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Dresdner Journal : 20.09.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186009206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600920
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600920
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-09
- Tag 1860-09-20
-
Monat
1860-09
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 20.09.1860
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Ibonncmentsprrist: ^»drlick: 5 Iblr. 10 ktxr. lo »»«>»—».1 lw L« ^)itkrl.: 1 „ 10 „ „ „ (»ritt kalt uack »t,u«lUek lo vrit«: Id Nssr. s 8r«mp«I»o- Liorvla« Kumwrro: 1 dixr. 1 »olil»x blorn. Inseratrnpretse: kür 6«o N»om «io«r »e»p»lteo«n 2eil«: 1 Nz:r. I7ot«r „Linxvaooat" ckie 2«il«: 2 dt^r. erscheine«: Illglicb, mit An»o»bioe ä«r 8ooo - ooä kelort»^«, Xdeoäi kür 6«o folxsuäeo ?»x. Dres-nerHMrnal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Snseratenannahme auswärts: 1»ip»ix: t «. N»»»v,r»rrn», Oonimi«!»ion!ir Ne» Vr«»iiii8r lourn»!»; kbenä»»«!d»t: 11 UL»««»; «cltao»: Il^^vNnsrni!« 8c Voo».»«; lorlio: k-nop»» »'»ebv liixlil«., I'»»»»»»»»'» 8nre»n; Lremso: U. Kvoro^r»; Vravllkiul ». üu> t>k»n«ilu»x; Lvlo: Avoi.r U^v»««»; kart»: v. 1<i>»»«»»i.» (28, rn« äe« b»>»» eok»»»); pra^: 1«. Uu»l.>cu » Lucblionäliiox. Herausgeber: Xöoixl. k!xp«äitivo äes vresäoer 1onr»»l», l>res«l«-n, tz!»rieo»tr»»»e k^r. 7. Auf da-mit dem 1. October beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Journals" werden Bestellungen für auswärts bei allen Postanstalten, für Dresdcq bei der unterzeichneten Expedition angenommen. Der Preis betrügt in ganz Dachsen vierteljährlich I Thlr. 10 Ngr.; im Auslande tritt Postzuschlag und Dtempelgcbühr hinzu. Wir ersuchen unsre geehrten Abonnenten, namentlich die im Auslande, ihre Bestellungen möglichst bald zu erneuern, damit keine Unterbrechung in der Zusendung des Blattes eintritt. Ankündigungen aller Art finden im „Dresdner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die Jnsertionsgebühren werden im Jnseratentheile mit 1 Ngr., unter der Rubrik „EingesandteS^ mit 2 Ngr. für die gespaltene Zeile oder deren Raum berechnet. Aömgl. Erpeditiondes Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dresden, 20. Juli. Seine Majestät der König haben allrrgnädigst geruht, dem K. K. Oesterrrichischrn Geschäfts träger bei den Herzoglich Anhaltischen, Fürstlich Schwarz- burgischen und Fürstlich Reußischen Höfen und General Konsul zu Leipzig Legationsrath Ritter von Grüner da» Comthurkreuz N. Elaste dcS AlbrechtordcnS zu ver leihen. Bekanntmachung. Dem Ministerium deS Innern ist im diplomatischen Wege der Todtenschein der am 29. December 1856 zu Straßburg in einem Alter von 82 Jahren unverehelicht verstorbenen Elisabeth Friedrich, angeblich aus Widritz in Sachsen, zugegangen. Da nu« Angehörige dieser Person nicht zu ermitteln gewesen sind, so werden alle diejenigen, welche «in In terest« an diesem Vorfall haben und solches nachzuwrisrn vermögen, hiermit aufgefordert, wegen Empfangnahme des Tobtenscheins sich in der Canzlei des Ministeriums des Innern zu melden. Dresden, am 14. September 1860. Ministerium des Innern, , General-Abtheilung. Koerner. Schmiedel, 8. Nichtamtlicher Theil. ll, d e r s t t Telegraphische Nachrichten Zeitungsschau. (Staatsanzeiger für Württemberg. — Kölnische Ztg. — Nürnberger Korrespondent. -v Spe- ner'sche Zeitung. — Constitutivnnrl.) TagrSgeschichte. Dresden: Manöver. Vom könig lichen Hose. — Wien: Verhandlungen deS Reichs raths. Der Polizeiwinister zurück. Protest des Kö nigs von Neapel überreicht. Graf Szechenyi aus Neapel