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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich UWs-AzeM str Höhnkrf, Mlitz, LmsKors, RNors, Ft. Wm, Heinichsort, Mmems mi> Msei. Amtsblatt fSr Sta-trat M «tchtenftein. — — ——- 4«. A«hr«««s. — — — Nr. 295. Sonnabend, den 20. Dezember 1890. Dieser Blatt erscheint täglich (außer Sonu- und Festtag») abends für deu folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postaußalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalteue KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Bekanntmachung. Die Zinsen unsrer 3ffs prozentigen Handdarlehnsscheine auf das Jahr 1890 können in der hiesigen Stadtkassenexpedition gegen Vorzeigung der Darlehnsscheine von jetzt ab erhoben werden. L i ch t e n st e i n, den 17. Dezember 1890. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen des Webers Ernst Paul Rudolph in Callnberg eingetragene Haus- und Gartengrundstück Nr. 36 des Brandkatasters, Folium 38 des Grundbuchs und Nr. 47 des Flurbuchs für Callnberg, ausweis lich des letzteren 1,? Ar umfassend, und mit 51,si Steuereinheiten belegt, orts gerichtlich auf 2400 Mark geschätzt, soll im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und ist der SO Dezember I8S« vormittags 10 Uhr als Versteigeruugstermin, sowie der IS. Januar L8SI vormittags 11 Uhr als Termin zu Verkündung des Verteiluugsplaus anberaumt worden. Ein Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rang- Verhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts ein gesehen werden. Lichtenstein, am 6. November 1890. Königliches Amtsgericht. Gehler. Tagesgeschichte. — Zu Weihnachten gelten im Lokalverkchr der Sächsischen Staatseisenbahnen die am 24. und 25. Dezember gelösten Rückfahrkarten zur Rückfahrt bis mit 28. Dezember. Im Verkehr zwischen Sächsischen Stationen einerseits und denen der Direktionsbezirke Magdeburg, Erfurt, Beilin und Breslau, sowie der thüringischen Privatbahnen und der Dahme-Uckroer Bahn andrerseits gelten die dreitägigen Rückfahrkarten, welche am 24. Dezember gelöst werden, zur Rückfahrt bis mit 27. Dezember. — Eine Prüfung der Bewerber um gemeinde dienstliche Stellungen im Kassen-, Rechnungs- und Kanzleiwesen wird von vielen Unterbeamten gewünscht und namentlich von den betreffenden Beamten des Chemnitzer Bezirks angestrebt. Dieselben beschlossen in einer der letzten Bezirksversammlungen ihres Vereins, einen Ausschuß in der Angelegenheit nieder zusetzen. Dieser bringt in Vorschlag, möglichst im Anschlusse an die Gemeindebehörden Sachsens eine entsprechende Bittschrift der Staatsregierung ein zureichen. — Die nächste Aufnahmeprüfung von Expek- tanten für das Königlich Sächsische Ka dettenkorps soll Anfang April 1891 stattfinden und werden die an das Kommando des Kadetten korps zu richtenden bezüglichen Anmeldungen Anfang März geschlossen. Die wissenschaftlichen Anforder ¬ ungen an die Expektanten für die Aufnahme in das Kadettenkorps, die übrigen Vorbedingungen, sowie die näheren Vorschriften, nach denen die etatsmäßigen Kadettenstellen mit einem jährlichen Erziehungsbeitrage von 90, 180 und 300 M. zur Verteilung kommen, sind aus den „Ausnahmebestimmungen und Lehrplan für das Königl. Sächs. Kadettenkorps vom Jahre 1890" — käuflich zu beziehen von C. Höckners Buchhandlung (Carl Damm) Dresden-Neustadt — zu ersehen. — Nach dem amtlichen Berichte der Kommission für das Vetei inärwesen erkrankten