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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860624
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860624
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-06
- Tag 1886-06-24
-
Monat
1886-06
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1886
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E,fchsint täglich früh S'/, Uhr. »es«ti-> »t Lr»köiti«a Iohonnttgaff« 8. «öea der Ne-artt»«. ormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 8—8 Uhr. M n, «»^»^Nn,e1»ndNL vk»mN--rwt« lischt X »>n»h«« »er für »te >t«Kf«l,e»X Hammer »stimmte« I»»,r«te au Sachratag«, »t« > Uhr Nachmtttaa-. «, ko» »»» AeMage» früh »1«'/,» Ü«r. Z, de» Filiale» str 3as.-La»ah«e: vtta Nie«». Uniderfftät-strahe 1. Lots Lisch«. Katharinen str. 23, p. ««r »iS '/,» ütr. l7S. MpMtr.TUeblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Donnerstag den 24. Juni 1886. Auflage LO,Oäi>. ^boimrmenlspreis viertel,. . Klk. incl. Bringrrloba 5 Mk. du,cu die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pj. Belegexemplar 10 Pf. chebüvren für Extrabeilagen lin Tageblatt-Format gefalzt) ahne PoftbesSrderung 50 Mk. »it Poftbefürderuag 80 Mk. Inserate ögespaltene Petitzeilr SO M. Größere Schriften laut uns. Pretsverzeichnm. Tabellarricher u. Zisferusatz nach höherm Tarif. Uerlamen unter dem Redactionsftrich die -arspall. geileäOPs., vor de» gamtlienaachrtchtea die Ügefpalrene geile 40 Pf. Inserate srud stet« an die 8rpe»tttan »a senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnsuumernndo oder durch Post nachnahme. 8V. Jahrgang Bestellungen auf das dritte Quartal 188« de» Leipziger Tageblattes (Auflage LS,SSO) wolle man möglichst bald an die Unterzeichnete Expedition, JohanneSqaste Nr. 8, gelangen lasten. Außerdem werden von sämmtlichen hiesigen ZeituirgSfpeditenren Bestellungen auf das Tageblatt angenommen und von denselben für eigene Rechnung ausgeführt. Auswärtige Abonnenten müssen sich an das ibnen zunächst gelegene Postamt wenden. Der A-ou«eme«t»pre1» beträgt pro Quartal 4 Mark SO Pfennige, inclusive Bringerlohn S Mark, durch die Post bezogen 0 Mark. Für eine Extrabeilage sind ohne Postbeförderung SO Mark, mit Postbeförderung 60 Mark veilegegebühren unter Vorausbezahlung zu vergüten. Preis der JnsertionSgebühren für die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfennige: für Reklamen aus Petitschrift unter dem Redactionsftrich die 4 gespaltene Zeile 50 Pfennige, vor den Familieuoachrichten die 6 gespaltene Zeile 40 Pfennige. Größere Schriften werden, gering abweichend von dieser Norm, nach unserm Preisverzeichnis!, tabellarischer und Ziffer «Satz dagegen nach höherem Tarif berechnet. Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemunorLnäo oder durch Postnachnahme. ^6. Inserate müssen an die Expedition (nicht Redaction) adressirt werden. WW^ Das Tageblatt wird früh 6V, Uhr ausgegeben und enthält die bis zum vorhergehenden Abend eingelaufenen politischen und Börsen-Nachrichten in telegraphischen Original-Depeschen. Es giebt ein anschauliches Bild von allem WissenSwerthen auf den verschiedenen Gebieten de- öffentlichen Lebens und behandelt die Tagesstagen der inneren und äußeren Politik in populären Artikeln mit größter Ausführlichkeit. Das Tageblatt berichtet über die localen und sächsischen Angelegenheiten in eingehender Weise und referirt über Theater, Musik, Literatur, Kunst und Wissenschaft. Die Verhandlungen des