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Dresdner Journal : 10.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188212101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-12
- Tag 1882-12-10
-
Monat
1882-12
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 10.12.1882
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W 287. Sonntag, den 10. December. 1882. Ldooue«rnt8pr«l»r L» S«ut»ok«o L«iod« i iLdrliet»! .... 18 Altrk. jLdrlicd: 4 Uürk KV ?k Liorelas Huiuwero: 10 kk. ^»»»«rk»Id de» dvuteciieo keiedv» tritt kost- uod 8tempel»u,ei>lu^ tiia»u. I»»vrateoprel»vr kür dev k»uru einer ^espnltsuen kstitrsil« 20 ks Unter „Lioxeeendt" dis 2eil« SV kk. Lei 1'»b«UeQ- und 2iLsrnsstr L0 Fukretdi^. kreelielasn: 1'L^Uet» wit Xueundws der 8oon- und kei«rt»xs Abends kür den folgenden di^. DreMerIMMl. laevr»1enenoed»e »ite^Srlsr : F>. Lrandstetter, Oornwi»«ionLr de» Dresdner dournel»; Sswdorx Isrli»-Visa - V»»«I >r»,I»u Vren^Nirl ». N : //aa»e»i«te>« F kvAier,' Verltn-Vi«» SemdniF kr»x - I-«jp»>8 krsnkkllrt ». n.-Itüocd«»: dtud. L/o««, Leriin: /irntidendardt, Lr»w«»: F Lc/dotte,- Lr»»l»a: /. StariAen's Äurrax fHit kr»n2kvut ». A.: F daeAer'scks Lncdtnmdlung; 8>rUU: O. Äkütter; S»Lvor«r: §c?«ü«ter, ?»rt» Vertin krnnktnrt ». M.» btattznrt: Daube F Oo , Lswdnrx: ^td. Lte>»»er. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Heran,xvdorr Lüviel. kipedition ds, Dresdner donrmil», Dresden, ^viv^erstraE Ho 20. Inserate für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Aourrrat" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß de- Weihnachtsfestes Handel- »nd Gmerd- treibende» bei Inseraten mit mehrmaliger Wie derholung außerordentliche Bergünstignnge» ge währt werden. Dresden, im December 1882. Lömgl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Tlieil. Dretdev, 1. December. Se, Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberhüttenraiter und Professor an der Bergakademie Karl Gottlieb Gott» schal! zu Freiberg den Titel und Rang eines Berg. ralhS in der IV. Klasse der Hosrangoidnung beizu- legen. Dresden. 7. December. Se. Königliche Majestät haben dem Assessor beim Amtsgericht Dresden Eugen von Gottschalck da« Ritterkreuz II. Klasse deS AlbrechtSorden« zu verleihen Allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Lheit. Telegraphische Nachrichte». Berlin, Sonnabend, S. December, Mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Im Reichstag wurde heute die EtatSbrrathung fortgesetzt. Der TchatzsecretLr Burchard drückte sein Bedauern darüber auS, daß der Reichskanzler Kürst Bismarck auch heute wegen Unwohlseins der Verhandlung nicht beiwohnen kann. Wien, Freitag, 8. December, AbendS. (Tel. d. Boh.) Heute, alS am ersten Jahrestage d»S RingtheaterbravdrS, war der Besuch deS Massen- grabe- der Verunglückten ein sehr starker, ohne zedoch dir erwarteten großen Dimensionen anzu- nehmen. ES erschienen zumeist nur die Angehörigen der Berunglückien, welche an dem inmitten der Grabstätte errichteten, mit einem Blumenflor frisch decorirten Katafalk die Andacht verrichteten. Die Polizei sorgte für die Ausrechthaltung der Ordnung; außerdem hielten Bedienstete der Leichengesellschaft Wache. Um HIO Uhr fuhr eine Hofequipage vor, und ein Hofbediensteter legte namens de« Kronprinzen- paares einen prachtvollen, auS rochen und weißen Rosen, Lamelien, Magniolen und Lorbeer gewundenen Kranz mit schwarzen Bändern und Goldfransen nieder. Die Bänder trugen die Inschrift „Rudolf und Ste fanie*. Ferner langten prachtvolle Kranzspenden ein von der Siadt Wien und von einzelnen Privaten. Außerdem waren d e Emzelgräder von den Angehörigen der Verunglückten reich geschmückt worden. Paris, Freitag, 8. December, Abend-. (W. T. B) Die Drputirtenkammrr beendete heute die Berathung über daS Ordiuarium deS Budgets. Lor der Abstimmung verlas der Deputirte Graf Durfort de Cirrac eine Erklärung der Rechten, welche besagt: Nachdem die Budgetcommission se.bst ein Deficit von 100 Millionen zugestanden habe und da die Deputirten der Rechten von der Vertretung in der Budgetcommission außgeschloflen worden seien, er kläre die Rechte vor dem Lande, daß die Finanzen de« Staate« in Gefahr seien, und könne dieRechie, wenn nicht durch Reformen und Verminderung der Au«gabe Abhilfe geschafft werde, an der Botirung de« Budget« nicht Theil nehmen. JoliboiS erklärte namraS der Bovapartisten, er halte sich nicht für berechtigt, da« Budget zu verweigern, weil dieS rin revolutionärer Act sein würde; er schließe sich aber der Kritik der Rechten an. Da« Budget wurde darauf mit 454 gegen 46 Stimmen angenommen. In die Berathung über daS Ertraordinarium des Budgets wird die Kammer nächsten Montag eintretrn. Haag, Freitag, 8. December, AbendS. (W. T. B.) Eine der Regierung auS Atchio zuge- gangene Depesche von gestern meldet, daß ein An griff deS Radiah von Passangan durch die Ver bündeten der Holländer, welche von Mariaetrup- pea unterstützt wurden, zurückgeschlagrn wurde, und daß der Feind dabei beträchtliche Verluste erlitt. St. Petersburg, Freitag, 8. December, AbendS. (W. T. B) Da« St. GeorgSordenSfest ist heute iu der herkömmlichen Weise im hiesigen WivtrrpalaiS begangen worden. Sämmtliche ge ladenen Ordensritter begaben sich in feierlicher Auffahrt nach dem WinterpalaiS. Bei dem Gala diner brachte der Kaiser einen Toast auf daS Wohl deS ältesten OrdevSrittrrS, Sr. Majestät de- Kaisers Wilhelm, und auf daS Wohl der übrigen Ordensritter auS, in welchen die Ver sammelten enthusiastisch rinstimmten. AbendS 8 Uhr begaben sich der Kaiser und die Kaiserin mit ihrer Familie nach dem AnitschkowpalaiS. Kür dir unteren Militärchargen fand AbendS eine Vorstellung im Theater Statt. Dresden, 9. December. Bor Kurzem nahmen wir Veranlassung, aus Grund der Darstellung amerikanischer Blätter zu zeigen, daß ähnlich wie bei un«, die Entwöhnung von ernster Arbeit und der Hang zu Vergnügungen in Nordamerika da« Emporkommen einer großen Zahl Derjenigen hin dert, welche in der Hoffnung, ihr Glück zu machen, den Boden der Union betraten. Dasselbe, was dort von den Männern gesagt wurde, gilt gleichfalls von den Frauen. Auch das Loo« der amerikanischen Frauen, welchem diese infolge verfehlter Erziehung verfallen sind, kann als ein Spiegelbild der in gewissen Klassen unserer Gesellichaft herrschenden Zustände an- gescheit werden. Auch die weiblichen Einwanderer gehen, wie der Verfasser deS von uns reproducirten Artikels de- „ Anzeiger» au« Wi«consin * bemerkte, ernster Arbeit au« dem Wege. Sie ziehen die kärglich bezahlte Fabrikarbeit oder Stellen al« Gesellschafterin oder Bonne der nützlichen Thätigkeit in der HauS- rmrthschast vor und erdulden lieber das Elend eine« ärmlichen Leben», ehe sie sich einer Thätigkeit zu wenden, welche sie in erster Linie dazu befähigt, die Gefährtin de» Manne» zu werden. WaS in jenem Aitikel de« „Anzeigers au« WiSconsin* nur flüchtig angedeutet wurde, ist zu einer wahren Noth für die