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Voigtländischer Anzeiger. Sechs und fünfzigster Jahrgang. Redigir: von Advocat C. Wieprecht. Druck und Verlag von C. Wieprechts seel. Wittwe in Plauen. Jährlicher Abomiementspreis für dieses Blatt 25 Neugroschen. — Die Jnsertionsgebühren werden mit 1 Neugroschen für die gespaltene Korpus-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältniß des Raumes. — Mittwoch. «8 27. August I8SS. gedrängt haben. Im vierten Bilde schauen wir in den Spiegel des religiösen Lebens; hier sehen wir, wie der Glaube an Gott gleichsam als ein Friedensengel mit dem Menschen ins Leben tritt, wie er im Kampfe mit den bösen Dämonen des Aberglaubens, des Wehes und des Betrugs doch jederzeit als Sieger hervorgeht und wie die religiöse Bildung, durch Kirche und Schule getragen, stets Vorurtheil der Macht des Lichts und der Wahrheit unter liegen müssen. Das sechste Bild führt uns in das Sol datenleben ein; Wallensteins Lager liegt da offen vor unsern Augen, und wer hätte jemals sich nicht gern an diesem Lebensbilde geweidet! Im siebenten erkennen wir das Conterfey des Steuer- und Abgabenwesen S, im achten wird uns der Tempel der Themis aufge schlossen und die Rechtspflege in ihren vielfachen Ge staltungen gewählt, im neunten treten wir ein in die Werkstätten der Künstler und Bauleute, und sehen da die erhabene Schöpfung nachgeahmt in den Werken der meinwohl und fortschreitendes Staatsbürgerthum begeisterte Herz nur zu wünschen vermag. Im zweiten und dritten Bilde wird uns das bürgerliche Leben in seiner höheren Ausbildung dargestellt; man sieht es da ordentlich, wie der Mensch nicht engherzig und feig an der Scholle kleben soll und will, sondern sich einem freieren regeren Streben hin- giebt, um seiner geistigen Kraft genug zu rhun. Die Ausbildung des Handels, der Gewerbe und der Zünfte in und so zu einem lebendigen Ganzen wieder zusammenge- als schützender Seraph dem Menschen zur Seite steht. Hier gossen ist, daß es unmöglich bleibt, die zu einem harmoni- ist weder etwas von Symbolzwang, noch von frömmelnder, schen Ganzen verschmolzenen Elemente von einander loszu- religiöser Salbung, womit die Leser von Volksbüchern so reißen. Denn das Eine bedingt das Andere, das Eine häufig gefüttert werden, wahrzunehmen und das ganze Bild greift in das Andere, das Eine füllt erst das Andere. Tritt bewegl sich aus dem Grund des Lichts und der Wahrheit, man in- das innere Gebäude des Buches selbst ein, so be- Von dem Erhabenen und Glücklichen, das man im vierten steht es gleichsam aus zehn großen Kammern, in deren Bilde anschout, wendet sich der Blick im fünften Bilde jeder einzelnen ein besonderes Bild zur Veranschaulichung wieder auf die Erde. Die Volksfeste sind eS, die hier . dargestellt ist. Das erste Bild zeigt uns ein anziehendes vor den Augen vorüber wandeln und die in ihren verschie- Gemälde eines anspruchslosen, gemüthlichen Landlebens', ge- denen Schattirungen, weil der Verf. ihnen einen sittlichen zeichnet in die lebendigen Farben ländlicher Biederkeit und Geist einzuhouchen bemüht ist, wunderbar ansprechen. Das Offenheit; den Hintergrund bildet sittliche Ordnung und die 5. Bild stellt den Kampf der medicinischen Wissenschaft Liebe zum Fortschritt und darüber hin ergießt sich das freund- mit dem Drachen der Quacksalberei dar und zeigt in klaren liebe Eolorit brüderlicher Eintracht, wie es das für Gc- Umrissen, wie überall die Nackt, der Aberglaube und das ihren verschiedenen Verzweigungen sind in diese Nahmen eingeschlossen und mit grellen Farben sind die Auswüchse bezeichnet, die sich als Unnatur und dem harmonischen Bil- ... dungsgang der Menschheit zuwider in das Volksleben ein-!Kunst und im zehnten Bilde endlich stellt sich unS der Voigtländische Literatur. (Beschluß). Die Oekonomie des Buches anlangend, so findet man bei aufmerksamer Betrachtung, daß das ganze Werk aufj den Grundstein zeitgemäßen Fortschritts im bürgerlichen, im religiösen, im socialen und im staatlichen Leben gebauet ist, ein Leben, das so zart in sich verschmolzen