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Dresdner Journal : 06.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188707065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870706
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-06
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 06.07.1887
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M153 1887. Mittwoch, de« 6. Juli, abends. l» g»»«» tootoot»« Nolok»: ^Mrliok! t K»r^ SO kk. kioislo« Hunuooru: 10 ?t. kL«I8 ä« äoutood«» L«ioN« tritt?«t- uuä 8t»wp«I»a«:i»1»8 lüuiu. iluklluälxoug^ssedNIlr»» r ?ür 6on liLum siosr uooputtousu 2«il« Usiosr 8ot»ritt 80 Ouwr „Lu»^»«u»i1t" Ni« 2ello 80 ?k. 8«> Lvcl 2iüvri»,»t» vutopr. Xukooül»^ Lr»vd»lu«»t l'kUlict» mit XvumNm« <1sr 8ouo- uoä k'siort»^« »deuä,. k'orvsprsoti-^osoillu»»: lir. ILVK. DresdnerILimml. Für di« G«samtlettung v«rant»or1ltch: Gtto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. L»»«»* r»> ^ukIu-lU»««» «rn4ttt»t Ixtp«tU: F>. Lra„<i«t«tt«r, 6ommi»«oo»r ä«, l)r»as«r , L«»d«rU - IorU»-Vt«> - krmtkl^rt ». ».: üaa««ut«»N ct L«U»-Vto» U»Md»rg- rr»U-L«tp«tU-erm^Iut ». ^»»<1 M)««, r»rt» L»»to» - 8«rU» - ». N - 8tutt^»rt: Da-ix <e Oo.,' NorU»: 0»rUti: S. Luovr, 0. Sc^ü«1«r/ «»Uo ». > : /. Laret -» 6o. U«r»»»U»d«r r N0vizi. 8»p«Utiou ck« vrooctoor ^ouraul», l)r«ä«i», LMMAMitr. 80. k'oruiprvoU-^uovllu», kir. 1888. ÄmtliLer Teil. Dekannlmachttng. Die nächste Aufnahme von Zöglingen in die König liche Unteroffizier-Schule zu Marienberg foll am l. October dfs. IS. stattfinden. Die Anmeldungen hierzu haben im Laufe deS Monats Juli durch persönliche Vorstellung deS Aspi ranten bei dem Landwehr-BezirkS-Kommandeur deS Aufenthaltsorts oder bei dem Kommando der Unter offizier-Schule zu erfolgen. Bei diesen Behörden ist auch das Nähere über die Verhältnisse der Königlichen Unteroffizier-Schule, fowie über die Aufnahme in diese Anstalt zu erfahren und wird nur noch bemerkt, daß die betr. Aspiranten min desten- 14 Jahre alt und confirmirt sein müssen, bezw. das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben dürfen und daß die gesummte Erziehung der Zöglinge in der Unteroffizier-Schule unentgeldlich geschieht. Alle Amtsblätter sind um Abdruck dieser Bekannt machung ersucht. Dresden, den 15. Juni 1887. Kriegs-Ministerium. Für den Minister: Zerener. Beyer. Bekanntmachung. ES wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge bracht, daß der vormalige Lotterie-Collecteur Gottlob Herold zu Mülsen-Sct. Jacob von der Fortführung der Geschäfte der ihm übertragenen Altersrentenbank- Agentur entlastet und die letztere dem Lotterie-Collecteur Carl Herrmann Theodor Stemmler, in Firma L I. Stemmler daselbst übertragen worden ist. Dresden, den 4. Juli 1887. Finanz-Mini sterium. Frhr. von Könneritz. Dietzel Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wach richten. Leipzig, 8. Juli. (Privattel. d. Dresdn Journ.) Lande-verrat-prozeH. Reichsanwalt Treplin be gründet die Anklage und schickt voraus, daß der Gerichtshof zum ersten Male ein Urteil über Männer fälle, welche im Auftrage der franzö- fischen Regierung Deutschland verraten hätten. WaS frühere Prozesse über die Spionage Krank rrichS ergeben hätten, daS finde durch den jetzigen Prozeß volle Bestätigung. Der Reichsanwalt hält Klein und Grebert für schuldig und bean