Reichstages und des sächsischen Landtages erscheinen bereits am Morgen nach der Sitzung in ausführlichen Origtnalberichten. Mt seiner „BolkSwirthschaftlichen Beilage" bildet es zugleich das größte Handels- und Börsen blatt Sachsens. Es bringt namentlich auch sämmtliche wichtige deutsche und überseeische Handels berichte. Außerdem erscheinen im Leipziger Tageblatt die vollständigen Gewinnlisten aller Elasten der SSniglich Sächsischen LandeS-Lotterie und die Nummer-Verzeichnisse der ausgeloosten Königlich Sächsischen Staatsschuldscheiae. Leipzig, im Juni 1886. Amtlicher Theil. Montag, den 28. diese- Monat- werden die RohrleitungS- oHeiten in der Lauge« Stra-e, aus deren Strecke zwischen Dresdener und Salomonstraße, in der Kreuzstratze, aus deren Strecke zwischen Lange u»b Salomonstraße und in der DörrlenstraHe, aus deren Strecke zwischen Saiomon- und Gcllertstraße iu Angriff genommen. Die Arbeiten beginnen in der Langen Straße Von der Dresdener Straße au- und werden während der Dauer derselben die obengenannten Straßen auf den jeweilig in Lu-sührung begriffene» Strecke» für den Fährverkehr gesperrt, wovon wir die Belheiligten hierdurch in Kennt- »>8 setzen. Leipzig, den 22. Juni 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. H 6703. vr Georgi. Hennig. Vekanntumchnn-. Der Zuschlag der am 14. vor. MlS. zum Verkaufe versteigerte» Bauplätze Rr. 4. Lk. de« BaubloekS l de- Parc lliruugSplaneS für da- Areal des ehemalige« ß-calischeu HolzhofS uud KohlrubahuhofS ist sür die daraus gethanen Höchstgebote erfolgt und werden daher die übrigen Bieter ihrer (Gebote in Gemäßheit der Ber- steigerungSdedingungen hiermit entlassen. Leipzig, den 2t. Juni 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. I» 3696. 1)r. Georgi. Terutti. Bei dem kaiserlichen Postomie 10 in Leipzig lagern gegen ». 4M Kilogr. Seidenpapier, k. 500 Kilogr. Pappdeckel, e. 6M0 Kilogr. zum Linsiampsea bestimmte Papiere und ä. SMO Kilogr. Makulatur. sterner lagern bei der kaiserlichen Ober-Postdirectioa in Leipzig SM» e. 6500 Kilogr. Karlen-Maciilaiur, 5 2000 Kilogr. veraltete Tiuckwerke verschiedener Art, zum Theil eingebunden. L 2600 Kilogr. Teleqroph-npapiere und l, 3,Mi» Kilogr. lelegrapheiiftreiKn aus Holzkernea. Liese Bestände, welch- de, de» bezeichnelen Lieben iu Augenschein genommen werd-i, kd neo, solle» nach Befinden ,»> Ganzen oder im Einzelne» an de» Meifidieienden verkauft weiden. Die Abnahme der Veslöiide hat bei den bezeichnet»» Lagerstellen zu eriolgea. Etwaige Besürderuiig-koften dai der Abnehmer selbst zu bestreiten. De unter c. zz und b bezeichne»«» Papiere werden zum Ein« stampen verkauf». Da- Linstampsen hat im Beisein einet Post- beamten zu erfolgen. Besondere Kosten entstehen hierdurch dem Unser nicht. Angebote mit Angabe der Preise für je 100 Kilogr. der ein. Zeinen Lattungen sind bis znm 30. Juni bei der kaiserliche» Ober« Postdirertion her etnznreichen Der Kaiserliche Vder-Psstdtrettsr. I. « Lala»«. Br. Vckanntvrachung. Anspruch sür den Mo«tag, de» 28. dieses MonatS, wird mit dem Einbauen der Nebenschlenße» im Dösener Wege begonnen werden. Während der Dauer der etwa 4—6 Tage in nehmenden Arbeiten wird der Dösener Weg gesaurmten Fährverkehr gesperrt, und ist zu noth wendigen Fuhren nach und von dem Dösener Wege der nach Süden zu gelegene, vom Sch>»iiße»bau nicht betroffene Theil de- Wege- bez. die alte BerbindungSbabn zu benutzen. Die vo« und nach der Ankunft-Halle de- Bayerischen Bahnhofs fahrenden