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Erscheint seit dem Jahre 4S41 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts. Tharandt und des Finanzamts Nossen. Berleaer und Drucker: Arthur Ischuuke tu Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Herwau« Lässig, sür de« Iuseratenteil: Arthur Asch««»«, beide i« Wilsdruff. Sonnabend / Sonntag 24. / 25. Februar 1923. 82. Jahrgang. Rr. 23. Amtlicher Teil Nach I d-r R,ichsg>sch-S zur Adind-nm« det Gesetzes über die Regelung des Verkehrs mit Getreide aus der Ernte 1922 oom 27. Oktober 1922, vom 7. Februar 1923 ist das letzte Sechstel der Getreideumlage nicht erst bis zum 15. April, sondern bereits bis zum 1b. März 1923 an den Kommunalverband abzuliefern. Die Umlagkpflichtigen «erden hierauf noch besonders Hingeiviesen. um Meißen, am 2l. Februar 1923. 37 >V. Kommunalverband Meißen-Stadt und -Land sDie Amtshauptmannschaft). llHUN All* Die städtischen Kollegien haben beschlossen, die Preise für Strom auf Monat Februar wie folgt fefizusegen: vom 1. bis 14. Februar lLichtstrom sKraftstrom 5,0 Mk. 480 , für die vom 15. bis 28. Februar lLichtstrom sKraftstrom llOO 1010 * Kilowatt ¬ im Durchschnitt also für Lichtstrom 800 stunde für Kraftstrom 750 -» Fernsprecher Wilsdruff Nr. tz Wochenbett für Wilsdruff UNd ^MgLgLNd Postscheckkonto Dresden 2640 Z-s«rN»»äpwä rm. für di« « grspattr»« NoiPuäZklle oder deeen Naum, ReN.men, die 2 z>alttge Koepu«zeile Mr. Sei Wiederholung und I.hre«oustrsg enisprechender preisnochloß. Nelonnimachungen im amilichen Teil lmir von Behärd«») die rgeihaNen« K«rpod»«ile Ml. N«chweifung^e»S»r pfg. Anzeigenannahme »I« »ormittag« 1» Uhr. Mir die Richiigleii der durch Fernruf üdermiiielien Anzeigen üdernehmen wir »eine Karaniie. Feder Itadar». «nshruch erlischi, »enn der B«tr«« durch Klag« tingezog«» w«rd«n muß oder der Aufirgggeder In Konkurs gerät. Urschel» dis ,uf »»eitere« nur Montags, Mittwochs u. Freitags »Zmittag« Z Uhr fitr de» folgenden Tag. iSczugodrets dei ««ldftadholung monatlich Ml., durch unsere Austräger »ugrttagr» in der Stadt »»»«Mch Ml., auf dem Tand« Ml., durch die Pott de,»gen oierteljshrllch Ml. mit Zufktknngsgedühr. Alle p»fi»vst«tten und P»std»ten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Lesteilungen entgegen. Im Fast« hshrrer «ewolt, Krieg «der sonstiger Detriebsstärnngen hat der Bezieher leinen Ansgruch «nf Ttefrru», der Zeitung »der Kßrzung »es Bezugspreises. Der Plan über die Errichtung einer oberirdischen Telegraphenlinie in Lampersdorf liegt beim Postamte in Wilsdruff vom 2. Marz ab 4 Wochen aus. Dresden-N. 6, den 21. Februar 1S23. 2"« Telegraphenhauamt II. findet Sonntag den 4 März d. I. von mittags ab und Montag den 5. März statt. Wilsdruff, am 22. Februar 1923. IZI5 Der Stadtrat. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Reichsfinanzminister Hennes dankte den Zollbeamten im Eittbruchsgebiet durch einen besonderen Erlaß für ihre vater ländische Haltung. * Der Reichswirtsckaftsminister hat ein« energische Mahnung an die Spitzenverbände des Handels gerichtet, die Preise der Markverbesserung anzupaffem * Di« Franzosen haben von der Polizei im Ruhrgebiet ge fordert, daß sie deutsch« Minister, die dorthin kommen, der« hastet und ausliefert. * In Bochum wurde abermals ein Arbeiter von den Fran zosen erschossen. , * Der früher« französische Außenminister DelcassS Ist im Alter von 71 Jahren gestorben. An alle! Wille ist da und Entschlossenheit, dem Feind', der in unser Land brach, Widerstand zu leisten. Nicht Kolbenstoß und Rellpeitschenhieb, nicht die Kugel oder das Gefängnis wird die Kraft brechen. Aber sich gegenseitig stützen, einander helfen, helfen besonders von dort aus, wo der Feind noch nicht wütet und wüstet, ist Pflicht aller. Und die Front zerbricht, wenn nicht alle das eigene kleine Ich, das Wohlergehen des einzelnen dem Ziel, allen zu helfen, unterordnen. Hyänen auch dieses Schlacht feldes gibt es leider noch allzu viele. Ein bitteres Scherzwort konnte man vor einiger Zeit im Schaufenster eines Berliner Geschäftes sehen: „Auf Preiserhöhung