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» 1 st 50. Jahrgang Mittwoch, den 19. Dezember 1900 It t. vis zum 31. dieses Monats mündlich zu bewirken. Rcht.r. Menge?. Seyfert. l Der Nnterg-ng der GneiseM». r Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Ein furchtbares mannung Zeuge der Katastrophe war. Als die Anke 1 ) 's Die Seekadetten, der Nachwuchs unseres See» Taifunartige Stürme, die von der Afrikanischen 'M o n e e t u e i t n n r n n c t i r Hohenstein-Ernstthal, den 7. Dezember 1900. Der Stadtrath. vr. Polster. Bürgermeister. Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf den, Lande entgegen, auch besördern die Annoncen- Expeditionen solche zu ' riginalpreisen. daß ein Theil der Besatzung über Bord gesprungen ist, so ist diese ungewöhnliche Art, das Leben zu retten, nur dadurch zu erklären, daß sich die „Gneisenau" dicht an einer Mole befand, und einzelne Mannschaften hofften, auf diesem Wege dem Verderben zu entgehen. Diejenigen, die in das Meer gesprungen sind, dürsten zumeist an dem felsigen Gestade zerschmettert, nur ein geringer Theil von ihnen gerettet sein. Das Schiff selbst ist, soweit eS Fachkreise bisher beurtheilen können, völlig verloren, auch kann an eine spätere Bergung desselben kaum gedacht werden. Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,55 durch die Post Mk 1,82 frei in's Haus. r Bekanntmachung. Die Auszahlung der QnartLergelder erfolgt am 19., 20. und 21. dieses Monats, Vormittags «—12 NU» NaSimNags von 2—5 Uhr gegen Vorzeigung der Quartierzettel im Sitzungszimmer des RathhauseS. Gersdorf Bez. Ehemnitz, den 13. Dezember 1900. Der Oemeindevorstand. Göhler. j rissen, befahl Capitän Kretschmann, alle Kessel zu Heizen, in der Absicht, die hohe See zu gewinnen. Doch der Orkan trieb den „Gneisenau" mit unwiderstehlicher Gewalt gegen die äußerste Spitze der östlichen Mole. Der Semaphor (Zeichentelegraph) signalisirte: „An dem aus Wellen emporragenden Mast des Schulschiffes „Gneisenau" sind eine Anzahl j inger Matrosen ge klammert". Der Sturm machte zunächst jed.e Hilfe leistung unmöglich. Von dem Boote, auf welchem der Commandant und 40 Eleven sich einschisflen, war bald keine Spur mehr zu sehen. Ergreifend war cs mit ansehen zu müssen, wie sich eine Anzahl junger Matrosen an den aus dem Wasser hervorragenden Theil des Mastes geklammert hatte, ohne ihnen bei dem herrschenden Sturme Hilse leisten zu können. Die Geretteten erzählen: Als Commandant Kreisch» mann sah, daß alles verloren Ivar, weil die Anker ketten den Dienst versagten, und daß eine VorwärtS- blwegung unmöglich war, west Wasser in die Heiz- kammer eingedrungen war, rief er: „Kinder, Ruhe und Gottvcrtrauen!" Blitzschnell wurde mit Hilfe des ersten Offiziers ein Rettungsboot ins Meer gelassen. Gleichzeitig sprangen etwa 50 Mann ins Meer und klammerten sich an die Planken. Diese waren es, welche in der vom Hafen ausgesa dten Schaluppe Auf nahme fanden. Leider fielen während dieser RettungS- fahrt 12 Mann über Bord. Die Mole von Malaga zeigt an mehreren Stellen, wo die Unglücklichen brim Sprunge aufgefallen waren, starke Blutspuren. Der Zustand mehrerer Verwundeten giebt zu großen Besorg nissen Anlaß. Der Oit, an welchem die „Gneisenau" gesunken welches dem Reichsmarineamt zugegangen ist, besagt: Als die „Gneisenau" bei schwerem Südost den Anker platz verließ, versagte die Maschine. Der Anker B.-B. war geschlippt, der Anker St.