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Allkchal-Mllug. Lokalblatt für Uue, Auerhammer, Zelle KlSfterlein, Nieder- u. Okerpfannenftiel, Lauter, Bockau, B-rn-bach, Bey-rf-ld, Sachsenfeld, Aschorlan «nd di- Umliegenden Ortschaften. Mt S issvstrirtev Aeidttttern: Inserat« Aentfches AamittenStatt, K«te Krister, der S-itspteget. bei Wiederholungen hohn «aLat. ' mit Bringerlohn 1 »k. L« Berantwortlicher Redakteur: G«U »«gemelfte» in »u« (Erzgebirge). ^neb^BW-llun-^a^'^^ durch di. Post 1«. LS M. Redaktion u. tkrp.di.ion - «N«, Marktstrg«.. an. Na. 141. Sonntag, lden 27. November 1892. 5. Jahrgang. Bestellungen auf di« VW-Auerthac-Deitung MU (No. SS5 der Zeitung-prei-liste) für Monat Deermder wech« in 'der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus- ttägern de« Blatte-, sowie den Lendbriesträgern jederzeit gern «ngenommen. grpedition der „ Iuertyal-Zeituvg," BiraU Der Schutz unserer Grenzen. Bei der verathung der Militärvorlage im Reichstage ist r« wirklich an der Zeit, der gewaltigen Rüstungen unser« Nachbarstaaten zu gedenken. Die Franzosen haben ihre Ostgrenze mehr und mehr mit Truppen gedeckt, nach jedem einen Schritt Deutsch land« in dieser Richtung thaten sie deren zwei. Zm Reich»lande Elsaß-Lothringen stand ursprünglkh nur ein einz^i« deutsche- Armeecorps; es war also v»n unserer Seite ursprünglich in klarer Weise dargelegt, daß wir we der einen Angriff gegen Frankreich planten, noch einen Angriff von Frankreich erwarteten. Von deutscher Seite tag hierin eine BertrauenSkundgebung gegen die Franzose«, di« von jenen leider ganz unbeachtet blieb. Nach der Re organisation der durch den Krieg total zerrütteten Armee begann die Pariser Militärverwaltung Regiment auf Re giment gegen die deutsche Grenze zu werfen, und Deutsch- land konnte nicht müßig bleiben. Der Boulangersche Schwindel freilich kam wenig in Betracht, aber nach Bou langer And Männer an dir Spitze der Heeresverwaltung getreten, die geräuschlos aber unermüdlich arbeiten. All mählich schwoll nach dem franzöüschen Vorgänge da deutsche Armeecorps in Elsatz-Lothringen dermaßen an, daß daraus unter Hinzuziehung einiger neugebildeter Ca- dre«, zwei hSllig neu« Armeecorps gebildet wurden, «von, »eichen ha» «ine Straßburg das andere Metz al« Haupt quartier hat. Li« französischen Truppen an unseren Grenzen find an Zahl noch immer stärker, at« die ihnen gegenüberstehendcn deutschen wenn sie auch die Thrilung (Nachdruck verbot«.) Jeuilleton. Die Armen der Millionenstadt. Tin Berliner Roman aus der Gegenwart von M. Palfy. ' (Fortsetzung.) Hätte sie nur auf das geringste Hinderniß gestoßen» sie wär« im Stande gewesen, sich selbst den Pferd«» entgegen zu werfen und die Aristokratin auf offener Straße zu zwingen, ihr Rede zu stehen. Aber Niemand hielt ihr« eilig dahinglritende Gestalt auf- Die Equipage fuhr in schlankem Trab« durch di« ganze, fast menschenleere Bthrenstraß« und machte, in der Oll- h«lmft>aße qngrkommen, eine rasch« Schwenkung nach recht«, wo die Linden sich dehnten. Ueber Mari« kam e» wie «ine Erleuchtung, und sie be griff mit einem Schlage, daß jener prächtige Palast ans Rand« der Linden, her st« mit einer so geheinnißvollen Neugier erfüllt hatte, auch der Wohnsitz der lange Gesuch ten sei. Sie eilt« noch rascher vorwärts, und al« der wagen hielt und Z« Portier dienstestrig herbeieilte, stand st« auf, der Straßenseite hochaufgerichtrt hinter dem Schlage. Irisch erhob sich mit einer leichten, anmuthigen Bewegung, «m «M,Helgen. Da siel Hr Blick auf die dunkle, ärmliche Gestalt der harrrnden Frau, neben dem Wagen, deren Augen mit einer wilden -Gier an ihrem Antlitz hingen, und ein lähmende« Entsetzen kroch mit Eiseskälte durch ihr« Adern. Sie i ihre- hart an der Grenz« stehenden übermäßig starken sechsten Armeekorps vermieden haben. Dieselbe soll aber ,1m