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stdend-stusgabe 11V. ^ahpsaag Nr. 32 Schr>f»«Uunq und Grlchästjstklle. 2»hanni««afle Rr. « Mittwoch, den IS. Januar F<rnwrcch-Bnlchl-H Nr. l4«S2. NE und NE 1S16 Miser Wilhelm M Zar Minan- ia NW Der deutsche Tagesbericht Das Wolffsche Büro meldet amtlich: Großes Hauptquartier, 19. Januar. Westlicher Kriegsschauplatz An der Ps er-Front stieß eine kleine deutsche Abteilung in den feindlichen Graben vor und erbeutete ein Maschinen gewehr. Lebhafte beiderseitige Sprenglätigkeit auf der Front westlich von Lille bis südlich der Somme. Nachts warfen feindliche Flieger Bomben auf Metz ab. Bisher ist nur Sachschaden gemeldet. Ein feindliches Flugzeug stürzte gegen morgen südwestlich von Thiaucourt ab; von seinen Insassen ist einer lot. Oestlicher Kriegsschauplatz An der Front nichts Neues. Deutsche Flugzeuggeschwader griffen feindliche Magazin orte und den Flughafen von Tarnopol an. Valkankriegsschauplatz Die Lage ist unverändert. Groll der Bierverbandsmächte gegen Montenegro Eigener Drahtbericht <r.) Lugano 19. Januar. Aus Mailand wird gemeldet: Italien Hal mit Frankreich und England seine Gesandten am montenegrinische» Hofe zurückberufen. Die diplomatischen Beziehungen der Westmächte zu Montenegro sind damit eingestellt. Die montenegrinische Staatsbank wird aus Alesfio nach Lett in je zurück gebracht, wohin auch die montenegrinischen Staatsbehörden zurückkehren. König Nikita wird sich über den Groll der Entente zu trösten wissen. Mas die Freundschaft der Bierverbandsmächte wert ist, hat er am eigenen Leibe erfahren, und wenn er jetzt entschlossen seine Sache von der der Alliierten getrennt hat, so dürfen sich diese, die ihn glatt im Stich gelassen und damit zuerst das Band der Maffengenossenschaft zerrissen haben, nicht darüber beklagen. Der Sündenbock Italien Eigener Drahtbericht fr.) Genf, 19. Januar. Die Pariser Presse bespricht verbittert die Waffen- streckung Montenegros. Sie sei die Schuld Ita liens, das jetzt billige Gründe auskrame. Leider sei auch ein Umschlag in der Stimmung der Serben zu befürch- ! c n, die einschen würden, daß Nikita sein Blutopfcr für den Bier verband nicht übertrieben habe, sondern auf seine eigene Rettung bedacht sei. Nur eine Offensive Sarrails könne eine völlige Kata strophe verhindern. General Lacroix sagt im «Temps", Alba nien sei ohnehin verloren. Deshalb möchten die Ita liener ihre Truppen nach Saloniki senden. Oberst Rousset fürch tet, Köoeß werde jetzt die linke Flanke Sarrails bedrohen. Rikitas Erbitterung über seinen Schwiegersohn Telegraphischer Bericht ntb. Berlin, 19. Januar. König Nikita hak sich, wie der „Kreuzztg." aus Wien gemeldet wird, zur Kapitulation entschlossen, obwohl ihm seilens des römischen Hofes Aufnahme in Florenz angeboten war, wo er nach der Flucht aus seinem Lande als Pensionär König Biktor Emanuels hätte leben können. Er habe aber mit rauhen Worten abgclehnt und hinzugefügt, daß ihm der Gedanke einer Flucht durchaus fern läge. Er sei auf seinen Schwiegersohn, der ihn mit einer durchgreifenden Hilfe durchaus im Stiche lieh, äußerst erbittert. Italienisches Kopfzerbrechen über Nikitas „düstere Pläne" ' . , Bern, 18. Januar. ... . Secolo" schreibt zur Kapitulation Montenegros:« Um den Entschluß Nikitas zu erklären, müsse man denken, der Geist d ' alten Königs sei von düsteren Plänen benommen. Das Blatt weiß nicht, welcher Wert den ranlschcn Gerüchten bcizulegen sei, wonach der Verzicht auf den Lovcen den Montenegrinern die Umgegend von Mitrovitza und die Anerkennung der Besetzung von Skutari