-B. fallen gelassen; er hielt nicht. Das Schiff trieb schnell aus die Ostmole zu, stieß mehrere Male aus und ging dann unter. Die Masten ragten bis auf Gaffelhöhe aus dem Wasser. Die Mannschaft ist von ven Behörden gut untergebracht. — Der kaiserliche Consul in Malaga meldet amtlich unter dem 17. Dez.: Die „G-eisenau" lag außerhalb deS HafenS wegen Schießübungen. Das Wetter mar bis 10 Uhr Vormittags ruhig, worauf starker Südost eintrat. Nachdem die Anker gebrochen waren und die Maschine versagte, wurde das Schiff gegen die Mole geschleudert. Bermuthlich sind 38 Mann umgekommen, darunter Kommandant Kretschmann, der erste Offizier Berminghaus und der erste Ingenieur Prüfer. Sämmtliche Gereitete sind gut untergebracht uud werden bestens verpflegt. Zeit 9 Uhr Vormittags wird Musterung vorgenommen, um n ), d .e Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Zangenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Huttengrund u. s. w für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hoheufteiu-Eruftthal Orgcrn aller Geiireirröe-Verwaltrrngen der irurlregerrdeir Mrtschafteir Kekanntmachnng, Einführung von Elektrizität für Licht- und Kraftzwecke in Hohenstein-Ernstthal vetr. Der Stadtrath ist mit der Frage der allgemeinen Einführung der Elektrizität für Licht- und Kraftzwecke in hiesiger Stadt beschäftigt. Um zu ersehen, ob und inwieweit ein Bedürfniß hierzu vorliegt, ergeht an alle diejenigen Interessenten, welche beabsichtigen, für ihre Zwecke elektrisches Licht einzusühren oder elektrische Kraft zu verwenden, hiermit das Ersuchen, ihre Angaben hierüber im Rathhause, Zimmer Nr. 7 längstens ist, ist so gelegen, daß die Geschütze, die Geldkasfe und vielleicht ein Theil des Schiffsrumpfes wird gerettet osfizierkorps, stehen erst im ersten Jahrgange, sie sind werden können. Den Jubel der Zuschauermenge er im April d. I. eingestellt. regte die Rettung zweier Offiziere, die mit großer öolsversteigerunz ausRabensteiner Äaatssorstrevier. Höppners Gasthof in Grüna. Donnerstag, den 27. Dezember 190V, Bormittags 1V Uhr. 513 w. Stämme, 99 w. Klötzer, 1605 w. Derbstangen, 8920 w. Reisstangen, 6 rm w. Nutzknüppel, 6 rm h- und 103 rm w. Brennholz. Kahlschläge in Abth. 11, 20, Durchforstungen in Abth. 11, 12, 30, 39, 49 und Ginzel- Hölzer in Abth. 12, 14, 1«, 22, 24, 39, 45, 49, 50 des Rabensteiner Waldes. Näheres ist aus den bei den Ortsbehörden und in den Schankstätten der umliegenden Ortschaften aushängenden Bekanntmachungen zu ersehen. Königs. Forstrevierverwaltmrg Rabenkei« zn Grüna and König». Forstrentamt Angnstnsbnrg, am 13. Dezember 1Y0Z. Schulschiffe im Winter meist nach Westindien und Südamerika, aber infolge der chinesischen Affaire war vom Kaiser die Bestimmung ergangen, daß in diesem Jahr die Schulschiffe im Mittelmeer kreuzen sollen. Die Katastrophe muß mit ungewöhnlicher Plötz lichkeit eingetreten fein; wenn es sich bewahrheitet, Unglück hat unsere Marine ereilt. Vor Malaga ist am Sonntag Vormittag das Schulschiff „Gneisenau" gestrandet. Ein Theil der Besatzung hat ihr Grab in den Fluthen gefunden, obwohl jede Rettung aufopfernd versucht wurde. In tiefer Trauer beklagt Deutschland den Verlust dieser wackeren Scheut-, die in tieuer Pflichterfüllung den Tod erlitten. Und es ist ein tragisches Zusammentreffen, daß etwa um dieselbe Stunde, wo die deutsche Reichshauptstadt sich anschickte, der Marine mit dem Empfang der ans China heim kehrenden Mannschaften einen besonderen Ehrentag zu bereiten, ihre Kameraden von S. M. S. „Gneisenau" wider die Wellen des Mittelmeeres um ihr Leben rangen. Für manche Familie im Deutschen Reiche wird nun statt der Freude des nahen Weihnachtsfestes das Leid einkehren. Die „Wiener Abendpost" schreibt zu der Schiffs katastrophe von Malaga: Man erfährt mit Bewun derung aufs neue, wie heldenmüthig Capitän und Mannschaft auch bei dieser neuen Katastrophe, wie beim Untergang des Kanonenbootes „Iltis" ihre