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MsdmfferTageblait Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und >Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbrstellung l,80 ÄM. zuzüglich Bestellgeld- Einzelnummern !0 Rpfg. Alle Poftanstalten und Post boten, unsere Austräger u. , Geschäftsstelle, nehmen zu ier-r,-il Beü-llungkn -ni- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend s-s-n. Im Fall- höhkrer «Dewatt.Kriegod. sonstiger — - >> -- - ' — Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke alle anderen Stände des Wilsdruffer Äezirks Anzeigenpreise laut aufliegenvem Tarif Nr. 4. — Nachweisunga-Wcbühpi 28 Rpfg. — D«rgeschrteber« Erscheinungslage und Platznorschristcn werde» nach Möglichkeit berüchsichngt. — Anzeigen. 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In großen Zügen wird nun durch diese neue Getreideordnung folgendes bestimmt: .. Zunächst einmal wird — und zwar über die Mühlen hinaus — dieRegelung des Verkehrs mit Ge treide festgelegt; diese Festlegung umfaßt den Verkehr so weit, daß überhaupt keine ungeregelte Bewegung mehr erfolgen kann, vom Erzeugungsbetrieb bis hin zum Ver braucher. Neu ist dabei die außerordentlich wichtige Be stimmung, daß für eine Übergangszeit, nämlich bis zum 31. Oktober, der Erzeuger von Roggen bzw. Weizen aus der neuen Ernte eine bestimmte Menge Ge- tr e i d e ab z u l i e f e r n hat, nämlich 25 Prozent Weizen bzw. 30 Prozent Roggen jener Menge, die er aus der borjährigen Ernte verkaufte. Hat er diese Pflicht erfüllt, dann kann er auch schon vor dem 31. Oktober eine be- üebige Menge Getreide an den Markt bringen. Irgend welche Aufbringungsschwierigkeiten dürsten bei dieser Ab lieferungspflicht auch dann nicht entstehen, wenn jetzt, wie angenommen werden mutz, der Ertrag der Ernte um etwa ein Fünftel hinter dem des Vorjahres zurückbleibt. Die Ablieferungspflicht wird im übrigen dem Erzeuger auch dadurch schmackhaft gemacht, daß für die Zeit ab 1. August höhere Festpreise als im Vorjahr festgesetzt worden sind, die sich aber bis zum Ende des Getreidewirtschaftsjahres nicht derart steigern, wie das 1933/1934 der Fall war, sondern sehr viel langsamer. . -tr . Der geringere Ausfall der diesjährigen Getreideernte Wurde theoretisch eine viel stärkere Erhöhung der Getreide- festprelse veranlassen, wenn der Landwirt denselben Ge samterlos für seine Ernte erhalten sollte wie im Vorjahr. Nun aber zeigt sich die, wenn man so sagen will, soziale Seite des ^estpreissystems für Getreide, wie es im ver- gangenen Jahre eingeführt worden ist; derartige stark °^°we Festpreise, die bedeutend über denjenigen des WMn Jahres lägen, würden eine allgemeine Steigerung des Brotpreises zur wahrscheinlichen Folge haben. Das aber hat das Reichsernährungsministerium abgelehnt, hat die Festpreise aus dem oben ««gedeuteten Grunde nur verhältnismäßig wenig erhöht und damit werden von der Landwirtschaft gewisse Opfer im Interesse der Allgemein- h^jt verlangt. Die Steigerung des Festpreises um zu nächst 6 Mark pro Tonne für den Roggen und 10 Mark für den Weizen ist so gering, daß sie an sich schon den Brotpreis nicht erhöhen könnte. Außerdem wird die Er- höhung des Ausmahlungssatzes auf 7 5 Prozent eine vermehrte Mehlausbeute bringen; man hofft auf diese Weise allein schon rund 450 000 Tonnen Roggenmehl mehr zu erzielen. -i- Auch bei dem Festpreissystem ist etwas sehr wichtiges gegenüber dem Vorjahr geändert worden. Diese neuen, nur nach den Preisgebieten sich etwas unterscheidenden Festpreise dürfen nämlich weder über- noch unter schritten werden; nur gewisse Qualitätsunterschiede und besondere Versandarten können Ab- oder Zuschläge zu jenen Festpreisen herbeiführen. Daß diese Festpreise an fangs verhältnismäßig höher sind als im Vorjahr, dann bis zu Ende des Jahres aber geringer ansteigen als in 1933/34, hat seinen Grund darin, daß man dadurch jetzt, im kommenden ersten Halbjahr der Getreidewirtschaft, eine stärkere Anlieferung an den Markt veranlassen will. Im Vorjahre war es anders, denn damals gab es eine Rekordernte und der niedriggehaltene