kann gewartet werden." Und noch bitterer heißt es: die Preise steigen, wenn der Dollar steigt; sie steige naberauch, Wenner sinkt. „Hierin besteht aber eine große Gefahr für die Aufrecht erhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung und für die Geschlossenheit des Abwehrwillens in dem uns von den Franzosen und Belgiern durch den Einbruch ins Ruhr gebiet und die dort vorgenommenen rechtswidrigen Maß nahmen aufgezwungenen Daseinskampf," heißt es in einem Erlaß, den der Neichswirtschafts- m i n i st e r an die Spitzenverbände derIndustrie und des Handels, des Handwerks und der Konsumge nossenschaften gerichtet hat. Gewiß sind wir als ein Land, das an Rohstoffen nur wenig produziert, in unserm Wirt- schaftlickM Leben überall abhängig von dem Wert, den unsere Währung im Ausland hat. Gewiß wäre es ruinie rend, wenn bei der Preisfestsetzung nicht mit dem Sinken des Geldwertes gerechnet wird. Aber in dem Unterschied zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis darf nur die Geldentwertung zum Ausdruck kommen. Oft aber stieg und steigt der Preis schneller als der Wert der Mark fällt: oft war der deutsche Preis weit hinausgesprungen über den Weltmarktpreis. Der Dollar sinkt; trotzdem steigen die Preise oder blei ben die gleichen. Oft ist es kaufmännisches Unvermögen, das zum Kauf bei hohem Dollarstand veranlaßte: nun will und mag man nichts verlieren, läßt die Preise nicht sinken. Was eigene Torheit verschuldete, will man oft gering das kaufende Publikum büßen lassen. Noch öfter ist es R a ff- gier, die an dem Sinken des Dollars geradezu profi tieren will. Ein Berg von Haß häuft sich auf in den Her zen der Konsumenten gegen den Produzenten oder den warcnvermittelndcn Kaufmann, eine Wut, die schon oft zu Ausbrüchen des Masscngrolls führte. Verlangt man für sich das Recht, der Geldentwertung folgen zu dürfen, dann muß mar» auch die Pflicht anerkennen, bei Steigen des den.scheu Geldwertes die Preise zu senken. Leider ist es richtig, daß Produzenten ebenso wie Kaufleute Waren zurückhalten, weil sie sie nicht der Preissenkung aussetzen wollen, weil sie durch Warenknapp heit diese Preissenkung abzukürzen oder in eine Preis steigerung irmzuändern hoffen, die sie vor .Verlusten" be wahren soll. Hyänen des wirtschaftlichen Schlachtfeldes sind es, die ihren Nutzen ziehen auS der allgemeinen Warenknappheit. Der Reichswirtschaftsminister erinnert daran, daß di« Spitzenverbände versprochen haben, aus ihr« Mitglieder entsprechend einzuwirken, Vie aus orr Besserung der Mark sich «rgedeuden Folgerungen zu ziehet». Und gleichzeitig veranlaßt er di« LemdeSrerienm-, über- all, w» der Vrois nicht do» «entverdtffernn« der Marl folgt, strafrechtlich einzuschreiten, besonders daun, wenn Verabredungen getroffen werden, die Preise zu hakten. Noch mehr aber als Strafmaßnahmen wirkt das Bei spiel durch den Staat selbst. In einem Witzblatt erschien neulich das Bild einer staatlichen Holzversieigerung mit der Unterschrift: „Schade, daß das Wucheramt nicht auch gegen den Staat einschreiten kann." Unerträglich ist der Holz- Wucher, und der Staat macht dabei wacker mit. Un erträglich ist, daß die Verdoppelung der Güter- und Posttarife gerade in einem Augenblick, wo der Staat die Preissenffurg erzwingen will, die Produktionskosten wieder verteuern; unerträglich, daß infolge der Kohlen steuer jetzt die englische und die tschechische Kohle billi- g e r ist als die deutsche. Daß der Kohlenpreis, von dem die Preisgestaltung fast für die gesamte Produktion ent scheidend beeinflußt wird, heraufgesetzt wurde um genau den Betrag, um dew die Löhne der Bergarbeiter im Ruhr revier stiegen, ist zu verstehen. Nicht aber, daß die un sozialste Steuer, die Kohlensteuer, den Kohlenpreis hochhält. So geht der Ruf an alle, die einzelnen, aber auch an den Staat, alle Bedenken und alle Privatvorteile hint anzusetzen hinter das Ziel aller. Und wer den Wider willigen niederzwingt, wird das ganze Volk an seiner Seite haben, unser Volk, das durchhalten will, aber von seinen Führern Kraft und Wollen und