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Sächsische Nacheilung. Sonnabend, dm 23. Aprit 1881. 43. Jahrgang. Ä«fer«te r werden bi« Montag, Mittwoch n. Freitag Mittag angenommen and kosten: die Ispalt. Zeile 15 Ps. Unter Eingesandt: 30 Pf. - - ' - . (Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und kandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmau« MiUler in Dresden. Juserate«- Auuatzmeftelmt Lie «rnoldische Buchhandlung Jnvalidendaak, HaasensteinL Vogler, Rudolf Mosse, G L Daube « Lo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlm, Frauksutt a/M. u. s. «. gxped. u. Redaktion Dresden-Nenftadt st. Meißner Gasse 3. Oie Zeitung erscheint Dienstag, Donnerstag und Eannadeud früh. UdonnementS- PreiSr oterteljLhrl.« 1^0. An beziehen durch die kaiserlichen Post- «palten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung inS HauS erbebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Psg- Abonnements - Einladung. Bestellungen aus die „Sächsische Dorfzeitung" für die Monate Mai und Juni nehmen alle kaiser liche Postanstalten und Posterpeditionen gegm Vor ausbezahlung von 1 Mark entgegen. Die Verlags-Expedition. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. In Baden ist völlig uner wartet eine wesentliche KabinetSveränderung eingetreten. Der Großherzog hat das Er.tlassungSgesuch dlS Ministers trS Innern, Stößer und deS JustizministerS Grimm angenommen und dem Präsidenten deS StaalsministeriumS, Lurban, daS Ministerium des Innern übertragen. Eine Verordnung deS VroßherzogS über die Organisation der oberen Staatsbehörden hebt dos Handelsministerium auf und vrrtheilt dessen Zuständigkeit auf die Ministerien deö Innern und der Finanzen. Das Ministerium des aroßherzoglichen HauseS wird von dem Ministerium der Justiz getrennt und mit Lem Präsidium deS Staatömini- steriumS verbunden; daS Departement Les KulluS und deS öffentlichen Unterrichts wird dem Justizministerium zugetheilt. Zum Minister der Justiz, deS Kultus und des öffentlichen Unterrichts ist der OberschulrathSdirektor Nokk ernannt worden. Der Grund LeS Rücktritts deS bisherig,« Ministers Stößer wird darin gesucht, daß sich derselbe dem Kleru» gegenüber zu Zugeständnissen herbei gelassen hatte, welche die liberale Partei, aus der er hervorgegangen. mißbilligte, sowie daß er den badi schen Amtsblättern jede selbstständige politische Aeußeiung unmöglich machte. Der Mmistrrwechiel in Kar.-ruhe gilt auch deshalb für eine Koncession an die liberale Partei, weil der Ministerpräsident Turban und der Finanzminister Elstätter, denen die Kammermehrheit entschieden freundlich gesinnt ist, ruhig im Amte ver- bleiben. Der badischen Regierung war ein innigeres Einverständnis mit dir liberalen Mehrheit der Kammer um so mehr Bedürfnis al- die durch Stößer erzeugten Mißverständnisse nur die in Baden stark um sich grei fende Propaganda der radikalen Volkepartei förderte. UebrigenS hofft man von der Einschränkung deS amt lichen Apparates eine nützliche Vereinfachung der StaatS- -eschäfte. „ES liegt im Interesse der Nationalliberalen" äußerte sich die halbamtliche „Prov.-Korresp." in einem direkt gegen die jetzt seccesfionistisch-angehauchte „National, zeitung" gerichteten Artikel „aus der bisherigen Unklar heit herauszukommen und weder nach links zu unbe rechtigten Hoffnungen Anlaß zu geben, noch nach der anderen Seite den Eindruck zu machen, alS sei ihnen daS positive Schaffen für das Bolkswohl gleichgiltig geworden. Mögen sie sich auf die wahre Grundlage ihrer politischen Stellung und auf die Bedeutung be- sin' ln, welche ihr frühen- praktisches Wirken gehabt hat. Darauf erwiedert die „Berl Nationalztg", daß die Art, wie die „Prov.-Korresp." ihren Leitartikel über die innere politische Lage auffasse, jede- Eingeher auf den Artikel deS halbamtlichen Blatte- al- zwecklos er scheinen lassen müsse und weist mit einigen Worten nach, daß eS ihr §ur darauf angekommen sei, die Noth- Wendigkeit darzulegen, die berechtigte Stellung deS Parlamentes zu sichern, ohne daß ihr deshalb die schwebenden sachlichen Frazen gleichgiltig seien. „Zur Abwehr" veröffentlichte außerdem die neueste Nummer der halbamtlichen „Prov.