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SiWscheWkWtmg B«,u,Spr»t«, I»«»-,»« L «u L »eUagen Dresden nnd gau» Den in Oesterreich 4,4V L I ««Saab, » nur mit Feierabend dlertelj!tbr«> » io 4,. gn l ei Hau» »,S» L;I Saab, » nur mit Feierabend vierteljährlich 1,8» 4«. In Dresden und aa>^ Deutschland frei Hau» »,»» 4t; tn Oesterreich 4,07 L. — Linzel-Nummer 1» 4. I Wochentag» erscheint die Leitung regelmtitzig tn den ersten I NachmittagSstunden: die Soimabendnummer erscheint später. I Nr. 122 Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltung»-«»«»-« Die illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend - «ettt-SvalUette LO Im ReNameteil «0 F > I gescoene dxz Leiter nicht übernehmen. von GeschSftsstelle und Redaktion Dresden»A. 16, Holbelnftrahe 46 Freitag den 30. Mai 1913 Fernsprecher 1366 12. Jahrg Wochenrundschau Die Hochzeitsfeierlichkeiten am Kaiser- h o f e sind vorüber, die Gäste sind abgereist. Für die Ver- hältnisse im neuen Reich war es nicht bedeutungslos, daß bei dieser Gelegenheit der Sohn des letzten Königs von Hannover, obwohl er auf seine Ansprüche nicht formell verzichtet hat, zum ersten Male seit den: Schicksalsjahr 186« Berliner Boden betrat. Die Häuser der wölfischen und hohenzollernschen Faniilien sind in nerie Verwandtschaft- liche Beziehungen zueinander getreten, und es bleibt dem Reichskanzler nur noch übrig, für die veränderten Verhält- nisse die zutreffende staatsrechtliche Formel zu schaffen. Das; sie dem jungen Ehepaar den Zugang zum Thron in Braun- schweig erschließen wird, kann schon jetzt als sicher ange- nommen werden. Nach den erregten politischen Vor gängen des letzten Winters inußte es als willkommenes Symptom einer Entspannung der internationalen Situa tion angesehen werden, daß gleichzeitig die Herrscher Ruß lands und Englands, die maßgebenden Monarchen der Tripelentcnte, beim deutschen Kaiser zu Gaste waren. Es liegt in der Natur der Dinge, daß derartige persönliche Be rührungen auch auf die politische Haltung der Kabinette abfärben, wenn auch nur in dem Sinne, daß auf allen Seiten der Friedenswille noch etwas stärker akzentuiert wird. Gewiß hat die „Nordd. Allgem. Ztg." recht, wenn sie in der Herzlichkeit der persönlichen Beziehungen zwischen den drei Monarchen ein „wertvolles Jmponderabile für die Sicherheit des wechselseitig ungestörten Fortschrittes der großen Knlturnationen" erblickt. Ebenso wird man dein Hinweis der „Wcstminster Gazette" auf die großen Vorteile, die ein gutes Einverständnis zwischen Deutschland und England für die Welt haben könnte^ zustimmen können. Wenn so die Vermählung für innere'und äußere Politik ibrc guten Folgen hat, dann kann man dem jungen Ehe paare von ganzem Herzen volles Glück auf seinem Lebens- weg wünschen. Die Militärvorlage ist in der Budgetkommission in erster Lesung zu Ende beraten worden. Was nun? Die Ansichten der bürgerlichen Parteien gehen sehr weit aus- einander; das Zentrum hält an dem Grundsätze fest, daß keine Ausgaben ohne Deckung beschlossen werden dürfen. Tie anderen Parteien wollen die Militürvorlage auch dann bewilligen, wenn keine Einnahmen vorhanden sind: ein ganz unerhörter Standpunkt. Angesichts solcher Strö mungen muß erwartet werden, daß die Regierung mit Ent- schlossenheit und Festigkeit die Führung übernimmt, um eine Verständigung der nationalen Parteien hcrbeizu- führen. In der Presse ist wiederholt behauptet worden, für die Regierung sei doch das rechtzeitige Zustandekommen der Wehrvorlage von ausschlaggebendein Interesse; sie könnte sich deshalb mit einer wenigstens teilweise,, Ver schiebung der Deckungsfrage ohne Gefahr einverstanden erklären. DaS Irrtümliche dieser Auffassung liegt doch wirklich auf der Hand. Auch bei der Deckungsfrage handelt es