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Freitag Nr. "248. S. September 184S ttiplig. Die Z, erftdein- laglichAvend«. Lu b/peoe» durch all« Postämter de« In- und »Utlande«. Deutsche Allgemeine Zeitung Preiü für dar! Bierlel- jabr 2 Tdls. — . MserlionSgebukr für den Raum einer Zell, 2 Ngr. -'Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zur Nachricht. Auf das am l. Oct. 18-15 beginnende neue vierteljährige Abonnement der Deutschen Allgemeinen Zeitung werden bei allen Postämtern und Zeitungsexpeditionen deS In- und Auslandes Bestellungen angenommen. Der Preis beträgt in Sachsen vierteljährlich 2 Thlr., in den übri gen Staaten aber wird derselbe nach Maßgabe der Entfernung von Leipzig erhöht. Ueberblick. Deutschland. -Aue kranken. Gustav-Adolf-Verein-— Das bairische Verbot der Universität Leipzig. 0 Leipzig- Das ConstitutionSfest. — Polizeiwidrigkeit in Heidelberg. "Mams- Zulian Chownitz. ""Jena- Berichtigung. * Gotha. Die Königin Victoria. Preußen. (-t-) Bertin. Der König. Ur. Dethier. Der Protest. Censur. Hr. v. Gloeden- Hr. Hermes. * Berlin. Die Proteste. Oesterreich. Fabrikwesen. Portugal. "Lissabon. Die Septembristen. Die Wahlen. Beförderungen. Nachrichten von Brasilien und Montevideo. Spanten. Ernennungen. Catalonien. Conscriptionsflüchtige- Preßzwang. Großbritannien. Die Conservativen. Die Offiziere aus dem Halbin- selktieg. Die irischen Collegien. Das UcbungSgeschwader. Die Docks in Sheerneß. Der Great Britain. Lejas- Madagaskar. Frankreich. Der Herzog von Nemours. Hr. Guizot. SapeurS-Pom- pierS. Das spanische Kriegsschiff Soberano. Otaheiti. * Paris. Die Bretagner. Schweiz. Freiburg. Preßproceß. Lhurgau. Dänemark. Russische Kriegsschiffe. Stußland und Polen. Riga. Griechische Proselytenmachcrei. Türkei. * Konstantinopel. Der Aufstand in Wan Der Libanon. Der Lscherkessenkrieg. Negppten. "Alexandrien. Die Hunde- Die Baumwolle. Nordamerika. AernteauSsichten. Wissenschaft und «unß. "Leipzig. Theater. Handel und Bnbufkrie. »Leipzig. Börsenbericht. — Berlin. Srnkünbigungen. D e« tschla n L. *ÄUS Franken, l. Scpt. Briefen aus Stuttgart zufolge wird einer der vornehmsten Bcrathungsaegenstände bei der heute beginnenden Generalversammlung des Gustav-Adolf-Vereins die Abänderung sei nes derzeitigen Namens sein, und man Hal allen Grund zu der Annahme, daß diese Aenderung von der Versammlung beschlossen werden wird. Man erinnert sich, daß einer der beiden Hauptvorwürfe, welche dem Gustav- Adolf-Vcreine zur Zeit seines Verbots in Baiern in einem halbofficiellen Artikel der augsburger Allgemeinen Zeitung gemacht wurden, sich eben auf seinen Namen bezog; dieser, sagte man, schließe für die Bekenner des ka tholischen Glaubens etwas Gehässiges und Feindseliges ein. Obgleich nun einer der Gründer des Vereins, Öberhofprediger Zimmermann in Darm stadt, durch eine Darlegung der Entstehung des Namcnö den Verein gegen derartige Verdächtigung genügend rechtfertigte, so konnte doch nicht ge- läugnet werden, daß der Name deS schwedifchcn Königs, einem Ver eine deutscher Protestanten beigelcgt, allerdings für katholische Oh ren etwas Anstößiges haben mochte, jedenfalls aber — mag man sonst von Gustav Adolfs Thaten in Deutschland eine Ansicht haben welche man will—, die Erinnerung an fremde Invasion schon vom nationalen Standpunkt aus etwas Unerfreuliches hat, und sonach die Wahl jenes NamrnS für den evangelischen Unterstützunasverein keine glückliche zu nen nen war. Diese Erwägungen haben wir bereits vor mehren Monaten in einer unserer Mittheilungen an die Deutsche Allgemeine Zeitung angestellt, und damals schon den Vorschlag darauf gegründet, welcher, wie wir mit Freuden sehen, jetzt in Erfüllung gehen soll. Eine bekannte Thalsache ist eö, daß einem Abgeordneten aus Göttingen für den Fall einer Abände rung des VercinßnamenS in München Hoffnungen auf Zurücknahme des bairischen Verbots eröffnet worden sind; man darf also wol mit Grund voraussetzen, daß diese, das Wesen der Stiftung durchaus nicht berüh rende Modifikation auch die bairischen Lande ihrer segensreichen Wirksam keit zugänglich machen wird. — Der König von Maiern hat befohlen, daß das Verbot des Besuchs der Universität Leipzig (Nr. 2Z8) den studirendcn Baiern mit der Bemerkung bekannt gemacht werde, daß der Uebertreter desselben zu ir gend einer Prüfung für den Eintritt in einen öffentlichen Dienst des Staats, der Kirche oder der Gemeinde nicht nur nicht zugelassen, sondern auch mit entsprechender polizeilicher Ahndung belegt werden würde. Für den pünktlichen Vollzug obiger Bestimmung werden die sämmtlichcn Po lizeibehörden und die Vorstände der Studienanstalten verantwortlich er klärt. (A. Pr. Z.) v LcipUg, 4, Sept. Unser Constitutionsfest hat begonnen und kann, abgesehen von den