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-«Ichevil tSgllitz «ach«, m» »urnahw» »ei Eon:>- und Fclttag^ «»«,«», L m« .Dir ZeN In Aorl und Bild- vUrteyShrllch « kV In DreSdnn durch Botrn S,4V In ganz rrutlchland fr«t HauS »SS in Oesterreich 4,48 L Hau aae dierleljahrltch k,8v Dredden durch Bcten »,IV In ganz Deutschland sre» » ».« F»i in Oesterreich 4.0? L - ikinzel-Kr, kV ^ Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Jnsergte werden die «gespaltene Petitzetle oder deren Raum ->« 2v z, Rellamen mit«» g die Zeile berechnet, bei Wiederholunge», entsprechende» Rabatt, Buchdriiikerei, Redaktion und üleschästSftele > Dresden, Pillnitzer Ltrahe 48. — Fernsprecher >8441 FSr Riicha ade unverlangt. Schriftstücke keine iverdiadltchsich Redaktiaiis Svrektiünnde' >1 bis IS Uhr Ois KsstOll 6riri8ckiunZ8-6onbon8 r/i kkunck L3 und 2« IKx, unentbslirliob ccuk Rslssn unck stusüüx-SQ, srkalton 8>s doi dlisäsrl«cA0Q iQ allon 8ts.ättoiIsQ. »iZ« Reu-Kamerun. Die Verhandlungen der deutsch-französischen Vertreter in Bern über die Abgrenzung des neuen deutschen Kolonialbesitzes am Kongo sind beendet. In kurzer Zeit wird nun die Abgrenznngskomniission in Brazzaville ihre Tätigkeit beginnen. Do ist denn jetzt der Augenblick gekommen, wo das Deutsche Reich in diesem neu- erworbenen Gebiete Fuß fassen soll. Man erinnert sich noch. >vie lange und wie erbittert um diesen deutschen Neubesitz gestritten worden ist, bis schließlich die Franzosen freie Hand zur „friedlichen Durchdringung" Marokkos behielten, während das Deutsche Reich mit einer Erweiterung seiner Kameruner Grenzen zum Kcmgo abgefnnden wurde. Ta drängt sich denn nun von selbst die Frage ans, wie die Ver hältnisse in diesem Gebiete liegen und ob das Reich mit der Neuerwerbung zufrieden sein kann. Eine im Aufträge des Kolonialamtes von Assessor Tr. Ritter ansgearbeitete Denkschrift gibt über diesen Punkt wertvolle, wenn auch nicht immer erfreuliche Aufschlüsse. Aus dieser Denk schrift entnehmen wir folgendes: Was aus dem Neulande herausgeholt werden kann, ist vor allem Kautschuk, Elfenbein, Nutzhölzer, dann aucb Oele und Fette, Kakao, Kaffee und in sehr geringem Maße auch Baumwolle. An wirtschaftlichen Werten mangelt es in Neu-Kamerun nicht. Infolge der klimatischen Verhält- i nisse aber ist deren Hebung mit den größten Schwierigkeiten t verbunden. In dem Südgebiet Neu-Kameruns sind die ! Lebensbedingungen klimatisch im allgemeinen dieselben wie in allen anderen westafrikauischen Urwäldern. Be sonders unangenehm macht sich der ständige große Feuchtig keitsgehalt der Luft geltend und die Stechfliegenplage ist hier sehr groß. Unter den Eingeborenen richten die Pocken und die Schlafkrankheit sehr große Verwüstungen an. Sehr schlimm liegen die Verhältnisse in dem Sanga-Vorsprung, dem südlichen der beiden sogenannten Kongozipfel. Hier dauert der Negenfall ziemlich gleichmäßig während des ganzen JahrcS an. „Tie Temperatur ist während des ganze» Jahres gleich und fast ohne Tagesfchwanknngen. Fast unerträglich wird sie dadurch, daß die Luft bis zur Sättigung mit Wasserdampf angefüllt ist. Dazu ist die Mückenplage nirgends in Afrika so groß wie hier. Tie gewöhnliclien tropischen Krankheiten treten in diesem Ge biete in besonders schwerer Form auf: auch die Schlaf krankheit ist hier sehr verbreitet. Der dauernde Aufenthalt von Weißen in diesem Gebiete wird von Kennern des Landes für unmöglich gehalten: sogar ein nur vorüber gehender Aufenthalt von wenigen Monaten wird als geradezu mörderisch bezeichnet." lieber das Ostgebiet Nen- Kamernns heißt es: „Die gesundheitliche Beurteilung dieses Gebietes wird aber weniger durch diese allgemeinen klimatischen Voraussetzungen bestimmt, als durch die Tat sache, daß das ganze Stromgebiet des Sanga und des Ubangi von der Schlafkrankheit durchseucht und als der Herd zu betrachten ist, von dem ans sich die Krankheit auch nach Alt-Kamerun