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stben-.flusaabe 119. ^ahrgaaj, Hrm-rls-ILttuns flrntsblcrU Les HQte» unL Les pOAF^Lerrntes Lee St<rLL LeipAitz 554 SchrIN>«i,ui>« und D«Icha,i.ft«u. ^od-nnI««aN» «r. v M0NtKH, dkN 30. ir»rnl»r«ch Än«»,-', «k. »4VUL l4«U und I48S4 1915 Ein deutscher Stiirmsch u« der Sm« Der deutsche Heeresbericht Das Wölfische Bureau melde! amtlich: Gröhes Hauptquartier, 30. Oktober. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Auf vielen Stellen der Front nördlich der Somme lag von uns kräftig erwidertes feindliches Feuer. Bei einem Angriff aus der Linie LesboeufS—Morval gelang es dem Gegner, feine Einbruchsstelle in unseren vor dersten Graden östlich Lesboeufs nach Süden in geringer Ausdehnung zu verbreitern; an allen anderen Punkten, an welchen er durch unser Sperrfeuer hindurch vorwärts kam. wurde er blutig abgewiesen. Auf dem Südufer der Somme wurden das Gehöft La Maisonnette und die sich von dort nach Biaches hinziehenden französischen Stellungen in frischem Angriff durch das aus Berlinern und Brandenburgern bestehende Infanterie regiment Nr. 359 gestürmt, dem die durch die Beobachtungs flieger vortrefflich unterstühte Artillerie wirkungsvoll vor gearbeitet hatte. 412 Gefangene, darunter IS Offizere, sind eingebracht. Heeresgruppe Kronpriu- An der Nordostfront von Verdon hielt der Geschütz kampf an. Oestttcher Kriegsschauplatz Heeresfront des Generalfeldmarfchalls Prinzen Leopold von Bayern Ein russischer Maffensturm, durch stärksten Munitions einsatz vorbereitet, brach westlich von Pustomyty und bald darauf auch östlich von Szelwow gegen unsere Stellungen vor. Beide Angriffe scheiterten im Abwehrfeuer unter blutigen Verlosten. Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl In den Waldkarpathen und dem südlich anschließen den ungarisch-rumänischem Grenzgebirge herrschte, abgesehen von Patrouilleatätlgkeit, bei regnerischem Wetter Ruhe. Südöstlich des Roten-Turm-Passes wurden, Erfolg« hannoverscher uuü mecklenburgischer Jäger erweiternd, mehrere zäh verteidigte rumänische Höheustellunge« im Storm genommen. AuS den letzten Kämpfen in dieser Gegend sind 18 Offi ziere und über 700 Gefangene zurückgesührt worden. Südwestlich des Szurduk-PaffeS haben die Rumänen Äne unserer SeUenkolonnen zurückgedrängt. Balkan-Kriegsschauplatz Heeresgruppe det Generalfeldmarfchalls von Mackensen 2« der Rord-Dobrudscha stehen unsere verfolgenden Abteilungen in Fühlung mit russischer Infanterie und Kavallerie. Mazedonische Front Rach starker Artillerievorbereitung griffe« gestern mehr mals serbische und frauzSfische Truppen an der Lerna zu nächst in schmalen, dann in bretteren Abschnitten die deutschen und bulgarische« Stellungen an; im Sperrfeuer, nordöstlich von Belseseto durch Gegenstoß,mißlangen die Angriffe voll- kommen; ebenso vergeblich blieben Vorstöße des Feindes bei Keaali mrd GradeSalea. Der erste Geueralquartiermeifier. Ludendorff. Die Kriegslage D Berti». SO. Oktober. (Drahtbericht unserer Ber liner Sch riskiert»«,.) Nachdem unser« Stellung«« im West«« zwischen A«er« und Somme ouier starkem Feuer gelegen hatten, griffen die Franzose« and Engländer am 27„ 28. und 29. Teil« dieser Linie» an. Erfolg« hallen sie dabei nur in ganz geringem Umfange östllch LeSboeuf» erzielt. RachlS flaute da« heftige Feuer ab. Oeftlich der Maas war das Arlillerieseuer tagsüber weiter sehr heftig. Seit de» letzten Ivfaalerieangriff der Franzosen am 27. Oktober find bisher keine weitere« Angriffe erfolgt. Das rückwärtige Gelände beschaffen die Franzosen mit weittragenden Geschütze« »er am 28. Oktober östlich Szeldow, 35 Kilometer westlich Luzk» «»teraommen« russisch« Angriff hatte keinerlei Erfolg. Südlich davon versuchten die Nassen ihr« Infanterie dadurch aus den Gräben zum