nächsten Frühjahr erfolgen und es werden dann vor- I au-sichtlich noch weitere Regimenter zur Grenze geschickt «erden. Immerhin hat aber di« Lage der Dinge im Westen trotz der numerischen Ueberzahl der unmittelbar an der Grenze stehenden französischen Truppen nicht- direkt Bedrohliche- und wir können mit Ruhe der Zukunft ent- gegensehen. wie liegen nun di« Dinge im Osten? Rußland hat gegen Deutschland und Oesterreich-Ungarn und da- beiden Staaten befreundete Ru änien eine ganz coloffal« Grenz linie zu behaupten. Zn diesem gewaltigen Raum geht ein« ungeheure Zahl von Soldaten hinein, und auch hier an muß man denken, wenn man Meldung aus Meldung hört, wie der russische KrtegSminlster immer neue Batail lone und Schwadronen gegen dir Grenzen vorschickt. Die russische Grenze ist von Kosacken-Picket- förmlich umzäunt und bei einer plötzlichen Kriegserklärung möchten wohl eine Anzahl deutscher Bezirke dies« wenig liebenswürdigen und sehr raublustigen Gäste kennen lernen, doch würde hoffentlich der Besuch nur ein recht kurzer sein. WaS steht nun hinter den Kosacken? Eine genaue Feststellung der russischen Streitkräfte in den Grenzbrzirken ist nicht leicht, weiß doch die Petersburger Militärleitung mitunter selbst nicht, wo die Regimenter 4» suchen find. Bei den Eholeraunruhen hat man indessen gesehen, daß die Gar nisonen im Innern, selbst in großen Städten, außeror dentlich schwach sind. Wenn Crawalle au-brachen, konnte man den Tumultuanten in der Regel nur kleine Kosacken- PicketS entgeg n stellen, die nicht- ausrichten konnten. Aus «eite Entferneungen mußten dann Truppen in die bedroh ten Gebiete mit Extrazügen befördert «erden. Daraus kann sicher gefolgert «erden, daß um so mehr Soldaten an der Grenze vereinigt sind, sogar daß der »eit über wiegende Theil der russischen Soldaten dort coneentrirk ist. Zm Reichstage hat der Reichskanzler Graf Caprivi bei Brrathung der letzten Militärvorlage selbst daraus hin- ,gewiesen, daß man keinen Anlaß habe, den Truppenan häufungen tu den russischen Grenzbezirken eine an Besorg- niß streifend Beachtung zu schenken. So groß die hier in Betracht kommenden Truppenmaflen seien, so umfang reich sei auch da- in Frage stehende Gebiet de- russischen ! Reiche-. Erst nach dieser Rede trat die große Hanger-- noth in Rußland ein, welche bekanntlich abermals den Ausgangspunkt von neuen Truppenverschiebnugen bildete, ob mit Recht oder Unrecht, bleibe dahingestellt, denn trotz aller Geldnvth im Reiche hat die Petersburger Regierung doch noch immer für die Soldaten die nöthigen Baarmit tel aufgetrieben. Mochten die Nothleidenden in den Hun gerbezirken sterben, da- Getreide in verschiedenen Bahnsta tionen verderben, wenn nur für die Arme« Geld da war, und wenn die Truppendislccativnen auf der Eisenbahn vorgenommen werten konnten. Von Bedeutung wäre e« nun, zu hören, wie heut« die Dinge in den russischen Grenzbezirken stehen, ob auch heut« die deutschen Batail lone und Schwadronen den moskowitischen gewachsen sind. Auf der Wcstgrenzc kann eine Ueberfluthuqg deutschen BodenS durch die Feinde nicht so leicht etntrete» aber eine Ueberschwemmung mit Kosacken im Osten ist näher liegend und gerade an deren Besuch wird den Bewohnern der dortigen deutschen Bezirke ganz verzweifelt wenig ge legen sein. Zur Militärvorlage. Al- man den Lärm über die neue Militärvorlage Hirt« meinte man, daß ihr Schicksal und da- des Reichskanz ler- bereit- besiegelt sei. Seit der Erklärung der Vor lage durch den Reichskanzler im Reichstage beginnt sich die Situation auszuklären. Au» dem Zentrum, da» die Entscheidung in den Händen hat und vor vierzehn Lagen noch die Lärmtrommel schlug, kommen sanftere Töne, die erwarten lassen, daß ein Teil der Partei de- Wortbruchs, — wie es Herr Vollmar nannte — abschwenken und zu sammen mit den Konservativen und Nationalliberalen