tragt Klein zu 9 Jahren Zuchthaus und 19 Jahren Ehrenverlust, Grebert zu 5 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrenverlust zu verurteilen. Da gegen beantragt er ErhartS Areisprrchung. Die Verteidiger beantragten Freisprechung eventuell für Klein und Grebert die Annahme mildernder Umstände. OberreichSanwalt Tessevdorff repliziert und betont am Schlüsse, die öffentliche Verhand lung habe notwendig daS gute, die Verdächti gungen und Übertreibungen, welche der Kall Schnäbele veranlaßt habe, zurückzuweisen. Selten habe die französische Presse to viel ge logen, wie damals Schnäbele sei alS verdienst- voller, gut deutscher Mann geschildert worden, welcher daS Deutsche Reich unterstütze, und et sei behauptet worden, der Prozeß Klein sei nur an- gestrengt, nm die französische Regierung »u chica- vieren rc. Die jetzige Verhandlung werde diese französischen Kreise unangenehm berühren und vielleicht den Nutzen haben, die weitere Spionage- sucht einzuschränken. Wien, 5. Juli. (W T. B.) König Milan von Serbien ist heute über Pest nach Belgrad abgereist. Paris, 6. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS „Journal officiel" veröffentlicht daS Gesetz, wel ches den EingangSzoll auf fremden Alkohol erhöht. Luzern, 6. Juli. (Tel. d. DreSdn Journ.) Ja einer Vorstadt der Stadt Zug versanken gestern plötzlich 17 Häuser im See. Bis jetzt find 89 Verunglückte lebend und 17 Leichen aufgefuuden worden. Antwerpen, 5. Juli. (W. T. B) Heute abend fand in einer Droguenhandluvg in der ruv large eine bedeutende Explosion von Naphta statt, durch welche daS Magazin zerstört wvrdr. Etwa 19 Personen befinden sich unter den glühende« Trümmern, 3 wurden bisher schwer verwundet hervorgezogen. Christianis, S. Jnli. (W. T. B.) DaS Storthing nahm heute einstimmig die Vorlage über die Heeresorganisation an. Tirnowa, 6. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ju der gestrigen Sobranje, deren Präsidium Ton- tscheff uud Stojanoff bilden, erstatteten die an die europäischen Höfe avgesavdten Delegierten Bericht über ihre Mission. Die Sobranje beauftragte die Regierung, den Mächten, welche die Dele gierten empfingen, zu danken. Stoiloff wieö die Bemerkung eines oppositionellen Deputierten daß die Delegierten nirgends offiziell empfan- gen worden seien, mit dem Bemerken zurück, der Empfang der Delegierten sei, weil Bulgarien ein Vasallenstaat der Pforte fei, nur ein offiziöser gewesen. Die nächste Sitzung findet am Donners tag statt. Dresden, 6. Juli. Ein deutscher VolkSstamm im fernen Osten. Ein ruhmvolles Stück deutscher Kulturarbeit haben schon stütze, zu jener Zeit, wo die Hansa und der deutsche Städtebund blühten, jenseits der Karpathen Deutsche vom Niederrhein, rheinische Franken, ver richtet. Sie lichteten den von Bären und Auerochsen bewohnten Urwald, bauten Kirchen, Städte, Dörfer und legten Bergwerke an. Die in Siebenbürgen ein gewanderten Fremdlinge, ein kräftiges Bauernvolk, welches schon frühe unter dem Namen der „Sachsen" bekannt war, erstellte sich der Gunst beinahe sämtlicher Könige aus dem Hause Arpad. Die Könige fanden in einem kräftigen Bürger- und Bauernstand eine zu verlässigere Stütze, als in dem Adel. Selbst der 1211 unter Führung des tüchtigen Ordensmeisters Hermann v. Salza in Siebenbürgen eingewanderte deutsche Ritterorden