-Korresp." folgende Auseinandersetzung: „Die Bemerkung, daß die Kom mission zur Vorderathunz der zweijährigen Budget- Periode eine wesentliche Verfassungsänderung, eine Be einträchtigung der verfassungsmäßigen Rechte deS Piä- sidiumS an die Stelle einer unverfänglichen Aenderung der Verfassung setzen wolle, wird vermeintlich durch den Hinweis widerlegt, daß die preußische Kammer von ! 1857, eine der konservairvsten Kammern, die jetzige Bestimmung der preußischen Verfassung über einen festen Termin btschlossen habe. Also waS zur Zeit der äußersten konservativen Reaktion nicht als Beschränkung : der Rechte der Krone gegolten habe, daS wage man jetzt alS solche zu bezeichnen. Hierbei ist um übersehen, daß für Preußen schon ein anderer und zwar engerer EinbeiufungStermin Rechtens war, und daß die Aende- rung der Verfassung von 1857, indem sie jenen Termin ausdehnte, eine Erweiterung, nicht eine Beeinträchtigung , der Rechte der Krone war, deshalb auch von den Räthen der Krone ohne Weiteres für annehmbar er- achtet wurde. Statt der Zeit vom 1. bis 16. Januar wurde der Krone nämlich die Zeit von Anfang Novem ber bi- 16. Januar für die alljährliche Einberufung deS Landtags gegeben. In der R«ichöve>fassung, um die eS sich zunächst handelt, ist dagegen irgend rin fester Termin nicht Rechtens, jede Festsetzung daher eine Be einträchtigung deS Präsidiums. UebrigenS macht der gesammte Inhalt deS Artikels kein Hehl daraus, daß der Regierung an der zweijährig»« Budgetperiode, d. h. an einer weniger zeitraubenden Budgetperiode mehr ge legen sei, als an der zweijährigen Berufung, die man von liberaler Seite in den Vordergrund zu stellen liebt. Daraus ergiebt sich daS Lhörichle und Unbegründete auch der jetzigen Einwände." Das „Braunschweigische Tageblatt" enthält daS folgende übrigens auch durch badische Blätter bestätigte officiöse Dementi: „Von den zahlreichen, angeblich be vorstehenden Abmachungen über die braunschweigische Thronfolge und AehnlicheS betreffenden Gerüchten, mit denen in den letzten Lagen die in- und ausländische Pr.ffe gefüllt war, ist, wie wir auf Grund eingezogener Erkundigungen versichern können, kein einzige- that- sächlich begründet. Weder von einer Adoption, noch von einer demnächstigen Abdankung Sr. Hoheit deS Herzog-, noch auch von der Designirung eine- Regenten nach Maßgabe deS Regentschaft-gesetze-, noch endlich auch von dem nahen Abschlusse einer Militär-Konvention weiß man bi- jetzt an denjenigen Stellen, die füglich von derartigen Absichten und Plänen, wenn sie be ständen, Kenntniß haben müßten. Nachdem die Hamburger den principiellen Widerstand gegen den Zollausschuß alS aussichtslos aufgeben mußten, greifen sie die Sache am anderen Ende an und stellen für den Fall der Einverleibung so übertriebene Forde rungen an daS Reich, daß der deutsche Reichskanzler dieselben nicht genehmigen kann, trotzdem eS seine Ab sicht war, möglichst großmüihig gegen Hamburg vorzu- gehen. Infolge der finanziellen Schwierigkeiten dürfte die Anschlußfrage noch geraume Zeit auf der Tages ordnung bleiben. Oesterr.-Ungar. Monarchie. DaS Reichs gericht hat sich bezüglich der oberösterreichischen Groß- grundbefitzerwahlen für kompetent erklärt und die Ein wendungen der Beschwerdeführer zurückgewiesrn. Zu den Ausführungen deS RegierungsvertreterS Plappart, welcher von liberalen und konservativen Parteien und von dem angeklagten Statthalter gesprochen hatte, er klärte der Präsident Unger in kategorischem Love, für das Reichsgericht er stire keine liberale oder konservative Partei und sei eS durchaus gleichgiltig, welche Partei momentan im Parlament in der Majorität oder Minorität i fei. Da- Reichsgericht entscheide einzig nach Gesetz und Recht. Der Präsident rügte ferner, daß der Regie rung-Vertreter den Ausdruck „angeklagter Statthalter" gebraucht