cinbringen würde. Sicherlich sei die von Nikita angeborene Kapitulation nicht gerade ein Dementi dieser Vermutungen, die daS Blatt als eine unwürdige Verleumdung zurück- zuwcisen versucht. ES sei zu hoffen, daß weitere Ereignisse die Haltung Montenegros aufklären werden. Es sei aber sehr die Frage, ob jene recht behalten werden, die auf den ersten Blick annahmen, die Kapi tulation sei Montenegro von den Alliierten selbst als geringeres liebel angeraten worden. Es dürfte nicht leicht sein, für eine solche Hypothese Gründe anzuführen. Begegnung Kaiser Wilhelms mit König Ferdinand in Nisch Telegraphischer Bericht tu. Wien, 19. Januar. Im festlich geschmückten Nifch trafen gestern mittag um 12 Uhr Kaiser Wilhelm und Zar Ferdinand zusammen. In der Begleitung des Kaisers befanden sich u. a. Generalfeldmar schall v. Mackensen und General v. Falckenhayn. Bul garische Truppen hatten auf dem Bahnsteig die Ehrenkompanie gestellt. Nach herzlicher Begrüßung begaben sich die beiden Monarchen im Automobil zur Zitadelle, wo sie gemeinschaftlich die Parade der ausgestellten bulgarischen, mazedonischen und deutschen Truppen abnahmen. Kaiser Wilhelm überreichte dem Zaren Ferdinand den Feldmarschallstab. Der Zar ernannte den Kaiser zum Chef des 12. bulgarischen Infanterie-Regiments. Einberufung des griechischen Landsturms Telegraphischer Bericht tu. Wien, 19. Januar. Wie dem .Neuen Wiener Tagblatt" aus Genf gedrahtet wird, sind dort Meldungen elngetroffen, daß der griechischeLand- sturm einbervfen wird. (r.) Basel, 19. Januar. sEtg. Drahtbericht.) Indirekt wird aus Athen gemeldet: Die Polizei in allen grie chischen Hafenstädten wurde durch königliches Dekret den militärischen Befehlshabern unterstellt. Die italienische Zensur erlaubt Angriffe gegen die Entente Eigener Drahtbericht (r.) Lugano, 19. Januar. Ueberraschung erregte die plötzliche Milderung der bisher strengen Zensur in Italien. Der Zensor läßt die wütendsten Ausfälle gegen die Entente zu. Der Neapeler «Mat- tino" veröffentlicht einen Angriff gegen England, der von schwersten Beleidigungen der englischen Staatsmänner strotzt und mit den Worten schließt: «Das Prestige und die Borherrschaft Englands find heute für immer verloren." Die italienische Sozialistenpartei regt für Bern einen internationalen Sozialistenkongreh an, an dein Sozialisten aller kriegführenden und neutralen europäischen Länder teilnehmen sollen. (-.) Bern, 19. Januar. Abgeordneter Bissolaki keilte dem römischen Bcrkreter der «Morning Post' mit, Italien werde den Krieg nicht fortführen können, wenn England endlich nicht Kohlen zu annehmbaren Preisen liefere. Stallen vor einer Katastrophe Bon unserem Sonderberichterstatter (r.) Lhiosso, 17. Januar. Kurz vor der Waffenstreckung Montenegros hatte ich eine Unter redung mit einem italienischen Politiker, der von einer Beratung mit Parteifreunden gekommen war. In Mailand und vielen anderen Städten ist die Polizei außerordentlich verstärkt, da man einen Aus bruch der Volksleidenschaft gegen die Regierung befürchtet. Die Revolution und Anarchie steht vor der Tür. Oder der Friedensschluß. Mein Gewährsmann sagte mir: «Alle fühlen, Italien darf sich nicht isolieren. Es muh sich in aller Kürze an eine der beiden Mächtegruppen anlehncn, sonst wird cS zwischen beiden zerrieben. Die gegenwärtige Re gierung Hai den Pakt mit den Mittelmächten gebrochen. Mag sie, so sagen viele von uns, jetzt auch den Mut haben, mit den Verbands mächten zu brechen, da diese die Voraussetzungen des Bündnisses ganz und gar nicht erfüllt haben. Die Schwenkung Italiens wird kommen