wurde bald übermütig. Der genannte OrdenSmeister veranlaßte den Papst, da» von ihm besetzte Ordenssand als Eigentum deS heiligen Stuhl- anzunehmen. Damit war seine Rolle ausgespielt. König Andreas II. von Ungarn erschien mit einem Heere und machte Anstalt, die Ritter zu vertreiben. Die Ritter zogen ab und begaben sich nach dem neuen zum Schutz gegen die heidnischen Preußen an der Weichsel geschaffenen Ordensgebiet. Dieser König Andreas II. erteilte den deutschen Gästen l224 den großen „goldenen Freiheitsbrief". Swinemünde. Von den deutschen Kriegsschiffen in außer. magyarische Lehramtsprüfung auf. Die Regierung modore HeuSner befindet sich noch in Sidney, wo am Den Eachseu wurden dadurch eine Reihe von Vor rechten bewilligt. Ihr oberster Richter war der König. Sie genossen den Wald der Walachen und Petschnegen, (den sogenannten KünigSboden), sie erhielten drei mal im Jahre acht Tage lang unentgeltlich Salz und hatten im ganzen Lande Zollfreiheit Dafür wacker wider die räuberischen Türken. Ihre Kaufleute gingen mit ihren Waren zu Felde zog, nur 50 Tapfer hielten sich " rimat neuen Zuzug be- unterstützt nach jener Schilderung alles, was den Sachsen schadet. „Soll aus den letzten politischen Vorgängen ein Schluß gezogen werden," sagt der Ver fasser des Aufsatzes, „so ist eS der: die Sachsen alle „Stein", wehesten gethan wird — denn ihre- Deutschtums kann man sie nicht berauben — sondern der un garische Staat, dem alles daran liegen muß, nicht einen Teil seiner gebildetsten und treuesten Bewohner im besten Falle mit Gleichgiltigkeit gegen sich zu er füllen." wollen den Frieden mit der ungarischen Regierung; aber einen solchen, der ihre nationale Entwicklung er möglicht, der die Achtuim der Gesetze ihnen verbürgt und sie vor weiteren Mißhandlungen schützt. Die Mehrheit hofft ihn zu erreichen durch fortgesetzten Widerstand, eine kleine Anzahl am meisten mißhandel ter Bezirke durch Nachgiebigkeit bei den Wahlen." bie Sachsen, welche äuS der Heimat neuen Zuzug be- .Ein- ist sicher. Will die ungarische Regierung kämen, sie überdauerten den Mongolensturm, kämpften nicht die öffentliche Meinung Deutschlands immer i Walachen und die wieder gegen sich aufbringen, so muß sie endlich die gerechten Beschwerden der Sachsen abstellen. Ein staatsmännischer Blick mußte schon lange empfunden haben, daß zuletzt nicht die Sachsen eS sind, denen am nicht nur nach dem Norden, sondern auch nach Venedig, Konstantinopel und Ägypten. Allein die Blüte des Deutschtums war nur von kurzer Dauer. Mit dem Tode deS Ungarnkönigs Ludwigs deS Großen trat der Zerfall des ungarischen Reichs ein, zugleich begann auch ein Rückgang in den Verhältnissen des Sachsen- Volkes. ES ist uns unmöglich, unsere Leser durch die nun mehr folgende lange Periode der OSmanennot und des 30jährigen Kriege- hindurch zu führen. Während des letzteren standen die protestantischen Sachsen treu zum Kaiser und angesichts der Thronansprüche Zapo- lyat erkannte das ganze Sachsenvolk den Habsburger Ferdinand al» seinen König an. Leider unterlag es. Zapolya erwies sich den Sachsen zwar geneigt, aber sein Nachfolger Stephan Bathory brachte die Jesuiten ins Land und unter ihm und den späteren Königen hatten die Sachsen schwere Prüfungen zu erdulden. Erst mit dem 4. Dezember 1691 erfolgte durch daS berühmte