Droschken können vor Ailkunst der Züge innerhalb de- Bahnhofsareales statt aus dem Dösener Wege Aufstellung nehmen. Leipzig, am 22. Juni 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 6704. vr. Georgi. Hennig. Vrkaimlmachung. Tie von uns ausgeschriebene Pflasterung in der Hiller- straste ist vergeben, und werden die nicht berücksichtigten Herren Bewerber ihrer Angebote entlasten. Leipzig, am 17. Juni 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 2230. Vr. Georgi. Gringmuth.Assessor. Vekaillltmachung. Der Preis sür de» in der zweiten Ga-anstalt der Statt Leipzig erzeugten Steinkohlen-CoakS beträgt loco Ga-anstalt II pro Hektoliter 80 Die Marken zur EoakS-Entnahme sind gegen Baarzahlung sowohl im Bureau in der zweite» Ga-anstalt als auch in der Taste der Gasanstalten, Ritterstraße 6, I., zu erhalten. Leipzig, am 21. Juni 1886. In. 3782. DeS Rath- Deputation zu den Gasanstalten. Vekaimlniachnng. Aumeldun, »nm Anschlni, an »ie riaöt-Ferusprecheiurichtnng sür Leipzig ». Neue Anschlüsse an die St.'dk.Fern'precheinrichtung für Leivjig deren Herste»»«, in »er zweiten vauperia», »e« lansrnden Jahre- gewünscht wird, sind spätesten- »iS znm l.Jnlt bei der Ober Vostdirection onzumelven. Eine bestimmte Zusicherung, daß die anzumeldeaden Anlchlüste noch im lausenden Jahr« zur Ans- sührung gelangen, kann indessen vorerst nicht ertbeilt werden. Anschlüfie, welche erst nach »em 1. Juli angemeldet werden, k-nnen im lausenden Jahre nicht mehr ausgesütirt werden. Niner Lrnruernng »er hier bereit- »argemertte« An- «elbnngen »e»ars r- nicht. Leipzig, den 17. Juni 1886. Der Kaiserliche Ober-Pastsirektar. Wo Iter. Di« Nestauratton de« Liadiiheaier« soll vom 1. Oriober d«. Is. ab vermieihet werden, vaaplüne nnd Bedingungen sind während der Bureanstundea im Siodisecrelariote einzulehen: auch wird Herr Regterungs-Banmeifter Wärst (Friedrichsstraße LS) aus Wunsch die z» vermiethenden Räume zeigen. Offerten stad bis Sonnabend, den 26. ds. Mts.. Nachm. 4 Uhr einzureichea. Halle a/S-, den 21. Juni 1886. Der Magistrat. -ez. Stande. r»ni,l. Liichs. LlZidesamt. Degen Reinigung der Lokalitäten wird Donner-tag, den 24.. und Freitag, den 25. diese- MonatS. nur Dornetttag» von 8 Hs» II Uhr expedirt Die in den Stande-amt-Iocalitäten befindliche Fried» hosS-Expedttton und Taffe ist auch nur während vor- gevachler Zeit geöffnet. Leipzig, den 22. Juni 1886. Der Standesbeamte. ^ Trinckler. Die von uns am 19. Mär» diese« Jahre« wegen der unter Polizeiaufsicht stehenden ledigen Helene Otttlt« Otts aus Neusorge erlassene Bekanntmachung hat sich durch Ermittelung des Aufenthalts orte- der Otts erledigt. Leipzig, den 18. Juni 1886. Da» Pali,«kamt »er Lta»t Leipzig. I. S4S6. Brrtschnetder. H- -evtralversammlun- »er Ort-trankenealse IN versertt,«,, »an Mufts.Jnstrnmrnte« »n Leipzig «»» ««gegen» -rettag. »en tz. Änlt 1886, >»«»»» 8 Utzr im Restaurant Langer, Dorotheeaplatz 1. Tagesordnung: 1) Beschlußfassung über Abnahme der Rechnung aus die Zett vom 1. Teccmber 1884 bi- 31. December 1885. 2) Etwaige Anträge 8- bO, Abs. 4 de- EassenstatuI-. Thciliiehmer an der Bersanimluog siub die Herren Vertreter der Mitglieder und der Arbeitgeber. Leipzig, den 22. Juni 1886. G. Thteme, stellverir. Vorsitzender. Kapitzky. Lubmiflon. Die Herstellungsarbeüeu der Ibeilweisen Beschleußung — Tbon- rohrskblkuße — de« Sirchmege», der vlnmen- und Larlftrahe, der Lindrnthaterftrahe und der Windmühltuftrasze zu wohlis sollen an de» Mindcsisordernden vergrben werben. