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Wochen- und RachnchMlalt zugleich NtMsts-AMpr fir Hshck«rs, MRitz, Kt«d«s, Msdnf, Ä. Cgidien, Hnirichssrt, Msrie»» u. Mlstv- Amtsblatt für den Stadtrnt M Nchtenftein. -------- EF. InHrgLNA- -----—.> ---------- > - Mr. 84. Fernsprcchstelle Nr. 7. Mittwoch, dm 10. April Fernsprechstelle Nr. 7. 1.8V5. MeseS Blait erscheint täglich wußer Lon«- Md Festtags) abends für dm folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mart 28 Pf. — Einzelne Nummer 18 Pfennige. (Wellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. PoftMstaUm, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalteW Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. LsmdreNte« mW MMMassm-BMriige pr. I. Termin füllig. Gsseh-KfEage der Sp^tEnffe M GKllMbKxg: Montag, Dourrekstag u. So««adeUd. Einkagerr werden mit 3fts°/o verzinst. AusleihuWgerr an hiesige Bewohner zu °/g Zinsen gewährt. Lsgesgeschichtr. *— Lichtenstein, 9. April. Heute vor mittag hat sich oberhalb des hiesigen Gottesackers, am sogenannten Aussichtspunkt, die Webermeisters- Ehefrau B. von hier mittels eines Rasiermessers die Kehls durchschnitten. Der Tod scheint infolge der schweren Verwundung sofort eingetreten zu sein. Was die bedauernswerte Frau veranlaßt hat, Hand an sich zu legen, konnten wir nicht in Erfahrung bringen, wie man jedoch erzählt, soll dieselbe schwer mütig gewesen sein und ist auch ein Brief bei ihr vorgefunden worden, der ho^entüch genaueren Auf schluß über die Motive zur That geben wird. — Nach der Konfirmation bekommen die heran- gewachsemn Kinder bekanntlich ihre Schul-Abgangs zeugnisse. Dissen Zeugnissen wird leider nicht überall die gebührende Beachtung geschenkt, ja es wird nicht selten sogar Unfug damit getrieben. Und doch sind diese Zeugnisse ungemein bedeutungsvoll. Meist auf langjähriger, sorgfältiger Beobachtung beruhend, bilden sie gewöhnlich eine genaue Charakteristik des Kindes; denn man ersieht aus ihnen nicht nur die Bildungsstufe des Kindes, nicht nur seine Kenntnisse und Fortschritte, sondern auch seinen seither gezeigte» Fleiß, sein Betragen, seine Aufmerksamkeit, seine Sauberkeit und Ordnungsliebe usw. Die erste Frage eines neuen Lehrherrn, einer neuen Herrschaft sollte daher die nach dem Schulzeugnis sein, und zwar auch im eigenen Interesse, denn es wird denselben damit gewiß die beste Richtschnur für die Behand lung etwaiger Zöglinge gegeben. -- Wachs als Hühneraugenmittel. Ei» einfaches und doch erfolgreiches Mittel ist ein reines, gelbes Wachs, ohne irgend welchen Zusatz; man streicht das selbe auf Papier, so groß, als zur Bedeckung des Hühnerauges nötig ist, legt es auf und nach einigen Tagen kann man das Hühnerauge vollständig heraus heben. — Vom Färben der Ostereier. Die Poröse Schale der Eier nimmt leicht jede in Wasser lösliche Farbe an; da aber durch Sprünge der Schale Farbe in das Innere des Eies gelangen kann, so muß man bei der Wahl der ersteren vorsichtig sein. Für jede Farbe stelle man zuerst durch fünf Minuten langes Kochen mit dem nur in kleiner Menge anzuwendenden Färbemittel eine Farbenbrühe her, m welcher die Eter 9—10 Minuten lang ge kocht werden. Man färbt grün mst einer Hand voll frischen Saat, dunkelgrün mit getrockneten Malven blüten, besonders dunklen Arten, gelb mit Gelbholz oder Safran, goldgelb mit den äußeren Zwiebel- schalen, strohgelb mit Mandelschalen, citronengelb mit Brennnesselwurzel, braun mit Krapp. Eine Brühe für rote Eier erhält man aus Fernambukholz. Legt man Blätter von Petersilie, Schafgarbe oder dergleichen auf bas Ei, bindet sie mittelst Leinwand lappens fest und kocht sie in der genannten Brühe, so erhält man rote Eier mit weißen Blättern. Herzen, Sterne, Tierbilder aus Zwiebelfchale ge schnitten und auf Eier befestigt geben rote Eier mit gelben