erwartet. Verproviantirung der Kriegsmarine. Dir Warschauer Zusammenkunft. Mordanfall in Udine. — Brünn: Taufe des neugrbornen Prinzen. —Ber ti»,: Ausfall deS Manövers. Abschiedsgesuche von Unteroffizieren. Verbesserungen in der Justizpflege. Vom Hofe. Großfürstin Helene. — Barmen: Protest des Kirchentag- gegen die Hazardspiele. — Frank furt: Versöhnung des Militärs. — Hamburg: Der Vcrfassungsftreit beendigt. — Paris: Tagesbericht. — Bern: Die Tessiner BisthumSfrage. Reinstem 's. Turin: Cavour's neueste Denkschrift. Graf von SyracuS abgereist. — Rom: General Goyon ringe- trosten. Memorandum. Vermischtes. — Ancona: Lamoriciere's Stellung. — Palermo: Annerionisten verhaftet. — Haag: Eröffnung der Session der Ge neralstaaten. — Warschau: Fürst Gorlschakoff zurück. Telegraphische Nachrichten. Wien, Dienstag 18. September, Abends. In der heutigen Sitzung des ReichSrathS kam der EultuSminister Graf v. Thun auf daS Concordat zurück (vgl. Wien unter „Tagesgeschichte") und läng- nete Urbergriffe im Schulwesen anläßlich deS Con- cordatS. Er vrrtheidigte dasselbe, daS der katho lischen Kirche ihre Autonomie zurückgegebrn habe. Der ReichSrath selbst, sagte Graf v. Thun, dringe auf Durchführung des PrincipS der Autonomie bei Corporation»«, und eS könne daher die erste aller Körperschaften, die katholische Kirche, wohl ebenfalls Autonomie beansprucheu. Die Bedeu tung deS ConcordatS liege in der Wiederherstel lung der Geltung deS kanonischen Rechtes inner halb deS Gebietes der Kirche. Die ungarischen Bischöfe hätten bei der Wiener EpiSkopatSver- sammlung ihre Mitwirkung zur Durchführung deS ConcordatS zugefagt. Der Minister bedauerte demnächst die Anregung der Krage bezüglich der Protestanten im ReichSrathe, weil sie den geist lichen Krieden störe, und behauptete, diese Ange legenheit sei jetzt auch äußerlich aufDaS beschränkt, waS sie ihrem Wesen nach sei, auf einen Mei- nungökampf nämlich der Protestanten über ihre innrrn Angelegenheiten. Im weitern Verfolge der Budgetberathung sprach sich der Reichsrath für Einführung einer Malzsteurr an Stelle der bisherigen Biersteuer aus. Die Höhe der Zuckersteuer wurde beklagt. Verschiedene Zweige der Industrie, besondrrs land- wirthschaftliche, wurden einem kräftigern Schuhe empfohlen und hierbei die Wiedererrichtung des Handelsministeriums abermals angeregt. Der Finanzminister v. Plener erklärte das letztere, seiner Privatansicht nach, für äußerst wünschenS- werth. Barkoczy'S Antrag, eine Verminderung deS SalzpreiseS anzuempfehlen, wurde angenommen. Wien, Mittwoch, lS. September. Der beute in Triest angekommene französische Dampfer „Seine et Rhone", welcher Ancona gestern Nachmittag ver lassen hat, brachte die Nachricht, daß der Angriff auf Ancona von der Landseite bereits begon nen hatte. - Zehn feindliche Schiffr waren ange kommen und der Angriff zur See wurde ebenfalls erwartet. Die heutigen Wiener Blätter melden, daß Kürst Milosch gestorben ist. Paris, DienStag 18. September. Hier ein getroffene Nachrichten aus Rom versichern, daß der Papst in einem Manifeste die Hilfe der katho lischen Mächte anrufen werde. Einige französische Compagnien find abgegangen, um einen Tumult in Viterbo zu unterdrücken. Turin, 17. September. (Tel. d. A. Z.) So eben ist Graf Krecchi nebst dem vr. Brambilla mit einem Brief Garibaldis an den König an gekommen; ferner sind die Generale Ribotti und Nunziante eingetroffen. Die „Turiner Zt«." versichert, daß dem König Franz II noch 40,000 Mann seiner besten Trup pen treu geblieben find, die zwischen Capua und Gaöta stehen, nachdem sie die Wahl hatten, ent weder nach Hause