Festpreis der ersten sechs Monate sollte die zu befürchtende Überfüllung des Marktes abbremsen. Falls übrigens in bestimmten, von der Dürre und dem Minderertrag stärker betroffenen Ge bieten Deutschlands der Bauer ganz besonders geschädigt ist, werden dort weitere allgemeine Maßregeln für einen gewissen Erlösausgleich sorgen. Und schließlich ist gegen über dem Getreidegesetz des Vorjahres jetzt noch eine wesentliche Änderung insofern eingetreten, als Festpreise auch für Hafer und Futtermittel festgesetzt wor den sind. Die Regelung des gesamten Getreideverkehrs unter Leitung des Reichsernährungsministeriums erfolgt nun so, daß 19 „Getreidewirtschaftsver bände* geschaffen werden, die mit den gleichnamigen Landesbauernschaften übereinstimmen, also regional festgelegt sind. Diese Wirtschaftsverbändc umfassen nun alle Betriebe, die Getreide erzeugen, es bearbeiten oder Erzeugnisse aus ihm Herstellen, ferner die Gctreide- erzeugnisse verteilen (Handel) und schließlich die Brot Her stellen. Jene 19 Getreidewirtschaftsverbände sind in einer Hauptvereinigung der deutschen Getreidewirtschaft zusammengcfaßt und durch diese wird die Lieferung des Gesamtbedarfs des deutschen Volkes an Brotgetreide aus die einzelnen Wirtschaftsverbände verteilt. foiKem-agNe im Zchneeslurm Drei Mitglieder der deutschen Himalajaexpedition vermißt. Von einem Schnee sturm überrascht. Die deutsche Himalajacxpedition ist erneut von einem schweren Unglück betroffen worden. Die deut schen Bergsteiger Merkl, Wieland und Welzen - bach werden seit einigen Tagen nach einem furchtbaren Schneesturm, der sie bei ihrem Angriff auf den Nanga Parbat überraschte, vermißt. Die Suche nach ihnen war bis jetzt erfolglos. In der gleichen Meldung wird auch der Tod von drei eingeborenen Trägern mitgeteilt. * Im Frühjahr 1934 zog eine Expedition deutscher Forscher hinaus nach Tibet, um wie schon so viele vor ihnen einen Angriff auf den „Gipfel der Erde", das Himalajagebirge zu wagen. Sorgfältige Vor bereitungen waren getroffen worden, um das Gelingen der großen Sache zu sichern. Unsere besten Bergsteiger und Alpinisten zogen hinaus in die Regionen der Schnee stürme und der grauenvollen Einsamkeit. Folgende Männer wagten die Fahrt: Willi Merkl, Wieland, Doktor Bernhard, Drexel, Kuhn, Aschenbrenner, Sangster, Wel zenbach, Schneider, Bechthold, Müllritter und Kapitän Frier. Ihnen schlossen sich an die Topographen Dr. Fin sterwalder und Dr. Raechl. Große Schwierigkeiten waren in Tibet zu überwinden. Schon die Beschaffung der Träger war äußerst schwierig. Dann hatte man viel mit dem Aber glauben der Eingeborenen zu kämpfen. Furchtbares sagten die tibetanischen Mönche der Expedition voraus. Sie beschworen die Rache der Götter auf ihr Haupt und versuchten alles, um den Aufstieg zu verhindern. Die Forscher ließen sich aber nicht entmutigen und erstiegen zunächst den Nanga Parbat, wo sie in etiva 5000 Meter Die drei vermißten Bergsteiger. Die deutschen Bergsteiger Merkl, Wieland und Welzenbach, Teilnehmer der deutschen Himalaja expedition. Unser Bild zeigt den Expeditionsleiter Merkl (links) und Wieland (rechts). Es handelt sich — und das muß aufs schärfste betont werden — bei der neuen Getreideordnung keineswegs etwa um oie Einführung eines Getreide m o n o p o l s ; denn der Bauer kann die obenerwähnten ablieferungs pflichtigen Getrcidemengen allein schon an jede beliebige Mühle verkaufen und im übrigen kann er auf seinem Hof tun und lassen, was er will bzw. was ihm sein Verant wortungsgefühl gegenüber der Allgemeinheit vorschreibt. Nur eines darf er nicht: es darf überhaupt kein Roggen zu Futterzwecken mehr verkauft werden! Wenn aber eine Festsetzung der Preisspannen erfolgen muß auf dem Wege bis zum Verbraucher selbst hin, so spricht hier aller dings das Gemeinwohl das entscheidende Wort: Der Brotpreis darf unter keinen Umständen erhöht werden, und wenn hierbei eine Gefahr ent steht, so wird man jenen Weg einer dahingehenden Prü fung unterziehen, ob die Preisspannen zwischen den einzelnen Etappen nicht doch noch oerkürzbar sind. Denn ganz obenan steht für die