sich wegen ihrer unmittelbaren inneren Verbindung mit der Wehrvorlage um eine nationale Aufgabe von größter Bedeutung. Die Wehrvorlage kann ihre volle Wirkung für unser Ansehen in der Welt nur dann üben, wenn sich mit der Parlamentsmehrheit, die sie bewilligt, zugleich auch eine Mehrheit für die Aufbringung der Kosten findet: andernfalls wird man im Inlands, noch mehr aber im Auslande, das Gefühl haben und haben müssen, daß auch die Durchführung der Wchrvorlage noch in der Luft schwebe, und daß auch in Fragen der Landesverteidigung, zu der das nötige Geld schließlich ebenso gehört wie Waffen und Mannschaften, der Parteigcist den nationalen Gemeinsinn überwuchere. Ebenso schwer aber muß für die Negierung der taktische Gesicbtspunkt ins Gewicht fallen, daß sic gerade in dieser unmittelbaren Verbindung der Wehr- und Deckungsfrage, in dein nationalen Moment, daß der letzteren durch diese Verbindung sichtbar innewohnt, das beste Mittel in der Hand hat, auf widerstrebende Parteien einzuwirken, wenigstens soweit es sich um nationale Par teien handelt. Bei einer Vertagung der Dccknngsfrag? würden die Parteien von dem Moment an in einer Weise entlastet, daß für eine rückhaltslose Verfolgung des beson deren Parteiinteresses in der Steuerfrage Tor und Tür geöffnet würde. Die Regierung hat deshalb das aller- dringendste Interesse daran, daß die Erledigung der Deckungsfrage nicht vertagt und nicht verschleppt wird. In London sind die Delegierten zur Friedens konferenz schon seit einer Woche beisammen, ohne über die Unterzeichnung des Präliminarfriedensvertrages einig ge- worden zu sein. Der Vorsitzende der Konferenz, Sir Ed ward Grey, teilte nun den Vertretern der Balkanmächte in höflicher, aber sehr deutlicher Sprache mit, daß der Wille Europas von den Besiegern der Türkei unter allen Umständen anerkannt Werden müsse und daß die Delegier ten, die nicht gesonnen seien, den fixierten Präliminar- friedenSvcrtrag zu unterzeichnen, auf keine andere Entschei dung rechnen könnten. Bis jetzt hat sich nur Bulgarien be reit erklärt, die von den Mächten gefaßten Beschlüsse anzu- crkennen, während Serbien und Griechenland eine Revision des Bündnisvertrages anzustreben versuchen. So ist zwar der Krieg beendet, aber der Friede will nicht zustande kom men. Bulgarien, das sich insofern in einer prekären Lage befindet, als es ->00 060 Mann an der Tschadaltschalmie, in Thrazien und Mazedonien auf dem Kriegsfüße belassen muß, hat sich entschlossen,, bei einer weiteren Verzögerung der Annahme des Präliminarfriedens eine bestimmte Frist seinen Verbündeten zu stellen, nach deren rcsultatlosem Ab lauf es selbständig Vorgehen und einen Separatfrieden mit der Türkei schließen will. Die Streitigkeiten unter den feindlichen Brüdern nehmen unterdessen einen immer drohenderen Charakter an. Die Spannung ist bereits so groß, daß mit dem Ausbruch eines Krieges unter den Ver bündeten selbst gerechnet werden muß. In Frankreich steht man wieder einmal unter dem bedenklichen Zeichen der Meuterer in der Armee, Toul, Belfort, Reuilly, Nancy und an mehreren andere» Orten kain es zu Soldatenunruhen und Gehorsamsverwe,- aerungen, die man in dem klassischen Lande der Revolutio nen zartfühlend als Demonstrationen bezeichnet, denen inan aber allerdings bei uns eine andere Bezeichnung beizulegen gewohnt ist. Wenn auch die Art der Disziplin in der „glor- reichen" Armee dein Temperament, der Tradition und dein Volkscharakter entsprechend eine andere ist. als bei un. „deutschen Barbaren", so sind diese Vorgänge doch nicht leicht zu nehmen und beweisen, wie wenig gefestigt die festen Bande des militärischen Gehorsams in der AMizv- sjschen Armee sind. Das Merkwürdige ist, daß die Rädels- sichrer meist vortreffliche Soldaten sein