Leopoldinische Diplom eine Wendung -um Besseren. Zur Zeit der Rakoczischen Unruhen standen die Sachsen treu zum Kaiser. Auch Maria Theresia begünstigte sie und Kaiser Joseph II. gab ihnen ihre eigene Verfassung Die magyarischen Land tage verkürzten später wieder diese Rechte, aller magya rischer Haß wandte sich aber gegen die Sachsen, al» nach dem Jahre 1848 der Bürgerstieg durch's Land tobte und die Sachsen ihre traditionelle Treue für das Kaiserhaus bekundeten. Die sächsische Autonomie wurde beseitigt, die Rechte der Sachsen immermehr verkürzt und 1876 wurde der KünigSboden" ganz aufgelöst. Seitdem steht da» der magyarischen Herr- sucht geopferte Sachsenvolk der Regierung oppositionell gegenüber. Daß aber diese Stellung der Sachsen nicht eine Opposition um jeden Preis ist, geht u. a. aus der Erklärung hervor, welche unlängst vor den unga rischen Wahlen der Abg. Gull abgab und welche folgendermaßen lautete: „Sobald unsern Beschwerden wird abgeholfen worden sein und Beweise vorliegen, daß die Regierung entschlossen ist, eine Politik zu be folgen, welche auch unser Volk-tum, auch unser kirch liches Leben, auch unsere kulturellen Interessen nach ihrem Bestände und ihrer steten Entwicklung nicht mehr beeinträchtigt und gar gefährdet, sind wir gern bereit, auch die un- aufgezwungene Opposition auf zugeben." Die Sachsen beklagen sich, wie der „Köln. Ztg." geschrieben wird, darüber, daß unter dem Schutze deSOber- gespanS Grafen Gabr. Bethlem und des Barons Banffy in Büstritz in unerhörter Weise gewirtschaftet wird. Schlag auf Schlag folgte bisher gegen das nationale Leben der Sachsen. Nicht nur zerteilte man den sogenannten Königsboden und hinderte die Ver waltung des Nationalvermögens, sondern man quälte die Sachsen auch durch einen gehässigen Sprachen zwang. In der gesamten Verwaltung, im Hähern und niederen Unterricht führte man die magyarische Sprache ein und den Lehramtskandidaten zwang man die sind noch nicht vereinigt, das Flaggschif Komm. Kapt. z. S. Freiherr v. Hollen, kreuzt an der holsteinischen Küste, „Prinz Adalbert" und „Gneisenau" in der Zoppoter Bucht, „Moltke" vor Swinemünde. DaS Schiffsjungenschulschiff „Luise" geht heute von Warnemünde nach Saßnitz und Ende der Woche nach waren sie zu einer Abgabe von 500 Mark Silber in Kölner Pfennigen an den König verpflichtet. Bei einem Kriege mußten sie 500 Mann stellen, außer halb Lande» nur 100 und wenn der König nicht heimischen Gewässern sind im Laufe der letzten 14 Tage keine erheblichen Veränderungen in ihren Bewegungen gemeldet worden. DaS Kreuzergeschwader unter Kom- Lagesgeschichte. * Berlin, 5. Juli. Se. Majestät der Kaiser ist heute vormittag 11 Uhr im besten Wohlsein in Bad EmS eingetroffen. Bei der Ankunft überreichte Frau v. Level dem Monarchen einen Blumenstrauß. Im offenen Wagen fuhr Se. Majestät mit dem Grafen Lehndorff nach dem Hotel; später zeigte er sich wieder holt am Fenster. Uni ^4 Uhr kamen Ihre Majestät die Kaiserin und Prinz Wilhelm nach EmS, um Se. Majestät zu begrüßen. Wie früher, so hat Kaiser Wilhelm jetzt wieder im Kurhause Wohnung ge nommen. Über die Dauer de» dortigen Aufenthalts sowie über weitere Reisen hat der Kaiser noch keine Entschließung gefaßt. Nachdem Prinz Heinrich mit seiner Division vou Blitzbooten am Sonntag mittag im Kieler Hafen eingetroffen, ist nunmehr die ganze Tor pedobootsflottille unter Befehl von Korv.