Angriff vorwärts zu bringen, dah sie ihr eigenes Artilleriefener auf die russischen Gräben legte«. Jedoch auch dieses Mittel blieb ergebnislos. Anch dl« gestrigen Angriff« bei S.zelbow brache« »»ter großen Verlusten für die Nuffkn zasamme». Im östlichen Siebenbürgen Nege« und Rebel. Di« Gefechtstätigkeit war dadurch nur gering, dafür um so häufiger Po trv»ttlenuaternebmo«g«a. Di« Rmnäne» leiste» überall heftige« Wider stand. Bereits am 28. wurde durch daS forsch« Draufgehen hannover scher and mecklenburgischer Jäger der Feind au mehreren stark befestig te« Stützpunkten südöstlich deS Roten-Turm-PasfeS ae- worfe « und gestern der Erfolg weiter auSgedaut, indem das Gelände in dieser Gegend von den Rumänen gesäubert wurde. Vor der Front Mackensens befinden sich russische Truppen, vor allem Kavallerie. An der Donau Patrouillen gefechte und vereinzeltes Arfilleriefeuer von Ufer zu Ufer. Der Feind hat gestern und in der letzte« Rächt im Cernabogea angegriffen, aber ohne Erfolg. Besonders die Angriffe am 29. wäre« sehr heftig. CS kam dort zum Handgemenge. Die Angriffe wurden jedoch sämtlich abgewiesen. Ans der Karsthochfkäche lebhaftes Artillerie- und Minen- werferfeuer, desgleichen zwischen Etsch und Saganatal. Zum Tode Boelckes vib. Dessau, 30. Oktober. (Drahtberichk.) Anläßlich des Todes des Fliegerhauptmanns Boelcke sind bei dessen Baler, dem Professor Boeloke in Dessau, folgende Beileidstelegramme eingelaufen: . .Tief ergriffen von dem unter so traurigen Umständen erfolgten Heldentode Ihres auch mir bekannten und von mir besonders geschätzten Sohnes, sende ich den Ausdruck meiner aller herzlich st en Teil nahme. Die Fliegertruppe verliert ihren erfolgreichsten Kampfflieger, der im Heere unvergeßlich bleiben wird. Feldmgrschall von Hindenburg.' .AuS Anlaß deS Heldentodes Ihres SohneS sende ich den Ausdruck meiner herzlichsten Teilnahme. Die Armee verlterl ihre« e r - fvlgreichfieir Flieger. Ludendprff.' Ferner kelegraphierte der Chef des Stabes der Luftstrelkkrüfte Oberstleutnant Thomsen: > » .Unser Heer trauert um Ihren unvergleichlichen Sohn. Am schwer sten ist die Fliegertruppe getroffen. Sie hat ihren Meister an Kühnheit and Können verloren. Er wird ihr Borbild bleiben, ihm nachzueifern das heißeste Streben aller deutschen Flieger sein. Wir teilen in tiefster Teilnahme Ihren Schmerz.' Dte Eltern sind gestern abend nach Cambrai abgefahren, um dort die Leiche in Empfang zu nehmen. Die Beisetzung erfolgt voraussichtlich am Mittwoch oder Donnerstag inDessao. Ein Transportdampfer griechischer Revolutionäre versenkt vtd. Akheu, 30. Oktober. (Meldung des Reuter-Bureaus.) Der Dampfer «Angellkl", mit Freiwilligen nach Saloniki unterwegs, ist versenkt worden. vib. Manchester, 29. Oktober. (Drahtbericht.) Ein früherer Offizier eines neutralen Landes, der im Großen General stab in Berlin ausgebildet ist, schreibt im «Manchester Guardian": Die Lage am Balkan ist sehr ernst. Nach beinahe vier Monaten einer kostspieligen Offensive an der Somme ist es für feder- mann klar, daß die Sachverständigen der Londoner Zeitungen sich so wohl in ihrer Beurteilung der Organisation der deutschen Armee, als auch über die Wirkung geirrt haben, die diese Offensive auf den Plan deS deutschen Generalstabes haben werde. Die heroischen Opfer der verbündeten Truppen werden die Deutschen nicht verhindern, ge waltige Streitkräfte sowohl gegen Rußland als auch gegen Rumänien zu konzentrieren, und diese Konzentration hat ihren Widerstand an der Somme nicht wesentlich geschwächt. vtd. Londo«, 30. Oktober. (Drahibericht.) Renler meldet, dah am linkeu Flügel der Armeen der Alliierten am Balkan die Ber - bladung mir italienischer Kavallerie aus Albani«« her gestellt worbe« ist, so dah sich die Front jetzt in «nunlerbrocheaer Linie von