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MM 4- WHV8WMKMEVWE '«WiIIIUUIU ^B/ V-^ « Bezugspreis: Nierteljährtich >.2g Mark frei ins kjaur. ), der Geschäftsstelle abgehslt viertel- jährlich i Mk. Linzclre Nummer pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. unä Änzeiffeökatt I ii'Ei ,, Anjjrt-^ÜPr«s»: Für die NelnspMge «er»»»-LA« deren Raum <0 Pf-. — Im NmamiM für die kleinspaltig« Petit-Heüe »r p« Anzeigenannahme »i«,» Ühr mM«ß» vetla-e-eüühr nach v«chf»«MHtz. A1Ä wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Vandel* „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode", Druck und verlaz von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Okrill,. verantwortlich für di« Redaktion h. Rühl« in Gr»ß-OkM«. Nunlwer 65 Freitag, den 6- Juni Wä 12. Jahrgang Oertliches und Sächsisches. Gttendorf-Gkrilla, s. Juni 191;. — Unter verhältnismäßiger schwacher Beteiligung hielt der Ortsverein gestern Abend im Friedrich Wilhelms-Bad eine Versammlung ab. Ueber die schon in letzter Sitzung zur Sprache gebrachten Eisenbahnwiinsche fand nochmals eine Aussprache statt. Weiter kam dann die Frage der Sommerwohnungen zum Vor trag und wurde beschlossen, da jetzt Sommerwohnungen zu haben sind, im Interesse des Ortes in einigen Dresdener Blättern unsern Ort in empfehlende Er innerung zu bringen. Weiter wurde die Mädchenbadeanlage zur Sprache gebracht. Cs fand über die Aufstellung von Ruhe bänken eine läng<re Aussprache statt, denn nicht nur daß die Bänke demoliert worden sind, jetzt ist man schon soweit gelangt, datz die Bänke gleich vollständig gestohlen werden. Herr Baumeister Ehrig und Herr Fabrikbesitzer Walther erklärten sich in dankenswerter Weise zur Schaffung einiger Bänke bereit, sd daß auch dieser Punkt ohne große Kosten für den Verein seine Erledigung fand. — Sonnabend vormittag wird vor den hiesigen Schulkindern ein Künstler sprechen, der deutsche Gedichte vorträgt. Lange zehrt nian an einem Gedicht oder einer Erzählung, die ins Herz hineinge drungen sind. Zu vollem Leben aber entstehen Dichtungen erst durch das lebendige Wort, durch den vollendeten Vortrag. Der Künstler der Sonnabend hier auftreten wird, verfügt nicht nur über ein .seltenes herrliches Sprachorgan, sonden er ist auch in der Darstellung des Inhalts ein echter Vortragsmeister, der sich außerdem in der Auswahl aufs beste anzupossen versteht und aus seinem reichen Schatze deutscher Dichtungen, Altes und Neues, Ernstes und Heiteres zum Vortrag bringt. Weit und breit ist er im Jn- und Auslande mit großen Erfolge auf getreten. Erst in dem vorigen Jahre hat er eine glänzende VortragSreise durch Schweden und Norwegen ausgeführt. Es wird deshalb allen Eltern empfohlen, ihren Kindern Gelegenheit zu bieten, jene Ver anstaltung der Schule zu besuchen, die für die sprachliche Ausbildung außerordentlich fördernd wirkt. Der Eintrittspreis be trägt 10 Pf. — Auf dem Neubau der Firma August Walther u. Söhne kam gestern ein Ar beiter durch Bruch einiger Balken derart zu Schaden, daß er sich in ärztliche Behand lung begeben und mittels Geschirr seiner Wohnung zugeführt werden mußte. — Die Aussichten für die Obsternte im deutsch-böhmischen Elbtsle und Mittel gebirge sind nach dem Stande zu Ende des Monats Mai und nach den Erhebungen des Obst- und Gartenbauvereins für das deutsche Elbtal in Böhmen Verhältnis- Mäßig gering, wie schon seit Jahren nicht. Die Kirschen haben durchweg den geringsten Fruchtansatz, und zwar kaum ein Zehntel gegenüber guten Kirschenjahren. Die Pflaumen stehen in den meisten Gebieten mit mittelmäßigem, in einzelnen Teilen mit geringem Fruchtansatz da; die Birnen haben noch