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Dies Blatt enthüll die amtlichen Bchonmmcchnnk.tn der Amtshauptmannschaft Oelsnttz, des Amtsgerichts, der Amtsan waltschaft und des StaStrates zu Adorf. Fernsprecher Nr. 14. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucke: und Verleger^O ttoßMeyer in Adorf Tel-Adr: Grenzte W 134 Pvstscheä-Kontv Leipzig 3736V. Stadt. Freibank. Sonnabend nachm. ab 5 Uhr und Sonntag früh ab V,8 Uhr Rindfleischverkanf, das Pfd. 15 Mk. Wo steckt das deutsche Geld? Tiefe Frage ist schon wiederholt aufgeworfen wor den und sie muß erneut gestellt werden, da die Repa rationskommission in Paris den Umlauf des Papier geldes uns bekanntlich beschränkt. Die Gesamtmenge bei? Banknoten beläuft sich auf etwa drei Milliarden Mark auf je eine Million Einwohner, den Säugling in der Wiege mitgerechnet. Eher mehr als weniger Das macht also mindestens 3000 Mark auf den Kopf uns. Fremde Paluta und sonstige Zahlungsmittel sind nicht gerechnet. Die großen Zahlungen werden nicht in Papier geld, sondern in Wechseln, Schecks, Ueberweisungen usw. geleistet. 3000 Mark in Noten auf den Koch gerechnet sind also überreichlich, denn das Papiergeld soll nicht aufgeschichtet, sondern zur Begleichung der Tagesausgaben verwendet werden. Natürlich wird es gehamstert, denn sonst hätten nicht fortwährend neue Milliarden gedruckt zu werden brauchen. Von der Teuerung allein hängt die Summe des notwendigen Geldes nicht ab, je teuerer alles ist, um so schneller Müssen Lohn, Gehälter und dergleichen wieder aus- aegeben werden, diese Beträge bleiben also im Per kehr. Erst, wenn das nicht der Fall ist und gehamstert Wird, tritt die Knappheit an Zahlungsmitteln ein, und die Schnellpresse mutz Ueberstunden machen. Wir müssen zugeben, daß in manchem Versteck Banknoten liegen, von denen die Steuer keine Ahnung hat, aber es ist doch zweifellos, dah die Leute, die bei uns große Gewinne machen, diese nicht in Papier geld hinterlegen.« Das ist völlig unkausmLnnisch, durch eine solche Praxis wird der erzielte Gewinn wieder äufgezehrt. Die deutschen Geldhamsterer sind so etwa Leute bis zu 200—300 000 Mark; das sind natürlich auch schon respektable Summen, aber im Verhältnis zu den Dutzenden von Milliarden kommen sie doch nicht in Betracht. Das Interesse am Geldhamstern ist am stärksten an den internationalen Börsenplätzen, die die deutsch« Mark nicht als Geld, sondern als Spielobjekt betrachten, und zwar heute mehr als je, wo der Augenblick doch endlich heran kommen mutz, in dem über die Stabilst sierung der Mark entschieden wird. Dann beginnt für die Leute im Auslande der große Fischzng, in dem di« Auseinandersetzung zwischen Dollar und Mark statt- findet, die sich in Deutschland in der Aenderung der Preise vor' allen Dingen knnd tun wird. Die Hauptmenge der gehamsterten Marknoten steckt also wohl im Auslände, und deshalb sollte die Reparationskommission in Paris mit ihrer Verfügung über die Einschränkung der Papiergeldfabrikation nicht einseitig handeln, sondern sich die Hamsterei in den Entente-Ländern genau betrachten. Durch diese Hamsterei und Spekulation ist der Kurs der Mark noch tiefer herabgedrückt worden, als es das internationale Vertrauen zu Deutschland rechtfertigt. Gewiß, di« Hauptschuld