im Monat Novem ber im Königreich Sachsen und zwar in 53 Ort schaften und 86 Gehöften an der Maul- und Klauenseuche 2005 Tiere. — Leipzig, 18. Dezember. Bei einem hiesigen größeren Bankinstitute wurde vor einigen Tagen ein Wechsel über 1200 M. zu diskontieren versucht. Da man über die Persönlichkeit des Präsen tanten in Zweifel war, veranlaßte man dessen Fest nahme. Es stellte sich heraus, daß der Wechsel ge fälscht war und der Festgenommene ein wegen Straßenraubes mit 10 Jahren Zuchthaus vorbe strafter Mensch war. Weiter wurde festgestellt, daß derselbe in der letzten Zeit noch die Summe von 1500 M., welche ihm als Mündelgelder anvertraut waren, unterschlagen hat. — Chemnitz, 17. Dez. Auf welch' sonder bare Weise ein Diebstahl an's Licht kommen kann, zeigt folgender Fall. Seit einiger Zeit bemerkte die Frau eines in der Zwickauer Vorstadt wohnenden Kaufmannes, daß ihr mehrfach Geldbeträge aus ihrem im Schlafrock aufbewahrten Portemonnaie ab handen gekommen waren, ohne daß sie irgend einen Verdacht schöpfen konnte. Vorgestern abend zerrte nun ihr kleiner Hund unter dem Küchenschrank ein kleines Kistchen hervor. Das Dienstmädchen sprang eilends hinzu, nahm einen Gegenstand heraus und barg ihn in ihrer Rocktasche. Der Kaufmann, der dabei stand, drang auf Herausgabe des Versteckten, das sich als 100 M. in Goldstücken entpuppte. Bei genauer Durchsicht fand man im Kästchen noch weitere 40 M., eine Uhr, 2 Ringe, ein neues Portemonnaie und andere Sachen, die das Mädchen ebenfalls ge stohlen oder sich von dem gestohlenen Gelde gekauft hatte. Das untreue Mädchen wurde in Haft genommen. — Zwickau, 18. Dez. Wie wir vernehmen, ist die Zeichnung für das am nächsten Sonntage im Hotel Deutscher Kaiser zu Ehren des Herrn Kreis hauptmann Freiherrn von Hausen stattfindende Fest mahl eine ungemein zahlreiche. — Wilkau bei Zwickau, 18. Dezember. Vergangenen Sonntag wurde hier zum ersten Male das Weihnachtsfestspiel von Diakonus Ed. Müller in Zwickau aufgeführt. Ein ungeheurer Andrang zur Aufführung machte sich geltend. Viele Hunderte konnten keinen Platz finden. Die Aufführung war Am Firth of Forth. i Aus Schottlands Vergangenheit. Von A. Norden. - - (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Euer Vater war vordem Steuermann auf der „Blume von Fife" gewesen, einem großen Kauffahrteischiffe, welches in weiten, fernen Meeren segelte, und er verdiente viel Geld, so daß die Not uns fern blieb und es mehr Freuden als Sorgen in unserm kleinen Haushalte gab. Jedes Jahr brachte die Brigg den Vater wieder auf ein paar Monate in die Heimat und zu uns zurück. In unsern Hafenorten ist die Heimkehr der Seeleute, wie Ihr wißt, Kinder, stets ein wichtiges und hochfreudiges Ereignis, und alle Hände rühren sich früh und spät, um die lieben Väter, Söhne und Brüder auf das Beste zu em pfangen. So war es auch heute vor 8 Jahren der Fall. Die „Blume von Fife", welche meinen Robie, noch mehrere Familienväter und eine Menge junger Burschen aus Saeton und Umgegend an Bord hatte, wurde von der Levante, wohin sie eine Ladung Hanf gebracht hatte, zurück erwartet. Es war gerade ein Sonntag und die Glocken läuteten den ganzen Morgen festlich vom Turme herab. Ich hatte schon früh alle Arbeit im Hause vollendet, die Kinder und namentlich Cathleen, welche während der Abwesenheit Eures Vaters ge boren wurde, der Obhut meiner Nachbarin anver traut und eilte, das Herz voll von