sollen, die ihren Dienst bisher in tadelloser Weise versahen. Die militari, schon Behörden haben natürlich rasch gegen die Urheber der Aufreizungen eingegriffen. Ob aber die Bewegung in der Armee leicht ans der Welt zu schaffen sein wird, ,st recht fraglich. Wenn es auch verfehlt wäre, diese Erscheinungen in der französischen Armee als Symptome einer Erkrankung des ganzen Organismus dieses Heeres zu erklären und opti- mistischc Folgerungen daran zu knüpfen, so sind diese Er- eignisse doch jedenfalls ein .Kennzeichen für die schwierige politische und militärische Lage der Republik, in der chau- schaft ringen. . ^ . Der Bürgerkrieg in Mexiko ist noch immer nicht zu Ende. Man bat die Präsidentenwahl von neuen' verschoben. General Huerta, der von England und Frank- reich bereits formell anerkannt worden ist, scheint die meiste Aussicht auf Erfolg zu haben und wird auch wohl von den Vereinigten Staaten, wenn er eine genügend schlagbercite Armee zusaiiniiengebracht hat, die bis jetzt noch verweigerte Anerkennung erhalten. In Japan ist man mit der Antwortnote der Ver- einigten Staaten in Bezug auf das kalifornische Gesetz mit dem ominösen Paragraphen, der den Angehörigen der gel ben Nasse den Erwerb von Grundbesitz verbietet, sehr »nzn- sricdcn. Die Gesamtlagc droht sich kritisch zuzuspitzen, wenn auch die Hoffnung auf einen gütlichen Ausgleich schon ans dem Grunde nicht unberechtigt erscheint, weil sich beide Staaten noch voreinander zu sehr fürchten und ihrer Sache nicht so gewiß sind, daß sic das gewagte Spiel auf die Karte des .Kriegserfolges setzen möchten. Deutscher Reichstag Berlin, den 29. Mai 1913. Die Weitcrberatung des Staat San ge hörig- keitsgesetzcs im Reichstage lockte am Donnerstag wic- Spamsche Fronleichnamsfeier Von P. H. W. (Nachdruck verboten.) Seitdem auf Anregung der heiligen Juliana von Lüt tich in der dortigen Diözese 1216 das Fronleichnamsfest eingeführt und um 1264 in Erinnerung an das Wunder von Volsena vom Papst Urban IV. auf die ganze Christen heit ausgedehnt worden war, nahm dieses in den südlichen Ländern, namentlich in Spanien, den Charakter eines na tionalen Volksfestes an. Es wurde allgemeiner Brauch in den Städten, die Nachmittagsstunden des Tages, und der Oktav, mitunter selbst des folgenden Monats, durch dra matische Darstellungen zu verherrlichen. Die öffentlichen Plätze dienten als Bühne; mit möglichst großer Pracht und großartigem Gepränge fand die Schaustellung statt. Bei aller Mannigfaltigkeit der Gegenstände im einzelnen fand die Phantasie der frommen Dichter doch immer eine bestimmte, mitunter überaus frappante Beziehung zum Altarssakramente, die in diesen Stücken niemals fehlen durfte. Festspiele zu Ehren des allerheiligsten Sakramen- tres wurden sie genannt. Aarsens von Domerdyck, der 1666 Spanien bereiste, beschreibt ein solches Festspiel: „Nachmittags wurden an diesen' und vielen folgenden Tagen vor den Häusern der hohen Staatsbeamten die Autos nufgefuhrt, wobei die Zuschauer entweder auf den Bal lonen, von wo ans man einen schönen Uebcrblick hatte, oder auch auf ebener Straße standen. Musik fehlte nicht. Obwohl es helllichter Tag war, brannten Fackeln. Der König mit seinem Hofstaate wohnte, unter einem prächtigen Thronhimmel sitzend, dem Spiele bei." Die höchste Vollendung erhielten diese geistlichen Fest stücke unter der Hand des genialen Dichters Don Pedro Ealderon de la Barca. An der Schwelle des 17. Jahr- Hunderts, am 12. Januar 1660 erblickte er in der Haupt- stadt Spaniens das Licht der Welt. Seine Studien machte er bei den Jesuiten, lieber seine äußeren Lebensverhält nisse ist sehr wenig bekannt. Mit 60 Jahren empfing er die heilige Priesterweihe und erblickte fortan seinen Lebens beruf darin, das allerheiligste Sakrament zu