu erfüllen, große Erträge zur Erfüllung unserer interna tionalen Verpflichtungen herauszunrbeiten, dabei aber gleichzeitig unsere schwer darniederliegende Wirtschaft zu fördern. ' ' ' UM 12i/e Nhr empfing der Reichspräsident den Prä sidenten der Reichsbank Dr. Schacht, mit dem Vize präsidenten Kausfmanu und dem Geheimrat Dr. von Grimm. Dr. Schacht sprach namens der Reichsbank und aller ihrer Beamten und Angestellten dein Reichs- poäsideulen herzlichste Glückwünsche aus und gab zugleich die Versicherung ab, daß die Reichsbank und alle, die ihr dienen, wie früher, auch künftig bestrebt sein werden, mit allen Kräften der deutschen Wirtschaft und damct dem Paterlande zu nützen. Ihm erwiderte der Reichs präsident mit folgenden Worten: „Auf Ihnen, meine Herren, ruht eine ganz be-j sondere Verantwortung, die Ausgabe, unser Volk und unsere Wirtschaft nor neuem schweren Währungselend, zu behüten, unter dem wir vor zwei Jahren fast zu-! sammenbrachen. Ich weiß, daß auch Sie bei Ihren Maßnahmen vielfach von den Bindungen abhängig! sind, die wir noch dem Kriegsausgange auf uns neh-! men mußten. Möge es Ihnen trotzdem gelingen, die Reichsbank wieder zu der festen Grundlage unse» res Wirtschaftslebens zu machen, die es dem ehrlichen Streben aller in der deutschen Produktion tätigen Stellen möglich macht, unseren: schwer ringenden Volk zu neuer Blüte zu verhelfen." Später sprach der Oberpräsident der Provinz Bran denburg Dr. Muter dem Reichspräsidenten die Grüße und Glückwünsche der Bewohner der Provinz Branden burg aüst Drr Reichspräsident erwiderte mit der Bitte, der ganzen 'Proviwz und ihren treuen Bewohnern herz lichsten Dank 'zu sagen für die mancherlei Kundgebungen der Zuneigung und des Vertrauens, die er in den letzten Tagen erfahren habe. Sein langes Soldatenleben habe ihn oft mit den Söhnen dieses Kernlande» deS preußi- schen Staates und damit de» Deutschen Reich««' zusam- mengebrachr. und überall habe er ihr aufrechte- Wesen Reichspräsident v. Hindenburg empfing am Mitt woch zuerst das Präsidium des Reichstages, den Präsi denten P iße, den Vizepräsidenten Dr. Bell und den -«lzepräsi-enten Graes-Thüringen; Vizepräsident Dr. , Nießev ließ sich wegen Krankheit entschuldigen. § Präsident Lobe sprach Hamens des Präsidiums! Ws Reichstages dem Reichspräsidenten st u fr rüstige Glückwüu- ' ich« für seine Amtsführung aus und berichtete über die Geschäftslage des Reichstages:,'der Reichstag sei zurzeit in sachlicher st eit mit wichtigen BeratungSgcgenstäu- deu, wie Auoa.stui g, Steuerreform, Finanzausgleich besaßt; er hoffe, daß. seine Entscheidungen in diesen tieseingreifenden und wichtigen 'Fragen dem deutschen Volke zum Wohle gereichen mögen. Ter Reichspräsident erwiderte hierauf: „Meine sehr geehrten Herren! Ich. freue mich, nach unserem gestrigen Zusammensein Sie heute buch bei mir begrüßen zu können. Ich. gebe der Hoffnung Ausdruck, daß diese Begegnung der Anfang einer durch keine Mißverständnisse getrübten, ' vertrauensvollen Zusammenarbeit sein wird. Wie ich über das Per-' hältnis von. Reichspräsident und Reichstag denke, habe ich gestern ausgesprochen. Ich bin mir bewußt, daß gerade in einer Republik die Würde und das Ansehen j der Nation in hohem Maße in die Hände des Parla ment? gelegt ist. Tas