und muh kommen. Sonst geht es in Revolution und Anarchie unter. Die höchste LebenSnot rechtfertigt diese Schwenkung. Ohne die letztere sehen ich und meine Parteifreunde keine Möglichkeit zu einer Rettung Italiens. Ich verkenne durchaus nicht, welche schweren moralischen Hindernisse einer solchen Schwenkung entgegcnstehen. Ich weiß im voraus, was unsere Franzosen im Lande sagen werden. Aber ich betone immer wieder: Die gegenwärtige Regierung hat den Krieg gegen den Willen d«S Volkes gemacht, sie hat ihn von der Volksvertretung erpreßt. Wenn aber der Erpresser seinem Richter übergeben ist, dann hat der Erpreßte, in diesem Falle das Volk wie seine Verlretung, seine Be wegungsfreiheit wiedererlangt. Die Regierung hat diesen Krieg auf eigene Faust begönne». Sie Hal das Volk in. den Krieg hineingehehl. Mag jic nun zusehen, w e sie sich jetzt ihrer Haut sichert. Besser die Regierung geh: unter als das Volk. Ich weiß auch sehr wohl, daß solche Schwenliunacn nicht ohne große revoluiionsartige Zuckungen des VolkSkürpcrS vor sich gehen können. Sie wären immerhin das kleinere Uebel. Im übrigen hat sich bei uns im Lande die Liebe und Freundschaft für Frankreich rasch abgekühlt. Die lauteste» Schreier liehen sich mit mehr: oder weniger Gewalt mundtot machen. Nur darf di<* Schwenkuno nicht zu spät kommen und Italien nicht in einem sch'nählich'n Frieden und in seinem Elend versinken. Ein «Zu spät!" wäre gleichbedeutend mit der furchtbarsten Revolution." Das Ende des montenegrinischen Feldzugs Bon Major a. D. von Schreibershofen Bergcbcns hat der Fürst der Schwarzen Berge auf die Hilfe und Unterstützung seiner mächtigen Bundesgenossen gehofft und gewartet. Was hals es ihm, daß England, Frankreich, Italien und Rußland über Millionenheere verfügten, daß sie über eine starke Flotte geboten, wenn sie alle diese Machtmittel nicht zu seiner Hilfe und Unterstützung einsetzten? Im Bertrauen auf den Biervcrband hakte er den Kampf mit dem benachbarten Oesterreich-Ungarn ausgenommen, aber während er immer noch auf auswärtige Rettung hoffte, mußte er sehen, wie die sieg reichen k. und k. Truppen von verschiedenen Seiten aus in sein Land cindrangen und einen Abschnitt nach dem andern, eine Höhe nach der andern eroberten und die montenegrinischen Truppen unter schweren Bcrluslen zurückwarfen. Er erkannte bald die hoffnungslose Lage seiner Truppen und seines Landes, und da kein italienischer Soldat auf montenegrinischem Gebiet erschien, da sich kein großes italienisches Entsahheer in Albanien versammelte, und da keine italienisch-französisch-englische Flotte an der adriakischen Küste erschien, um Truppen zu landen, zog er die Folgerung aus dieser Lage. Er bat um Frieden, und als Oesterreich-Ungarn die vollständige Masfenstreckung als uner läßliche Bedingungen stellte, ging er auch darauf ein. Auf Gnade und Ungnade hat er sich bedingungslos dem Sieger er geben und sein Schicksal in dessen Hände gelegt. Damit hat der ganze montenegrinische Feldzug sein Ende erreicht und mit der Ausschaltung des montenegrinischen Heeres geschloffen. Ein montenegrinisches Heer besteht nicht mehr, nur noch von einem montenegrinischen Gefangenlager kann die Rede sein. Dieser große, in verhältnismäßig kurzer Zeit erzielte Erfolg ist in erster Linie auf die geschickte Anlage und Durchführung der Operationen sowie auf die bewunderungswürdigen Leistungen der k. und k. Truppen zurückzuführen. Nach der Eroberung Serbiens wurde die Armee Köoeß mit der Eroberung Montenegros beauf tragt. Das erforderte zunächst eine Reugruppierung der Streit kräfte und einen