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WaöenauerAnzeiger MW siir Hemdt, SeismdKs, SO, MmMls, Mail, SMritz O. Amtsblatt für den Stadttat zu Rabenau. Erscheint Montag, Mittwoch und Freitag nachmittags. Abonnementspreis 1,rrO Mark vierteljährlich. — Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 15 Pfg., für auswärtige Inserenten 20 Pfg., Reklamen 30 Pfg-, im amtlichen Teil 35 Pfg., tabellarischer Satz entsprechend höher. Jeder Anspruch auf Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. — Für Fehler in telephonisch aufgegebenen Inseraten übernehmen wir keine Verantwortung. Redaktion, Druck und Verlag von Hermann Mardeck in Rabenau. Nummer 125. Fernsprecher: Amt Deuben 212« Donnerstag, den 25. Oktober 1917. Fernsprecher: Amt Deuben 212« 30. Jahrgang. Von den Kriegsschauplätzen. Großes Hauptquartier, 22. Oktober 1917. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht In Flandern schwoll gestern der Feuerkampf vom Houthoulster Walde bis zum Kanal Comines—Ppern wieder zu großer Stärke an und blieb, vielfach zum Trommelfeuer gesteigert, bis zum Morgen heftig. Heute früh haben nach bisher vorliegenden Mel dungen zwischen Draaibank und Poelcapelle französisch englische Angriffe angesetzt. Die Artillerieschlacht zwischen Ailette-Grund und Braye wurde unter stärkstem Einsätze aller Kampfmittel tagsüber und mit wenigen Pausen auch während der Nacht weitergeführt. Im mittleren Abschnitte des Chemin des Dames war besonders bei Cerny das Feuer zeitweilig sehr lebhaft. Auch in der Champagne und an der Maas hat sich die Kampftätigkeit verstärkt. Zwölf feindliche Flieger und ein Fesselballon wurden gestern zum Absturz gebracht. Oestlicher Kriegsschauplatz Die ganze Insel Dagö ist in unserem Besitz. Mehr als 1200 Gefangene und einige Geschütze wurden einge bracht und große Vorräte erbeutet. In neun Tagen führten Armee und Marine die Operationen über See gemeinsam durch, die Oesel, Moon und Dagö, dir Schlüsselpunkte der östlichen Ostsee, in deutsche Hand brachten. Ein neuer Beweis der Schlagkraft unseres Heeres und unserer Marine ist erbracht; ihr Zusammenwirken auch hier kann vorbildlich genannt werden. Mazedonische Front Im Skumbi-Tale entrissen unsere und die verbün deten Truppen den Franzosen im Angriffe einige Höhen stellungen und hielten sie gegen starke Gegenstöße. An der Straße Monastir—Resna scheiterten wieder holte Angriffe des Gegners. Der Feuerkampf blieb hier und in breiten Ab schnitten auf beiden Wardar-Ufern stark. Großes Hauptquartier, 23. Oktober 1917. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Die in Flandern zwischen Draaibank und Poel capelle sich gestern morgen entwickelnden Kämpfe dau erten bis gegen Abend. Die Ziele der französisch-eng lischen Angriffe lagen nach aufgefundenen Befehlen 2 bis 2^/2 Km hinter unserer vorderen Linie. Der anfangs nur am Südrande des Houthoulster Waldes tiefer in unsere Abwehrzone gedrungene Feind wurde durch Gegenangriff zurückgeworfen;' von den Gegnern herangeführte Verstärkungen konnten den ge ringen Raumgewinn auf höchstens 300 m Tiefe, bei 1200 m Breite nicht erweitern. Bei Poelcapelle wurden in hin- und herwogendem Kampfe gegen die vormittags und erneut am Abend vorbrechenden starken Angriffe der Engländer unsere vor deren Trichterlinien behauptet oder zurückgewonnen. An den übrigen Stellen des Angriffsfeldes scheiterte der feindliche Ansturm völlig. Tiefgegliederte Angriffe richteten sich auch gegen den Frontabschnitt beiderseits Cheluoelt. Hier brach unsere Abwehrwirkung die Kraft des englischen Stoßes, der nirgends an unsere Hindernisse gelangte. Franzosen wie Engländer hatten in unserem gegen das Kampfgelände zusammengefaßten Feuer schwere blutige Verluste und ließen Gefangene in unserer Hand. Der gestrige Schlachttag in Flandern brachte uns einen vollen Erfolg. Heeresgruppe deutscher Kronprinz