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen aus dem chemeinde- bureau aus uud können daselbst eingesehen, resp. gegen Erlegung von 1 >1 entnommen werde». Offerte» stad versiegelt nnd «st de« Naffchrist „T»«»r«hrschleuszen»a>ten" bi« ,N« r.ÄNli 1886 Nachmittag« S vhr anher einzureichen. «ohlis, am 23. Juni 1886. Der Gemein»evath. Singer. Nichtamtlicher Theil. Aus der bayerischen Neichsrathskammer. Die Verhandlungen der bayerischen ReichSralhSkammer baden die Erwartungen, welche die über die WahnsinnS- äußerunqen de- König- verbreiteten Gerüchte erregt hatte», nicht erfüllt. Die weit au-gesponnene Geschichte Uber den Anteiheplan beim Grasen von Pari- ist in einen Zettel zu- sammengeschnimpst, aus welchem eine Anfrage an den Grasen um Geld erwähnt ist. Dagegen haben die persönlichen Ver nehmungen nickt- ergeben, was daraus schließen ließe, daß die Anfrage wirklich geschehen ist, und daß eine Antwort, und welche daraus erfolgt sei. Bekanntlich halte da- Ge rücht die Antwort in die Hände de» Minister- von Lutz gcrathen und diesen da- Schriftstück an den Reichskanzler senden lasten. An- dem Zettel war eine Haupt« und StaatS- action emporgewachsen, welche aus nicht mehr und nicht weniger hinau-lies al» auf die Verpflichtung Bayern-, iw Falle eine- Kriege- zwischen Frankreich und Deutschland neutral zu bleiben. Da der Minister v. Lutz davon selbst nichts weiß, so ist eS klar, daß die mangelnden Thatsachen durch Erfindungen bedenklichster Art ersetzt worden sind. Der gesundene Zettel beweist nur, daß die Absicht be« standen hat, den Grafen v. Pari- um Geld anzugekeu, aber nicht, daß sie au-gesührt worden ist. UebrigcnS sind die erwiesene» Wahnsinn-äußeruiiqrn de- König- Ludwig voll kommen hinreichend, uni die Thatsache de» Wahnsinn- Uber jeden Zweikel festzustellen. Ein König, der sei» Land ver kaufen will, um mit dem Erlös einen absoluten Staat zu erwerbe», der Staat-aclen und Gesammlvorsiellungen de- Ministeriums Stallbeamten zur Erledigung überweist kann nickt mehr fllr zurechnungsfähig erachtet werden. Die ReichS- rath-kammer hat denn auch die Thatsache de« Wahnsinn- nicht in Zweifel gezogen, nur ist von einzelnen Reich-räthen, von. Grasen Ortenburg und vom Fllrste» Löwenstein. Freudenberg, der Vorwurf gegen da- Ministerium erhoben worden, daß e- zu spät dem wahnsinnigen Gebabren des König- -ntgegengetreten. ja daß eS sactisch eine Minister regentschast auSgeiibt habe. Geradezu verblüffend wirkt die Erklärung de- Minister- v. Lutz, daß die Minister bi- zum Januar 1886 nicht- von der ÄeisteSerkrankung de- König- geahnt und erst durch die Anleiheversuche durch untergeordnete Zwischenpersonen aus eine mögliche Geisteskrankheit aufmerksam gemacht worden seien Damit lasten sich allgemein bekannte Thalsachcn nicht wohl zusammenrrimen. Die Menschenscheu de- König-, die Ver schwendung, welche sich bei den kostspieligen Bauten und bei der Veranstaltung von Separat-Tbeatcrvorstellungen kundqab, waren schon vor einer Reihe von Jahren von der Bevölkerung Bayern- al- Anzeichen einer beginnenden Geisteskrankheit er kannt und ganz rückhaltlos al- solche besprochen worden. Schreiber dieser Zeilen, welcher in den Jahren 1874 bi- 1878 in Bayern gelebt bat, kann die» au» eigener Er fahrung bestätigen; kenn schon im Jahre 1876 wurde die beginnende Geiste-krankbrit de- König» in München viel fach als ganz »nzweiselhast betrachtet, und zu Denen, welche sich zu dieser Aussasiung