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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration» Preis 22) Sildergr. i j Ldlr.) vierteljährlich, Z Thlr. für da» ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußische» Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werden von jeder Buchhandlung (in Berlin hei Veit u. Eomp., Iägerftraße Nr. 28), so wie von allen König!. Post - Acmtern, angenommen. Literatur des Auslandes. 86. Berlin, Mittwoch den 1Y. Juli 1843. Moldau und Wallache». Das Kloster Niamzo in der Moldau. Nachdem die Römer Dacien den Barbaren überlassen hatten, nennt inan um das Jahr 374 Herack und Dcngucsik, die Söhne Ottila'S, als Herren der Moldau; später Kuprat, Fürst der Anten, der »Ist vas Land seinem Sohne Anspuk überließ. Nach der Verwüstung der Moldau durch die Pctschegern 1049 wurden 1078 die Kumanen Herren des Landes, und Kumanesti scheint die Hauptstadt von Klein-Kumanien gewesen zu seyn. Im zwölften Jahrhun dert fingen die Genueser an, hier Handels-Niederlassungen anzulegcn, z. B. Merman (Czctate Alba), Kilia, Gallatz, Bender (Tighina) und Hotin, welche wie die Deutschen Hanse-Städte unter sich in Verbindung gestanden haben mögen. Verlad, unfern der alten Zuzidawa, war auch ein bedeutender Handels-Ort, Kassa in der Krim war die Haupt-Faktorei der Genueser, die auch Olechia an dem Ausflüsse des Dnicper eroberten und von dort die Gric- chischen Waaren nach Kijow versandten. Im Zten Kreuzzuge bauten die Maltheser-Ritter 1249 das Kloster Niamzo; da sie von der Deutschen Zunge waren, nannte man dieselben nach, dem heiligen Germanns oder die Deutsche Festung. Sie war das Bollwerk' gegen die benachbarten Tataren, bis dieselben von Kasimir von Polen bei Lublin geschlagen wurden. Die Einwohner hatten sich meist nach Sieben, bürgen flüchten müssen, und erst nachdem (seit Il48) von Gcpsa II. dorthin Sächsische Kolonieen geführt worden waren, kamen die alten Römer wieder in die Ebene der Moldau zurück, und 1380 stellte der Fürst derselben, DragoseS, die zerstörten Städte wieder her, so daß sic schon 1389 Bajazet I. Widerstand leisten konnte». Rach dem Tode Roman's l. kam Alexander 1401 zur Regie rung, der Gute genannt; er ward Gesetzgeber seines Volkes, er baute das Kloster zu Sutschava, der alten Hauptstadt der Moldau, wohin er den Leich nam des heiligen Johann aus Trapezunt kommen ließ; er stiftete die BiS- thümer zu Roman und Radutzi, er führte Bergbau ein und war im Stande, seinem Bundesgenossen Jagello ein Darlehen von 1000 Thaler zu machen, wofür ihm die Provinz Pakutien verpfändet ward, worin die Städte Sviatin und Kolonie« liegen; später ein Zank-Apfel zwischen beiden Völkern. Nachdem Alerander der Gute die Ringolla, die Schwester Jagello'S, geheiratet hatte, zog ihm ein Corps Moldauer gegen die Deutschen Ritter zu Hülse, wie Kro mer im I9tcn Buche seiner Polnischen Geschichte erzählt. Dagegen wurden die Motdauer als Bundes-Genossen des Kaisers Sigismund 1396 bei Nikopolis von den Türken geschlagen. Im Jahre 1428 stattete Johann Paläologus Alexander dem Guten einen Besuch in Sutschava ab, wobei er den Erzbischof der Moldau von dem zu Ochprda unabhängig erklärte und dem von Cppern gleich stellte. Johann schiffte sich in Kilia nach dem Bosporus ein. Von dort schickte der Kaiser an Alexander den Guten eine Königliche Krone mit einer goldenen Bulle; dem Metropoliten ward ein wunderthätigeS Bild übersandt, den heiligen Georg darstellend, welches sich noch in dem Kloster Niamzo be findet; außerdem erhielt er die Mitra als Patriarch; das Bild der heiligen Anna, welches die Fürstin erhielt, befindet sich in dem Kloster zu Bistritz, wo auch das Grab Alerander's des Guten ist. Diese glückliche Zeit der Moldau dauerte nicht lange, das Griechische Kaiserreich konnte sich selbst nicht mehr halten, noch weniger aber die Fürsten der Moldau bei den ihnen ertheilten Königl. Insignien schützen. Die aristo kratische Verfassung der Bojaren konnte dem Lande keinen Schutz gegen die Türken und Tataren gewähren, und nur einzelne Männer leuchten noch hervor aus dem dunkeln Gemälde der Geschichte dieses Landes. Bajazet II. versuchte die Unterjochung der Moldau und ward dabei von Vlad, dem Hospodar der Wallachei, unterstützt. Er nahm 1484 Merman und Kilia, indem der damalige Fürst der Moldau, Stephan der Große, von den Bojaren so schlecht unterstützt ward, daß er keinen Widerstand leisten konnte, sondern sich auf ihren Rath in die Wälder zurückzichcn mußte, indem die Weiber und die Schätze in feste Klöster untergcbracht wurden. Dies waren die damaligen Festungen. Helena, die Mutter Stephan s, ward mit dem Erzbischof der Moldau, Teoktist, in der Feste Niamzo cingesperrt, wäh rend Bajazet den Sireth aufwärts zog und dem ihm an dem Moloau-Flusse bei ReSbopenh Widerstand leistenden Stephan am 26. Juli 1483 eine Niederlage beibrachte, so daß derselbe sein Heil in der Flucht suchte und mit TageS-Anbruch vor dem Thore von Niamzo anlangte, wo er Einlaß begehrte; — den ver weigerte aber seine Mutter und befahl ihm, lieber zu sterben als zu weichen.") ') Siehe ve.crlpiioo Su Premier äe I'hietoiro Holiisve. 