amerikanische Gesellschaft geworden, und obwohl die Bereinigten Staaten einen Ueberschuß von beinahe 1 Million heirathsfähiger Männer aufweisen, ist doch die Noth der Frauen doit größer, als irgendwo anderwärt«. Daß dem so >st, da« ist jedoch offenbar die Schuld der Frauen selbst. Im Gegensatz zur politischen Herrschaft der Mehr heit haben sich die Frauen in Nordamerika mehr Vor rechte zu wahren gewußt, alt in den meisten civili- sirten Ländern, aber trotzdem haben im Osten die Klagen über die Lage der Frauen nie aufgehört. Wir meinen damit nicht jene Proteste der Frauenrechtler innen, welche die politische Stellung der Frau be klagen, sondern jene wohlbegründeten und oft herz zerreißenden Klagen über die Lage der Arbeiterinnen. Die New Korker Hemdennäherinnen, die Ladenmädchen, die Arbeiterinnen in den meisten Fabriken der Ost staaten sind gezwungen, für die ungenügendsten Löhne zu arbeiten und oft Arbeiten zu verrichten, welche weit über ihre Kräfte gehen oder für sie total unpassend sind. Und diese bedauerlichen Verhältnisse beschränken sich nicht allein aus die Handarbeiterinnen; denn in neue rer Zeit klagen namentlich Lehrerinnen und Gouver nanten, daß auch ihre, im Verhältniß zu Europa früher goldene Zeit aufgehört hat; die Saläre sinken, und das Angebot wird immer größer. Angesichts dieser Thatsachen fragt ein New-Korker Morgenblatt ver zweiflung-voll: „WaS sollen die Frauen thun?* Die Frage scheint nicht so schwer zu beantworten zu fein; denn an demselben Tage, wo der New-Korker R.dacteur an da« Publicum diese Anfrage stellte, brachte daS „Lincinnati Lommercral* einen langen Leitartikel mit der Ueberfchriit: „Wunteä— ^Vivss". Da wäre also die einfache Antwort auf dir Frage: WaS sollen die Frauen thun? — He'rathen! Allein so einfach ist diese Lösung doch nicht; denn der Her ausgeber de» westlichen Blattes, welcher die Sache gründlich studirt hat, knüpft eine ganze Reihe von Bedingungen an die Verlangten. Der Westen und Nordwesten, so sagt er, wimmelt von Männern, die hinauSgezozen sind, um ihr Glück zu machen, die de« wilden Lebens eine- herumschweifenden, abenteuernden Jung- gesellen müde, sich fest niedergelassen, al» Farmer oder Ge- schastileute eine sichere Existenz gegründet haben und denen zu ihrem Glück nur EmS fehlt: eine tüchtige Frau. Daß der Mann recht hat, zeigt nicht allein die Statistik, sondern beweisen auch die vielen naiven Anfragen an die Einwanderung-behörden, an ZeitungSredactionen rc., in denen westliche Ansiedler um Auskunft bitten, wie sie es anfangrn sollen, eine Frau zu bekommen. Die Statistik zeigt uns, daß nur in New-Kork, New Jersey und den meisten Neuenglandstaaten die Frauen in der Mehrheit sind, während im ganzen Westen mehr Männer, al« Frauen leben. Lalifornien, Arkan- sa«, Indiana und andere Staaten haben weit über Hunderttausend mehr Männer, al« Frauen. Nevada, Arizona, Dakota, Idaho haben nur halb so viel Frauen, al» Männer; in Montana giebt e» drei Mal so viel Männer, al» Frauen, und selbst in Utah käme auf jeden Mormonen noch lange keine ganze Frau, wenn die Damen besser vertheilt würden. Und da nun die westlichen Männer sich ebenso sehr nach einer Hau-frau sehnen, wie sich die im Osten über schüssigen Damen vor dem Altjungfernstand fürch ten, so könnte eS bei den modernen Verkehrsmitteln nicht so schwer sein, jene trauernden Fichten und Palmen zusammenzubringen. Die Frage «st nur, ob die Aufhebung der örtlichen Trennung allein genügen würde, das