bekannten, gehörte auch ich selbst. Minister vo» Lutz kann also mit seiner Eiklärung in der Re>ch-ralb«kammer nur gemeint habe», daß ver Zu stand be- König- bl- zum Jahre 1886 nicht ein solcher war, brr ihn regierung-unfähig gemacht hätte, und dem mag so gewesen sein; denn das ist noch bi» in die letzten Jahre stet« al- etwa- ganz Außergewöhnliche- und geradezu Wunderbare« Hervorgeboben worden, daß der König ungeachtet ganz offenbarer Zeichen von Geiste-krankhrit die Regierung de» Lande» den Bedürsnisten desselben entsprechend in wohlerwogener Weise svrlzujühren vermochte. Auch das Gutachten, welche» der Leibarzt de« König« vr. Gietl vor Kurzem veröffentlicht hat. bestätigt, daß sich die Krankheit de- König- schon seit einer längeren Reibe vo» Jahren in ähn licher Form wie beim Prinzen Otto entwickelt hat. Da- Ministerium hatte, wie Herr von Lutz ganz richtig betont, da- Befinde» de- König- nicht vom Slandpuiicte de« Irrenarztes, sondern nack der Beschaffenheit seiner Regierung-Handlungen zu beurtheilen. Wenn diese nicht danach anaethan waren, die Zurechnungssäbigkeit de« AulorS in Zweifel zu ziehen, dann hatte da» Ministerium den Befehlen de- König- Folge z» leisten. Der erste königliche Act, welcher >» dieser Beziehung zu Btdenkcn nöthigte, scheint der vom 26. Januar d. I. gewesen zu sei», nämlich der Befehl an den Minister de- Innern, bei Strafe der Landesverweisung 20 Millionen zur Fort führung der Bauten zu beschaffen. Erst Ende März wurde I)r. v. Gudden wegen de- Zustande- de- König- zu Rathe gezogen, und am 17. April lehnten eS die Minister ab» dem Landtage die vom König gewünschte Anleihevorlage zu machen. Der Zustand de- Königs scheint dann später wieder ruhiger geworden zu sein, so daß die Einsetzung der Regent- schasl bi» zum Juni hinausgeschoben werden konnte. Außer dem war aber da- Ministerium nicht i» der Lage, ohne ccn zur Regentschast verfassungsmäßig berufene» Prinzen selbstständig zu handeln. Die Minister halten ihre Wicht getba», wenn sie vei» Prinzen von dem Geschehenen Mitlhcilnng machten. Minister v. Lutz bat außerdem ausdrücklich erklärt, daß die LandeSinteresjen durch die Hinausschiebung der Entscheidung in keiner Weise geschädigt worden seien. Da- genügt sür die Verantwortlichkeit de» Ministeriums, und die NeichSralhS- kanimcr hat durch ihre einstimmige Gcnchmigunz der Regent schaft zugleich da- Ministerium von weiterer Verantwortlich keit entlastet. Mit dem Votum vom 21. Juni ist auch die Frage wegen der Verfassung-ander,ing mit Rücksicht aus den Krank- heitSzustand de» König- Otto vorläufig erledigt, und wenn auch, was kaum anzuiiebiue», iu der Abgeordnetenkammer ein solcher Antrag gestellt werden sollte, so ist doch dessen Ablehnung mit Sicherheit zu erwarten, nm so mebr al- zur Durchführung jeder versaffungSänderung Zweidrittel mehrheit erforderlich ist. Dagegen dar! sich daS Ministerium aus Angriffe von ultramontaner Seile in der Abgeord netenkammer i» ungleich schärferem Maße gefaßt machen, als in der RcichSrathvkammer geschehen ist. Der verlaus d-r Berathung de- RegentschastSgesetze» in der ReichS- rathSkammer war verhältnißmäßig glatt und für da» Miiiisteriüm Lutz günstig, e- wirkt die» zugleich in der gleichen Weise auf die Abgeordnetenkammer zurück, wenn damit auch noch keine Bürgschaft sür das verbleiben de- Ministerium- an seinem Platze gegeben ist. E» ist nicht zu bezweifeln, daß die Abgeordnetenkammer dem Beispiel der Rcich-rath-kammer folgen