3-"- 181r. Dies ermannte ihn von neuem, er ging mit Verstärkung auf Bajazet los, erreichte ihn bei dem Walde Negrcchty und schlug ihn, versperrte ihm sodann den Weg in dem Defilee von WaSloni, und mit wenig Gefolge entkam Bajazet nach Adrianopel. Das Thal von Resboyeny, wo die Moldauer ihre Niederlage erlitten, wird das weiße Thal, Vala albs, genannt, und noch steht ein Theil der alten Feste Niamzo unfern des höchsten Berges der Moldau, der Pion oder Schahlony genannt. Jassi, 8. Juni 1843. I)r. Neigcbaur. Nord-Amerika. Wieder ein Buch über die Abstammung der Ureinwohner Amerika's. Als die Europäer die neue Welt entdeckten, die von dem damals be kannten Festlande weit abgelegen und mit Einwohnern angefüllt war, deren Gestalt und Sitten von denen der übrigen Menschen bedeutend verschieden waren, erregte die Frage von ihrem Ursprünge natürlicher Weise die allge meinste Aufmerksamkeit. Die Theorieen und Meinungen gelehrter und geist reicher Männer, welche über diese Frage geschrieben haben, bilden eine große Bibliothek. Vom Nordpol bis an den Südpol giebt es kaum cine Nation, welcher nicht irgend ein Alterthumsforscher in seinen ausschweifenden Muth- maßungen die Ehre der Bevölkerung von Amerika zugeschriebcn hätte. Die Juden, die Kananiter, die Phönizier, die Karthager, die Griechen, die Scythen sollen vor Alters sich in dieser westlichen Welt niedergelassen haben. Die Chinesen, die Schweden, die Norweger, die Isländer, die Walliser, die Spanier sollen in späteren Jahrhunderten zu verschiedenen Zeiten und bei mancherlei Gelegenheiten Kolonieen dahin gesendet haben. Die gegenseitigen Ansprüche aller dieser verschiedenen Völker werden von eifrigen Sachwaltern verfochten; und ungeachtet sie auf keinem besseren Grunde, als der zufälligen Aehnlichkcit einiger Gebräuche oder der angeblichen Verwandtschaft einiger wenigen Wörter in ihren verschiedenen Sprachen beruhen, so ist doch zur Behauptung dieser widersprechenden Systeme viele Gelehrsamkeit und noch mehr Eifer sehr fruchtlos verschwendet worden. Da also hierüber kein sicheres Resultat gewonnen werden kann, so sollte man glauben, daß man diese Frage auf sich beruhen lassen würde. Dessenungeachtet aber ist vor kurzem wieder ein Engländer, Namens George Jones, ausgetreten, der in einer Schrift °) eine neue Theorie über die Abstammung der Ureinwohner Amerika's aufzu- stellen meint. An diesem Buche ist aber nichts neu, als die Art und Weise, mit welcher der Vers, seine vermeintlich neue Theorie dem Publikum aufzu dringen sucht. Er stellt nämlich in einer schwülstigen, bombastischen Sprache, die dem Ossianischen Style nachgeahmt ist, die Behauptung auf, daß die Urem- wohner des Amerikanischen Kontinents von den Israeliten und den Tyriern abstammcn. Er erzählt uns auch, daß er seine sogenannte neue Theorie Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog von Cambridge mitgctheilt und daß dieser ihn deshalb zu seiner Tafel eingeladen, daß eine sehr hohe Autorität ihm den Rath gegeben, sein Buch dem Erzbischof von Canterbury zu dediziren, und daß sein Verleger nach Empfang des Manuskripts einen sehr freundlichen Brief geschrieben habe. In dieser selbstgefälligen Eitelkeit über trifft Herr George Jones den Römischen Dichter Fannius, der, aus Furcht, daß die Welt seine literarischen Verdienste vergessen möchte, seine Statue und seine Werke in der öffentlichen Bibliothek zu Rom aufstcllen ließ ""). Doch so wie dieser I'oec» ooruer den Römischen George Jones nicht vor Vergessenheit geschützt hat, so wird auch die Ossianische Posaune den Ruhm des Englischen Fannius nicht bis in die Nachwelt blasen. Des Herrn Iones Theorie von der Kolonisirung Amerika's ist ganz die- selbe, wie sie schon von älteren Gelehrten ausgestellt worden ist; denn daß er die Tyrier hinzusetzt, kann kaum eine Verbesserung genannt werden, da die Phönizier und die Israeliten sehr verwandte Zweige des großen Semitischen Stammes sind, die fast dieselbe Sprache redeten. Um zu zeigen, daß die Ameri kanischen Ureinwohner von einem Semitischen Volke abstammten, wäre es doch wohl nothwcndig gewesen, Aehnlichkeiten in der Physiologie, Sprache und den sozialen Gebräuchen der Völker nachzuwcisen. Von der Physiologie schweigt *) l'iis Orixiusl lÜKtor^ ok aueieut ^luerierr, konittlell upou tlie rinn» ok ^uNrjiut)'; Ltis Iileutit^ ok ttie ^borixme« ^itk> Nie peo^Ie ok 1'^ru» su»1 Israel; a«<I Nie lutro- 6uoNoo ok Nie Olristisuitzk N»e -^»ostle 8t. Hioma». I-.ou6o», 1813. I^ouxrnsu ") Siehe Wieland'- Erläuterungen zu HorazenS Satiren 1. v. 21.