Figuren. Zartes Rosa mit Purpurrot erhält man aus mehr oder weniger gepulverter Cochenille. Marmoriert färbt man mit gezupften Seidenflöckchen, welche am Ei festgebunden und in Wasser gekocht werden. Blau färbt man mit Lackmus, wozu ein Körnchen Soda beigefügt werden kann. Auf so ge färbten Eiern lasten sich mit verdünntem Essig rote Zeichnungen anbringen. — Der deutsche Eisenbahnverkehrs-Verband hat seit 1. April die Bestimmung getroffen, daß Mann schaften des Aktivstandes, welche auf sogenannten „kurzen Urlaub" gehen (Urlaub bis zu acht Tagen Dauer), sobald der Urlaubsort vom Standquartier über 309 irm entfernt ist, zur Hin- und Rückreise gegen Erlag des Fahrgeldes nach dem Satz- des Militärtarifs mittels Schnellzuges befördert werden dürfen, sobald die Reise nicht während eines der Feiertage der hohen kirchlichen Fests Weihnachten, Ostern oder Pfingsten, bezw. am Tage unmittelbar vor oder nach den Festtagen angstreten wird. Die Berechtigung für diese Begünstigung muß auf dem Urlaubs-Ausweise vermerkt sein. — Es wird für turnerische Kreise ein Interesse haben, daß der höchste sächsische Gerichtshof, das OberlaudeSgencht in Dresden, das Amt eines Turnwart, der für die ihm entstehenden Auslagen rc. eine jährliche Vergütung vor, 5- 15 Mark erhielt, als ein Gewerbe angesehen hat. Der Turnwart soll durch die Inempfangnahme dieser Entschädigung Ge werbetreibender im Sinne des Z 35 der Gewerbe ordnung sein. Er meldete dieses „Gewerbe" nicht an und erhielt deshalb vom Stadtrat in Crimmitschau einen Strafbefehl. Lie Sache kam zur gerichtlichen Verhandlung, in welcher der Turnwart darauf hin- wies, daß man doch unmöglich jene Entschädigung, die kaum zur Bestreitung der durch sein Amt er wachsenden notwendigen Auslagen hinreiche, als Lohn oder Erlös im Sinne der Gewerbeordnung ansehen könne. Das Landgericht beachtete diesen Einwand nicht, sondern nahm an, daß der Turnwart durch sein Amt sich einen Beitrag zur Beistreitung seines Lebensunterhalts habe verschaffen wollen. Die von dem Verurteilten beim Oberlardesgericht beantragte Revision wurde von diesem verworfen. (Das Berliner Tageblatt, welches dieft Not z vcrbreitec. scheint wohl hier nicht ganz der Wahrheit nahe getreten zu sein. Vielleicht hört man darüber mehr. D. R.) — Die „Leipz. Lehrerztg." giebt eine Zusam menstellung der Gehalts der jungen Lehrer Leip zigs und sagt sodann: Es sei klar und deutlich, daß 252 — 25 Prozent aller ständigen Lehrer nach einer dreijährigen provisorischen Dienstzeit mit 1350 Mark Gehalt gegenwärtig bis zum Fälligwerden der ersten Alterszulage, und das ist frühestens mit Vollendung des 30. Lebensjahres, nicht mehr als 1500 oder höchstens 1650 Mark Gehalt beziehen. Hinter diesen Zahlen stehen wohl dis meisten Mittel städte Sachsens kaum noch zurück, während die großen Städte, wie Dresden, Chemnitz, Zwickau, wesentlich günstigere Verhältnisse zeigen. Selbst in den ehe maligen Dörfern Gohlis, Lindenau und Plagwitz bezogen die Lehrer mit 29 Jahren durchschnittlich 1800 Mark. Da nun die Besoldung der jüngeren Lehrer Leipzigs zur Zeit vollständig im Zeichen des „Krebses" zu stehen scheint — noch im Jahre 1888 betrug das Durchschnittsalter auf der 1600-Mark- Stufe, 27,7 Jahr, war also niedriger als jetzt das der 1500-Mark Stufe —und leider auch das 1895er Budget keine Besserung erwarte» läßt, da man so gar beabsichtigt, durch Erhöhung der Stundenzahl eine weitere Herabminderung des klingenden Lohnes der Lehrerarbeit eintreten zu lassen, so ist es leicht erklärlich, daß sich jetzt mancher der obigen 252 Lehrer wieder hinaussshnt in eine freundliche Mittel stadt, wo er nicht erst eine Stunde weit wandern muß, um einmal reine Luft zu atmen, und wo nicht jedes Liter Milch 20 Pfg. und jedes Pfund Fleisch oder jedes Stückchen Butter 70 Pfg. kostet, der Wohnung und Kleidung