Problem zu lösen. „Girl«*, sagt unser Gewährsmann im Westen — und wir bitten darauf zu achten, wie sehr diese AuSdruckSweise de» westlichen Barbaren von den cwilisirten UmgangSsormen New- KorkS absticht, di: nur erlauben, unter allen U nständen von einer „Lady* zu sprechen — „G>rlS* also, „die ordentlich „Schule halten* können, die Kochen und Hausarbeit verstehen und sich nicht schämen, für An dere solche Arbeiten zu verrichten, die eS verstehen, ein Kleid zu machen und einen Hut zu garniren, finden i» Westen immer gute Plätze und haben an jedem Platze dir Auswahl unter jungen Leuten, w lche alle Eigenschaften besitzen, um gute Ehemänner zu werden.* Da liegt der Haken. Der treuherzige Farmer in Da- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 8. December: „Kriemhild'» Rache,* Trauerspiel in 5 Acten von Friedrich Hebbel. (Vorstellung zu ermäßigten Preisen.) Be, Weitem nicht so lebhaft befucht, wie der erste Abend dieser Ribelungendichtung war die Schlußtra- gödie, obgleich sie au dramatischem Interesse keine«, weg« ärmer ist und die vorzüglichste Charakterschilde rung de« ganzen Werke«, dir de- Hagen, am meisten zur Durchführung kommt. Such hat gerade Hagen an Hrn. Porth einen Vertreter, der sich mit Glück hinein- gearbeitet hat in den genial manierirten Hebbel'schen SarkaSmu« diese-Helden. Nicht minder kommt Kriem hild iu ihren leidenschaftlichen Momenten durch Frl. Ulrich'- kraft- und geistvolle Betonung zu einem Au-druck, der, wenn auch nicht in den Zeitgeist, so doch in die Situation zurückversetzt. Daß sich au« dieser so original subjectiven Dra- matisirung de« Ribelungenepo« durch großen Zeit- und Fleißauswand von Seiten irgend e»ne« Theater« ein sehr dedeutung»volle« Gesammtgemälde schaffen ließe — diese« Thema habe ich schon vor längeren Jahren be rührt. Die gegenseitige Abstimmung der einzelnen Theile würde dabei viel Studium erfordern. Eine sehr willkommene Hebung ließe sich der Scene bereiten, in welcher Hagen und Volker an der Schloß- treppe Nachtwache halten. Volker fängt au, seine Fie del (Gelge) zu spielen, worauf die Hunnen iu Vrr- zückung gerathrn Wie Volker den Bogen ansetzt, fällt da« Orchester ein, um die Töne und Melodien laut werden zu lassen, die er hervorbringen soll. Hier tritt ein Fall ein, wo die Täuschung und der poetische Eindruck Schaden leiden. Für Volker müßte eben einfach nur ein Solospiel eintretrn, und zwar findet hier einer jener bedeutenden Virtuosen, deren sich unsere Kapelle erfreut, entweder Hr. Eoncertmrister Lauter bach, oder Hr. Eoncertmeister Rappoldi die Gelegenheit und die herrliche Aufgabe, durch sein Instrument und seine Kunst die Zauber zu erklären, welche angeblich Volk r vollbringt. Die Idee von dem herzenberücken- den Spielmann ist durch die Sage vieler Völker und Zeiten vorbereitet, und wo ihr Inhalt so herrlich zum Glanzpunkte einer berühmten Poesie zugespitzt wurde, da giebt e« gar keine Mittel, die zu vornehm wären, um hier der Konst ihre treuen Dienste zu leisten. O B. Verschollen, aber nicht vergessen. Novelle von Robert Waldmüller - Duboc. (Kottfe-ung.) Da Fra Diavolo, Mammone, Pronio und andere au« der Hefe de« Volke« stammende Führer der Glauben«armee ihre goldenen Schnüre und Epau- letten jenen Fremden gegenüber in Resprct setzen zu müssen meinten, so durchzogen sie mit Trom meln und Pfeifen an der Sp tze ihrer Lompognien gleich heute früh wieder die volkreichsten Straßen, und zwar in voller Gassenbreite. Wa« nicht