habe, weil diese Bezeichnung nicht gesetzmäßig sei. DaS Unheil wird am Montag publicirt werden. — Die Beilegung deS Streite- um die Prager Univer sität erregt ziemlich allgemeine Befriedigung und auch von deutscher Seite fängt man an, den czechischen Mit- § bürgern den größten Erfolg ihrer Universität um so , mehr zu wünschen, al- man durch die Erfüllung deS ! gerechten Wunsche- der Czechen erwartet, daß diese da für die führende Rolle des deutschen Kultur-SlementS in ! Oesterreich friedlich anerkennen werden. Italien. Die italienische Regierung hat die Anfrage der englischen Regierung, ob die Ernennung Sir August n Henry Layarb'S zum Botschafter in Rom genehm sei, in einer für den genannten Diplomaten höchst schmeichelhaften Weise beantwortet. Der italie- Zum Geburtstage des Königs Albert. Im Frühling-Wind die Fahnen wallen, Ring- wehet frischer Blüthen Duft, Im Festgeläut die Glocken schallen Und Jubelruf durchtönt die Luft! ES strahlt am blauen Elbrstrande, Am schönsten Tage in dem Lenz, In ihrem besten Festgewande DeS SachsenlavdeS Residenz! Die Freude den geschmückten Schaareu Au- jedem Auge sonnig blickt, Weil heut' vor dreiundfünfztg Jahren Ein Held da- Licht der Welt erblickt, Bei Hessin Ruhm dem Sachsenlohne DaS Herz im Busen höher schlägt, Der Held, der um die Königstrone Dm reichsten SiegeS-Lorbeer trägt. Wie neugeboren einst umkränzte DaS Gotte-kind der Helle Strahl, Auch an dem AlbertStage glänzte Die Stadt im Licht zum ersten Mal Uod wie mit Hellem Licht im Bunde Damals erwuchs dem Fürstenhaus Ei» neuer Sproß, seit jener Stunde Strömt Se-eu-licht auf Sachsen auS! Auch über unsern Fürstenhallen Steht wie zu Bethlehem ein Stern, Zu dem bewundernd immer wallen D e Könige von nah und fern. Die unerschütterliche Treue Ist solch' ein Stern Lem Sachsenland. Hier schlingt um Fürst und Volk auss- Neue Die Treue stets ein lichte- Band! Drum laßt im Sturm die Fahnen wallen, Stimmt an den vollsten LiedeSsang, Laßt da- Geläut der Glocken schallen Und Jubellaut auS Herzen»drang! Heut machen unsrer Freude Lieder Verstummen aller Feinde Spott; . In allen Herzen lvnt e» wieder: „Den König Albert segne Gott!" Feuilleton. Der Brüder seiner Mutter. Erzählung von Karl Lchmelilg. (S. Fonsetzuu«.) Die Krankheit der Lady Elisabeth und die Auf schiebung der Vermählung de» Paare- bildeten natürlich läogere Zeit da- Gespräch». Thema für dm Brkannt- schaftskreit der beiden betroffenen Familien. Man wollte durch jene Erscheinungen die schon früher gemachten Be obachtungen bestätigt finden. Doch sehr bald sollte die Aufmerksamkeit von Lady Elisabeth gänzlich abgrlenkt und der Mutter zugewendet werden. Lady Barrow machte nämlich nach Ablauf von sech- oder acht Wochen verschiedene Freundinnen zu Mitwisserinnen eines fie selbst betreffenden Geheimnisse-, welche- allerdings ein hohe- Interesse für gewisse Krr se hatte. Die gute Lady wollte im reiferen Alter noch AuS- ficht haben, der eigentlichen Bestimmung de- Weibe- zu genügen und an diese Aussicht mußten sich selbstredend die weitgehendsten Hoffnungen knüpfen. Sir Barrow ward in südlichen Landen von den ihm bevorstehenden späten Vaterfreuden brieflich ver ständigt. Der alte Herr drückte ebenfall- schriftlich seine Ueberraschung au-, um zugleich dm lebhaften Wunsch zu äußern, daß der neue Sprößling, welchen ihm seine Gemahlin zu schenken Aussicht habe, ein Knabe — ein MajoratS-Erbe — ein Erbe seine- Namen- und seine- ganzen Besitz - sein möge. Lacy Barrow konferirte inzwischen lebhaft mit dm Aerzten, um sich zu informiren, welche Vorsicht die Erfüllung ihrer schweren Aufgabe im vorgerückten Alter heische, — welche vorbereitende Lebensweise sie zu führen habe. Man ward denn auch über einen Hauptpunkt in dieser Hinsicht einig. Lady Barrow sollte sich in stärkender Luft bewegen und diese war besonders in den schottischen Bergen zu finden. Zum Glück hatte die gute Dame in den schottischen Hochlanden eine weitläufige Bsrwandte; sie hielt bei derselben um gastliche Ausnahme für einige