Neuordnung die Er füllung der Ernährungspflicht für die Massen der deutsche» Verbraucher die nur einen Preis trage» rönnen, der ihrer bisher kaum viel stärker gewordenen Kaufkraft an gemessen ist. Höhe ihr Lager äufschlugen. Hier ereilte sie der erste Schicksalsschlag; Reichsbahnoberrat Drexel zog sich eine Lungenentzündung zu und starb. Seine Gefährten stiegen weiter, und gerade vor einigen Tagen erreichte uns die Nachricht, daß eine Höhe von 7000 Meter erreicht worden war. Doch die Rache der Götter scheint sich er füllen zu wollen... Ein furchtbarer Schneesturm ver nichtete die Hoffnung auf Gelingen und hüllte drei tapfere Forscher in Nacht und Grauen. 7S00 Meter Höhe waren erreicht. Der Bericht der Himalajaexpedition über das schwere Unglück am Nanga-Parbat. Bei dem Nachrichtendienst des Deutschen Rundfunks, dem Drahtlosen Dienst, liegt jetzt ein ausführlicher Bericht über die vom schweren Unglück betroffene deutsche Himalajaexpedition vor, der vom Teilnehmer Bcrchthold abgesandt wurde. In diesem Kabelbericht heißt es u. a.: Am 7. Juli erreichte die Spitzengruppe der Expe- ditiou dank der anstrengenden Stufenarbeit von Schneider und Aschenbrenner den Silbersattel am Nanga-Parbat. In 7600 Meter Höhe wurde das Lager 8 errichtet, nachdem Schneider und Aschen brenner vier Stunden lang unter dem Hauptgipfel in etwa 7900 Meter Höhe gestanden hatten. Nach der späteren Schilderung von Schneider und Aschenbrenner 'erlebte die Spitzengruppe , furchtbare Stunden in den schnecvcrwchten Zelten, Immer neue Schnccböcn zwangen sie dazu, die Zelte mit aller Kraft fcstzuhaltcn. In fieberhafter Erwartung des erfolgbringenden Gipfelstnrmes wurde die Nacht in dieser Lage verbracht. Am 8. Juli versuchten Bernard, Bechthold und Müllritter von Lager 4 aus Nahruugslasten nach Lager 6 und 7 zu bringen. Sie blieben im Pulverschnee und im Sturm schon vor dem Lager 5 stecken. Nun wandte sich das Wetter endgültig zum Schlechten. Der Sturm wuchs zum Orkan. Dem Träger der Spitzengruppe riß der Orkan die Last vom Rücken. Der Schlafsäck flog in hohem Bogen in die Tiefe. Aschenbrenner und Schneider erzwangen im Sturm und Schnee mit äußerster Anspannung denAbstieg von Lager 8, also aus 7600 Meter Höhe, nach Lager 4. Am 9. Juli wütete der Schneestnrm fort. Am 10. Juli herrschte wechselndes Wetter und strengste Kälte. Vom Lager 4 aus wurde der Abstieg von neun Kulis über den Rakiot-Peak beobachtet. Vier von den Kulis trafen mit teilweise erfrorenen Händen und Füßen, völlig erschöpft inLager 4 ein. Sie berichteten, daß Lager 5 und 6 vom Sturm weggcfegt . seien. Die anderen fünf Kulis sind wahrscheinlich er froren, zwei davon sind bestimmt tot. Seit der Erreichung des Lagers 7 durch Merkl, Wielandund Welzen bach fehlt jede Nachricht von ihnen. Die Kameraden sind außerstande zn helfen, weil die Darjeclingträger fast ausnahmslos krank sind, und weil die Witterung eine Hilfeleistung durch die Europäer unmöglich macht. So ist alles in schwerster Sorge um Merkl, Wieland und Wclzenbach. Am 11. Juli klarte das Wetter auf. Alle deutschen Bergsteiger stiegen mit den gesunden Kulis von Lager 4 zur Hilfeleistung nach Lager 5 auf. Bechthold brachte drei schwererkränkte Kulis ins Hauptlager. Raechel und Misch gingen am 12. Juli zur Hilfeleistung nach Lager 4. -i: Zu dieser Meldung gibt die Vertretung der deutschen Himalaja-Expedition in München u. a. folgendes bekannt: Die Gefahr, in der sich die Spitzengruppe befindet, ist groß. Es besteht noch eine Hoffnung, denn Merkl, Wieland und Welzcnbach gehören zu den besten und er fahrensten Bergsteigern Deutschlands. Durch ihr über ragendes alpines Können und ihre unerhörte, oft bewährte Energie werden sie sich vielleicht doch noch einen Weg zur N""»"» erzwingen. Ungarns Lugen- beim Führer. Rcichsjugendführcr Baldur von Schirach und der Leiter der Abteilung Ausland in der BdichSjngcnd- führung, Obcrgebietsführer Nabersberß, haben sich zusammen mit den Offizieren und Mannschaften der ungarischen Levente-Jugend am Dienstagabend wrz nach Ve7 Uhr Lur Reichskanzlei begebm, >»o Ke vom Führer empfangen wurden.