am besten abgeschnitten, denn zur Hälfte zeigen die Bäume auf Miltel ertrag. Bei Aepfeln, deren Fruchtansatz zur Zeit der Erhebungen noch nicht ab geschloffen war ist die Aussicht nur auf eine mittelmäßige bis geringe Ernte zu gewärtigen; das Beerenobst, mit Ausnahme der Erdbeeren, die gut stehen, wird gleich falls nur eine mittelmäßige Ernte ergeben; Aprikosen und Pfirsiche werden nur ganz geringe Erntemengen zeitigen. — Lohnerhöhungen bei der Köniql. Sächsischen Staatseisenbahnverwaltung. Zur Milderung der aus säst allen Gebieten der Lebenshaltung herrschenden Teuerung jat die sächsische Staatseisenbahnverwal tung ihren Arbeitern, obwohl erst im Herbste i911 deren Löhne allgemein er höht worden sind, wiederum wesentliche Lohnverbesserungen bewilligt, die sich in drei Richtungen bewegen. Zunächst ist abermals eine allgemeine Lohnerhöhung und zwar von 10 Pfennig für den Tag, gewährt worden. Ferner sind die Fristen für die Ausrückungen im Lohne derart verkürzt worden, daß der Höchstlohn schon nach dem 14., anstatt wie bisher vom 19. Dienstjahre an erreicht wird. Ein schnelleres Aufrücken im Lohn? erfolgt künftig nament lich in den Jahren, wo den Arbeitern durch Gründung eines eignen Hausstandes und Erziehung der Kinder erhöhte Kosten entstehen. Endlich sind eine größere An zahl von Dienstorten in höhere Lohn gruppen versetzt worden. Von den Städten über 15 000 Einwohner werden höher ein gereiht : Chemnitz, Zittau, Bautzen, Meerane, Glauchau, Werdau, Aue, Annaberg, Mitt weida, Limbach, Oelsnitz (Erzgebirge), Hohenstein-Ernstthal, Falkenstein und Auer bach. Durch das Zusammenwirken der verschiedenen Verbesserungen werden unter Umständen Lohnerhöhungen bis zu 40 Pfg. täglich erzielt. Besonders wird es von den Beteiligten begrüßt werden, daß die Lohn erhöhungen bereits mit rückwirkender Kraft vom 1. April d, I. ab zur Einführung gelangen. Die vorstehend erwähnten Maß nahmen verursachen einen jährlichen Mehr aufwand von nahezu 2 Millionen Mark. Nimmt man dazu, daß in nächster Zeit eine weitere, sehr beträchtliche Steigerung der Ausgaben für das Personal durch die beschlossene Verbesserung der Dienst- und Ruhezeiten des Eisenbahnbetriebspersonals eintreten wird, so ergibt sich, daß die säch sische Staatsbahnverwaltung auch sehr er hebliche Opfer nicht scheut, um die Lage ihrer Arbeiterschaft günstig zu gestalten. Zur Warnung! Der Betrieb der Telegraphen- unk Fernsprechleitungen erleidet oft empfindliche Störungen dadurch, daß die Porzellanglccken, an denen die Drähte befestigt sind, mutwillig durch Steinwürse zertrümmert werden oder das Kinder ihre Paprerdrachen gegen die Leitungen stiegen lassen oder Obst pflücker beim Abernten der Früchte mit den Leitern oder mit Baumästen an die Drähte stoßen und diese untereinander ober mit den Zweigen in Berührung bringen. Solche und andere Störungen oder Geiährdungen des Be iriebes bedroht das Strafgesetzbuch in den 317 und 318, wenn Fahrlässigkeit vorliegt, mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu 900 Mark, bei Vorsatz mit Gefängnis von einem Monat bis zu drei Jahren. Die Polizeibeamten sind angewiesen, Verstöße gegen die gesetzlichen Bestimmungen unnachsichtlich zu verfolgen. Alle, die in der Nähe der Leitungen zu schaffen haben, können daher nicht dringend genug zur Vorsicht ge mahnt werden. Auch ist Eltern und Lehrern zu empfehlen, die Kinder vor unvorsichtiger oder vorsätzlicher Beschädigung der Telegraphen anlagen ernstlich zu warnen und in dieser Beziehung sorgfältig zu überwachen. — Vom Gießen mit dem Schlauch. Der Schlauch spritzt zu viel und gießt zu wenig, schreibt Johannes Böttner im praktischen Ratgeber. Aber