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MikMWyeiael o und TagMM. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Berantwortlicher RÄakteur: Juli«- Braun in Freiberg. L !! «rlchtmtjedmWochenlog«achmttt.bUhrfür d«l !! , »». Jahrgaug^ -- - Jnf^«^«dm^Börmittäg^ÜhräÄgeirE^ 9». ! Sonntag, de« 25. April. 1886. Gflermorgen. Bon Herman« Barth. „Triumph, Triumph, das Grab ist leer", Sa 1ö«eu Hsterkieder I« Tempekhake« hoch uud hehr Mit Hrgekktäugeu wieder; „Triumph" singt Lercheu-Iuöetsaug, Pes Lenzes Hsterglockenktang, Aus frühtingsheit're« Lüsten KeraV zu Todteugrüste«. Krsiande« ist der starke Ketd Aus dem Verschloss'««» HraSe, Am Graß' hat er stch ausgestellt Mit seinem Kirtenstave: „Kommt her, die Ahr öetade» seid Wit Kerzensgram und Todesleid, Ach »ist Kuch Ariede« geveu, Ach teö' n«d Ihr sollt leben!" Per Meister rust — ich sollte nicht Pie Keitaudsstimme -Sren, Zlnd «icht z« dem, was st« verspricht. Mich glanSensvoil bekehre«! Hk todesbang die Seele Hebt, Ach weiß, daß mein KrlSser lebt, Paraus milk ich mich gründen, Pen Tod zu überwinde«. We«« meine Lieven van mir geh«, Im Tode mir ervlassen. Ich «iss in allerbängste» Wehn Pie Keila«dsha«d erfassen, Nicht will ich die Verwesung sch«««, Kin z« den ewig grüne« A«« Soll stch in Jes« Künde« Pie V««g« Seele «ende«. Schaut Alle zu de« Graver« a«s, Pe« «eue« «vd den alte«, Ks hat das letzte Vilgerhans Pie Linne« ««r vehalte«; Triumph, Triumph, das Grak ist leer, Pie Lieve« st«det Ihr «icht mehr. Au« Licht i« vess're« Lande« Sind lü«gst sie a«fersta«dea! Geweihte, heik'ge Hsterzeit Wit deinem Avferstehe«, Wögst d« in deiner Kerrlichkeit P«rch aste Kerze« gehen; Nicht' a«f zu «enem Levenstauf, Vstanz' a« dem Grav die Koffnung auf, In jede Nacht der Sorge» , Zieh' ei« Pei« Hstermorge«! — Die Woche. Festliche Stille herrscht ringsum; die Parlamente sind vertagt und die allgemeine Stimmung gestaltet sich immer friedlicher und hoffnungssreudiger. Wie die Knospen im Lenz, so erschließt sich auch in dieser Zeit das Herz gern frohen und lichten Hoffnungen und achtet der Wölkchen am Horizont nur wenig. Der deutsche Reichskanzler ist aber nicht nach Friedrichsruh gegangen, um dort zu rasten von mühe- und sorgenvoller Arbeit. Davon kann die erforderliche rasche Umarbeitung der Branntweinsteuer- und Zuckersteuer vorlagen kaum die alleinige Ursache sein, vielmehr läßt es sich annehmen, daß das Auswärtige Amt die vorhandenen Friedensgarantien noch nicht für ausreichend hält, daß ihm die radikale Agitation in Frankreich, die auffallenden Vor gänge am russischen Hoflager in Livadia und die Hals starrigkeit des griechischen Staatsmannes Delyannis Miß trauen einflößen. Sicher that die deutsche Reichsregierung bisher das Möglichste, die Eintracht unter den europäischen Großmächten aufrecht zu erhalten, durch welche allein die Türkei vor einem neuen Angriffe bewahrt und verhindert werden kann, daß die Orientfrage abermals als Erisapfel den Frieden Europas bedrohe. Wenn irgend eine Macht, so ist Deutschland berufen, den Zaren vor den Einflüsterungen seiner panslavistischen Umgebung zu warnen, die ihn jetzt dazu verleiten will, den Beschützer Griechenlands zu spielen, die ihn gegen England erbittert, das den Fürsten von Bul garien vor den Folgen der Russenfeindschaft zu retten suchte und ihn gegen Oesterreich-Ungarn mißtrauisch zu machen sucht, das durch sein neues Landsturwgesetz seine Wehrkraft ansehnlich verstärkte. Zum Glück gilt der deutsche Reichskanzler viel bei dem Kaiser von Rußland und bei dem russischen Minister des Auswärtigen, von Giers, und wird diesen Einfluß geltend zu machen