Pflicht bis zum Tode erfüllt haben. Den Offizieren und der Mannschaft der „Gneisenau" wird deshalb in Deutsch land und in allen echte todesmuthige Pflichttreue schätzenden Kreisen ein wehmnthsvolles und dankbares Gedächtniß bewahrt bleiben. Die Größe des Unglücks ist anscheinend durch die Plötzlichkeit v.rursacht, Mit der das ruhig vor Anker liegende Schiff von dem jäh hereinbrechenden lUnwettcr heimgesucht wurde. Der Levante-Wind, welcher sich 10 Ubr Vormittags erhob, kam mit einer Plötzlichkeit, tie selbst altersahrene Schiffsleute über raschte. In der Stadt selbst erlitten mehrere Personen, welche nicht rechtzeitig in den Häusern Schutz fanden, Verletzungen. Der erste Alarm, daß die Gneisenau- Mannschaft hilfebedürftig sei, ging von einem Fischer- Geistesgegenwart und eiserner Ausdauer sich an einem Balken festhielten, bis Hilse kam. Beim Rettungs werk zeichneten sich die spanischen Lootsenführer Ramos und Llopis aus. Unter den Geretteten befinden sich laut „Lok.-Anz." der Marinepfarrer Kramm, ferner der Seekadett Heyroth. In der „Kreuz-Ztg." wird der Tod des Seekadetten Berndt angezeigt. Wie von zuständiger Seite in Kiel gemeldet wird, ist dem deutschen Schulschiff „Charlotte", das sich gegenwärtig im Hafen von Korfu befindet, telegraphisch der Befehl zugegangen, sich sofort von dort nach Malaga zu begeben, um bei den RettungSarbeiten Hilfe zu leisten. Die gerettete Mannschaft der „Gneisenau" soll mit dem nächsten erreichbaren Dampfer in die Heimath geschickt werden. Capitänleutnant Werner, der älteste der über lebenden Offiziere, hat die im Unglück immerhin noch tröstliche Nachricht gegeben, daß der größte Theil der 452 Köpfe betragenden Besatzung gerettet fei, ein Theil dieser Ueberlebenden ist allerdings mehr oder weniger schwer verletzt. Nach den ersten Nachrichten mußte man annehmen, daß über 100 Personen den Tod ge- fsunden. Die heute früh »ingegangenen Nachrichten melden aber erfreulicherweise, daß doch mehr Menschen als zuerst angenommen, gerettet werden konnten. Die Telegramme besagen: Berlin, 17. Dezember. Ter Kaiserliche Conful in Malaga meldet: Von der „Gneisenau" sind ver- muthlich 38 Personen umgekommen, darunter d>r Commandeur Kretschmann, der erste Offizier Berning Haus und der erste Ingenieur Prüfe'-. Das Reicht- marineamt bemerkt dazu, die Richtigstellung der Namen der Verunglückten gestaltet sich anscheinend schwerer, weil die Geretteten in der ganzen Stadt zerstreut untergebracht sind. Berlin, 18. Dezember, srüh. Nach einem dem Reichsmarineamt zugegangenen Telegramni werden von der Besatzung der „Gneisenau" vermißt: Capitän Kretschmann, Capitänleutnant Berninghaus, Ingenieur Prüfer, MaschinistSeher,SeekadettBerndt,Maschinisten- maat Grewe, Feuermeistersmaate Marten, Rühe, Vierling, Heizer Werchoer, Witzler, Schiffsjungen Riemer, Heisel, Richard Jaserich, Schreck, Hagert, Becker, Petz, Delitz, Philippsen, Johannsen, Moeller, Friedrich, Beehs, Scharf, Kahl, von Sperl, Groll, Matrosen Herwagen, Meyer, Wilhelm Weiß, Giese, Zimmermannsgast Detlehsen,, Verwalt;', l Raps??, Steward Schröder, Barbier Rudloff. — Be züglich des Rumey Meyer Wilhelm Weiß fei eS zweifelhaft, ob Wilhelm ZU Meyer oder Weiß gehört. Die „Gneisenau" wurde im Jahre 1877 auS Eisen auf der kaiserlichen Werft zu Danzig erbaut, kam am 4. Oktober 1879 vom Stapel und wurde 1880 fertiggestellt. Das Schiff erreichte also ein Alter von 22 Jahren seit seiner Vollendung. Die Dimen sionen dieser Schiffsklasse sind 75 m Länge, 14 m Breite bei einem Tiefgang von 5,8 m. Die Wasser- verd ängung beträgt 2856 Tonnen. Die in dem Schiff vorhandene Maschine besaß 2500 Pferdekräste, welche dem Schiff eine