trägt der Bersailler Vertrag. Solange dessen unerfüllbare Lasten auf uns ruhen, ist an eine nennenswerte Erholung der Mark nicht zu denken. Aber da« gefährliche Spiel, das an den Börsen voy Reuhork und London mit dem deutschen Gelbe ge, trieben wird, macht die Not noch schlimmer. Ihm muh der Garaus gemacht werden. Wir haben ja an beiden Börsenplätzen nichts zu sagen, konnten also nichts da. gegen tun. Aber die Entente, die es konnte, wusch ihre Hände in Unschuld, denn mit den SPekulations, kreisen wollt» man es nirgendswo verderben. Man redet und redet und Hilst uns praktisch nicht einmal da, wo selbst Frankreich znr Hilse „theoretisch" bereit >o>Sve Frankreichs Starrköpfigkeit. Ne Bevatungen des Anleihe-Komitees. Durch di« starrköpfige Haltung Frankreichs sind di« Verhandlungen des Anleihe-Komitees sehr cr- .schwert worden. Wohl ist diesem von der Mehrheit der Reparations-Kommission unbedingte Freiheit in der Beratung gegeben worden. Diese Mehrheit ver- tritt aber nur 40 Proz. der Gesamtsorderungen an Deutschland, während das renitente Frankreich allein p»s 52 Pro-., also den gröberen Teil aller Reparation-» Sonnrag, den Juni forderungen Anspruch hat. Unter diesen Umständen ist ! es sogar fraglich geworden, ob das Anleihekomitee z überhaupt seine Beratungen fortsetzen kann. So weiß > „Chicago Tribune" zu berichten, daß Morgan sich ? jeder weiteren Prüfung der Anleiheverhand- j lungen widersetze, solange k e i n e E i n st i m m t g - i keit unter den Alliierten wegen der Herabsetzung j der deutschen Reparationszahlungen erzielt ist. In langen, teilweise angeblich sehr bewegten Slt- ! - zungen am Donnerstag und Freitag, die von entschei- ! z dender Bedeutung werden können, beschäftigte sich das f j Anleihekomitee mit diesen Fragen. Zu welchem Er gebnis man kam oder kommen wird, ist noch nicht be- - j kannt, da die Bankiers strengstes Stillschweigen be- ! i wahren. Alle Angaben, die die Pariser Blätter hier- ! j über machen, beruhen also mehr oder weniger aus > Kombinationen. Trotzdem treten immer deutlicher drei Möglichkeiten hervor. Die eine ist die, daß das Komitee doch zu dem ! Entwurf einer großzügigen Anleihe kommt, dis - Deutschland die Möglichkeit zur vollständigen > ! Tilgung der gesamten, natürlich angemessen ver» i ringerten Reparativ ns schuld gibt. Die an- l dere ist die einer 1-Milliarde-Dollar-An- i leihe, die über ein oder zwei Jahre hinweghilft, j das eigentliche Reparationsproblem aber unberührt läßt. Später kann man dann weiter sehen. Tas wäre die, die Frankreich unter den jetzigen Umständen am sympathischsten zu sein scheint. Neuerdings taucht in den Blättern ein neuer Kompromißvorschlag Bradburys, des englischen Delegierten in der Reparationskommis- » sion, auf. Dieser Vorschlag will, ohne die Gesamtschuld ! Deutschlands zu reduzieren, die deutschen Zah- ! lungen für eine Zeitdauer von 20 Jahren auf- I schieben. Angeblich soll Frankreich hiergegen keine ! weiteren Einwände erheben wollen. Bei all diesen, von den französischen, englischen und amerikanischen Blättern handelt es sich aber — das sei nochmals betont — mehr oder weniger um Kombi nationen, bei denen vielleicht auch manchmal mehr der Wunsch als der Vater des Gedankens anzusehen ist. Zu welchem Ergebnis das Morgan-Komitee tatsäch lich kommen wird, oder vielleicht auch bereits gekom men ist, ist aus ihnen gar nicht zu ersehen. Dies- oezüglich wartet man am besten die amtliche Aeuße- > rung dieses Komitees selbst ab. Die Berliner Reise »es Ka«a»rtieausschnstes. Das .