zu gehen oder dem König zu folgen. Karl Cattaneo und Peter Lropardi wurden zu Gesandten der Regierung beider Sicilien ernannt, Ersterer in London, Letzterer in Turin. Turin, DienStag 18. September. DaS von Persans commandirte neapolitanische Geschwader ist vor Ancona eingetroffen. Die Citadelle von Spoleto hat capituUrt und wurde deren 500 Mann starke Besatzung gefangen genommen. Reapel, 15. September. (Tel.d.A.Z.) General Garibaldi erwiederte so eben den Besuch deS eng lischen Admirals an Bord de« „Hannibal"; der englische Gesandte Elliott wohnte der Unterredung de». Zwei eben erschienene Dekrete verfügen die Ausweisung der Jesuiten und die Einziehung der geistlichen Güter überhaupt. Alle Gesandten, mit Ausnahme de» englischen und des französischen, sollen gegen die Ausschiffung sardinischer Truppen protestirt haben. Konstantinopel, Mittwoch, 19. September. Abd-rl-Kader hat den Medschidsche-Orden erster Klaffe erhalte«. Zn St. Jean d Acre (an der syri schen Küste) haben keine Metzeleien stattgrfunden. Syrien ist ruhig; der allgemeine Gesundheitszustand vortrefflich. Neun (tmkische) Regimenter sind abgr- gangrn und durch RedifS ersetzt worden. Baare« Geld bat einen merklichen Aufschlag erlitten. W Dresden, 19. September. Der „Staatsanzeiger für Württemberg" enthält einen Artikel über die Generalversammlung des Natronalvcreins, der mit der Auffassung des „Dresd ner Journals" übereinstimmt, daß nämlich dieser Verein mit seinen «Heils eingestandcnen, lheils schlecht verhüllten Bestrebungen auf völlig ungesetzlichem Boden stehe, durch den Druck anhaltender Agitation Zustände zurückzuführcn, die nie zur vollen und wirklichen rechtlichen Existenz ge langt seien, die aber jedenfalls längst durch die bestehende legitime Gewalt als unmöglich beseitigt worden sind, — die vor allen Dingen — ohne gewaltsame Umkehrung aller Ordnung in Deutschland, die ohne Bruder- und Bürgerkrieg — nicht wieder ins Leben geruscir werden können: daß es eine gefährliche Sophistik sei, grundsätz lich-gesetzwidrige Tendenzen mit dem Deckmantel loyaler Mittel (der Ausführung) verschleiern zu »vollen; daß ein Einschreiten der deutschen Regierungen gegen den Verein (auf Grund des BundeSvcreinsgesetzes von 1854) voll kommen berechtigt wäre; daß ein solches Einschreiten in jeder Weise nur eine Frage politischer Opportunität sei. Dann heißt es wörtlich: „Während wir den Ansichten des „Dresdner Journals" im Grundsätze unsre vollkom mene Anerkennung nicht versagen können, finden wir, was das Einschreiten gegen den Verein betrifft, um so weniger Anlaß, von der früher angedeuieten Meinung abzugehen, daß der gesunde Sinn der deutschen Bevöl kerungen besondere Vorsichtsmaßrcgcln gegen den Natio nalverein zur Zeit noch überflüssig mache, als wir in dein jüngsten Auftreten der Agitation in Koburg und in ihren in der Presse reflectirtcn Wirkungen weniger als je eine nahe Gefahr der Verwirrung dieser loyalen Jnstincte unsers Volkes zu erkennen vermögen." Im Uebrigcn ist nur zu bemerken, daß die General versammlung des Nationalvcreins in der deutschen Presse wenig Beachtung gefunden hat. Selbst Blätter, die im mer lebhaft dafür Partei genommen haben, können sich nicht zu einem Triumphgcsange entschließen, und preußi sche Zeitungen, welche von officiöser Stelle aus bedient werden, dürfen sogar, zum großen Acrger der „nationa len" Demokratie, nicht verschweigen, daß die Versamm lung der preußischen Regierung nurUngclcgenheiten mache. So heißt cs in einer Berliner Correspvndenz der „Köl nischen Zeitung": „ Die Beschlüsse der Generalver sammlung des Nationalvereins erscheinen in