verbreitet hat. lieberall kommt im Sanga-Mittellanfe und im Oberläufe im Norden bis über Kannst hinaus die OIcmistim pnlpnlis vor, die hier die günstigsten Lebensbedingungen hat. Ein großer Teil der eingeborenen Bevölkerung ist infiziert." Bedeutend besser sind die Verhältnisse im Nordgebiete, wo sie in gesundheit licher Beziehung den in der gleichen Breite liegenden Be zirken Alt-Kameruns entsprechen. Bei der Schilderung der klimatischen und geinndheit lichen Verhältnisse des neuen Gebietes hat sich das Reichs- tolonialamt, wie man sielst, durchaus keine Schönfärberei zuschulden kommen lassen. Fast hat es den Anschein, als sei die Denkschrift etlvaS zu pessimistisch perfaßt. Was die vor allem gefürchtete Pocken- und Schlafkrankheit angelst, die unter den Eingeborenen wütet, so ist von seiten der französischen Kolonialverwaltung bisher nicht daS Geringste zu ihrer Bekämpfung geschehen, llnd daß sie mit Erfolg bekämpft werde» können, dafür haben wir doch in Alt- Kamernn bereits den Beweis erbracht. Durch besonders intensive Eingeborenensürsorge, die in der Denkschrift als vor allein notwendig hingestellt wird, wird es der deutschen ! Kolonialverwaltnng zweifellos gelingen, für vessere ge- ! snndbeitliche Verhältnisse unter den Eingeborenen zu sor gen. Die Arbeiter, die zur Erschließung des Neulandes notwendig sind, werden sich der Hauptsache nach wie bisber schon aus den Eingeborenen rekrutieren müssen: auf eine Arbeitereinfnhr ans Britisch-Jstdien und China wird inan kaum rechnen dürfen. An wirtschaftlichen Werte» mangelt eS, wie gesagt, in dem.neuen Kolonialgebiet nicht. Was aber fehlt, sind die Transportmöglichkeiten. Das Verkehrswesen ist noch äußerst mangelhaft entwickelt. wodnrcb der wirtschaftlichen Er schließung natürlich sehr große Schwierigkeiten bereitet werden. Eisenbahnen gibt es in Nen-Kamerun überhaupt nicht und auch die Flüsse sind zu bestimmten Zeiten nur schwer oder gar nicht benutzbar. Kenner des Landes wollen bebaupteii, daß das mangelhaft entwickelte Verkehrswesen uns bei der Erschließung des Landes »och größere Schwierigkeiten bereiten wird als die klimatischen Verhält nisse. Allein Transportschwierigkeiten sind nicht unüber windbar. lind eine der ersten Aufgaben, die wir in dem neuen Gebiet zu erfüllen haben werde», wird die Ent wicklung deS Verkehrswesens sein. Von mancher Seite wird da eingewendet werden daß der Nutze», den wir ans Neu-Kamerun herausholen können, nur äußerst gering sei und die Aufwendung größerer Kapitalien nicht lohne. Den, muß eutgegengebalten werden, daß die Kapitalinvestie- rnngen in Französisch-Kongo nur sehr gering bis setzt ge wesen sind, und wo der Kau'mann keine Kapitalien anlegt, kann er auch nichts herausholen. Was die Mitteilungen der Denkschrift über die Tätigkeit der Konzessionsgesell- schasten anbelangt, so ist daraus zu entnehmen, daß die Mehrzahl der Konzessionsgesellschaften bis jetzt nicht be friedigend gearbeitet hat: daß anderseits aber die wichtigste aller Gesellschaften, die Compagnie Forestü-re Saugha Onbanghi die einzige, die mit einem größeren Kavital arbeitet gleich im ersten Geschäftsjahre 15>ä Frauken Dividende zahlte. Alles in allem: in Neu-Kamerun wird sowohl die deutsche Kolouialverwaltung wie auch der deutsche Kaufmann Gelegenheit haben, ihre Leistungs fähigkeit und Tüchtigkeit zu beweisen- die Verhältnisse sind nicht glänzend, aber zu einer ganz pessimistischen Auffassung scheint uns kein genügender Grund vorhanden zu sein. Mau kann daher auch die vielen Hetzartikel, die setzt in einem Teile der Presse über „Die Reize der anmutigen Kongolandschaft" erscheinen, nicht billigen. Der Wunsch, das; nur bei denn vorigjährigen Handel ein besseres Stück Neuland bekommen hätte», ist gewiß löblich. Wir sind aber nnn eiunial nickst in solch glücklicher Lage und müssen uns darin schicken, im Kongogebiet das Feld für kolonisawriscbe Tätigkeit und