und die Regentschaft bestätigen wird, aber eS wäre nicht unmöglich, daß die ultramoutane Mehrheit diese Zustimmung mit emem Mißtrauensvotum gegen da- Ministerium begleitete. Der Regent würde freilich auch in diesem Falle nicht verpflichtet sein, da- Ministerium zu entlasten, aber seine Stellung würde durch ein solche- Votum wesentlich erschwert werden. ES ist deshalb zu wünschen und zu hoffen, daß die Abgeordnetenkammer sich aus die Zu stimmung zur Regen tsLast beschränkt und die weitere Ent wickelung der Dinge ruhig abwartet. Au Gelegenheiten, der Regierung Verlegenheiten zu bereiten, wird e» auch in Zukunst nicht fehlen. * Leipzig, 24. Juni 1886. * Daß der BundeSrath mit der bayerischen Ver fassung-- und NegentschastSfrage außer jeder direkten Beziehung steht, ist nach Lage der RcicvSgesetzgebung zweifel los. Der Thronwechsel und die Einsetzung der Regentschaft in Bayern wurden den Bundesregierungen nur angezcigt. Damit ist auch jede Darlegung der Ursachen dieser Ereignisse vor dem BunveSrath vollkommen auögeschloffc». Die einzige Form, durch welche der BundeSralb amUiche Kenntniß von den Münchener Vorgängen erhallen könnte, wäre die, daß der bayerische Gesandte in Berlin, welcher, wie alle deutschen Gesanöleii. zugleich slimnifübrender Bevollmächtigter seine» Königreichs im BnnbeSralhe >si, außer seiner neue» Beglau bigung als Gesandter, auch eine neue Vollme.cht als Bevoll mächtigter zum BnudeSrathc erbietlc. * In einer Extranummer des „Armee-VerordnungS- dlalt" bringt ka« preußische KrireSmiiiislcriiiin nachstehende Allerhöchste EabinetSordre zur Ke»»t»iß der Armee: .Ich bestimme hierkurch, daß die Ossiciere res I. Weiisäüscheii Hularen-Regiment- Nr. 8 zu Ebre» des Angedenkens ihre« verstorbenen Cbes», de« Königs Ludwig II. von Bayern Majestät acht Tage Trauer — Flor um tcie linken Unter arm — anzulegen haben. Da» Generalkommando hat hier nach d - Weitere zu veranlasse». Berlin, den 15. Juni 1886. Wilhelm. An da- Generalkommando de- VIl. ArmcccorpS.* * Der „Reichs-Anzeiger" veröffentlicht die Ernennung de- biSberigen Vortragenden Rath- ini Auswärtige» Ami, Wirk!. Geheime» Legationsratb Reichardt, zum Direetor ini Aus wärtigen Amt nnd des bisbcrigen GencraleonsulS Aillet zum Wirklichen LegalionSralb nnd Vortragenden Rath ii» Auswärtigen Amt. * Dem vernehmen nach bat der Tberpräsikent der Provinz Posen, Wirkt. Geb Nitb v. Gllentber, seine» Abschied nachges»chl; zu seinem Nachfolger und zuglricb zum vorsitzendrii der Jmmediatcommisüoii zur Anssuhruna dc- 1«m Millionen-Gesetzes ist der Negieruilgspräsideiit Gras Zedlitz-Oppeln au-crsehen. » * Seit der Herstellung der Union zwischen Schweden und Norwegen, seil >815, habe» beide Staaten eine an sehnliche Summe für ihr- Interesse» i», AnSlande verwendet. Für die Unterhaltung der G tanrtschaiten unk Eonlulate bat Schweden im Lame dieser si bz g Jahre ca. 50 Millionen. Norwegen ca 35 Millionen Mark verbraucht. Wenn sich beide Völker beule fragten, welchen Nutzen sie von dieser Aus gabe gehabt baden, so wurden sie wahrscheinlich antworten müssen, daß minb-sten» die Halste dieser Summe ihnen nicht den geringste» Nutzen gebracht bat. Sw würden wohl bei weiterer Prüfung der Frage zu der Einsicht gelangen, daß r» s»r Staate» zweite» Range- zweckmäßiger wäre, die ständigen Gcsaablschailen ganz onszubebe» und sich, wenn eS die Um stände erheischen, außerordentlicher Gesandten zu bedienen, daß
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