Die Artillerieschlacht nordöstlich von Soissons setzte mittags mit voller Wucht wieder ein, nachdem es an dem nebligen Morgen bei geringer Feuertätigkeit nur zu Er kundungsvorstößen der Franzosen gekommen mar. Der Munitionseinsatz aller Kaliber erreichte am Abend im Kampfgebiet zwischen dem Ailette-Grund und Braye eine gewaltige Höhe. Bei Eintritt der Dunkelheit ließ das feindliche Feuer nach, um dann von Mitternacht an sich zu anhaltender Trommelfeuerwirkung zu steigern. Bei Hellwerden hatte mit starken französischen Angriffen die Infanterieschlacht begonnen. Auf dem Ostufer der Maas stürmten ostfriesische Kompagnien und Teile eines Sturmbataillons nach kräf tiger Feuervorbereitung die Höhe 326 südwestlich von Beaumont. Mehr als 100 Gefangene wurden eingebracht. Oestlicher Kriegsschauplatz Die Gesamtbeute der Operation gegen die Inseln im Rigaischen Meerbusen beträgt: 20130 Gefangene, über 100 Geschütze, davon 47 schwere Schiffsgeschütze, einige Revolverkanonen, 150 Maschinengewehre und Minen werfer, über 1200 Fahrzeuge, gegen 2000 Pferde, 30 Kraftwagen, 10 Flugzeuge, drei Staatskassen mit 365000 Rubeln, große Vorräte an Verpflegungsmitteln und Kriegsgerät. Zwischen Ostsee und Schwarzem Meer kam es nir gends zu größeren Kampfhandlungen. Mazedonische Front Bei Regenwetter ließ vormittags durchweg die Ge- fechistätigkeit nach; abends nahm sie bei Monastir, im Cerna-Bogen und vom Westufer des Wardar bis zum Doiran-See wieder an Heftigkeit zu. Lokales und Sächsisches. Rabenau, 24. Oktober 1917. * Einen seltenen und „leckeren" Fund machte an einem Abend voriger Woche eine Frau in der Hains- berger Straße. Gelegentlich eines kurzen Ganges in der achten Abendstunde stieß sie mit dem Fuß gegen ein auf dem Trottoir liegendes kleines Paketchen. Sie wollte anfangs achtlos daran Vorbeigehen, hob es aber doch auf und fand beim Auswickeln zu ihrer größten Üeberraschung und Freude darin ein Stück blutfrifches, saftiges — Schweinefleisch von reichlich einem Pfund! Hocherfreut nahm die Frau die unverhoffte Gabe, die ihr obendrein ohne Fleischmarken zuteil wurde, mit nach Hause und hat sich daran wohl sein lassen mit einem Dank für den stillen Spender oder unfreiwilligen Ver lierer. * Die Verteuerung des Schnellzugsverkehrs illustriert trefflich den Preis auf der Strecke Dresden—Freiberg, der in 2. Klasse von 2,50 M. auf 5,50 M. und in 3. Klasse von 1,60 M. auf 4,60 M. stieg. Das ist eine Erhöhung um fast 200 Prozent, nicht aber, wie ange kündigt wurde, eine ungefähre Preisverdoppelung. * Die Schweineverluste nehmen täglich zu, was bekanntlich auf mangelnde Wartung, Fütterungund Pflege, Abwesenheit der Tierärzte, unzureichende Impfung und anderes mehr zurückzuführen ist. Zum Schutze bleibt nur noch eine ausreichende Versicherung übrig. Eine Schweineoersicherung gegen alle Schäden ist daher sehr zweckmäßig und unerläßlich. Zur Übernahme solcher Versicherungen empfiehlt sich im heutigen Anzeigenteile die bereits 29 Jahre bestehende Viehversicherungsgesell schaft „Halensia" in Halle, welche auch Pferde- und Rinderversicherungen betreibt, sowie trächtige Stuten und männliche Zuchttiere unter günstigen Bedingungen ver sichert. D Brauchen Sie für den Winter U I fertige Mäntel I — für Damen, Mädchen und Knaben — W D so empfehle ich Ihnen meine noch besten D D Bestände, die infolge zeitiger Bestellung Z V in Qualität m Preis sehr vorteilhaft sind. D D Damen-Mantel D farbig, schwarz 100 Stück U W Damen-Mäntel D Stoff u. Samt 70 >„ D Mädchen-Mäntel D Stoff 90 „ D W Samt 30 „ D D Knaben-Mäntel 42 „ D D Damen-Kostüme 12 „ D D Stoff- und Samt-Kleider D D 40—90 „ D I Carl May, Deuben. I * Ein strenger Winter war von mehreren Meteoro logen von Beruf angekündigt worden. Ihrer Meinung stehen die Ansichten eines alten Försters entgegen, der 50 Jahre lang das Wetter studiert, Aufzeichnungen darüber