bei solcher Dürre müssen wir viel Wasser geben, schnell und billig arbeiten, das geht nur mit den, Schlauch. Hierfür stellt Böttner folgende vier Grundsätze auf; 1. das Mund stück nicht nach unten halten, sondern nach oben; 2. gründlich und gut wässern, in der Minute nicht mehr als zwei Quadrat ¬ meter Fläche; 3. das Land zum Auf nehmen des Wassers vorbereiten; 4. die Ränder und Ecken besonders berücksichtigen. Gartenfreunde, die ihren Garten mit Hilfe des Schlauches gut unter Wasser halten wollen, können eine Nummer mit dem Aufsatz über Wässern von der Geschäfts stelle des Praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau iu Frankfurt a. O. kosten frei erhalten. — Die Kirschenernte in der Dresdener Gegend erbringt diesmal keinen erheblichen Ertrag. Während in früheren Jahren Vie «roßen Kirschcnp'antagen bei Merbitz-Mob schatz—Leuteritz, bei Weistropp, Gauernitz und Scharfenberg viele Tausende von Mark er brachten und Hunderten von Pflückern Be- chäftigung gaben, konnten in diesem Jahre nur vereinzelt geringe Beträge erzielt werden. Meistens erfolgte überhaupt keine Verpachtung. Die geringe Ernte ist eine Folge der Kälte in der Blü'ezeit. Mügeln. Be>m Baden in der Elbe er trank der 20 Jahre alte Molkereigehilfe Funke in Mügeln vor den Augen einer großen An zahl Badegäste. Radeberg. Die Gattin eines hiesigen Hausbesitzers brach gestern nachmittag durch die schadhaft gewordene Verdeckung der im Hofe befindlichen Abortgrube. Sie wurde zwar noch lebend auö der Grube herausgezogen, doch gelang es der ärztlichen Kunst nicht, sie am Leben zu erhalten. Kamenz. Aus hiesigem Bahnhofe sind zwei Wagen Briketts durch Selbstentzündung in Brand geraten. Die Wagen gingen 7 10 tlhr vorm. von Wiednitz (Grube Heye) hier ein und sind für Dohna und Mügeln bei Pirna bestimmt. Obwohl der Brand rechtzeitig bemerkt wurde, dürften trotz an gestrengter Löscharbetten ungefähr 120 Zentner Briketts den Flammen zum Opfer gefallen jein. Die Löscharbeit dauerte bis in die Nachmittagsstunden. Löbau. Bei einem schweren Gewitter wurden heute nachmittag drei Scheunen in Löbau, Großdehfa und Eiferode und eine des schwachen Baumes in den 1 m tiefen Straßengraben stürzte. Der Arzt wurde au- dem Wagen geschleudert, der zweite Insasse dagegen kam unter das Auto zu liegen, glücklicherweise sind beide Insassen scheinbar ohne jede nennenswerte Verletzung davon gekommen, doch das Auto wurde stark be- chädigt. Wilsdruff. Auf Grumbacher Flur wurde ein Unbekannter tot im Saubache aufgefunden. Ikon glaubt, daß der Unbekannte in der Dunkelheit gestürzt und ertrunken ist. Freiberg. Mehrere Gewitter von außer ordentlicher Heftigkeit und Dauer suchten auch gestern wieder die hiesige Gegend heim. In er 6. Stunde setzte ein Hagelwetter ein, da» Schloßen von der Größe von Taubeneiern brachte. Durch Blitzschläge wurden verschiedene Gebäude getroffen, besonders auch die elektrischen Stronileitungen der Stadt. Sayda. Gestern abend entlud sich über der hiesigen Gegend ein hätigeS Gewitter. Durch einen Blitzschlag wurde die Leitung der Ueberlandzenirale Lichtenberg zerstört. Die ganze Gegend wurde in Dunkel gehüllt. In Feirdobach bei Sayda schlug der Blitz in die Wirtschaft von Gustav Müller und legte diese in Asche. Am Nachmittag war dem Besitzer die Frau von 11 Kindern an einer Entbindung gestorben. Chemnitz. Ein schweres Gewitter ging gestern abend über die Umgebung von Chem nitz uud da» Erzgebirge nieder. In Kupfer hammer-Grünthal unterspülten di« Wasser- massen den Bahndamm, so daß der plan mäßige Zug von Kupferhammer-Grünthal nicht abfahren konnte. Hartmannsdorf. Auf dem Steinbruch zum Seidelsberg stürzte