Freude und wonnigen Gedanken, in das Gotteshaus. Fast die ganze Gemeinde war dort andächtig versammelt, i um für die Heimkehrenden zu beten und Gott aus vollem Herzen für ihre glückliche Seefahrt zu danken. Frieden und Freude war auf allen Gesichtern zu sehen, und fast Jeder legte heute seine halbe Krone als Dankopfer für die Armen des Kirchspiels in den Klingelbeutel. Gerade als der Kirchenvater, über die Bibel gebeugt, das letzte Vaterunser sprach, unterbrach plötzlich der dumpfe, unheimliche Donner einer Kanone die feierliche Sabbathsstille. Gleich darauf krachte ein zweiter Schuß über den Firth. Männer, Frauen und Kinder stürzten erschrocken und wehklagend aus der Kirche und den anliegenden Häusern hinaus, um nach der Ursachedesbeunruhigen den Schießens zu sehen, denn man befürchtete das Schlimmste für die „Blume von Fife." Auch ich eilte mit Janet — der Braut meines Bruders, der auf der Brigg den Posten des Schiffsarztes inne hatte — so schnell wir laufen konnten, nach den Dünen, von wo man die beste Aussicht auf das Meer hatte. Diese waren bereits, sowie der ganze Strand von Saeton bis Billh-Neß, mit ängstlichen Neugierigen bedeckt, selbst der Hafendamm von Pittenweem, im fernen Hintergründe, war schwarz von Menschen. Nicht weit von uns im tiefen Schatten des Vorgebirges lag in der Bucht von Largo ein großer königlicher Kutter, vollgespickt mit Kanonen, är war dazu bestimmt, arme, wehrlose See leute zu pressen, die sich arglos dem schützenden Hafen näherten. Ja, Kinder, es war eine böse Zeit, denn der fremde König brauchte Soldaten, um seine Kriege zu führen, und da niemand freiwillig kam, wurde auf junge, kräftige Männe: förmlich Jagd gemacht, be sonders Seeleute wurden vor dem Maste gepreßt und fortgeschleppt. — O, wenn nur König Georg und das Parlament den Jammer der Unglücklichen, die Verzweiflung der Frauen und die Häuser voller Kinder hätte sehen können — und die armen verlas senen Bräute — man hätte sich vielleicht nicht solcher Sünden schuldig gemacht. — Aber sie waren weit und wußten nichts davon. Ach, auch meinen Robie traf solch hartes Los, und mußte von uns fort, um in der Fremde Menschen zu bekämpfen, die ihm und uns niemals etwas zu Leide gethan haben. Denn die stattliche Kauffahrteibrigg, die „Blume von Fife" kam ahnungslos näher und näher. Mit vollen Segeln schaukelte sie sich stolz aus den klaren Wellen des Firth. Keiner der Heimkehrenden dachte an Gefahr, ahnte, daß er sein Haus, seine Familie nimmer Wiedersehen würde. Die meisten packten bereits ihre Sachen und die bunten ausländischen Spielereien zusammen und dachten mit heimlicher Rührung daran, wie ihre Klei nen bei deren Anblick jauchzen und springen würden. Und wieder andere lehnten mit frohen Gesichtern über dem Schiffsrand und schauten voller Sehnsucht nach den blühenden Gebilden von Fife — ihrer schönen Heimat. Aber plötzlich donnerte ein dritter, unheil drohender Kanonenschuß durch die stille Luft, und eine Wolke von weißem Rauch zog langsam über die schim mernden Meereswogen. Die Brigg, der dieses Zeichen gegolten, schien anfangs ungewiß über dessen Bedeut- ung, doch ein neuer, laut schallender Donner, ein neuer Blitz — und der erschrockene Kapitän ließ nun eilig beidrehen. Gleich darauf stieß auch schon ein Boot von dem Kutter ab, mit einigen Offizieren und Matrosen an Bord und näherte sich mit raschen Ruder schlägen der „Blume von Fife". Nur einige kurze