^Journal "meldet, das Garantiekomitee werde am Dienstag nach Berlin abreisen. Es wird aus den Delegierten, Stellvertretern und dem Chef des Finanz- ! dienstes einer jeden Delegation bei der Reparations kommission bestehen. Für Frankreich sind dies der Generalkontrolleur Vauclalre, der Finanzinspektor Mst noste; für Belgien Bemelmans und Ferichs; für England Kemball Cook und Leith Rotz; für Italien d'Ameglio und Graciadei. Die Ermordung Erzbergers. L«r Prozeß gegen Kapitänleutnant Kil- , linger. Offenburg, 9. Juni. T«n Höhepunkt der bisherigen Zeugenaussagen bildet die Schilderung des Kriminalo^rinspektorS Schumacher, der den Erzberger-Mördern in Budapest nachforschte. Ein Reichsdeutscher be obachtete in Budapest im November 1921 zwei jung« Herren, die sich an einem Kiosk eine deutsche Zeitung kauften. Am 20. Dezember 1921 begenete der Reichs deutsche den beiden Herren zufällig wieder auf der Straße. Da er inzwischen die Bilder von Schulz und Tillessen gesehen hatte, fielen ihm die beiden sofort auf. Die Ermittelung ergab, daß Schulz und Tillessen von Mitte November bis zum 22. Dezember in Ungarn in verschiedenen erstklassigen Hotels wohnten, und zwar unter verschiedenen falschen Namen. Seit dieser Zeit ist jede Spur von ihnen verloren, obwohl die deutschen Kriminalbeamten noch in mehreren ungarischen Städ ten nach ihnen fahndeten. Ein Verkäufer in einem Bekleidungsgeschäft, wo Tillessen einen ungarischen Ueberzieher für 6000 Kronen kauft:, Friseure, Hotel mädchen und Hotelangestellte erkannten auf Grund der ihnen vorgelegten Photographien mit aller Be stimmtheit Schulz und Tillessen wieder, so daß kein Zweifel darüber besteht, daß sich die beiden im November und Dezember 1921 in Budapest ausgehal ten haben. Die ungarischen Polizeibehörden, dis auf die mutmaßlichen Mörder Erzbergers aufmerksam gemacht wurden, lehnten wiederholt die Verhaf- tu ng der bciden ab. . kko tt'nw Dors 118 Ikhktz, GH. Deutsches Reich. — Berlin, 10. Juni 1922. ° Ter Terror in OberjMesicU hat noch immer kein? Ende gefunden. Besonders macht sich in vielen Orten- das unerhörte Treiben einer polnischen „Räuinunss-- komnnsfiow" geltend, die dis Deutschen dadurch zurv Auswanderung zwingt, daß sie ihnen die Möbel auf' die Straße f etzt. Etwas günstig scheint allerdings dis- Ausdehnung des Belagerungszustandes gewirkt zu ha ben. In den ländlichen Orten hat man teilweise euer» gisch zugegriffen, so daß sich ein Teil der Unruhestnreix verzogen hat. Aus mehreren Orten werden jedoch» immer noch U eberfälle von stark bewaffneten Banden, gemeldet, die im Plündern und Deutschenmitzhandelw. ihre verwerfliche Aufgabe sehen. — Nach Berichten au* Kattowitz gibt die Beldon-Hütte bekannt, daß sie wegen der durch Drohungen veranlaßten Abwanderungen von Facharbeitern der Verfeinerungsbetriebe die Beldon» Fabrik hat außer Betrieb setzen müssen. ° Nachklänge zum Eiseuhahnerstreik. Die Magde burger Haupträdelsführer im Eisenbahnerstreik, Eisen? bahnoberingenieur