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Dresdner Journal : 30.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189606304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960630
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-30
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 30.06.1896
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vez«»«»ret»: Für Dresden vierteljährlich L Mart du Ps, bei den Xaijn- lich dculicheii Popanstalten vierteljShrllch L Mart; außer halb des Deutschen Reiche- Soß» und Stempelzuschlag. Eiozelne Nummern: tu Pf. Erscheine«: Täglich mit Au-nahmc der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr -Anschluß: Nr12»ä Ankk«»t««n«»««dttzrrn: Für den Raum einer gespal tenen Zeile Ueiner Schrift LU Pf Unter „Eingesandt" die Zeile bv Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz entfpiechender Aufschlag. Her«n»«ehrr: Königliche Expedition des Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr. LV. Fernspr -Anschluß: Nr1?Ü5. 149. Dienstag, Len 3V. Znni, abends. 189«. Nestellungen auf das „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden znm Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für DreSde«: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für aus wärts: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 3 M. Königl. LkPedition -es Dresdner Journals. Departtweul de» Kult«» uns öffentliche» Unterricht«. Z u besetzen: tue L ^ehrerstelle an der Kirchschule zu Bären stein. Kollalor: dir oberste Schulbehörde. Einkommen: außer frrier Wohnung im Schulhause lLvu M. Jahretarhalt. Bor- schristSmäßige Bewcrbnngrn sind bis zum 10. Juli an den königl Btjirk-schulinfpeltor Schulrat Schreyer in Annäberg einzureichen. Nichtamtlicher Teil. AuS Frankreich Amtlicher Teil. Dresden, 26. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädiast geruht, die Kaufleute Emil Tippmann, Richard Bretschneider und Arthur Prenzel in Chemnitz bis Ende September t897 zu stellvertreten den Handelsrichtern bei den Kammern für Handels sachen im Landgerichte Chemnitz zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigft zu genehmigen geruht, daß der Photograph Erwin Rau pp, in Firma Hugo Engler Hofphotograph Nachfolger, in Dresden die ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen - Meiningen verliehene goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen gernht, daß der Schriftsteller vr. pbil. Max Oberbreyer in Leipzig die ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Anhalt verliehene Jubiläums medaille annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädiast zu genehmigen geruht, daß der in Sachsen staals angehörige Vorsitzende im Direktorium der Firma F. A. Krupp in Essen, Geheime Finanzrath a. D. Jencke, das ihm von Sr. Hoheit dem Fürsten von Bulgarien verliehene Großkreuz des Civilverdienst- ordenS annehme und trage. WekanrrLrnachung. Die Kölnische Feuerversicherung-Gesellschaft Colonia hat an Stelle ihres bisherigen hierländischen Bevollmächtigten Cäsar Brockhaus in Leipzig die Inhaber der Firma Dieckmann u. Tilger, die Herren Theodor Dieckmann und Gustav Tilger, beide in Leipzig, zu neuen Bevollmächtigten für das Königreich Sachfen erwählt. Gemäß tz lO Absatz 2 der Ausführungsverordnung zum Gesetze über das Mobiliar- und Privat-Feuer- versicherungSwesen vom 20. November 1876 wird solches mit deni Bemerken hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die unterzeichnete Königliche Brandversicherungs-Kammer die genannten neuen Be vollmächtigten in der ihnen übertragenen Eigenschaft bestätigt hat und die Verpflichtung derselben beim Stadtrathe zu Leipzig erfolgt ist. Dresden, den 27. Juni 1896. Königliche Brandversicherungs-Kammer. L5l6 