in die Häuser und Er.tengassen au«weichen konnte, wurde zum Kehrtmachen gendihigt, io daß, wenn eine auf diese Weife militärisch durchgefegte Basse, wie der Toledo, endlich auf einen weiten Platz auSging, sich dort ein Schwarm von Fährlingen, Fußgängern und B.rittenen zusammen fand, der beim Wiederantreten der gewaltsam unterbrochenen Reise nicht wußte, ob er schelten und wettern oder gute Miene zum bösen Spiel machen sollte. Die Mehrzahl fand da» letztere für ungefähr! cher und machte sich lachend wieder auf die Beine. Anderen zuckte eS wohl in der noch un längst bewehrt gewesenen Faust. Aber Fra Diavolo, Mammone, Pronio und ihre H lferShelser waren jetzt allmächtige L>ute, wiesen ja auch, wie eS schien, den Fremd»» die Zähne. Man that klug, sie nicht zu reizen. Und so wurde nirgend» offener Widerstand geleistet. Weit ab von dem Lärm der übervölkerten Stadt, dort, wo die Riviera - di - Chiaja sich in die Mer- gellina und die Strada-di-Piedlgrotta spaltet, war soeben ein mit zwölf blaugeklerdeten Matrosen be mannte» Boot an« Ufer gestoßen. Mit hochgehaltenen, trapsenden Rudern salutirten sie den einarmigen und einäugigen Admiral, den sie in Begleitnug einer in geschmackvoller Morgentoilette gekleideten braunlockigen junonischen Schönen und eine« blassen jungen Manne«, der die kleidsame Tracht eine« Berg schotten trug, von der Flottenstetion herüber gebracht hatten. Der Offizier am Steuer hielt die weißbehand schuhte Rechte ehrerbietig an dem Mützenrande. Die englische Flagge am goldbeknopften Flaggenstock stat te: te munter im Morgenwinde. Nelson, nach damaliger militärischer Sitte gepu dert, den zur Hälfte leeren rechten Aermel quer über die Brust an einem seiner goldnen Uniformknöpse be festigt, beschattete da« durch eine ungewöhnlich große kota rc fehnt sich nach einer Hau«frau, nach eine« weiblichen Wesen, da», wenn e« auch „Schule gehal ten* hat, doch versteht, mit Enten, Gänsen und Hüh nern umzugrhen, da« den Haushalt in Ordnung hält, kochen kann, und versteht, ein Kleid zu ändern, einen alten Hut zu modernisiren, Strümpfe zu stopfen rc. Da« Vorherrschen de» Junggesellenthum» in den Bevötkerung-centren de« Osten», sagt die „New- Korker StaatSzeitung* ist eine Folge der „Lwili- sation*. ES wird nicht allein dadurch hervorgerufen, daß man für dar Junggesellenleben in besonderen Hotel» rc. alle möglichrn Bequemlichkeiten geschaffen hat, daß die Männer weniger geneigt sind, die Ver antwortlichkeit für eine Familie aus sich zu nehmen, sondern daß eS zu wenig Mädchen gied», welche gute Hausfrauen zu werden und dem Mann das Fort kommen in mittleren Verhältnissen nicht zu erschweren, sondern zu erleichtern versprechen. Drese Zustände sind theilS absichtlich herbeigeführt, thetl» aus den wirthschafilichen Verhältnissen herauSgewachsen. Zu viele junge Mädchen werden zur „großen Dame* er zogen, wo die Mittel für Aufrechterhaltung dieser Stellung nicht auSreichen, und die ganze Jugendzeit dann im Angeln nach einem reichen Manne verbracht wird. Zu viele junge Mädchen, denen im ersten Augenblicke vorau-gesagt werden kann, daß sie darauf angewiesen sind, ihren Unterhalt wenigsten» zeitweise zu verdienen, werden einseitig zu Beschäftigungen her angebildet, die, gleichgiltig wa» sie eintragen, wenig stens den Schern der GenNlität haben. Man hungert beim Hemdennähen, während überall guter Lohn für Hausarbeit geboten wird; man darbt al» Lehrerin in emer überfüllten Berufrsphäre, weil man nie gelernt