Ausland wird uns um so mehr Achtung Zollen, ie mehr wir selbst in unserem ganzen Unstetsten die S-Ibstachtung vineS aufrechten und fto- ,-en Volles bewähren. Helfen Sie hierzu mit, meine Herren!" i Um 11 Uhr empfing der Reichspräsident als Ver tretung des Neichsrats den Preußischen Staatssekretär Tr. Weidmann, den Bayrischen Gesandten Dr. v. Pre- eer und den Gesandten Braunschweigs und Anhalts/ Boden. Staatssekretär Weismann übermittelte in einer Ansprache namens des gesamten Neichsrats dem Reichs präsidenten herzliche Glückwünsche und gab der Hoffnung Ausdruck, daß es dem Reichspräsidenten vergönnt sein m 'ge, an der Spitze des Deutschen Reiches Einigkeit, Wohlfahrt - ud Wiederaufbau des deutschen Volkes zur höchsten Entfaltung zu bringen. Der Reichspräsident antwortete hierauf mit 'folgender Ansprache: „Ich freue mich, meine Herren, in Ihnen die Ver treter derjenigen Stelle 'unseres Vcrfassungslebens be grüßen zu können, der in ihre in! Toppelcharakter als Organ des Reiches und als Vertretung der Länder eine besonders wichtige Aufgabe 'obliegt. Tor Reichsrat, der für die Länder an der Gesetzgebung und Verwaltung des Reiches teilzunehmen hat, bildet so das or- "rische Verbindungsglied zwischen Reich und Länder!- Lom reichen Eigenleben der deutschem Länder haben wir ein I gures Teil der Vielgestaltigkeit und Fruchtbarkeit der ' geistigen und wirtschaftlichen Entwicklung unseres Vol kes zu danken. Wir würden die besten Quellen unse rer Kultur verstopfen, wenn wir gewaltsam an der Selbständigkeit der Ländev rütteln wollten. Sie dür fe» überzeugt sein, daß ich es mir stets zur Aufgabe machen werde, die berechtigten Eigenarten der einzel nen deutschen Länder zu schonen und ihre Wünsche und Bedürfnisse nach Kräften zu fördern." Alsdann erschien beim Reichspräsidenten als Ver- I tveter der Preußischen Staatsregierung Minister-Präs,- I oent Braun, der von Staatssekretär Dr. Weismann be- I gleitet war, und sprach namens des Preußischen Staats- I Ministeriums dem Reichspräsidenten die Glückwünsche I Preußens und die Erwartung aus, daß das bisherige I vertrauensvoll'' Verhältnis zwischen dem Relchsober- I Haupt und Preußen auch in Zukunft seine Fortsetzung I finden werbe im Interesse des Gedeihens des ganzen I Reiches. Der Reichspräsident erwiderie darauf: I „Ich danke Ihnen, weine Herren, daß Tie sich der M llie unterzogen haben, mir bei Antritt meines Am te? in Berlin, das ja nicht nur Reichshauptstadt, son dern auch, Hauptstadt Preußens ist, einen Willkom- - mensgruß zu entbieten. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie innig ich mich persönlich mit unserem al- I ten Preußen verbunden fühle. Möge es Ihrer Arbeit heschieden sein, betreu den großen Nebsrlteferungen des preußischen Staates, den besonderen Pflichten , Preußens innerhalb beS Deutschen Reiches gerecht zu werden, damit Preußen weiterhin die feste Klammer und ihre Ardesisrmkeit schätzen gelernt. o,st«U»»a«u »»»««» »I« ^u»!ra,«r HWM M p»Mz«U« f», «u» Mu, im» I>^s fük^u,w«'ttge»I«postanaaU«n MW» MM MV W- M MV AM MM IW UMM MV MM MV Um«,,«»» « au— /MAbrAbr für vvv LWA-ZL L.»sea-N«,«, gag.twtt gue.rzgetirge. Enthalten- Sir amtlichen Srkanntmachungen -trs Nates -er Sta-t UN- -es Amtsgerichts Mr. p»gw«<r.-»mor ftmt Leipzig Ne.,»»»