der gegen wärtigen Lage Deutschlands und gegenüber den schweren europäischen Verwicklungen, die sich möglicherweise für eine nahe Zukunft vorbereiten, als nicht geeignet, der Politik Preußens Vorschub'zu leisten. Diese Politik bat vor Allem das Erreichbare im Auge und ist auf die Acb tung der bestehenden Rechte begründet. Gegenwärtig Programme auf Grund der nationalen Einheit aufstellen und damit die Meinung Hervorrufen, Preußen könne sich dieselben aneignen und sie in Vollzug setzen, heißt Illusionen erzeugen und auf Enttäuschungen hrnauskommen. Wenn dies überhaupt irgend eine Wirkung hat, so kann die selbe nur eine leere, unfruchtbare Agitation sein, deren Symptome sich bereits zu zeigen beginnen. Die Unge duld, die dem Gange der Dinge vorgreifen will, wird der deutschen Sache keine Förderung bringen, am wenig sten mit Demonstrationen, die denn doch so ziemlich auf Spielereien hinauslaufcn. Es ist, mau mag es sich nicht verhehlen, ein äußerst bedenkliches Unternehmen, die Po litik Preußens treiben zu wollen, ein Unternehmen, daS unbedingt keine Aussicht auf Erfolg hat, und der dem man sich schon glücklich schätzen »nag, wenn es nicht den schweren Mißerfolg nach sich zieht, sie nach einer ganz andern Seite zu treiben, als man will. Im besten Falle wird man ihr aber auf diese Weise nur Hindernisse be reiten und ihre bestgemeinten Versuche hemmen oder gar vereiteln." — Unter den liberalen 'Blättern, welche den Nationalverein auS Anlaß seiner letzten Generalver sammlung angreifen, steht der „Nürnberger Corre spondcnt" oben an. Derselbe bemerkt unter Ander»» über die auf Italien bezüglichen Aeußcrungen in der Versammlung: „Einem Lande und Volke, das mit einer deutschen Macht auf Leben und Tod ringt, das gegen diese deutsche Macht Deutschlands Erbfeind als Bundes genosseir herbeigeruscn und rhm eins der Vorwerke unsrer eignen Sicherheit ausgeliesert hat — diesem Lande und Volke im Namen Deutschlands Sympathie und Aufmun terung auSzujprechen, seine mit Schmähungen gegen eben jene deutsche Macht, einst die Trägerin der Reichskrone, verbrämten Verbrüderuugsgrüße ohne ein Zeichen des Mißfallens oder WideispruckS, ja „mit Dank" cntgegcn- zunehmcn, das ist ein Schimpf, der Deutschland im An gesicht Europas zugefügt wird, und eine philosophische Objektivität, die dem drohenden und feindlichen Ausland gegenüber so haarscharf die Scheidelinie zwischen Oester reich und Deutschland zu ziehen weiß, muß uns mit cisigkaltcr Anwidcrung erfüllen. Es wird eine Zeit koin men, wo man es kaum für möglich halten wird, daß solches geschehen konnte — geschehen konnte unter „na. tionalem" Aushangeschildc " Die Berliner „Spener'sche Zeitung", gleichfalls ein liberales Blatt, ist der Ansicht, der Nationalverein sei ein so ungefährliches Ding, daß sich Niemand um ihn zu sorgen brauche, was auch wohl Niemandem einsallen wird. Dann fährt die Zeitung fort: „Der National verein Deutschlands ist von der „Societä nazionale" Ita liens so ziemlich das directe Gegentheil; er verschwört sich nicht, sondern hält öffentliche Generalversammlungen, und läßt die ganze Welt erkennen, daß seine Mitglieder über die Mittel, wie man Deutschland einigen, wer sein Messias sein soll, wie groß Deutschland sein soll, nicht im Mindesten einig sind; er hüllt seine Operationen und Verbindungen nicht in tiefes Schweigen, sondern er läßt es durch dcir Bericht des Advocatcir Streit Jeden, der cS wissen will, erfahren, daß der Verein trotz unzähliger Zeitungsartikel, trotz hundert Agenten, die er zur An nahme von Beitrittserklärungen in allen deutschen Staa ten ernannt hat, und trotz der