verherrlichen. Und diesen Entschluß hat er durchgeführt und dadurch bei getragen, daß zur Zeit, wo das spanische Staatswesen rapid sank, für die Dichtung eine echte Blüteperiode anbrach und zwar eine Blüteperiode in gläubig christlicher Richtung. Die „Autos sakramentales" sind aus der iibcrflicßendcn Herzensfülle geschrieben, daS treueste Abbild einer frommen kindlich gläubigen, hochbegabten Künstlerseele. Die Beurteilung, die diese Stücke in der Nachwelt er fahren, ist sehr verschieden. Spott und Hohn ist darauf ge häuft worden, aber auch Lob und Anerkennung, selbst von Protestantischen Literaturforschcrn. v. Wurzbach urteilt, daß sie „zu den merkwürdigsten Kulturdenkmälern gehören und durch ihre Form, ihren Inhalt und Zweck die Denk weise der Zeit besser illustrieren als die ausführlichsten historischen Darstellungen." A. W. v. Schlegel sagt, Cal- deron ließ darin in seinen, religiösen Enthusiasmus „das allegorische Universum gleichsam in purpurnen Liebesflam- mcn erglühen". F- b- Schack meint: „DaS Weltall in sei- ncr tausendfachen Erscheinung wird mit dem Chore aller seiner Stimmen ein Psalm zum Preise des wunderbar Herrlichen: Himmel und Erde legen ihre Gaben vor ihm nieder, die Sterne, die nie welkenden Blumen des Him mels und die Blüten, die vergänglichen Sterne der Erde müssen ihm huldigen; der Tag und die Nacht, das Licht und die Finsternis liegen anbetend vor ihm im Staube, und der Menschcngeist öffnet seine verborgensten Schächte, um alle seine Gedanken und Gefühle in der Anbetung des Unendlichen zu verklären." Die seltsamsten Stoffe wurden von Ealderon zur Ver- hcrrlichung des Allerheiligsten herangezogen, so das Nacht- mahl des Balthasar: das Vließ des Gedeon, Amor und Psyche. Allem weiß der Dichter eine Verbindung mit den. TageSgcheimnis zu geben. Eine unerschöpfliche Gedanken- mutet dieser den nordischen Leser mitunter seltsam an. Es sind die allegorischen Figuren, die ein Befremden wach rufen. Da treten redend und handelnd vor den Zuschauer hin: die sieben Sakramente, die Tugenden, die Todsünden, der Verstand und der Wille, ja selbst die Morgenröte wird lebendig und der Krieg hält lange Reden. Von künstle rischem Standpunkte ans betrachtet, ist Ealderon hierin zu weit gegangen, allein es darf nicht außer acht gelassen wer den, daß er dem Wunsche seines Volkes dabei Rechnung trug uiid daß er in der Gestaltung dieser abstrakten Be griffe eine außergewöhnliche Meisterschaft verraten bat. Seine Autos werden, wenn auch das Verständnis un serer Zeit sich damit sobald nicht befreunden wird, ein dau erndes Denkmal hoher und edler Poesie bleiben und dazu cin rührender Beweis gläubiger Anhänglichkeit an die bei!. Kirche und frommer Liebe zum heil. Fronleichnam. In neuerer Zeit werden von katholischer Seite Ver- suche gemacht, das religiöse Drama Calderons wieder zu be- leben. So wurden im Jahre 1012, bei dem Eucharisti'a,-u Kongreß in Wien, die Geheimnisse der heil. Messe mit gro ßem Erfolge aufgeführt. Bei dem Katholikentag in Aachen hat „das große Welttheater", das in, Stadttheater aufge- führt wurde, vielen Zuschauern Tränen in die Auaen ge leitet. In Berlin besteht eine Caldcrongesellschafl, die sich die Pflege der katholischen Kunst zur besondere» Ausgabe gemacht hat. In Hannover hat cin Komitee, bestehend aus einigen katholischen Herren, Ealderons „Wunderbewen Migier" mit durchschlagendem Erfolge durch das .König- liche Hoftheater zur Aufführung bringen lassen. Warn,» ? ""deren Städten solche Versuche gemach« werden? Wie schon Ware es zum Beispiel, wenn die Erst- kom,„umkanten nach ihren. Ehrenfeste oder die katbw Fronleichnams-Nachmittage in ein solches Festspiel geführt werden könnten. Jedenfalls viel beste, als manche andere, an diesen Tagen gesuchte Unterhaltung