gar nicht zu gedenken. Liebe Kollegen, die Ihr bereits anderwärts eine befriedigende ständige Anstellung habt und doch wegen des Höchst gehaltes von 3600 M. darnach trachtet, in die Groß stadt überzusiedeln, gedenket doch einmal der Geschichte von der StadtmauS und der Feldmaus und sehet zu, ob sie nicht auch für Dich etwas Beherzigenswertes enthält! Wir aber, die wir nun wohl oder übel reiche Stadtmäufe bleiben müssen, wünschen sehnlichst die Erfüllung der bereits anderwärrs wiederholt aus gesprochenen Bitte: Die Stadt Leipzig möge doch auch einmal ihrer jüngeren Lehrer gedenken und deren Brsoldungverhältnisse aus dem Zeichen des „Krebses" wieder in das der „Wage" hmüberlenken! — Das sozialdemokraiische Mai-Komitee in Leipzig hatte den Rai um Freigabe eines Platzes zur Sammlung derjenigen Sozialdemokraten ersucht, die sich an der Maifeier beteiligen und in einem ge schloffenen Zuge nach dem Festlokale in Stötteritz begeben wollen. Der Rat hat die Gssuchsteller da hin beschieden, daß zu einem solchen Vorhaben die Genehmigung der Polizeibehörde erforderlich sein würde, daß aber ferner, wenn diese erteilt werden sollte, es fraglich sei, ob ein Platz für d m gedachten Zweck verfügbar wäre. — Einen merkwürdigen Speisezettel gab es am Bismarcktage im „Eldorado" in Leipzig, näm lich: Bismarck - Pichelftriner, Bismarck - Bemmchen, BiSmarck-Hering, Reichstags-Durcheinander, Kanzler- Suppe, Schnitzel nach Lauenburger Art, Zunge mit Friedrichsruher Spargel und Tyras-Happen. — Leipzig, 8. April. Heute wurden die Oberin des Dresdner Marienheims, später des hiesi gen Emmausheims, Quosdorf, und die Pflegerin Muhlert wegen Betrugs in 11 Fällen je mit 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis und 2 Jahren Ehrenrechts- verlust bestraft. — Leipzig, 5. April. Einen fatalen Aus gang nahm in letzter Nacht das geplante Rendezvous zweier Liebenden. Ein liebebedürftiger Oekanom wollte mit seiner im ersten Stockwerke eines Hauses der Antonstraße wohnhaften Julia eine nächtliche Be gegnung am Fenster versuchen und war, um dahin gelangen zu können, vom Hofe aus auf das Dach eines hohen Schuppens geklettert. Als er eben an das Fenster klopfen wollte, brach das Dach ein und der agrarische Romeo verschwand in der Tiefe des Schuppens. Der furchtbare Krach hatte aber auch einen Schutzmann herbeigelockt, der den Unglücklichen als vermutlichen Einbrecher verhaftete. Ein „Ein brecher" war er nun freilich, wenn auch nicht im kriminalistischen Sinne; er wurde daher auf der Wache der Freiheit zurückgegeben. — Das „Leipziger Tagebl." schreibt unterm 5. d.: Ein uns heute morgen von unsrem Geraer Corresponbenten zugegangenes Telegramm, daß sich der Mörder der Frau verw. Stock in Volkmarsdorf, der Steindrucker Reichelt, gestern abend in Gera der Polizeibehörde gestellt habe, bestätigt sich in feinem ganzen Umfange. Der Mörder hat bereits ein Ge ständnis seiner That abgelegt; der Umstand, daß er dies unter lautem Weinen that, läßt daraus schließen, daß er von GewissenSqualen getrieben wurde und daß er Reue über seine grausige That empfand. Noch heute wird Reichelt von zwei Dienern des hie sigen Königl. Landgerichts abgeholt werden und in das Untersuchungsgefängnis eingeliefert. — InChemnitz hat sich eine „Kolonisations- Gesellschaft für Süd-Afrika" gebildet; Kapital: eine Million Mark; Zweck: die Errichtung einer deutschen Ackerbaukolonie in den goldreichen Gebieten Süd- Afrikas für mindestens 300 Familien. Jede Familie soll 1000 Acker erhalten und 100,000 Acker sollen zur Errichtung einer Stadt „Neu-Chemnitz" übrig bleiben. — Wie die Handels- und Gewerbekammer zu C h e mni tz vernimmt, kann deutschen Firmen, welche nach dem Kaukasus Geschäfte machen wollen, nur dringend abgeraien werden, mit den armenischen De tailhändlern in Verbindung zu treten, da dieselben