Schwedler. Leonhardi. Srnevnauge«, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Kinanzen. Bei der Po st Verwaltung ist ernannt worden: der Kassierer de- Borschußverein- zu Krögis Friedrich Hermann Walther als Postagent in Krögis. wird über mehrere Reden von politischer Bedeutung berichtet. So hat in Nancy der Minister des Innern Barth ou eine „große" Rede gehalten, in der er daS Verhältnis der Regierung zu den extremen Parteien links und rechts klarzustellen sich bemühte. Mit be sonderer Schärfe kennzeichnete der Minister des Innern bei dieser Gelegenheit die Scheidungslinie zwischen dem Ministerium und den Kollektlvisten der sozialistischen Partei, deren Bestrebungen und Ziele er als Trugbilder und Utopien brand markte und in entschiedenster Weise zu bekämpfen sich verpflichtete. Der Hauptzweck der Rede war aber, wie man bei einer Durchsicht derselben ofort bemerken wird, ein anderer. Dieser Zweck bestand offenbar darin, der äußersten Linken bei ihrem bereits ange kündigten Versuche, die Stellung des Ministeriums durch eine Interpellation über die „klerikal-monarchi stische Gefahr" zu erschüttern, den Boden im Vor hinein abzugraben. Bis zu einem gewissen Grade hat der Minister den Zweck seiner Rede gewiß auch erreicht. Denn der Eindruck seiner Worte ist zweifellos der, daß das Ministerium Meline meist daran denkt, sich von den klerikalen Anhängern der verschiedenen Kronpräten denten ins Schlepptau nehmen zu lasten und die klerikale Bewegung zu begünstigen. Der Minister war dabei so vorsichtig, bei der Nennung dieser Parteiströmungen das Wort „klerikal" nicht in den Mund zu nehmen, um nicht die Kirche selbst zu ver letzen und ihren Widerstand gegen die sie bedrückenden Gesetze noch weiter an^ufachen. Die Kirche braucht also die Absage des Ministers Barthou nicht als für sie. vestimmt anzusehen und dagegen zu reagiere», »MidLN' -A. -kau« und -wird ck «ohlw.iÄich den Verfechtern der Monarchie und den un genannten „verstockten Reaktionären" überlassen, den ihnen von Ler Regierung hingeworfenen Fehdehandschuh aufzuheben. Die Monarchisten sind allerdings alle ausnahmslos zugleich auch Ver fechter der klerikalen Weltanschauung, aber nicht alle Diener der Kirche sind nach der Auffassung der katho lischen Hierarchie Vorkämpfer der Monarchie und Träger der Reaktion. Die Rede des Ministers wirkt also nach beiden Seiten. Die Radikalen erblicken in jedem katholischen Geistlichen einen erklärten Feind der Republik und der Freiheit und zugleich Anhänger der Monarchie, sie müssen also sich für zufrieden er klären, wenn die Regierung von einer Gesinnungs verwandtschaft mit den „Monarchisten und Re aktionären" nichts wissen will, während die franzö sischen Bischöfe als treue Diener Frankreichs auch in seiner gegenwärtigen republikanische» Staatsverfassung gelten wollen und daher sich nicht zu den verleugneten Monarchisten und verstockten Reaktionären zu rechnen brauchen. Die Radikalen um Bourgeois herum können daher das Ministerium Meline nicht als Beschützer der monarchistischen und reaktionären Anschläge be kämpfen und der katholische Klerus ist nicht gezwungen, im Ministerium den Feind seiner kirchlichen Politik zu erblicken und die Regierung als kirchenfeindliche zu befehden. Natürlich ist es eine andere Frage, ob die „klerikal- monarchistische Gefahr ', die aus der planmäßig vom katholischen Klerus betriebenen Mißachtung des Ver botes der öffentlichen kirchlichen Umzüge für die Re publik entstehen kann, durch die Rede des Ministers Barthou geringer geworden ist Der Minister ver sicherte feine Zuhörer, daß er den Staatsgesetzen nach allen Seiten hin Achtung und Geltung verschaffen werde, und es sind auch schon einigen gegen jenes Verbot