Geschwindigkeit von 12 See- < weilen in der Stunde gab. Die an Bord des „Gnei» senau" befindlich gewesene Besatzung war zum Früh- . jahr d. I. eingestellt worden und befand sich jetzt i während des Winters wie die übrigen Schulschiffe auf der Auslandsreise ins Mittelmeer. Sonst gehen unsere Küste her urplötzlich hereinbrechen, sind in dem west- lichen Theil deS MittelineereS keine Seltenheit. Es > gilt für wahrscheinlich, daß Capitän Kretschmann bei absolut unbedenklichem Wetter nach der Schießübung vom Sonnabend den Sonntag über auf der allerdings . absolut ungeschützten Rhede von Malaga zu verbringen beschlossen hatte. Er ersparte sich und feinen Leuten so die sehr umständlichen, zeitraubenden und schwie rigen Manöver der Ein- und Ausfahrt in den Hafen. > Denn Malaga hat, gleich den meisten Mittelmeer- > Plätzen, keinen natürlichen, sondern einen Kunsthafen, > dessen Einfahrt aber der Stürme wegen sehr compli» cirt angelegt ist. Urplötzlich muß dann da! Unwetter hereingebrochen sein; die Ank^^,; rissen und der ' -Gneisenau" ^är Wind und hilflos preisge» geben, da nicht mehr Zeit blieb, Dampf aufzumachen.' Es liegt eine tlesc erschütternde Tragik gerade in der Thatsache, daß die fürchterliche Katastrophe sich ange» sichtS des rettenden HafenS abgespielt hat, eine- .HafenS, der zu den schönsten und sichersten der ganzen Süd küste Spaniens gehört, dessen vorspringende Molen schon so viele Fahrzeuge auS den Schrecken des Sturmes in ihre sicheren Arme ausgenommen haben. Ist dvch der Raum, den diese Molen einfassen, so ge räumig und trefflich angelegt, daß er über 4000 Fahrzeugen bequeme Unterkunft geben kann. Noch ein zweites Moment erhöht das Schmerzliche des furchtbaren Ereignisses, daß unsere unglücklichen See leute im Anblick einer der herrlichsten, wahrhaft para diesischen Küste daS Wogengrab gesunden haben, einer Käst'', die den lieblichsten Genuß des Lebens vor die Augen zaubert. Malaga ist wahrhaftig paradiesisch schön, im Hintergründe des HafenS, terrassenförmig gegen die mächtigen, mit wundervollem Baumschlag bestandenen Berge, die Sierra de Ronda, ansteigend, gelegen. Ebenso herrlich schön wie die ganze Umgebung ist auch die Stadt selbst, die heute bereits nahe an 150 000 Einwohner zählt, voll der gewaltigsten Bau denkmäler aus der Zeit der Römer und der Mauren, besonders der letzteren, deren KönigSsitz sie einst war. Unter Palmen, Orangen und Oelbäumen dehnt sie sich weit an der Küste entlang. Ihr kostbarster Schmuck aber sind ihre ausgedehnten Weinberge, mehr als siebentausend an Zahl, die den berübysten Süßwein Spaniens, die edelsten Trauben und eine ' von^Rosmen hervorb--^ ^je Stadt Malaga birgt, «arcelona und Valencia, neben denen sie den stattlichsten Stapelvlatz darstellt, eine ziemlich zahlreiche deutsche Kolonie, deren hervorragendste Mitglieder die deutschen Großsinnen bilden. Der Hafen, an dessen Außenseite sich daS schreckenvolle Unglück zugetragen hat, wird, wie bereits erwähnt, von den zwei Molen umschlossen, mächtige Quaderdämme, an deren Ver- einigungSpunkt die breite Hafeneinfahrt liegt, dicht unter dem gastlichen Schimmer deS hochragenden Leuchtthurmes. Gegen eine dieser Molen, die Ostmole, ist dem bisher eingelaufenen Bericht zufolge der „Gneisenau" geschleudert und so zerschmettert worden. Denn vor die Molen ist weit hinaus eine ganze Kette von riesigen Felsblöcken geschoben, die dazu bestimmt sind, den wüthenden Anprall der Brandung in etwas von dem Mauerbau abzuhalten, ein Schutzwerk, das jedem Schiffe, daS im Organ den Hafeneingang ver» sihlt, den Untergang bringen muß. Uenelte Welbnnge«. Berlin, 18. Dezbr. Ein amtliches Telegramm, Anzeiger eür MWWWWW Nr. 293