hat, sich anderweitig nützlich zu machen; man geht lieber in die Fabrik für Spottlohn, weil man da „die Abende für sich hat*, und man ißt sich lieber in New-Kork an Kartoffeln halb satt und begnügt sich mit billigem Flitterkram, al« daß man sich auf einer Farm im Westen „begräbt* um ein ruhige«, solide« Leben zu führen. Deshalb ist eS so schwer, dem Elende unter den weiblichen Arbeiterinnen abzuhelsen, und deshalb nützen ihnen auch all' „die guten Partien* im Westen nicht-. Denn die guten Leute im Westen wür den ebenso wenig wissen, wa« sie mit den „Stadt puppen* anfangen sollten, wie die Mehrzahl unserer Dämchen sich dort zurecht finden würde, wo Nach frage nach Hausfrauen ist. Lagesgeschichtr. * Berlin, 8. December. In der unter dem Vor sitze deS StaatSministerS v. Bötticher gestern adge- Haltenen Plenarsitzung deS BundeSrath« wurden die von dem Reichstage zu den Petitionen wegen Ge währung einer Beihilfe zur Erhaltung de» körner- museum« in Dresden und wegen de» Militärproceß- verfahren» in der Sitzung vom 2. December gefaßten Beschlüsse dem Reichskanzler, die Vorlagen, betreffend die Ausführung der seit 1875 erlassenen Anleihegesetze und betreffend die Lorrectron de» Fahrwasser» der Unterweser, den Ausschüssen überwiesen. Mehrere An träge von ReichSdramten wegen Festsetzung von Ruhe gehalt wurden gemäß den Vorschlägen deS Vorsitzen den erledigt. Den Gesuchen zweier Steuerleute um Gestattung der Anrechnung eine» Jahre» al» Steuer- mannSfohrzeit behus» Zulassung zur Schifferprüfung auf große Fahrt und um au»nahm»weise Zulassung zur Schifferprüfung für große Fahrt gab die Ver sammlung auf Antrag der Ausschüsse Folge. Die Eingaben von Privaten wegen zollfreier Ablasfung von Pfählen und wegen Gestattung der zollfreien Ein fuhr von Fabrikgerälhschasten und Rohmaterialien wurden zurückgewleien. In Betreff der gemeinichaft- lichen Einnahmen an Zöllen und Verbrauchssteuern Nase auffallende, stark von Wind und Wetter wie auch vom Pulverrauch so manchen heißen Seegefecht» ge bräunte Gesicht langfom mit der Linken und blickte einige Augenblicke nach den englischen Sch ffen hin über. Er war kaum ein Vierziger und nur wenige Jahre älter atS die bildschöne Person, welcher er Zeit lassen zu wollen schien, sich von dem jungen Schotten einige AbschiedShöfllchkelten sagen zu lassen, die dieser aber sich ersparte. „Sie wollen nicht mit auSsteigen, Mylady Hamil ton?* fragte Nelson dann in veistimmtem Ton, indem er sich zögernd erhob, um dem teren» an» Land ge sprungenen jungen Manne zu folgen. „Nein, Admiral*, gab die Befragte kurz zur Ant wort und machte sich mit einem seidenhaarigen Hünd chen zu thun, das, von dem Wrllenspritzen wäyrend der Fahrt durchnäßt, zitternd zu ihren Füßen gestanden halte und jetzt auf dem Schooße der schönen Frau sich rasch ein Lager bereitete. „Hot der Baronet Ihnen schon Lebewohl gesagt?* fragte Nelson wieder. „Aber sehen Sie nur wie die arme Lreatur zittert!* lautete die ausweichende Antwort, „ja, ja, Miß Kuth, ja. ja, meine liebe, kleine, süße Miß Kdty, die bösen Wellen, die bitterbösen WellenI Aber wart', wir wol len schon wieder trocken werden.* Und wäbrend der Frager kopfschüttelnd ausstteg, hob sie da« Hündch n auf ihren Aim und hätschelte e» und küßt: e», al« sei r« ein Kind. Nelson holte den jungen Mann ein, denn der Letztere, obschon von der Dame im Boot ohne Gruß geschieden, war doch nur wenige Schritte von der
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