der Adria auS erstreckt. (r.) Frankfurt a. M., 30. Oktober. (Etg. Drahtberichl.) Die .Frkst. Zkg.' meldet aus Basel: Der König von Griechenland lieh, der .Agence Hovas' zufolge, um jedes Gefühl deS Mißtrauens der Entente zu vermeiden, spontan den Befehl erteilen, daß ein Teil der im Epirus und in Thessalien stationierten Truppen einheiten nach dem Peloponnes verbracht wird. Die Befehle wurden gestern erteilt; die Verschiebungen werden am 3. November beginnen. Stürmer Gesandter in Madrid? (r.) Stockholm, 30. Oktober. lDrahtbericht unseres Sonderbericyterstatters.) Der gemeinsamen Reise Stürmers und Protopopows nach dem Haupt quartier mißt die .Rußkija Wjedamosti' die größte Bedeutung bei. Dort würde die Organisation der V e r p f l e g u n g s f r a g e entschieden werden. Die Aufgabe werde dem Fürsten Wassis- tschikoff übertragen werden. Auch werde über -en endgül tigen Rücktritt Stürmers entschieden werden, der nach Auffassung der Liberalen unmöglich vor der Duma erscheinen könne. Neuerdings soll er Gesandter in Madrid werden. Es hat also ganz den Anschein, als ob bei den fortgesetzten Ver- bannunasgernchken über den Ministerpräsidenten der Wunsch der Baker des Grdankers ist. vvlb. Bern, 30. Oktober. lDrahtbericht.) .Temps' meldet aus Madrid: In der Kammer richtete am Freitag ein Abgeordneter eine Anfrage an die Regierung über die Schwarzen Listen, die von der spanischen Handelskammer in London veröffentlicht worden waren. Gaffet teilte mit, die Regierung hab« die Streichung verschie dener spanischer Geschäftshäuser auS den Schwarzen Listen erreicht. A's ein anderer Abgeordnete Bezug auf die Schwarzen Listen von fremder Einmischung s 'wm es zu einem Zwischenfall, der durch die energische Haltung des .'»ammervräsidenten beigelegt wurde. Reichstag and auswärtige Politik IN-.ä. Der Reichstag hat am Donnerstag beschlossen, daß sein Hauptausschuh zur Behandlung auswärtiger Fragen auch während der Berkagung zusammenbleiben soll. Die Durchfüh rung dieses Beschlusses bedarf, wie vernünfkigerweise niemand be stritten hak, aus verfassungsmäßigen Gründen der Mitwirkung des Bundesrats: das Vertagungsrecht des Kaisers wird davon berührt. Allein diese Schwierigkeit ist bei beiderseitigem guten Willen selbstverständlich leicht überwindbar. Denn es handelt sich um formales Recht, das wie immer weichen muß, wenn es die Sache erheischt. Der Ltcllvertreter des Reichskanzlers hat auch eine Zusage erteilt, die wörtlich genommen, leidlich scheinen mag. Freilich, der Geist seiner Antwort lieh zu wünschen übrig. Er zeugte von eisiger Zurückhaltung und ließ innere freudige Be- reitwilligkeit vermissen. Damit muß man sich abfinden. Man kann eben zur Liebe niemand zwingen. Die Zeit wird die Früchte schon zur Reife bringen. Höchstens könnte man sich wundern, daß die Z e i ch e n - e r Z e i t so schwer verstanden werden. Seltsam klang es namentlich, daß die Reichsregierung wieder einen Gedanken in den Vordergrund schob, der wie ein Hauch aus einer anderen Welt anmutete. Aus der Welt dec Akten näm lich. Man finde, so hieß es ins Nüchterne überseht, über den fortwcchrenden Verhandlungen-mit dem Reichstage nicht mebx Zeit für die Bewältigung der Reglerunqsgeschäfte; hierfür seien wirkliche Ruhepausen zwischen den parlamentarischen Arbeitest dringend nötig. Nun wird gewiß kein einsichtiger Mensch be streiten wollen, daß hieran etwas Richtiges ist. Wie die Dinge jetzt liegen, müssen die Vorstände unserer obersten Reichsämter fast immer in den Räumen des Reichstages sein. Ihre persönliche Gegenwart ist sogar wiederholt durch ausdrücklichen Beschluß ge fordert worden. Auch der Reichskanzler würde sich dem kaum entziehen können und mögen, wenn er nicht einen Stellvertreter hätte, — der nebenbei der einzige wirklich politische