handelnden Geistlichen Geldstrafen zudiktiert, welche darthun sollen, daß die Regierung auch durch die That ihre streng republikanische Gesinnungstrene zu erhärten trachte. In Wirklichkeit kommt es jedoch nach der Lage der Dinge in Frankreich nicht so sehr darauf an, daß einige Anführer der kirchlichen Umzüge als „Märtyrer" die ihnen auferlegten mäßigen Geld bußen aus den freiwilligen Liebesgaben ihrer Freunde entrichten, als vielmehr darauf, daß die Reg.erung künftighin durch die Haltung der lokalen Behörden jede weitere Verletzung jenes Verbotes za verhindern sich verpflichtet fühlt. Und ob dies geschehen wird, ist mehr als zweifelhaft, wenigstens so lange als das Ministerium Meline in dec Kammer auf die Unter stützung der Monarchisten angewiesen ist: Je ent schiedener die Regierung jede Gemeinschaft mit den Sozialisten und ihren radikalen Freunden in der Kammer von sich weist, um so mehr muß sie bedacht sein, die klerikalen Gesühle der Monarchisten nicht zu verletzen. Das Ministerium Meline ist und bleibt ein Kampfkabinett, dessen Waffen gegen die radikal sozialistische Umsturzpartei gerichtet sind, und daher muß es die „Monarchisten und verstockten Reaktionäre" mit Belästigungen durch die staatlichen Vollzugsorgane verschonen und ihnen bis zu einem gewissen Grade die freie Bethätigung ihrer religiösen und politischen Gefühle und Bestrebungen zugestehen. Hierin liegt aber die eigentliche Gefahr, die aus der von einem Teile des Klerus geschürten Bewegung gegen die staatliche Autorität für die republikanische Staatsver- fasfung entstehen kann. Jetzt ist die Regierung zwar noch im stanve, dieser Bewegung, wenn sie ernsthaft will, die Spitze zu bieten, ob sie es aber auch in der Folge vermögen wird, wenn der Einfluß des Klerus überhandgenommen und sich ganz offen in den Dienst der monarchistischen Propaganda gestellt haben würde, das muß allerdings stark bezweifelt werden Tagesgeschichk. Deutsches Reich. Berlin Se Majestät der Kaiser trafen am Montag früh um 2 Uhr auf der Jacht ,Hohenzollern" wieder im Hafen zu Kiel ein. Gestern morgen um H tO Uhr empfingen Se. Majestät der Kaiser daselbst Se. Königl. Hoheit den Prinzen Ludwig von Bayern. Um 10 Uhr verließ der Prinz die ,Hohcnzollern" und reifte al-dann nach München zurück Ihre Maicstät die Kaiserin kehrte gestern früh gegen 8 Uhr aus Plön nach Kiel zurück und begab Sich nach einem kurzen Besuch bei Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich an Bord der Jacht „Hohenzollern". Kurz vor All Uhr dampfte die „Hohm- zollern" mit den Kaiser!. Majestäten an Bord in Be gleitung des Kreuzers „Gefion" nach dem Kaiser Wilhelm- Kanal ab. Nachmittags passierte die ,Hohenzollern" Rends burg, von einer großen Menschenmenge lebhaft begrüßt. Ihre Majestät die Kaiserin befand Sich an Deck und dankte unausgesetzt für die dargebrachten Huldigungen. — DaS Wetter war stürmisch und regnerisch. — Der chinesische Bizekönig Li-Hung-Tsch an g traf am Sonntag in Magdeburg ein, begleitet von dem Vertreter der Kruppschen Werke in Berlin, geh. Finanzrat Jencke. Li-Hung-Tschang begab sich zu den Werkstätten nach dem Grusonwerk, die er nebst mehreren für die brasilianische Marine angefertigten Panzertürmen eingehend besichtigte Von Magdeburg ging die Reise nach Essen, wo der Vizekönig am Abend eintraf und bei dem geh. Kommerzienrat Krupp an einem ihm zu Ehren veranstalteten Diner teilnahm. Am Montag vormittag sand auf Krupps Villa „Hüael" die Enthüllung eine« Standbildes Li-Hung-Tschang« statt Geh. Kommerzienrat Krupp hielt eine Ansprache, in der er die freundschaftlichen Beziehungen Chinas und Deutschlands hervorhob. Dann fuhr man nach der Kruppschen Fabrik, die eingehend be sichtigt wurde Abends sand