Verdienste des Herrn v. Borries um den Verein, dock seit Jahresfrist erst 5369 Feuilleton. „WaS ist deS Deutschen Vaterland?" Dieses berühmten Arndt'schen Liedes Componist, G. Reichardt, k. preuß. Musikdirektor, berichtet über die Entstehung und Geschichte desselben in der „Neuen Münchner Zeitung" interessante Einzelnhciten. „Arndt," erzählt Reichardt, „dichtete es zu Anfang deS JahreS 1813. Al» man am 17. April 1814 da« Dank fest wegen deS Einzuges in Paris feierte, wurde daS Arndt'sche Lied im Berliner Opernhause von Madame Bethmann declamirt — eine Melodie gab eS noch nicht; doch noch in demselben Jahre wurde die erste, be kannte von einem Studenten der Theologie zu Jena, dem noch jetzt in hohem Alter auf dem Dorfe Willer- städt (bei Buttstädt im Weimarischen) lebenden Prediger Cotta componirt. Diese Notiz erhielt ich nach langem vergeblichen Forschen erst vor acht Jahren, und als ich sie Arndt mittheiltc, meinte er: „Ist mir ganz neu, hatte eS in den 40 Jahren nicht ermitteln können." Diese Melodie ist übrigens merkwürdigerweise ein Unicum, da der Autor weder vorher noch nachher irgend eine andere zu componiren versucht hat. Al» ich 1824 Arndt in Bonn besuchte, hatte ich erst zwei seiner Lieder, den „Mann" und den „Feldmarschall", für Männerchor componirt. Die Composition de» „deutschen Vaterlandes" war entworfen, aber ich bedurfte lange Zeit dazu, viel leicht weil mir dir Cotta'sche Melodie immer vor den Ohren summte. Die Reflexion ist gerade bei diesem Liede vorzugsweise in Anspruch genommen, denn ich wollte den herrlichen Text für gebildete Sängervereiue componiren und dem Geiste der Worte vollen Ausdruck geben. Erst im August 1825 auf einer Reise durch Schlesien mit vier musikalischen Freunden sangen wir sie von der Höh« der Schneekoppe hinab zum ersten Mal«, auf daß ganz Deutschland sie vernchinc. Und — kein größeres Glück konnte mir je zu Theil wer den — seitdem tönt sie fort als ein umgekehrtes, ein durch sich selbst verstärkendes Echo, durch ganz Deutsch land, Europa und alle Welttheile, wo immer nur deutsche Herzen schlagen — und wo fänden sich diese nicht? Im Jahre 1826 in Berlin veröffentlicht, wurde dem Liede allgemeinere Verbreitung zunächst durch die daselbst im Herbst 1828 tagende große Naturforscheiversammlung, welcher es von unsrer jüngern Liedertafel (im Verein mit der ältern, der Zelter'schen) gesungen »vurdc. Die zehn Verse de« Arndt'schen Liedes hatte ich aus leicht ersichtlichen Gründen in sechs zusammcngefaßt. An fangs brummte der alte Barde, bald aber meinte er, ich möge recht gehabt haben. Indessen seit der großen Gc- werbeauSstcllung zu Berlin 1838 fügte ich einen 7. VcrS wieder hinzu: Da« ist der Deutschen Vaterland, Wo Lide schwört der Druck der Hand, Wo Treue Helt vom Auge blitzt Und Siebe warm im Hcrzen sitzt. Da« soll e« sein, da« soll e« sein, Da«, wack'rer Deutscher, soll es sein!*) Ich forderte damals durch die Presse sämmtliche Männergesangvereine auf, diesen VerS in vorbeschriebencr Weise hinzuzufügen, e» mag aber wohl nur spärlich ge schehen sein. Daher wiederhole ich hier diese meine Bitte, zumal Vater Arndt sichtbar seine Freude darüber bezeigte — dessenungeachtet die Bemerkung nicht unterdrücken konnte, eS werde mir schwerlich gelingen, dies überall durchzusetzen, „denn," sagte er, „bei allem Gutem, waS der deutschen Natur gegeben, fehlt dennoch ein gewichtig Maß der Trägheit nicht." *) Dieser Brr« wird zwischen dem b. und 6. Vers eingc- schalte», bekommt in »ester Hälfte die Musik de« letzten und in »«eiter Hälft« dir de« vorletzten Berfe«. Ich kann füglich übergehen, wie das Lied