unternehmungslustigen Wagemut zu haben. Die Unternehmungslust wird aber beim deutschen Kauf mann nickst gerade gesteigert, wenn Neu-Kamerun von einer gewissen Presse Tag für Tag als ein „geradezu mörde risches" Gebiet geschildert wird. To schlimm ist es nun doch nicht, dafür zeugt schon die Tatsache, daß zahlreiche franzö sische Gesellschaften sich in dem jetzt deutschen Gebiete be l tätigen und es durchaus nickst begrüßten, daß die franzö sische Negierung das Land an uns Deutsche abtrat. Man überlege auf alldeutscher Seite doch einmal die Konse- auenzen, die das einige Zetern über Nen-Kamerun bat. Wenn z. B. die Negierung in absehbarer Zeit kommen wird und das wird sie sicher — um für die Schiffbarmachung eines Stromes in dem neuen Kolonialgebiet auch nur eine kleinere Summe von, Reichstage zu verlangen, dann wäre es von dem Standpunkte, den unsere alldeutsche Prelle bis jetzt einnimmt, unr konseguent, die Forverung rundweg abzulehueu. Wir glauben, daS wird man doch sicher nicht wollen. Man wird sich aber nicht beklagen können, wenn gegen etwaige Forderungen für das neue Gebiet von sozial demokratischer Seite eine maßlose Hetze einsetzen wird: die sozialdemokratischen Blätter brauchen sich dann nur auf das zu berufen, was die alldeutsche Presse bis jetzt über Neu- Kamerun geschrieben hat. G, Deutsches Reich. Dresden, den >. August 1912. Die Ankunst des deutschen Kaisers in Bergen er- ststgle am stl. Juli abends. Die lieberfahrt war anfangs nickst vom Wetter begünstigt. Es war regnerisch und kalt. Später klärte es sich ans. Die NordlandSgäste des Kaisers werden am Sonntag den l. August von Bord geben und mit dein Zuge um st Nhr 17 Minuten von Swinemüude nach Berlin reisen. Mit den zurückbleibenden Herren wird der Kaiser am Dienstag den 6. August Swinemünde ver lassen. An Bord ist alles Wohl. Pariser Brief. (Von unserem Pr-rilcr ^-Mitarbeiter.) Poris, den 27. Juli 1N12. Saifvnschlus; — Zum Ninivnnlfcst — Noch hochgespannter Nationalismus — Das Ansehen der Volksvertreter sinkt — Minister reisen »nd Pflegen ihre Reklame — Wird die diplomatische Brücke zwischen Paris und dem Vatikan wieder nnfgcbant? Die gesellschaftliche Saison der Lurusstadt an der Seine ist vorbei, nachdem sie in der „Großen Woche" des Rönnsportes in einer glanzvollen Apotheose noch einmal fieberhaft anfgelenclstet und das Machtwort der Mode über den Planeten hingernfen bat. Tie begüterte Welt ist be reits an einem fasbionablen Badeort oder hat eine Villa oder ein historisches Schloß in einer jener malerischen Gegenden bezogen, mit denen Frankreich so freigebig be- dacht worden ist. Der reiche Pariser geht fort, wenn ibn die Geschäfte nicht ans asphaltdampfende Großstadtpflaster bannen, und der Fericntourist. .vor allem auch der deutsche, ersetzt ihn rudelweise (zirka 80 000 pro Monat). Der Ist. Juli, der Tag des französischen Nationalfestes und der Gedenktag des Bastillenstnrzcs, ist nicht mehr im stande, die Begeisterung der Masse zu entfachen. Er ist zu einem Straßentanzvergnügen herabgesunken. Im Westend von Paris, dessen Geld- und Gebnrtsaristokratie nie sonder lich in die französische Fahne verliebt war, hat der Flaggen- schmuck dieses Jabr fast gänzlich gefehlt, und vier Apachen- studien machen wollte, hatte dazu reichliche Gelegenheit. Anderseits ist dem Beobachter nicht entgangen, daß die durch die Marokkokonflikte aufgepcitschte Nationalistenbewegung in Frankreich noch nicht erloschen ist. Die am Eintrachts platz befindliche Statue der Stadt Straßbnrg wurde Heuer mehr als je mit Trauerfloren und Jinmortellenkränzen be- deckt. Auch die Truppenrevue, die der Staatspräsident mit feinem demokratischen Hofstaat allemal im Boulogner Wäld chen abhält, hatte einen Zulauf wie kaum zuvor. Man muß den Applaus dieser RIO 000 Mensche» gehört haben, um den vom nationalistischen Fieber gepackten VolkSpnls zu verstehen. Die Großzalst der gebildeten Franzosen