auf Villa „Hügel" ein Fest mahl zu 90 Gedecken statt — Von dem geplanten Be suche Bochums hat der Vizekönig auf Anraten der Ärzte absehen müssen. — Mit dem Rücktritte des Königl Preußischen Handels- ministers o. L-^psch beschäftigt sich selbstverständlich die gesamte deutsche Presse auch heute noch eingehend. Von den übrigens zu dm verschiedensten Ergebnissen gelangenden Betrachtungen sei nur die nachstehende der „Berliner Neuesten Nachrichten" erwähnt, von welchem Blatte man zuweilen annehmen darf, daß es mit dem Fürsten Bismarck Beziehungen unterhält. Das gmannte Blatt schreibt: „Hr v. Berlepsch trieb schon al» Regierungs präsident in Düsseldorf seine eigene Sozialpolitik, in der er sich, gedeckt durch seine Freundschaftsbeziehunaen zu Hrn. v Rottenburg, mit den Intentionen und Beschlüssen des StaatsministerlumS mehrfach in direktem Widerspruch befand. Nach dem Thronwechsel von 1888 gehörte er alsbald zu jener Grupp« „unverantwortlicher Ratgeber", die wie Geheimrat Hintzpeter, Maler v. Heyden u. a. die Krone in eine Richtung der Sozialpolitik drängtm, die zu der bis dahin vom gesamtm StaatSministerium einmütig unterstützten Sozialpolitik des leitenden Staatsmannes in direktem Gegensatz stand Da Hr. v. Berlepsch der vor nehmste dieser Gruppe war und er seine Ratschläge auf seine Erfahrungen als Regierungspräsident eines der industriereichsten Bezirke des Lande» basierte, so war e» natürlich, daß Fürst Bismarck, der die Verantwortlichkeit, für Maßnahmen, die er al» unheilvolle betrachtete, nicht tragen wollte, dem Könige vorschlug, Hrn. v Berlepsch zum Handelsminister zu ernennen, um ihn damit die Verantwortlichkeit für feine Ratschläge übernehmen zu lassen Die Berufung des Hrn. v. Berlepsch geschah somit auf Antrag des Ministerpräsidenten Der Umstand, daß die Krone hierauf einging, machte es allerdings für jedermann erkennbar, daß zwischen den Auffassungen der Zwecke und Aufgaben des Staate», wie sie einerseits bei Kaiser Wilhelm II, ande^-q beim Fürsten Bismarck beftandrn, sich- rin« t>r>^ beruft zu öffnen begönnert hatte, die sich binnen kurzem als unüberbrückbar er weisen mußte." — Der Gouverneur von Ostafrika, Major v Wiß mann, ist am Sonntag mit seiner Gattin aus der Schwei; in Berlin eingetroffen. — In der „Nordd. Allg Ztg." ist zu lesen: „Leider hat der Reichstag den Beschluß seiner Kommission auf Streichung des Ehescheidungsgrundes wegen unheilbarer Geisteskrankheit aufrecht erhalten Da dieser Beschluß nur mit geringer Majorität erfolgt ist, so geben wir die Hoffnung nicht auf, daß die dritte Lesung ein anderes Resultat ergeben wird, über diesen Ehescheidunasgrund wird seit mehr al» 100 Jahren gestritten; jedenfalls hat die Reichstagsdebatte keine neuen Gesichtspunkte gebracht Justizminister Schönstedt hat treffend den Vorwurf zurückgewiesen, dieser Ehescheidungs grund verstoße gegen die Anforderungen der Religion und die Lehren der christlichen Kirche. Tas katholische Kirchen recht muß selbstverständlich bei seiner Auffassung von der Ehe als Sakrament diesen wie jeden anderen Ehe- scheidungsgrund verwerfen Eine Übereinstimmung zwischen dem staatlichen und katholischen Kirchenrecht hat hierin niemals bestanden, und die protestantische Kirche hat in ihrer überwiegenden Mehrheit schon im Mittelalter und namentlich zu der Zeit, wo die Reformatoren selbst noch in der Lage waren, sich hierüber zu äußern, sich auf den Standpunkt gestellt, baß die Zulassung der unheil baren Geisteskrankheit als Ehescheidungsursache den Grund sätzen der christlichen Kirche nicht widerspreche Die Ebe mit einem Geisteskranken ist keine Ehe. Tas in der Ehe Kunst und Wissenschaft. Uhehe. Am 23. Dezember v. I. wurde durch den Chef der Station Kilossa, den