die Vortage aufs Trockene bringen wird. Der Zentrmn-füh« rer Lieber, der vor vier Wochen triumphierend au«ri«f: „Ein Fuch- geht nicht zum zweiten Male in di« Faste", hat sich jetzt darauf besonnen, daß da» Zentrum «eit höhere Znteressen, als Militärfragen, zu vertreten hat. Welches Lockmittel mag wohl dem schlauen Fuchs gezeigt worden sein, sodaß er sich -höherer Znteressen" »egen zum zweiten Male „der Falle" nähert? Der Lärm, der sich anfang- wegen der Mllitirvotlag« erhob, ist auf da» „geheime Verfahren" Caprivi» zurück ¬ schwankte und stieß «inen Schrei au«, während ihr Gesicht den Ausdruck leidenschaftlicher Furcht annahm. „Verloren I" rief r» in ihrem Herzen, denn sie wußte auf der Stelle, daß e» nur ein« Einzige auf der Welt gab, di« sie mit so unheimlicher Zähigkeit au-ivrschen konnte. Die Mutter, welche sie beraubt hatte, «ar gekommen, um ihren Sohn zurückzufordern. Aber Zrma liebte da- Kind. Verlor sie «» wieder, so ivar auch sie verloren. Und so entschloß sie sich in dem selben Augen blick-, sein«,» Besitz bi« auf» Arußerste zu vrrtheidigen. Auch Frau Vittmann stieß «inen Schrei au-, al» sie sich am Ziele sah, aber er klang nicht, al» ob di« Furcht ihn «ntpreßt hätte, sondern wie der heisere, wilde Schrei des RaubthiereS, da» sich endlich seiner Beute sicher sieht. Die Gräfin eilte in'» Hau», ihr Gesicht verzweiflung-voll mit der Hand beschattend. Nur fort um jeden Preis, nur fliehen, um au» dem Bereiche dieser vorwurf-vollen, wilden Augen zu entkommen l Da- war ihr einzige» klare» Gefühl. Sie gab dem Portier Befehl, Nirmandm einzulassen, < upd eilte in fliegender Hast an ihm vorbei. Sie mußte einig« Gtnnden Zeit gewinnen, um zu handeln, da- Kind in Sicherheit zu bringen, seine Spur zu verwischen, sich selbst zu retten vor der drohenden Gefahr. Marie lief mit einem Schrei hinter ihr her, kämpft« verzweiflung-voll mit dem Portier und sucht« sich den Eingang zu erzwingen. Al« die Sachlage bedenklich für st« wurde, denn der Por tier, den der ungleiche Kampf verdroß, rief nach einem Schutzmann, da trat Michalski, der mit widerwärtigem Lächeln den Vorgängen zugesehenhattPhinzu «nd sqßte n» eiserner Faust da- schmale Handgelenk der Frau- IS. Di« Ermordung der Lumpensammlbrtn in der Kaiser-Wilhelmstraße. Marie fuhr herum, den neuen Angreifer abzuwehren, — da sah sie in sein boshaftes, häßliche« Gesicht, in dem die Augen in befriedigter Schadenfreude tückisch glänzten und ein Angstschrei preßt« sich au« ihrer Kehle. Ein kalter Schauer überrann sie — in diesen Augen lauerte der Mord I Sir riß sich los von ihm und entfloh. Mit Entsetzen erkannte sie, daß er ihr doch gefolgt sei, daß er Aste» Pisse, und st« wünschte jetzt lieber ihr Kind todt, al« in seinen Händen zu sehen. Denn daß ihn auch diesmal wieder nur die Niedrigste Habgier leitete, «ar ihr vollständig klar. Aber sie wußte auch sofort, daß sie jetzt um ihr Leben floh- Michal-ki würde sie nicht weiterathmen lassen, nun str da» Geheimniß ergründet hatte. August war auch fest entschlossen, dasselbe allein au»zu- beuten, ihr den Mund zu schließen, noch «hr str irgend Jemandem eine Miltheilung darüber gemacht und sich Bei stand sichern konnte. Wie rin Panther sprang er hinter der Fliehenden her. Marie verbarg sich einmal eine halb« Stund«, einmal eine ganze Stunde lang. Zmmer wieder stöberte er st« aus. Die lautlose, athrmraubende, unheimlich« Hetzjagd ging still durch Straßen, Höfe, Durchgänge. Da ihr Verfolger ihr den Weg nach dem Süden jur Flucht abgeschnitten hatte und sie brsürchttte, baß da» Han», «0 ihre Verwandten wohnten, um di« späte Stund« bereit» verschlossen sein würde, so versuchte Mari«, von de» Ge fühle ihrer Furcht und Htlftostgkeit getrieben, nach der Kaiser-Wilhelmstraße vorzudringen, wo im gemeinsamen Lumpenkeller treue und entschlossene Freund« tfter warteten