begründet ibr wobliges Empfinden ob des Nationalfestes in anderer Weile und beruft sich kaum mehr auf historische Erinnerungen. Der Bastillen bestehen in dem Lande mit dem alt,zopfigen Verwaltungsspstznu bekanntlich noch genug. Tie Genug tnung entspringt da der ganz mechanischen Tatsache, daß das Parlament um Mille Juli in die Ferien geht. Das Ansehen der Volksvertreter ist hier zu Lande im steten Sinken begriffen. Das trotz republikanischer Etikette kon servativ gebliebene Frankreich will seine 507 Deputierten gern mit 75 000 Franken Pro Kopf und pro Jahr bezahlen unter der Bedingung, daß sie womöglich viel Ferien nehmen, anstatt unliebsame Neuerungen auf den Plan zu zerren. Wir erinnern nur an die P c> p i e r n e K o n g r e - g a t i o n s m i l l i a r d e, an die verfehlte Art der Treu » n n g v o n K i r ch e und Staat, an dos antokra- t i s ch e Gesetz vom Wo ch enruhetag , daS in seiner setzigen Form n n d n r ch f ü h r b a r e Gese tz d e r A l t e r s v e r s i ch e r u n g der Arbeiter und an den von der Kammer ans Wahlrücksickste» im Schnelltempo an genommenen Entwurf der progressiven Einkom ni e n st e n e r. Lauter parlamentarische Mißgeburten der Neuzcit. Also man atmet auf, daß das Palais Bourbon ver waist ist. Die Abgeordneten kühlen ihren Reformeifer in den Seebädern ab. Die Minister reisen und pflegen in dialektisch gewandten »nd politisch harmlosen Reden ihre Reklame. Ter Ministerpräsident hat dem Schluß des Kon gresses der mächtigen Nnterrichtsliga angewohnt und den Hyperlaisierern ein paar beruhigende Worte gesagt. Denn der Kamps gegen das von den Radikalen schon längst tot gesagte „schtvarze Gespenst" glimmt unter der Asche immer noch weiter. Das zeigt sich wieder in dem plumpen Ver- such (der alle Mediziner gegen sich hat), die Schwestern ans den Privatkliniken zn vertreiben, wie man sie zum Leidwesen der Kranken > ns den öffentlichen Spitälern verjagt hat. Finanzminister Klotz beschwichtigte in einer Vakanzrede die Besitzer der französischen Staats- renle. deren gegenwärtiger Tiefstand die Gemüter erregte. Merkwürdig, Herr Klotz luchte den schwankende» Kredit mit einem gewaltigen Aufstrichen des Handels und der In dustrie zu erklären. Die offizielle Statistik der letzten sechs Monate bat ibn dementiert. Ausfuhr und Einfuhr stag nieren, die Geschäfte sind hier seit einem Jabr sehr flau. Mit seiner Auffassung kontrastiert auch die de? Direktors der Deutschen Reichsbank, Herrn Gwiuner, der bekanntlich vom Fahre lOl I ab eine Finanzkrisis voraussagte und dessen Urteil in de» Pariser finanzpolitischen Krellen ein bober Wert beigelegt wird. Trotz des Logenwiderstaudes denkt man in ruhig wägenden politischen Kreisen ernstlich daran, die von E o m b e s a b g e b r o ch ene diplomatische Brücke m it de m V a t ikan w i e b e r a n f z n b a u e n. Eine bleibe dringender Fragen verweist ans diese Notwendigkeit. So z. B. die Protektoratsfrage der Katholiken im Orient und der sich a» sie knüpfende französische Einfluß. In Marokko ln» zurzeit die Frankreich nicht sympathisch ge sinnten spanischen Franziskaner die katholischen Knltns- dienste. Die Verhandlungen mit Rom müßten entweder durch einen vermanenten Vertreter oder durch einen anßerordent lieben Gesandten wieder a. fgenominen werden. Die Namen sind verschieden, der MaudatSckzarakter ist derselbe. Der Laienstaat, belfern die Hetzjakobincr. kann eine religiöse Mackst nicht anerkennen. Das ist natürlich Nnfinn! Mit jemand verhandeln beißt noch lange nickst, die Lebren dieses Jemanden zu seinen eigenen machen sondern einfach die Lösung gemeinschaftlicher Interessen anstrcben. Die Kollege» der Jungrepnblik Portugal sind noch antikleri kaler und haben ihren vatikanischen Minister doch auf seinem Posten belassen, weil es die religiöse Lage der Kolonien erfordert". Für Frankreich liegen die Verhältnisse ähnlich, und es wiid sich fügen müssen. ——- HL