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Weißeritz-Mullg O ' 84. Jahrgang Sonnahend den 23. März 1918 abends Nr. «9 und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile SO Pf. Inserat« werd«» .W 20 Pf., solche aus MM« Amtshauptmannschap mit 15 Pf. die Spaitzeile oder deren Nanni berech ¬ net. Bekanntniachungen auf der ersten Seite (nm 'v von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 65 bez. SO Pf. - Tabellarisch« ,W«ih«ritz° Zeitung- erscheint täglich mit Aus- nabme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausgc- geben. Preis vierteljähr lich einichlietzl. Zutragen 2,40 M., zweimonatlich 1,60 M., einmonatlich 80Pf. Einzel-Nummern — d ÄMidm M Am str Hstwmik, WMq L II Amtsblatt für di« Königliche Amtshauptmannschast, La- Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde Mit achtseitigem „Illustrierten Nnterhaltungsblatt" und Unterhaltung e age. US« dl« Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine ara Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehns m Dippoldiswalde^ Dresden, am 21. März lSI8. Diphtherie-Sern» mit der KontroUnummer: 255 „Zweihundertsünfundfünfzig" au» dem Sächsischen Srrumwrrk in Dresden ist wegen Abschwächung zur Einziehung bestimmt worden. IAi«m»vIr den 27. März 1918 vormittag» 11 Uhr öffentliche BeMsausschusMung im amtshauptmannschaftlichen Sitzungssaale. schule durch eine einfache Feier das Schuihalbfahr 1S!7/lS. Herr Oberlehrer Schreck entlieh die abgehenden Schüler und gab ihnen folgende Mahnung mit auf ihren ferneren Lebensweg: Erhalten und mehren Eie Ihr Wissen, fetzen Sie es um in die Tat, und fetzen Sie es um in eine« sittlichen Charakter. Für hervorragende Leistungen erhielt Herr Anton Menning aus Szanie» in Ungarn da» Diplom der Schule. Außerdem wurden folgenden Herren Be lobungen zurrkannt: Leopold Bienert au» Gutenstei« tu Oesterreich, Johann Epple aus Altstetten in der Schweiz, Hermann Heilmayer aus Salzburg, Otto Hübsch aus Meierndorf in Bayern, Maximilian Ladenburgrr au» Heimatsmühle in Württemberg und Johann Greisen^«« Echternach in Luxemburg. Das Sommerhalbjahr, zu dem erfreulicherweise schon eine Anzahl Anmeldungen ringen gangen sind, beginnt am 15. April. — Nach einer vorausgegangenen Vorstandssitzung hielt die Unterhaltungspenossenschast für die Rote Weitzeritz am 22. d. M. in Schmiedeberg ihre diesjährige Mitglieder versammlung ab, die vom Vorsitzenden, Herrn Bürger- meister Jahn, eröffnet und geleitet wurde. Vertreten waren 23 923 Stimmen. Die geprüfte 1916er Jahresrechnuug wurde richtig gesprochen und dem Schatzmeister Entlastung erteilt. Die Beiträge auf das Jahr 1918 sollen in An betracht der Fortdauer des Kriege» wiederum nur nach l/2 Pf. für eine Beitrags-Einheit erhoben werden. Der Haushaltplan, abschlietzrnd mit 368 M. 28 Pf. Bedürf nissen und mit ebensoviel Deckungsmitteln, fand Genehmi gung, ebenso der Vorschlag, au« der Hauptkasse wird« einen größeren Betrag der Rücklagekasse zuzuführrn, um bei notwendigen Arbeiten am Wasserlaufe Mittel verfüg bar zu haben. Als Rechnungsprüfer für die abgelegte 1917er Rechnung wurden abermals die Herren Kaufman« Ernst Schmidt-Dippoldiswalde und Fabrikbesitzer Nitzsche- Obercarsdo.f gewählt. — Bäckermeister Paul Krönert (Jäger) erhielt d« Eiserne Kreuz 2. Klasse bereits vor mehreren Wochen. — Eine freie Scholle hat sich der deutsche Bauer im Laufe des Krieges schaffen können. Seiner rastlosen, un ermüdlichen Tätigkeit verdankt da» deutsche Volk nicht zum wenigsten, daß es vier lange Jahre durchhaltrn konnte. Die Bewirtschaftung des Landes war aber nur möglich, weil deutsche Soldaten mit ihren Leibern einen eiserne« Wall bauten, hinter dessen Schutz der deutsche Bauer un- gestört für sich und für das deutsche Volk arbeiten konnte. Wie aber der deutsche Soldat den deutschen Bauern schützt, o muß umgekehrt der deutsche Bauer für dar Heer sorge«. Er darf den