Aeichsminister ist. Unsere Staatssekretäre haben aber jetzt nicht nur laufende Geschäfte zu erledigen, sondern jeden Tag grundsätzliche Entschei dungen zu treffen, von denen das Schicksal des ganzen Volkes ab hängt. Hat diese Märtyrer dann das stets vor dem Reichstage haltende Dienstauto glücklich wieder in ihre Amtsräume entführt, so erwartet sie dort nicht nur ein Berg von Akten, sondern eS kommen die Ferngespräche, z. B. mit dem Obersten Hauptquartier, aus den Hauptstädien Deutschlands oder gar der verbündeten Staaten, die natürlich auch vor der Nacht nicht Haltmachen. Von den sogenannten Repräsentakionspflichten ganz zu schweigen. Un schließlich sind auch Minister nur .Menschen". Auf der anderen Seite ist eS aber ganz unmöglich, die alte Auf fassung von der Trennung der beiden Welten, der Reaierung hier, der Volksvertretung dort, auf die Dauer aufrechtzuerhalken. Denn dieser Krieg hat alle Glieder des Volkes zur Mitarbeit aus gerufen. Man mag das getrost einen demokratischen Zug unserer Zeit nennen. Aus jeden Fall würde sich darin die .Demokratie" — noch immer gibt eS viele, die schon bei dem bloßen Worte schaudern — von ihrer edelsten Seite zeigen. Jeder einzelne im Volke ist nicht nur verpflichtet, mit Hand anzulegen, son dern auch berechtigt. Alle Berufe schreien nach .lebendigem, vertrauensvollem Zusammenarbeiten in gesteigertem Maße' mit den Reichsbchörden. So noch jüngst der Zentralverband deut scher Industrieller. Er hat gewiß in erster Linie an die staatlich anerkannten Berufsvereinigungen gedacht, weiß aber ganz genau — oder sollte es wenigstens wissen —, daß eine wirklich fühlbare Einwirkung nur der geordneten Volksvertretung möglich ist. Sie ganz allein, daran ist nun einmal nichts zu ändern, sitzt am poli tischen Hebel, während die anderen doch immer nur mehr oder weniger einflußreiche .Beiräte" sind. Und unsere Bureaukratie braucht dringend die stete Berührung mit dem Nährboden der Na tion. Das ist kein Vorwurf, sondern die Feststellung einer einfachen Tatsache. Die Erfolge der staatlichen Organisationen, z. B. im Nahrungsmittelwesen oder in der sog. Diplomatie, sind doch nicht so erhaben über jeden Zweifel, als daß nicht immer wieder dte Auffrischung aus der unversiegbaren Quelle -es Volksgeistes will kommen sein müßte. Den wirklich klugen Männern in unseren Reichsämtern ist dies auch ganz klar. Sie kennen eS, daß daS Zusammenwirken mit den aus allen Schichten kommenden Volks vertretern nicht hindert, sondern fördert, daß die Parlamente nicht Einrichtungen sind, mit denen man sich anständig abfinden muß, sondern notwendige Glieder unseres Staatslebens, die, rich tig verstanden und benutzt, den Slaatswagen nicht hemmen, son dern ihm erst daS richtige Tempo geben. Wenn es nun wahr ist, daß die Spitzen der Reichsämker nicht mehr imstande sind, beides zu bewältigen, die RegierungS- und . die Parlamentsgeschüfte — nun, dann' beweist das eben, daß et in der großen Maschinerie unseres StaatSlebenS an gewiss« Rädern fehlt. Wir meinen damit höhere Staatsbeamte, deren besondere Aufgabe eS ist, den Zusammenhang mit derVolkS- vertretuna ständig aufrechtzuerhalten. Man maa sie ParlamentS- unterstaatssekretäre nennen oder wie man sonst will. Auf den Nomen und Rang kommt eS natürlich nicht an. Wohl aber müß ten es selbständige politische Persönlichkeiten sein, nicht bloß Boten, sondern Stellvertreter, und zwar — um die Sache juristisch auszudriicken — nicht nur in der Erklärung des Willens ihrer Vorgesetzten, sondern im Willen selber. Am passendsten da« wären natürlich gewesene Parlamentarier. Wie ja die Möglich keit eines Ueberganges von der Volksvertretung in dte Regiernstg und umgekehrt, also die gegenseitige Befruchtung und Auf frischung, überhaupt dringend zu wünschen wäre. Auch jetzt gibt