Compagnieführer v ElponS, mit dem Sultan Kwawa von Uhehe in Deutsch-Ostafrika ein Friede abgeschlossen, welcher hoffentlich da» Ende der räuberischen Einsälle bezeichnet, mit denen die Herren de« Lande», die Wahehe, bisher die umliegenden Gebiete heim- suchten und dm Handel störten. Namentlich seit 1890 hatten sich die Wahehe außerordentlich lästig gemacht. Vergeben« zog der Kommandeur der Schutztruppe, v. Ze- lew«ki, i. I 1891 gegen sie; er wurde am 17. August 1891 bei Rugaro von den Wahche überfallen und dessen Ex pedition vernichtet. Der Gouverneur Frhr v. Cchele machte diese Niederlage auf seiner 1894 unternommenen Expedition durch die Erstürmung und Zerstörung der Hauptstadt Kwiringa am 30. Oktober genannten Jahre« wett Bis zu diesen Expeditionen war e« nur wenigen Reifenden vergönnt, in Uhehe einzudringen, und so erklärt e« sich, daß ein der Küste vcrhaltnitmäßig so nah« ge legene« Land bisher auf der Landkarte al« ein weißer Fleck sich abhob. Durch die Expeditionen und durch die Errichtung der Station Kilossa und der Ulangastation in dm im Osten von Uh«he liegenden Landschaften ist diese« Land bekannter geworden Zwei wichtige Beiträge zur besseren Kenntni« diese« Lande« veröffentlicht da« jüngst erschienene Heft der „Mitteilungen von Forschung«reismdm und Gelehrten au« den Deutschen Schutzgebieten", die al« wissenschaftliche Beibeste dem „Deutschen Kolonialblatt" beigegeben werden Diese Beiträge rühren von berufenster Seite her, dmn sie haben die obengenannten Offiziere, Oberst ». Echele und Compagnieführer » Elpon«, zu Verfassern; sie zeigen uns, daß Uhehe zu den wertvollsten Teilen unsere« ost afrikanischen Schutzgebietes gehört. Zum Verständnis der Namm sei bemerkt, daß bei den Bantustämmcn, zu denen die Bevölkerung des Schutzgebiete« größtenteil« gehört, das Land mit U, das Volk mit Wa und ein Einzelner mit M bezeichnet wird, sodaß also die Worte Uhehe, Wahehe und Mhehe soviel als Land, Volk und Mann von Hehe be deuten Uhehe ist ein Hochland, da«, nordöstlich vom Nord ende de« Nyassasee« gelegen, sich über den Oberlauf de« Ruaha bis m da» Ouellgebiet de» Mukundokwa ausdehnt An der Ost- und Südseite wird e» durch hohe Rand- aebirge begrenzt, die aus den niedrigeren, dort angrenzenden Landschaften steil aufsteigen und sich erst in südlicher, dann in westsüdwestlicher und südwestlicher Richtung hinziehen; im Norden und Westen sind die Grenzen des Lande» in folge de» allmählichen Vordringens der Herrschaft der Wahehe wmiger genau bestimmt. Der nördliche Teil de« östlichen Randgebirge», von dem südöstlich von Mpapua gelegenen Gombo See bi« zum Ruaha, ist al« Ruhebo- Gebirge bekannt; im Südwestrn trifft da« Randgebirge mit dem Nordende de« Livingstone-Gebirge« zusammen und bildet mit diesem nahe der Nordostecke de« Nvassasee« ein bedeutende« Hochgebirge Fast überall besteht das Randgebirge au« mehreren parallelen Ketten, deren Gebirglgehänge schroff abfallm und die vielfach von Flüssen und Bächen durchbrochen werden, welch' letztere dem System de« Ruaha und dessen HauptflromeS Rufiyi angehörm So mtfteht ein Gewirr von Läng«- und Querthälern, von tiefeingeschnittmen Schluchten, vereinzelten Kuppm und steilen Felsen Die Daßhöhm reichen stellen weise bi« 2000 m hinauf, die Thäler liegen bi« 800 in koch Die Hänge und Kämme der hauptsächlich au« Gnei« und Quarz bestehenden Randgebirge find teil« mit lichtem Walde oder dichtem Gebüsch, teil« mit kurzen, aber nahrhaften Gräsem bedeckt, die nebst dm unter diesen ver- streuten Blumen sehr an die Flora unserer norddeutschen Wiesm erinnern Ter kulturfähige Boden ist roter Laterit und in den Thalern zum Teil das Produkt von Anschwemmungen, daher auch tiefgründig Diese Bodenverhältnisse haben