suchen, um den europäischen Frieden zu schützen, der nur so lange gesichert ist, als eine einzelne Großmacht ihn nicht absichtlich brechen will. Nicht ohne Grund wurde der deutsche Botschafter bei der franzö sischen Republik, Graf Münster, von Paris nach Berlin berufen, wo er am Dienstag erst lange mit dem Fürsten Bismarck konferirte und dann vom Kaiser empfangen wurde. Rechnen doch gerade die kriegslustigen Griechen stark darauf, daß Frankreich und Rußland sich bei der Verschärfung des griechisch-türkischen Konflikts von den übrigen Mächten sondern und deren Aktion vereiteln werden. Bis jetzt liegt freilich die europäische Flotte, welche 62 Kriegsschiffe und 25 Torpedoboote umfaßt, müssig in der Sudabucht. Von dem englischen Minister des Aeußeren, Lord Roseberry, ist aber im Einverständniß mit den mitteleuropäischen Mächten ein Rundschreiben erlassen worden, welches das Verlangen der Pforte nach einer Abrüstung Griechenlands unterstützt und die Mächte auffordert, sich über eine etwaige Blokade der griechischen Häsen zu äußern. Fürst Bismarck soll ernstlich bemüht fern, die russische und französische Regierung von einer ablehnenden Antwort auf diese englische Anregung zurückzuhalten, welche letztere daraus berechnet ist, die Griechen von einem leichtfertigen Kriege zurückzutzalten, dessen Loka- lisirung ungleich schwerer fallen würde, als diejenige irgend eines anderen Konflikts auf der Balkanhalbinsel. Der Kronprinz von Oesterreich, Erzherzog Rudolf' hat die Insel Lacroma, wo er sich mit seiner Gemahlin einige Wochen aufhielt, wieder verlassen und trifft nach einer Rundreise durch Dalmatien demnächst wieder in Wien ein. Der österreichische Thronfolger benutzte seinen Aufenthalt auf der äußerst gesund gelegenen Insel nicht nur zu seiner Erholung von längerer Krankheit, sondern auch zu häufigen Ausflügen, die sich auch auf das Okkupationsgebiet erstreckten. Der Aufenthalt des Kronprinzen in Trcbinje und sein glanzvoller Einzug in Mostar machten auf die mohamcdanische Bevölkerung der okkupirten Provinzen einen sehr günstigen und wahrscheinlich nachhaltigen Eindruck. Die Ernennung des der kroatischen Nationalität angehörenden Generalmajors von Blazekovic zum Statthalter von Dalmatien wurde von der zahlreichen kroatischen Bevölkerung dieser Provinz sehr freudig begrüßt. — Da die in Wien stattgefundenen Vor- berathungen der österreichisch-ungarischen und der rumänischen Delegirten über einen neuen Handelsvertrag rasch ein grund sätzliches Einverständniß ergaben, verfügen sich die öster reichisch-ungarischen Kommissäre in den nächsten Tagen nach Bukarest zu weiteren Verhandlungen. — Seit vorigem Sonn tag hat eine der blühendsten Bezirkshauptstädte Galiziens, Stryj, aufgehört zu cxistirrn. Der jetzt vorliegende amtliche Bericht beweist, daß die unter dem ersten Eindrücke ent standenen Schilderungen der Katastrophe noch weit hinter der traurigen Wirklichkeit zurückblieben. Es wurden bei dem Brande in Stryj 200 Häuser einaeäschert und Werthe von 6 Millionen zerstört, wobei der Staat selbst mit dem Verluste einer Million betheiligt ist. — In den parlamen tarischen Kreisen Oesterreichs ließen die Verhandlungen über die Landsturmvorlage eine tiefe Verstimmung zurück. Die dcutsck - nationale Gruppe, zu welcher die Männer der schärferen Tonart gehören, bekämpfte die neue Lasten auf legende Vorlage, während die österreichische Verfassungs partei sich theils der Abstimmung enthielt, theils für, theils gegen den Gesetzentwurf stimmte. Am Mittwoch traten in Rom die italienischen Minister zu einer Berathung zusammen, in welcher die Auf lösung der Kammer