staltsindcnden Mittagsmahlcn, als beendigt ange sehen werden. Nachdem um 5 Uhr früh die Revcillc in zwei Musikchö ren durch die Straßen gezogen, ertönten von den beiden Hauplthürmen der Stadt die Choräle hernieder, worauf in den Kirchen Gottesdienst stalt- hatte. Nach Beendigung desselben versammelte sich die Communalgarde auf dem Roßplatz und zog dann auf den Markt, auf dem sic ein Carre formirte. Als die Jubelouocrturc vom Balcon des RathhauscS verklun gen war, erschienen dort die Behörden, und cs wurde vom Stadtrath vr. Seeburg ein dreimaliges Hoch auf den König, das Vaterland und die Verfassung ausgebracht. Hierauf formirte sich die Communalgarde in Züge und desilirte bei dem Rathhaufe vorbei. Die Communalgarde be wies durch ihr wol vollzähliges Erscheinen, wie ernst ihr dieser Tag; die Haltung der übrigen Kopf an Kopf gedrängten Menschenmenge war durchaus würdig. Unter den Personen auf dem Rathhausbalcon waren auch die Mitglieder der außerordentlichen Untersuchungscommission und der Oberst v. Buttlar bemerklich. — Die Mannheimer Abendzeitung berichtet aus Heidelberg vom 3V. Aug.: „Gestern Nachmittag wurde die öffentliche Ruhe auf eine un erhörte Weise gestört. Nachmittags 2 Uhr kamen plötzlich einige Indivi duen mit Schießgewehren auf dem Ludwigsplatz an, stellten sich in die Nähe des Museums, feuerten sie da nach einander ab und entfernten sich dann schnell wieder. Die Polizei kam wie gewöhnlich zu spät, und die Thätcr wurden bis heute nicht eingezogen." I.Sept. Julian Chownitz, der deutsch-katholische Vor steher der neuen Gemeinde in Ulm, ist wieder einmal römisch - katho lisch geworden. Vorgestern ist hier in der Christophs-Kirche dieses große Wunder bewirkt worden! (Nr. 2-17.) Man sagt, das sei die vierte Be kehruna; erst soll Chownitz Jude, dann römischer Katholik, dann deut scher Katholik gewesen sein; jetzt ist er wieder römischer Katholik, und man hofft, daß er noch einmal auf vier Wochen Protestant und dann für immer wieder Jude wird. Ob er es nicht auch mit dem Islam versucht? Wenn es etwas einträgt, vielleicht! Gewiß ist es aber, daß sich die hiesige ka tholische Geistlichkeit dieses ihres Fanges nicht sehr zu freuen hat; denn sie kommt mit sich selbst in Widerspruch, weil sie Hrn. Chownitz, als er vor eini gen Monaten sich in die Arme der Deutsch-Katholiken warf, so schimpflich in dem hier erscheinenden „Katholiken" heruntcrgcrissen hat, daß kein Hund ein Stück Brot von dem armen Chownitz angenommen hätte, wie das Sprüch- wort sagt. Warum aber hat Chownitz diesen vierten verächtlichen Schritt gethan? Man denke hier um Gottes willen nicht an eine Ucberzeugung, sondern man denke an andere, unsaubere Motive. Bekanntlich ist Chownitz plötzlich von Ulm verschwunden, angeblich wegen Krankseins. Die Zei tungen aber, und namentlich das Frankfurter Journal, haben in verschie denen Artikeln durch die Zeilen lesen lassen, daß wol noch andere Ursachen zum Grunde liegen mögen. Man hat die Sache bisher verschleiert, jetzt wird man den Schleier lüften. Mir scheint, daß das Motiv seines aber maligen Uebcrtritts bei Chownitz in seiner verzwciflungsvollen Stellung zu suchen ist; er weiß nicht, wo hinaus: mit der Zcitungsschriftstcllerei will's nicht gehen, mit der Romanschriftstellcrei auch nicht mehr; als deutsch-katholischer Vorsteher hätte er hier nicht gut leben können; man will doch Eclat machen, effen und trinken will man auch— folglich wirft man sich in den SchooS der alleinseligmachenden Kirche, die gar viele Hülfsmittel gegen das Verhungern hat. So verächtlich dieses ewige Wech seln der Religion ist und so sehr alle Verständigen dahier entrüstet sind über diese unerhörte Handlungsweise des Hrn. Chownitz, so ist derselbe doch zu beklagen, denn unter andern äußern Umständen würde dieser Mann nicht dahin gelangt sein, sich selbst moralisch zu tödtcn. Chownitz wird nun, denke ich, von den hiesigen Geistlichen, wclcbc die katholischen Blätter herausgebcn, benutzt werden, gegen die Deutsch-Katholiken zu schreiben, d. h. gegen sic loszuzichcn. Wenn sic das ihun, so mache ich sie aufmerksam, die Artikel nicht mit „Chownitz" unterzeichnen zu lassen, weil sie sonst allen Werth verlieren. Es ist aber merkwürdig, wie Chowwitz plötzlich so sromm geworden ist. Von dem Augenblicke seiner vierten Be kehrung an, die, beiläufig gesagt, sehr pompös war, hat er jeden Tag einige Stunden in der Kirche gebetet und mehre Stunden im Beicht stühle zugebracht. Ach, der Arme muß Vieles zu beichten haben! **Iena, l. Scpt. Wie wird in den letzten Tagen des August so mancher alte Paukhahn, der einst das Ulrich'sche Gartenhaus mit dc- molirt oder die Oelmühle mit erstürmt, der die Schlägerei in Wöllnitz mit durchgekämpst oder den großen Holzereien auf der Äosc und auf dem