Ruf des Heeres nach Waffen nicht ungrh-ck verhallen lassen. Er muß zeigen, daß er als tüchtig« Mitstreiter im Kampfe gegen den Feind das Gebot dir Geologie^ Klima, Bevölkerung, Leben und Treiben und innere staatliche Verhältnisse Indien», die uralte Kultur dieses Landes und ging dann näher ein auf die Zeit, da die Ostlndische Kompanie und damit schließlich Eng- land die Hand auf Indien legte. Und was hat England daraus gemacht. War Indien früher das reichste Land der Erde, so ist es heute das ärmste, und England ist das reichste. Das tägliche Durchschnittseinkommen der indischen Bevölkerung betrögt heute ungefähr 6 Pfg. Während in Indien früher, zur Zeit seiner Selbstverwaltung, auf etwa 400 Einwohner eine Schule kam mit unentgeltlichem Unterricht, wendet England für Schulzwicke jährlich pro Kopf 10 Pfg. auf, und in den unter seiner direkten Ver waltung stehenden Landestetlen Indiens können 90 Prozent der Einwohner nicht lesen und schreiben. In den indischen Fürstentümern sind die Verhältnisse viel, viel besser. Eine furchtbare Plage für das Land wurden die früher so selten wie anderwärts, seit der englischen Herrschaft aber in immer kürzer werdenden Zwischenräumen auftrrtenden Hungersnöte, die nicht etwa eine Folge des Mangels an Nahrungsmitteln, sondern in erster Linie eine Folge Ler Verarmung des Volkes sind (müssen sich doch schon in normalen Zeiten in Indien 40 Millionen Menschen mit einer Mahlzeit täglich begnü-rn), und die nach englischer Quelle allein in der Zeit von 1876 bi« 1900 26 Millionen Menschen forderten. Empörend ist das alles, und empörend sind die Mittel und Wege, die England einschlug nur, um seinen Vorteil zu wahren, um große Reichtümer an zusammeln. Und so ist zu verstehen, wenn in Indien die größte Erbitterung gegen England herrscht und der Wunsch besteht, sich von ihm zu befreien. Der Weltkrieg kommt diesem Bestreben zu Hilfe, wenn auch nicht eine Revolution möglich ist (wie man in Deutschland während der ersten Zeit der Krieges infolge Unkenntnis der Ver hältnisse annahm), da das indische Volk durch England vollständig entwaffnet ist. Das Ziel wird vielmehr er strebt durch eine großartige Organisation, die ermöglicht wurde dadurch, daß die führenden Männer und die Volks- massen alle Meinungsverschiedenheiten religiöser und sonstiger Art zurückstellen und sich nur als Inder fühlen, also durch — Einigkeit. Und viel ist schon erreicht. England mußte einem waffenlosen Volke Zugeständnisse wichtigster Art machen, ein sichere» Zeichen, daß der eng lische Stern im Sinken ist. Die Selbstverwaltung Indiens ist, so führte Redner aus, nur noch eine Frage kurzer Zeit. Damit ist aber auch für Deutschland die Gelegen- heit gekommen, und zwar die letzte Gelegenheit, dieses für den Weltmarkt so wichtige Land zu sich herüberzu ziehen und damit zu verhüten, daß es sich an Japan anlehnt. Deutschland müsse deshalb beim Friedensschluß für Indien eintrrten. Möge Deutschland die alte Ver bindung zwischen Abend- und Morgenland wieder Her stellen. Mit der Bitte um Beitritt zu einer in Berlin gegründeten Gesellschaft zur Förderung der deutsch-indischen Annäherung schloß Herr Kaundynia seine von hoher vaterländischer Begeisterung und edlem Rassenstolz ge- tragenen hochinteressanten Ausführungen, die allgemeinstes Interesse und Verständnis und reichsten Beifall fanden und verdienten, hier noch viel ausführlicher behandelt zu werden, wenn da« der Raum erlaubte. Für uns Deutsche besonder» interessant war die Kennzeichnung der gegen uns kämpfenden indischen Soldaten und die wiederholt zum Ausdruck kommende Ueberzrugung des Vortragenden, vr. A. S. vertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde, 23. März. Wohl kaum einer der zahlreichen Besucher und Besucherinnen des gestrigen Vor tragsabends de» Gewerbeoereins wird den Reichs- kronensaal verlassen haben, ohne im Innern der vom Vortragenden, Herrn