- Kapt. Tirvitz dort wieder vereinigt. Am Sonntag ist auch daS Panzerschiff „Friedrich Karl", Komm. Kapt. z. S. Stempel, in Kiel eingetroffen, um in dem zu formierenden Ostseegeschwader als Flaggschiff zu dienen. Dasselbe wird von dem Kapt. z. S. und Kommodore Deinhard kommandiert werden und außer „Friedrich Karl" aus den Panzerschiffen „Hansa" und „Sachsen", dem augenblicklich noch in Dartmouth liegenden Schiffsjungenschulschiff „Nixe" und dem Mtnendampfer „Rhein" bestehen. — Seit dem 20. v. MtS. sind die Schiffe der I. Division des Manöver- geschwaders lPanzer: „König Wilhelm", „Kaiser", „Oldenburg" und „Pfeil") vereinigt und der Geschwader chef Kontreadmiral Paschen hat seine Flagge auf „König" Wilhelm" gehißt. Schon am nächsten Tage begannen die Übungssahrten der Panzerdivision an der schleswig- holsteinischen Ostküste; Sonderburg, Eckernförde und Neustadt wurde besucht, Sonntag ankerte die Division in Kiel, ist inzwischen aber wieder auf einige Tage in See gegangen. — Die Schiffe des Schulze chwaderS Feuilltton. Ein treue- Herz. Li«« Geschichte au» dem wendischen Bolle von Heinrich Pen». (Fortsetzung.) XIV. Der Winter war vorübergegangen, ein strenger, trauriger Winter, hoher Schnee hatte Wiesen und Felder bedeckt, Wege und Stege verweht und die Ver bindung vielfach gestört zwischen Stadt und Land und aus dem letzteren von einem Hause zum andern. Seit der letzten Unterredung mit Anka war mit Tine eine völlige Verwandlung vor sich gegangen: der frische, fröhliche Lebensmut war ihm geschwunden und hatte bei einer sanguinischen Natur, wie die seine, selbstredend einer tiefen Niedergeschlagenheit Platz ge macht. Er arbeitete zwar fleißig, war unermüdlich thätig, aber er that jetzt alles instinktmäßig, ohne mit Lust und Liebe bei der Sache zu sein, wie damals, als er um eine bittere aber heilsame Erfahrung reicher nach Hause kam, mit neuen Plänen und mit neuen Hoffnungen. Und doch konnte er ihr nicht zürnen, welche die Ursache seiner jetzigen Stimmung war —, er hatte eS ja erkannt, daß er ein weiches, leichtbewegliche- Gemüt gesucht und einen Charakter gefunden hatte. Und gerade dieses Umstandes wegen schätzte er Anka so hoch, wenn er sie mit jenem gleißenden aber trügerischen Frauenbilde verglich, welche» so ver derblich in sein Leben gegriffen und dem er ein Herz von Gold geopfert hatte, um — wie jene Undinen — ein Wesen ohne Seele dafür einzutauscben, ein Trug gebilde, daß ihn so bald verlassen de» schnöden Mam mon» wegen. Und daß er nun dies Herz von Gold verlieren mußte auf immer, unrettbar, das nahm ihm alle Lebenslust, alle Schaffensfreudigkeit, und in den langen, einsamen Winterabenden reifte mächtig ein Entschluß in ihm, dessen Ausführung der nächste Lenz erleben sollte. So war der März gekommen, schon lagen Feld und Flur ohne das Leichentuch des Winter-, e» knospte und keimte in Feld und Hag, ein grüner Schimmer überzog die Wiesen, Schneeglöckchen und Veilchen hoben die weißen und blauen Köpfchen, und Himmelsschlüsselchen läuteten den Lenz ein. Die Schwalben kamen wieder, und Wachteln und Amseln schlugen in den Büschen. Da kamen einer Tage» einige Herren mit dem Wagen TineS im Dorse an, der Knecht hatte sie an der Stadt abgeholt, und zwei Tage lang durchschritten