Heinemann, Eisenbahnassistent Heibrock und Lokomotivführer Stapel wurden von der Magdeburger Disziplinarkammer wegen systema tischer Streikhetze zur Dienstentlassung Hue Pen* sion verurteilt. — Tie Gewerkschaften wollest nach der Rückkehr des Kanzlers erneut den Versuch ma chen, diesen in der Frage der Disziplinierungen wegen des Eisenbahnerstreiks zu einer Aenderung seiner bisherigen Haltung zu veranlassen. ES wird vor ollem angestvebt, eine Art Amnestie für die aus dem Dienst entlassenen Beamten zu erzielen, die bereit* vor den Disziplinarkammern ihre Aburteilung gefun den haben. ° Tas braunschweigische Landtagästräsivinm wurde in der ersten Sitzung des Landtages nach Pfing sten gewählt. Präsident wurde der Abg. Gen zerr sü. S ), Vizepräsidenten die Abgg. Wessel (D. Vp Schulz (S. P. T ) und Dr. Müller (Bürg. Arbp>, » G«gen »ie gLsorverte» Bahn^rstörwnneu in» Rheinland erheben der Verein für die Interessen d«H rheinischen Braunkohlenindustrie und da« Rheinisch« kraunkohlenshndikat in einer Entschließung Einspruch, in der es heißt: „Die geforderten Maßnahmen bede«» den die Zerstörung produktiver Werte und die Unterbin» düng der Entwicklung des Wirtschaftslebens am Rhein. Die Vertretungen des rheinischen BrannlohlenberA baue« erwarten von der Reichsregierung, daß sie mkH allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln darauf drinKr- daß der Botschafterrat von der Durchführung der daH rheinische Verkehrsleben und die Weiterentwicklung d«M rheinischen Braunkohlenbergbaues schwer schädigend«» Maßnahmen absieht. ° Vor einer «enen Lohndeweguug »er veamtoa mrd Staatsarbeit«? Das Fortschreiten der TeueruiÄ hat auch in diesem Monat wieder eine Lohnbewegung der Staatsarbeiter zur Folge, und aller Wahrscheinlich» keit nach dürften auch die Beamten mit einer GehaltO-j «rhöhung an die Regierung herantreten. Noch im Lauf« dieses Monats dürften die Großorganisationen zu eine» gemeinsamen Besprechung zufammentreten, um damO ihre Forderungen zu formulieren und der Regierung» bestimmte Vorschläge zu unterbreiten, die sich Vorau*» sichtlich aus der Basts des Anwachsens der Andev ziffern bewegen werden. ° Französische HanAetchpianaae in Deutschland. Wie die Essener Handelskammer erfahren hat, bere-A zur Zeit ein französischer Kaufmann angeblich im Aust trage eines französischen Wirtschaftsvecbandes Deutsch» land mit der Weisung, deutsche Werke hinsichtlich ihr«« Leistungsfähigkeit für den Wiederaufbau zu besichtige«» und über Preise, Lieferung-Möglichkeiten usw. zu b«- richten. Offenbar liegt französische Handelsspionag« vor. ' Di« Höchstsummen für die Besetz« ntzslosten I« dem vom Obersten Rat gefaßten Beschluß über dtU Besatzungskosten sind für die einzelnen Armeen fol gende Höchstsummen festgesetzt worden: für die fran» zösische Armee 440 Millionen Francs, für die belgisch* 102 Millionen Francs und für die englische Arme* 2 Millionen Vfund Sterling für das Jahr. .. Auslands-Rundschau. T« Teilnehmer au »er Haag« Konferenz. -- Wie aus dem Haag gemeldet wird, haben bi*« her zwölf Staaten die Einladnng zu der Konferenz» offiziell angenommen. Der Termin für dis Teilnahm« an der Konferenz ist neuerdings um mehrere Tage ve» Engert worden. Im Friedenspalais herrscht lebhaft«