Entschlossenheit allen denen gegenüber verlangt, die ohne Rücksicht auf die Not des Ganzen den eigenen Vorteil sichern. Dr. Pr. Degouties neue Drohung. Er will deutsche Mi ui st er verhaften. General Dcgoutte hat einen Befehl erlassen, nach dem den deutschen Ministern der Aufenthalt im Einbruchsgcbiet verboten ist. Die Polizeiorgane und die öffentlichen Organe sind angewiesen, die Minister, falls sie das Ein- bruchsgebiet betreten, festz «nehmen (!) und den Mili tärgerichten der Besaßuugstruppcu zuzuführen. Falls das nicht geschieht, werden die angedrohten „Sauktione n" (Bestrafung der Städte und Ortschaften) durchgefiihrt werden. Mit diesem Tollhausstückchen ergänzt Herr Degoutte das wirkungslose Einreiseverbot für deutsche Minister. Er wird schwerlich einen deutschen Polizisten finden, der einen deutschen Minister verhaftet und gehorsam an die Franzosen ausliefert. Das Ganze ist nichts weiter als ein neuer Vorwand, um gegebenenfalls Geld zu erpressen. Keine Zahlungen an den Feind! Ein Verbot der Steuerzahlung. Amtlich wird mitgeteilt: Frankreich und Belgien ver- suchen, im altbesetzten Gebiet wie in den Einbrnchsgcbieten klarem Recht zuwider durch gewaltsame Zugriffe deutsche Steuereinnahmen an sich zu reißen. Zn diesem Zweck be setzen sie die Kassen der deutschen Zollämter, entfernen die deutschen Beamten aus -ihren Arbeitsräumen und fordern Steuerzahlung. Die Kassen, die sich in fremder Gewalt befinden, sind nicht mehr Dienststellen des Reiches. Deutsche Steuern können aber rechtswirksam nur an das Reich ge zahlt werden, und es ist verboten, sie an Frankreich oder Belgien zu zahlen. Di« Zahlung an Frankreich oder Belgien befreit den Steuerpflichtigen von seiner Steuer schuld nicht. Wer nicht den Gewaltakt der Einbruchs mächte seiner vaterländischen und seiner Rechtspflicht ent gegen unterstützen und wer sich selbst vor doppelter In anspruchnahme bewahren will, muß daher seine fälligen Zahlungen an Kassen des Reiches leisten. Chronik der Gewalttaten. — In Bochum besetzten die Franzosen neuerdings wieder das Land- und Amtsgericht. Ein Mädchen wurde «ff de«, Kolbe« 1« rohester Weif« »urückgeftoßen. Aus »Ku,« erscholl«« M«tr»t«. Lierimk schölle« Vie Token in die Menge, wobei ein Arbeiter getötet und zwei ver wundet wurden. — In Bochum haben die Franzosen beträchtliches Eisenbahnmaterial geraubt. Es sind ihnen 28 Lokomo tiven, 20 Packwagen, 167 beladene Kohlenwagen, 75 leere offene Wagen, 11 Personenwagen und zwei Schlafwagen in die Hände gefallen, die über Weitmar nach Dahlhausen zu abtransportiert wurden. — Bürgermeister Schäfer und Syndikus Dr. Guyenz sind in Bredeney in einer Zelle untergebracht, die 18 Kubik- Meter Ausmaß hat. Das Mindestmaß für Zuchthäusler beträgt in Deutschland 25 Kubikmeter. Eine Delegation des Deutschen Roten Kreuzes wurde trotz mehrmaliger Vorstellungen bei dem General Fournier nicht zu eiuem Besuch bei den Gefangenen zugelassen. — Vor dem französischen Militärgericht in Castrop wurde gegen elf deutsche Beamte und Einwohner verhau» delt. Amtmann Pauly von Mengede wurde zu zwei Mo naten Gefängnis und zu 200 000 Mark Geldstrafe wegen Nichtbefolgung von französischen Befehlen verurteilt. Auch die andern Angeklagten erhielten aus gleichen Gründen Gefängnis- und Geldstrafen. Der französische Eisenhahnrauh. Das unvollkommene Sperrsystem, l Der heiße Wunsch der Franzosen, die Einbruchsgebielö sowohl fest gegen das unbesetzte Deutschland abzuriegeln als auch selbst unter Zuhilfenahme der deutschen Eisen bahnen nach Möglichkeit auszubeulen, scheitert vor allem daran, daß die Franzosen keineswegs iw der Lage sind, unser kompliziertes Eisenbahnnetz technisch richtig zu hand haben. Sie habe» schon soviel Unheil auf zahlreichen Strecken und Bahnhöfen angcricktet, daß sie, um wenig sten« einig« Hauptstrecken betriebsfähig zu habe», auch nach dem - eng-Usch besetzten Gebiet ihr« Hand auSstreclen, welches sich zwilchen der Koblenzer Zone und dem Nuhr- ge-bict cmschiedt. Die Engländer haben de» Franzosen die «mf »er Karie cniholicne Etvecke Dürr»-N«nß zur Be-