sie mit Kolodey sein ganze» Besitztum, zeichneten alle- auf und fuhren dann wieder hinweg. Die Leute im Dorfe schüttelten abermals den Kopf und flüsterten einander ihre Vermutungen zu. „Was mag der unruhige Patton wieder haben?" kagte Pridan, als er davon erfuhr daheim zu Anka. Diese verfärbte sich unmerklich, sagte jedoch mtt fester Stimme: „Er ist der Herr und niemand Rechenschaft schuldig." Kurze Zeit darauf fiel ein schwarzer Gedenktag, der Todestag de» alten Luka Kolodey, der gerade vor einem Jahre unter so traurigen Umständen da» Zeit liche gesegnet hatte. Düster brach er heran, trüb und unfreundlich, und ebenso düster war da» Antlitz TineS, mit dem er diesen Tag begrüßte. Gegen abend war Anka, wie sie öfters that, auf den Kirchhof de» Orte» gegangen, wo ganz nahe der Kapelle, in welcher man die Verstorbenen aufzu- bahrcn pflegte, der alte Kolodey den Schlaf der Ge rechten schlief, neben seinen beiden ihm voraus gegangenen Weibern als „Saat von Gott gesäet dem Tage der Gräber zu reifen." Anka hatte Blumen auf das Grab gepflanzt und chmückte heute am Jahrestage seines Heimgange» neu >as Grab des Alten, der sie einst Tochter nennen ollte und e» nicht zu thun vermochte. Jetzt kniete sie dort und betete; an ihrer Seele zog die Erinnerung an alle» vorüber, was sie erlebt seit den letzten Jahren im Guten, wie im Schlimmen, an ihre Liebe und Entsagung, an ihr Glück und Leid. Et stimmte sie weich und reichlich flossen die Thränen über ihre Wangen. Da hörte sie da» Rasseln eine» nahenden Wagens. Vor der Thür de» Friedhofes hielt derselbe. DaS Mädchen konnte von dem Platze, wo sie sich befand, genau dorthin blicken. Der Wagen Kolodey» war e»; doch wa» sollte daS? AuS demselben stieg Tine, völlig wir zur Reise gerüstet. Anka blickte rasch um sich, sie wollte jetzt mit dem jungen Manne nicht zusammentreffen, und doch war e» ihr nicht mehr möglich, ungesehen den Friedhof zu verlassen. Rasch entschlossen trat sie in die Kapelle und lehnte die Thür leicht zu, so daß dar Mädchen, ohne eS zu wollen, Zeuge von allem sein mußte, was am Grabe vorging. Mit wankenden Schritten nahte jetzt Tine der Ruhestätte seine» Vater». Fast erschrak Anka, al» sie das wie von schweren Seelenleiden zerstörte Antlitz ihres Vetters erblickte. Monatelang hatte sie ihn nicht gesehen, da er jede» Zusammentreffen vermied, und jetzt schnitt ihr der An blick tief in die Seele. Hatte er sich um ihretwillen so verändert, war ihm ihre Absage so tief ins Herz gegangen, war es also doch eine tiefe, ernste Neigung zu ihr, welche uner widert sein Leben vergiftete? DaS Mädchen zitterte leise und tonnte den Blick nicht abwenden von ihm (Fortsetzung folgt.) Im Innern von Marokko. (Schluß.) Bald nach diesem Späherbesuche in der Stadt ließ sich Maltzan durch seinen Reisebegleiter, den Marabut Muley Smail, dem Kaiser von Marokko, dem Vor gänger de» jetzt regierenden, zur Audienz vorstellen. Der Palast bildet eine Art Stadt für sich und liegt gewissermaßen außerhalb Marokko. Der Reisende schlägt die Läng* der Kaiser!. Palaststadt auf eine halbe und die Breite auf eine Viertel deutsche Meile an; doch nur ein Achtel dieses Raume- ist mit Ge bäuden, Villen, Pavillons, Kiosks geschmückt. Schön heit und Imposanz fehlen der Architektur gänzlich.
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