Pslanzungsdirektor Kaundynia, zu Beginn seine» Vortrages ausgestellten Behauptung zuzu- ftimmen, daß man bet uns über Indien doch eigentlich noch recht wenig "wisse und d^ß da» Wenige auch noch -um Teil falsch ist, schon weil die Grundlagen diese» Wissen« meist in englischem Sinne gefärbt gewesen sind. Redner schilderte zunächst die geographische Lage, Größe, Auch ein Dreiklang. (Zur Konfirmation.) Der berühmte Kirchenhistoriker Karl von Hase hat ein mal gesagt, die Konfirmation sei auf dem Wege, tatsäch lich „ein Sakrament de» neueren Protestantismus" zu werden. Das ist nun freilich nicht geschehen, aber ein goldenes Wahrheitrkorn liegt doch in diesem absichtlich zugrspitzten Ausspruch. Kaum eine andere kirchliche Handlung ist so volkstümlich geworden, wie gerade die Konfirmation. Es ist ein Dreiklang in ihr, wie er in dieser Weise nur eben dieser «ine Mal ertönt. Kirche, Schule und Hau» reden ihre Sprache. Die Kinder haben ihre seel- sorgerlichen Vorbereitungsstunden gehabt. Sie sollten einen nachhaltigen Eindruck von der Kraft und Herrlichkeit eines schlichten evangelischen Glaubens empfangen und dabei etwa» von der Tatsache verspüren, daß Kirche und Kirch lichkeit nur folgerichtige Ausstrahlungen und Bezeugungen dieses Glauben» sind. Natürlich können die Jungen und Mädchen da am Konfirmationsaltare noch nicht das ganze tiefe Verständnis sür den starken Lebenswert der Kirche haben, aber es ist recht und gut, wenn sie in dieser feier lichen Stunde einen -kräftigen Hinweis auf kirchliche Treue und praktische kirchliche Pflichterfüllung bekommen. Man sprach in früheren Zeiten von der Konstrmationshandlung al» von einer „Ausnahme zum guten Gewissen", und sie ist auch heute noch mit in erster Linie «ine herzliche Mahnung zum guten kirchlichen Gewissen. Für viele Tausende von deutschen Kindern ist nun auch gleich der Zeitpunkt der Schulentlassung da. Muß auch reichlich für Beruf und Lrben weiter gelernt werden, so hat doch die Schule ihre elementaren Bildungsgrundlagen gegeben, sie hat an und mit den Kindern ein bestimmtes und wichtiges Ziel er reicht. Auch die Schule hat es in einem hohen Grade mit der Seele des Kinde» zu tun, und die Konfirmation ist wie ein freundlich ernster Appell, daß Kirche und Schule immrr tunlichst Hand in Hand gehen möchten. Und als dritte« im Bunde da« Haus! Die Eltern — der Vater ist vielleicht im Felde — umranken ihr Kind mit allen guten Wünschen und tzossnungen. Sie möchten, daß die Saat von Schule und Kirche wirkliche Lebenssrucht werde. Sie denken an tausenderlei, und die Liebe ver klärt auch so manche Sorge wegen de» Kinde«. Wohl dem Kinde, da» in christlicher Häurlichkeit eine wirkliche sonnige Kindheit hatte! Das leuchtet nach bis in ferne, späte Lebenstage ... Kirche, Schule und Haus! Gottes Segen über diesen Dreiklang am Konsirmationstage! Auch in kriege- schwerer Zett soll der Konfirmationssegen seine volle Kraft entfalten, ja da erst recht! Bei jedem Bankier, jeder Bank, Postanstalt L Sparkasse,Versicherungsgesellschaft,Kredit genoffenschaft wird Kriegsanleihe gezeichnet! daß es mit England mit Gewalt bergab gehe und dich hierzu ihr gerüttelt Maß die deutschen Untrrseeboole bet- tragen; daß es sich nur noch darum handeln könne, «ine verhältnismäßig kurze Zelt auszuhalt,n und — möchten wir hinzufügen — die erforderlichen Gelder durch Krieg»- anleihezeichnen aufzubringen. — Wie der' Vorsitzende, Herr Teicher, am Schlüsse des Abend» bekannt gab, hab« wir noch einen interessanten Vortrag zu erwarten, indem Herr Fliegerleutnant Merz seine Erlebnisse in lang« Kriegrg-fangenschaft zum besten geben wird. — Unt« den zahlreichen Lichtbildern waren herrliche Sachen. Dm Apparat bediente wieder Herr Undeutsch. — Am 20. März beschloß die Deutsche Müller Dresden, am 21. März 1918. Ministerium des Innern. , «KL, BAU' Weitere amtliche Bekanntmachungen stehen heute i« der Beilage.