hier in Verbindung mit der reichlichen Bewässerung eine üppige Vegetation zur Folge. Ter Baumbestand wird höher und reicher, dichtes Unterholz und Schlingpflanzen verhindern oder erschweren da» Fort- und Durchkommen ebenso, wie an anderen, bruchartigen Stellen das hohe GraS und übermannshohe Schilf auf sumpfigem Unter gründe Diese Thaler enthalten da« denkbar beste Kultur jand, das sich nach dem Urteile de« Frhrn v. Echele zweifellos für den Anbau von Kaffee, Thee, Kakao und vielleicht auch Tabak eignet, zumal der große Wasser reichtum bei beträchtlichem Gefälle die künstliche Be- wäfferung außerordentlich begünstigt. DaS Plateau von Uhehe, welche« vom Ruaha und dessen Nebenflüssen entwässert wird, hat eine mittlere Höhe von 1200 bi« 1500 m und wird von einzelnm, noch 300 bi« 500 m höher aufsteigen den Kettm durchzogen, zwischen dmen sich wellenförmige» Hügelland au«drhnt Aus den flachen Kuppm diese« Hügel- lanoe» find, weithin sichtbar, einzelne Temben erbaut; der Mhehe liebt einen nach allen Seiten hin freien Aus blick Die höheren Kettm sind mit Busch und lichtem Gehölz oder mit Steingeröll und niedrigem Grase bedeckt Da« wellenförmige Hügelland hat eine fruchtbare Acker krume, die zwischen rotem Lateritboden und — mehr in dm tieferen Thälern — humu«reichem AnschwemmunaS- bodm wechselt Der Wasserreichtum ist auch hier be deutend; auch in der trockensten Jahreszeit, Ende No vember, führen die größeren Flüsse noch reichlich Wasser Selbst unter dm jetzigen Verhältnissen könnte rin großer Teil de» Lande« für dm Ackerbau benutzt werden und daneben unzähligen Viehherden Nahrung bieten I» den Thälern könnten Baumwolle und Rei« m Massen erzeugt, in dm höheren Gegenden Sesam, Erdnüsse re angebaut werden Bei fortschreitender Kultur könnte durch Ver besserungen und künstliche Bewässerung noch viel mehr er reicht und für eine nach Millionen zählmde Einwohner schaft die Möglichkeit der Existenz geschaffen werden. Die jetzigen Bewohner des Landes, die Wahehe, sind ursprünglich nicht der herrschende Stamm gewesen. Ungewiß ist, ob sie mit dm Mahenge und Wadena, ihren Nachbarn im Osten und Westen, stammverwandt sind, oder ob sie ein Teil de» Sulustamme« sind, der in den 50er Jahren diese« Jahrhunderts au« seiner Heimat im Süden de« Sambesi aufbrach und durch das Hochland von Lstafrika nach Nordm zog, sich hier in Uffangu, dem heutigen Uhehe, niederlaffend und die Waffangu i*r- drängmd, die teil« nach Nordosten, nach dem Thale de» Mukundokwa, auswichen, teil« nach Westen in daS Mpondoland zogm, wo sie unter Merere heute noch wohnen Unter dm Gefallenen in Kwiringa fand v. Eipons einzelne Leute mit autgefprochmem Sulutypu«, die sich auch durch gelbliche, rötlich«, überhaupt hellere Hautfarbe au«zeichnetm; auch erinnert die Art de» An griff« der Wahehe sehr an die Taktik, welche ihrer Zeit die Sulukrieger Cetschwajo« im Kriege grgm die englischen Truppen befolgten Im allgemeinen ;edoch erinnert da» Au«sehen der Wahehe nicht an die Sulu, obwohl die« noch kein Bewei« gegen die Abstammung der ersteren von letzteren ist. Die Wahehr, ein ausfällig schöner, großer Menschenschlag von ebenmäßigem, schlankem Körperbau und gut geschnittenen Gesicht«zügm, welch« dm eigentlichen Reaettypu« nur wenig zeigen, sind wohl kriegerisch und :ui">r, aber al« Landbebauer faul. Die Ackerarbeit über lassen sie dm Sklaven und Frauen, und um letztere zu erhalten, suchten sie eben ihr« Nachbam mit Raubzügen heim, bei welchen sie Krieg»gefangen«, namentlich Weiber, in großer Zahl mit sortschleppten, aber auch an Vieh und Nakruna«mitteln Mitnahmen soviel sie fortbringm konnten Dieser Fraumraub mußte eine starke Blutmifchung zur
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