iin Jahre 1848 auch zu unedeln Demonstrationen gemißbraucht wurde. Die Tendenz der Arndt'schen Worte hatte schon stütze arge Anfechtung und Mißdeutung erfahren (am heftigsten durch Delbrück zu Bonn). Beide glaubte ich, träfen mich nicht »ninder, wie den Dichter; als daher vor zehn Jahren bei einem großen Musikfeste an unser Lied manch« ins Röthlichc schillernde Reden geknüpft wurden, fühlte ich mich gedrungen, zu erklären: daß weder Dichter noch Componist eine sogenannte politische Einheit Deutschland« als etwas Mögliches oder Wün- schenswerthes im Sinne gehabt hätten, sondern die geistige und politische Einigkeit aller Deut schen. In diesem Sinne hätten wir gesungen, in diesem Sinne würden wir auch künftig singen. Als ich Arndt wieder sah und Obiges erzählte, gab er mir seine Billigung zu erkennen; dennoch glaubte ich einen leisen Vorbehalt nicht zu verkennen, darum fragte ich nochmals: „Nicht wabr, Sie dachten bei Dichtung des Liedes nicht an eine Einheit Deutschlands?" Nach kur zem Sinnen erwiderte er: „Doch wohl! aber an eine ideelle Einheit". Dieser Ausspruch scheint mir von Bedeutung, er wird den vorlauten Urthrilen Schweigen gebieten. Ich darf Wohl die Notiz geben, daß sich in meinen acht Heften der Männergesängc (Leipzig bei Hofmeister) außer den drei genannten noch zwei Arndt'sche Texte befinden: 1) Prädestination, ein Trinklied auS sei ner Jugendzeit von einer Frische, wie sie nur ihm eigen- thümlich;,2) Die Frauen, „Will denn Keiner um den Becher" rc. Mit letzterm gar trefflichen Liede, wel ches mir an meinem Hochzeitstage von einem Verwandten Arndt's recitirt wurde und dem ich infolge bei der Com position große Sorgfalt widmete, hatte ich den Kummer, daß mir Arndt, nachdem c» schon vor 20 Jahren ver öffentlicht, kurzweg erklärte: eS sei nicht von ihm, son dern wahrscheinlich von einem seiner Brüder. Auf meine Erwiderung: das Lied sei so schön, er möge doch nur die Autorschaft auf sich belassen, da dec Bruder ganz unbekannt und man mir nicht glauben würde, wenn ich nach so viel Jahren . . . ., rief er: „Gleich viel! Geht nicht! Streiche»» Sie ihn weg, den Ernst Moritz!" So oft ich nach Boni» kam, immer hatte ich Vater Arndt irgend ein neues Erlebniß unsers Liedes mit;»» theilcn, worauf cr dann gewöhnlich in ein herzinniges Lachen ausbrach. Im Jahre 1849 »var ich in Paris auch mehrfach ii» sogenannten diplomatischen Kreisen. Die höflichen Fran zosen präscntirtci» mich hier stets wie folgt: „!ü<>n«ii«-uc !o onmpr>!»i>our «io la Narsioillai««! llcu-i-nonno". Ii» Mexico wurde vor zwölf Jahren das erste große Gesangsfest veranstaltet, wozu die hohe Geistlichkeit den großen Saal dcS Hauptklosters (den einzig und allein brauchbaren) mit Zuvorkommenheit bewilligte, auch in earpvro anwesend war. Es traten nun die verschiedenen Nationalen mit ihren Gesangvereinen auf, Engländer, Italiener, Franzosen u. f. w., zuletzt 60 Deutsche, welche unser Lied mit möglichstem Feuer vertrugen. Es wurde stürmisch Dacapo begehrt. Darauf trat der Bischof, von der Geistlichkeit umgeben, zuin Dirigenten, bedankte sich für den Genuß, ganz besonder-, weil ihnen dadurch auch Ge legenheit geworden: die Ni««» prolc^tanlie» kennen zu lernen. Ich sagte in einem früher» kleinen Aussätze über da englische Volkslied, daß auch die verschiedenen Cantone der Schweiz eS ausgenommen. Eben wird mir mitge- theilt, daß der Canton Zürich sich seit kurzem sein eigne- Volkslied geschaffen zu meiner Melodie. Der eine mir zugekommenc Vers lautet: Wa« ist de« Schweizer« Vaterland? Ist « Oberland? ist'« Unterland?
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