gemacht hat und zu dem Schluffe gelangt ist, daß das selbe Wetter immer nach einer Reihe von Jahren wieder kehrt. Nach den Aufzeichnungen dieses Försters haben wir einen mehr nassen als kalten Winter zu erwarten. Es heißt dort: Es reift und friert zeitig, doch mit mittel mäßiger Kälte. Oktober und November bringen viel, Regen und Schnee. Einige Tage im November sind schön warm wie im Sommer. Dezember und Januar sind sehr unfreundlich und unbeständig: Nebel, Regen, Schnee. Der Dezember bringt einige Tage grimmiger Kälte. Fe bruar beginnt mit schönem Wetter. In der zweiten Hälfte des Februar und in der ersten Hälfte des März wird es wieder sehr kalt werden. In den Aufzeichnungen, die sehr gewissenhaft vorgenommen wurden, wird das Jahr 1918 als ein sehr gesundes und selten reiches Obst jahr bezeichnet. * Den Besitzern von Obstbäumen wird dringend an geraten, jetzt ihre Bestände an Obstbäumen, Sträuchern, Hecken usw. auf das Vorhandensein von Raupennestern und Blutläusen gründlich zu untersuchen und zu ihrer Vertilgung die geeigneten Maßnahmen zu treffen. * Schuhreparaturen für die Zivilbevölkerung. Der Sächsische Suhmacher-Innungs-Verband hat beantragt, daß durch Vermittlung des Reichsamts des Innern Schuhmacher, die zum Hilfsdienst, sowie zum Heeresdienst in den Garnisonen befindlich, entlassen werden sollen, damit diese bei der eintretenden, naßkalten Witterung die notwendigen Schuhreparaturen für die Zivilbevölke rung ausführen können. Dresden. Der in Moritzdorf beschäftigt gewesene 55 Jahre alte Schornsteinbauer Göbel aus Dorfhain stürzte beim Bau einer Esse 30 Meter tief hinab und verstarb während seiner Beförderung nach einem Dres dener Krankenhause. Dresden. Der Rat hat auf Wunsch der Kreis hauptmannschaft vorgeschlagen, den Ladenschluß für Le bensmittelgeschäfte an allen Tagen auf 6 Uhr und für alle Geschäfte an den Tagen vor Sonn- und Festtagen auf 7 Uhr sestzusetzen. Dresden. Aus einem Garten zwischen der Hu bertusstraße und der Kirchgasse wurden 24 Gänse ge stohlen. Von den Dieben fehlte jede Spur. Bischofswerda. Der Reichstagsabgeordnete Emil Heinrich Gräfe, der Vertreter des 3. sächsischen Wahl kreises, ist im Alter von 60 Jahren hier gestorben. Riesa. Das Unternehmen der Firma Sächsische Dachsteinwerke vorm. A. v. Petrikowsky G. m. b. H. in Forberge ist in der erfolgenden Zwangsversteigerung dem Meistbietenden Baumeister Junge in Strehla für 303 000 M. zugeschlagcn worden. Es sind an dem Unternehmen rund 900000 M. verloren gegangen. Chemnitz. Aus dem Verwaltungsgebäude einer hiesigen größeren Maschinenfabrik wurde vor einigen Tagen eine 2 Zentner schwere Kassette mit 50 300 Mark Papierkleingeld gestohlen. Chemnitz. Unter der Anklage, mindestens siebzehn Schweine heimlich geschlachtet zu haben, stand der Flei- schcrmeister Heyne in Neustadt bei Chemnitz vor Gericht. Das Fleisch und die Wurst verkaufte er unter erheblicher Höchstprcisüberschreitung an Privatleute und Schankwirte. Das Gericht verurteilte ihn zu 1500 M. Geldstrafe und 6 Monaten Gefängnis. Leipzig. Einer hiesigen Familie ist durch einen Einbruch ihre gesamte Wäscheausstattung im Werte von Uber 4000 Mark abhanden gekommen, ein buchstäblich zurzeit unersetzlicher Verlust. Leipzig. Die ersten Stoffe aus Brennesselfasern ge langen jetzt hier in den Konfektionshäusern zum Verkauf. Über die neuen Erzeugnisse sprechen sich die Fachkreise allgemein sehr lobend aus. Vom Laien sind die Ersatz stoffe von Wollgeweben kaum zu unterscheiden, sie fühlen sich sehr weich an und zeigen große Haltbarkeit. Schwarzenberg. Eins der angesehensten und be- bekanntesten Großgasthäuser des Erzgebirges, der „Säch sische Hof" in Schwarzenberg, ist in den Besitz des Heeres lieferanten Großweiler übergegangen und wird als Gast stätte geschlossen. In demselben Gasthof übernachtete seinerzeit auch der Altreichskanzler Fürst Bismarck.