beschlossen wurde, worüber das erforder liche königliche Dekret am Montag veröffentlicht werden dürfte. Die Neuwahlen sollen schon am 23. Mai stattfinden. Trotz der von der italienischen Regierung getroffenen um fassenden Vorsichtsmaßregeln scheint sich die Cholera von Brindisi auS weiter zu verbreiten, da diese schreckliche Krankheit neuerdings auch in Lecce, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, eingeschleppt wurde und vereinzelt auch in Venedig und Chioggia ausgetreten ist.. InBelgien fürchtet man, daß sich in Folge der neueren Arbeitseinstellungen die trüben MärzvorgäiM nächstens wiederholen könnten. In Huy ging es am Dienstag sehr unruhig her und verwundete bei dem dortigen Tumulte die Gendarmerie auch einige unbetheiligte Neugierige. Die Kohlengräber in der Borinage geben die Absicht kund, Massenaufzüge vor dem königlichen Palast in Brüssel und vor den Kammern zu veranstalten, um ihre Forderungen zu erzwingen. Diese letzteren lauten: Täglicher Minimal lohn von 4 Franks bei einer Arbeitszeit von 10 Stunden. Die Steinbrecher in den Porphyrlagern zu Namur stellten am Mittwoch die Arbeit ein. Nach längerer Debatte ist der Anleihegesetzentwurf so wohl von dem französischen Senat wie von der Deputirtenkammer genehmigt worden, ebenso gelangte in der letzteren die Vorlage über die Ausstellung im Jahre 1889 zur Annahme. Im Verlaufe der Debatte hatte der Referent Roche den politischen Charakter dieser Ausstellung hervorgeboben, worauf ihm von der Rechten zugerufen wurde, baß man dann das Ausland nicht dazu einladen dürfe. Der Deputirte Roche erwiderte hierauf, daß die Aus- länber ebenso wie die Franzosen ein Interesse an der Jubelfeier der großen Revolution hätten, welche in allen zivilisirten Ländern die Proklamirung der Menschenrechte herbeigeführt habe. — Großes Aussehen erregt in Paris ein neuer Skandal, welcher den bisherigen Oberstkommandirenden in Tonkm, General de Courcy, betrifft, der nach Angabe seines Nachfolgers, des Generals Warnet, die Archive des fran zösischen Expeditionskorps mit sich nach Frankreich zurück genommen haben soll. Sofort nach dem Eintreffen dieser Meldung wies der französische Kriegsminister, General Boulanger, die Konsuln in Singapore und Colombo an, dem General de Courcy bei seinem Eintreffen den Befehl zur Rücksendung dieser Aktenstücke nach Tonkin zu übermitteln. Unter den letzteren befinden sich Schriftstücke, welche für die Verwaltung von höchster Wichtigkeit und in Hanoi geradezu unentbehrlich sinb. — Die Eingeborenen von Senegal machen jetzt den Franzosen ebenfalls zu schaffen, da den ersteren von einem neuen westafrikanischen Mahdi der Glaubenskrieg gepredigt wird. Die schleunigst nach dem Innern Senegambiens abgesendeten Truppenverstärkungen werden hoffentlich nicht zu spät zur Rettung der dort hart bedrängten französischen Garnisonen eintreffen. Der Zustand der Königin-Regentin von Spanien soll sich durch die ihr unvorsichtig mitgetheilte Schreckens nachricht von der Ermordung des Bischofs Izquierdo von Madrid verschlimmert haben. Der Bischof war zwar bei den Karlisten sehr verhaßt, trotzdem scheint die That nur ein Akt der Privatrachc zu sein, da der Mörder Galeotto Cotilla wegen unlauteren Lebenswandels von dem Bischof seines Priesteramtes entsetzt worden war. In Barcelona haben anläßlich der Anwesenheit der republikanischen Führer Salmeron und Figuerola am vorigen Sonntag regierungs feindliche Kundgebungen stattgefunden. Wenn auch das englische Parlament vertagt ist, gehen die Erörterungen über das irische Reformprojekt Glodstone's dennoch ruhig weiter. Der frühere liberale