neuen Aufmarsch, wodurch eine gewisse Ruhe pause in den Operationen bedingt war. Die Hauptkräfte blieben nach wie vor auf der Ostfront des Landes stehen, wo sie bereits in das ehemalige Sandschak cingcrückt waren. Andere Truppen abteilungen wurden aber an der Nordgrenze im Süden von Bos nien und der Herzegowina sowie in der Gegend von Cattaro be reitgestellt. Aus dieser Aufstellung in drei verschiedenen Grup pen, an den drei wichtigsten Grenzen des Landes ergab sich ein konzentrischer Angriff gegen das montenegrinische Heer und die mit ihm vereinigten geflüchteten serbischen Truppenteile. Der entscheidende Angriff wurde nach längerer artilleristischer Bor bereitung gegen die beherrschende Höhenstellung des Lovcenbcrges gerichtet. Bon Anfang an wurde die Operation gegen den Schlüssclpunkt des gesamten montenegrinischen Landes geführt, obwohl die Stellung von Natur aus sehr stark und durch die Be festigungsanlagen noch weiter verstärkt war. Die Heeresleitung unseres Verbündeten war sich der Schwere der Ausgabe zwar vollkommen bewußt, hoffte aber die Schwierigkeiten durch eine sachgemäße Borbereitung zu überwältigen, und ging von dem gewiß richtigen Grundsatz aus, daß die Eroberung dieses Schlüsselpunktes von entscheidender Bedeutung für den ganzen Fortgang der Operation sein müßte und die darauf verwendete Mühe und die bei seiner Eroberung eintretenden unvermeidlichen Berluste reichlich lohnen würde. Diese Auffassungen haben sich in vollem Umfange bestätigt. Durch die Heranführung und den Einsatz großer Geschühmassen und durch eine mehrtägige Beschießung der feindlichen Stellungen wurde der Loveenberg sturmreif gemacht, so daß der eigentliche Infanterieanqriff nur einen Verlust von 150 Toten verursachte. Mit seiner Besitznahme war aber auch das schwerste Stück der Arbeit geschehen und die Landeshauptstadt Cettinje fiel dem Sieger als reife Frucht in den Schoß. Auch dem weiteren Vor marsch in südlicher und östlicher Richtung konnten die Monte negriner keinen erfolgreichen Widerstand entgegensetzen. So drangen die k. und k. Truppen auf Podgoriza, Birpasar und Antivari siegreich vor, und schnitten damit Montenegro voll kommen von seinen nach der adriatischen Küste laufenden Ver bindungen ab. Da gleichzeitig auch im Osten die Truppen der Armee Köveß sich in den Besitz des Tara- und Lim-Abschnittes setzten, Berane eroberten, die Montenegriner aus ihren Haupt kampfstellungen vertrieben und von Ipek aus längs der albani schen Grenze erfolgreich nach Westen weiter vormarschierten, wurde Montenegro auch auf seiner Südseite immer mehr einge- schlosscn und von Albanien abgeschnitten. Damit war aber auch die Möglichkeit eines Rückzuges nach Nordalbanien unmöglich geworden. Der Mangel an Lebensmitteln und Munition nahm infolge der fehlenden Zufuhren immer größere Verhältnisse an, eine Acnderung der Lage erschien ausgeschlossen, jeder weitere Widerstand hätte nur zu unnützem Blutvergießen geführt. Unter diesen Umständen entschloß sich der König Nikita und die monte negrinische Hcerführung, die Folgerung aus der verzweifelten Lage zu ziehen und um Frieden zu bitten. Es erfolgte die erste Wäsfcnstreckung eines größeren feindlichen Heercsteiles auf offenem Felde, die der jetzige Weltkrieg aufzuwciscn hat. Der von den österreichisch-ungarischen Truppen geführte Schlag hat in erster Linie das montenegrinische Heer getroffen. Aber nicht dieses allein hat eine empfindliche Niederlage erlitten, sondern der gesamte Bierverband, der nicht in der Lage gewesen ist, seinen bedrängten Bundesgenossen rechtzeitig zu unterstützen.