der Arbeiter Adolf Turbanisch aus Bärenwalde infolge eine» Fehltritts von einer hohen Frtsenwand ab und war sofort tot. Schöneck. Der 24 Jahre alte Zigarren macher Meinel, der vorgestern abend seine Geliebte, die 19 jährige Ella Biedemann, er mordet hatte, ist heute früh auf dem hiesigen Friedhose ergriffen und später ins Gefängnis Wirtschaft in Bischdors eingeäschert. Großenhain. Wie noch bekannt sein dürft«, verschwand am 18. November 1910 in Seußlitz der auf dem dortigen Rittergut beschäftigt gewesene 63 Jahre alle Arbeiter Majak. Am 23. Dezember wurde der Ver schwundene als Leichnam iu einer Feldscheune aufgesunden, und zwar mit Verletzungen, di« auf Ermordung hindeuteten. Der Verdacht, den Mord verübt zu haben, richtete sich gegen den zur selben Zeit auch auf dem Rittergut Seußlitz beschäftigt gewesenen Arbeiter Martin Jatscak und dieser Verdacht hat sich brstätigt. Der Mörder flüchtete über die schlesische Grenze nach Rußland, doch war es dank der behördlichen Feststellungen möglich, seine Spur fest im Auge zu behalten, sodaß er in Ruß land verhaftet werden konnte. Jatscak hat eingestanden, den alten Mitarbeiter auf einem Abort erschossen und dann dessen Leichnam nach der Feldscheune geschleppt und dort ver steckt zu haben. Der Mörder wurde kürzlich vom Kaiserlichen Kriminal-Bezirls-Gericht zu Kalisch zu 15 Jahren schwerer Zwangsarbeit in Sibirien, dauerndem Verlust der bürger lichen Ehrenrechte und dauernder Verbannung nach Sibirien verurteilt. Herr Odergendarm Grabner, sowie der Distriktsgendarm, die Vie ersten Tatortssest'tellunzen getroffen hatten, waren zur Verhandlung vor dem russischen Gerichtshöfe als Zeugen geladen. Gersdorf. Ein Autounfall ereignete sich in Gersdorf, unweit des bekannten Gasthofes „Zum Kreuz" auf der nach Colditz führenden Staatsstraße. Der Eigentümer des Autos, ein Arzt aus Deuben, hatte bei einer starken Straßenkurve in der Führung seines Wagens die Gewalt verloren, sodaß das Auto an einen Straßenbaum anrannte und beim Nachgeben nach Plauen eingeliefert worden. Plauen. Ein gestern abend'über da- ganze Vogtland niedergegangene- schwere» Ge witter mit Hagelschlag hat großen Schaden in Feldern und Wiesen angerichtet. Der Blitz hat vielfach gezündet. — Der Guckkasten gibt in seiner neuesten Nummer (22) zwei farbig-schöne Bilder zum erstenmal wieder, von denen das ein« „Am Stadtgraben in Lübeck" und da» andere „Kundenbesuch" betitelt ist. Das erstere zeigt die farbenfrohe Meisterschaft von A. Liedtke, Potsdam, in einer großzügigen Komposition und das andere von P. Neumann, Charlotten burg, ist ein Waldidyll von bestrickendem Lieb reiz. Das Titelblatt hat diesmal I. Casbrrg gezeichnet, von dem auch daS charakteristische Titelblatt der Studentennummer „Studenten auffahrt" stammte. Hier hat er ein koloristisch apartes Gesellschaftsbild geschaffen, das gerade zu als Modekarikatur gelten kann. Unter oen Witzillustrationen ragen wieder F. Bloo», Theo Weidenschlager B. Zimprich, Karl Junge, G. Belz, Helmuth Stockmann und andere mehr hervor. Ulkig ist die Humoreske von der Waterkant „Der Eid der Brüder Treitrl". Aus einen wehmütigen Ton gestimmt ist di« Skizze von Paul Schüler „Das große Glück", wrmschön die wuchtige Ballade von Hildegard von Hippel „Die schöne Imke", zu der F. Staeger eine gestaltenreiche Umrahmung ge schaffen hat. Unter den aktuellen Beiträgen heben wir neben einer Anzahl von zeitgemäßen Wtzen und Schnurren den »Schloß- und Lchlüsseltanz" und „Dir ungesicherten Hut nadeln in der Elektrischen" hervor. Lustig wie immer ist auch wieder der Guckkasten- Briefkasten, dessen Lektüre wir unseren Lesern a naeleaentlich empsehlen,