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2-. stnzi« -ein, fier ach aü ;or> Wocheüblatt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Königlichen Gerichtsbehörden und -er städtischen Dchörden zu Pulsnitz und Königsbrück. 16. Sonnabend, den 24. Februar 1866. Dieses Blatt erschein! Mikiwochs und Sonnabends.-Preis vierteljährlich lO Nar - Zu beziehen du:ch allePoöanstalicn.—Inserate welche die gespaltene Corpus Zeile, oder deren Raum, mit I Neugroschen berechnet werden, sind iu Puisnin spätestens bis Montags und Donnerstags Abends 8 Uhr einzusenden. — Eroeditivncn sind: In Pulsnitz beim Herausgeber, in Königsbrück bei Herrn Kaufmann An d r ea s Grahl. Politische Ucbersicht. UI^ —' ljeE Preußen. — Man findet es hier in diplomatischen Kreisen üwas auffallend, daß der Tuilerienhdf erst jetzt sich herbeigelas- an hat, das dem kaiserlichen Prinzen von Wien aus übersandte Weihnachtsgeschenken Gestalt eines hohen — aber nicht höchsten— Ordens durch nachträgliche Uebersendung des Großordens der Arenlegion ZU erwiedern. Ueberhaupt glaubt man nicht an eine Parteinahme Frankreichs für Oesterreichs.—Graf v. d. Goltz, der preußische Botschafter in Paris, der nach Berlin berufen ist, soll, ^>e verlautet, über die Stimmung in den Tuilerieu in Betreff Preußens Auskunft geben. Pariser Korrespondenzen melden so- Aar, Graf r>. h. Goltz habe Aussicht, in's Ministerium zu treten, s" Am Morgen des 19. Februar hatte der Ministerpräsident, 'M Namen des Staatsministeriums, ein Schreiben an den Prä- ßbeuten des Abgeordnetenhauses gerichtet, worin er erklärte, daß das Haus nicht berechtigt sei, einen von Sr. Majestät dem Kö nige geschlossenen Staatsvertrag sür ungültig zu erklären, noch ^chterliche Urlheilssprüche anzufechten, noch den Beamten der Exekutivgewalt Vorschriften zu eriheilen. Das Haus habe durch seine Beschlüsse über Lauenburg, die Obertribunals.Entscheidung and das Kölner Abgeordnetenfest verfassungswidrig gehandelt und rechtswidrig gefaßte Beschlüsse nehme das Ministerium vom Prä- swenten nicht an, beehre sich also, dieselben dem Präsidenten zu- rückzuscnden.' — Aus österreichischer Quelle geht die Nachricht ein, daß Exkönig Franz II. von Neapel den schwarzen Adlerorden aus die Nachricht, daß er auch dem König von Italien verliehen sei, lurückgeschickt habe. — Oesterreich. — Die Nachricht von ei ner Nachgiebigkeit der österreichischen Regierung war verfrüht. Oesterreich erklärt wie bei seinem Rücktritt vom Londoner Ver tage so auch jetzt noch den Erbprinzen von Augustenburg für den bcslberechtigten Prätendenten. — Gewiegte Diplomaten des kaiserlichen kabinetS sind der Ansicht, daß das gegenwärtige Re- gierungcshskenl in Preußen eine so allgemeine mud unüberwind- lcheAulPaihie in den Herzcgthümern, im übrigen Deutschland und in Preußen selbst Hervorrufen werde, daß Oesterreich nur Eine Peutil der Zögerung einzuschlagen brauche, um Preußens Absichten gänzlich lahm zu legen. — Es erregt hier Aufsehen, daß sowohl der russische wie der preußische Gesandte von Paris an ihre resp. Höfe berufen werden. — Der Entwurf derAdreß- Commission des ungarischen Oberhauses liegt vor. Derselbe hält sich eng an die Thronrede und äußert sich mit warmer An erkennung für die Erhaltung des Bestandes der Monarchie und die Nothwendigkeit desselben; die Aufrechterhaltung^und Kräfti gung der Großmachtstellung, die Nothwendigkeit konstitutioneller Regelung und Entwickelung in den übrigen Landern wird nach drücklich betont. Die Adresse spricht alsdann warmen Dank aus für die formelle Anerkennung der Gesetze von 1848, sowie die Zuversicht, daß die praktische Anwendung derselben nicht dauernd von der principiellen Anerkennung zu scheiden sein werde. Der Entwurf schließt mit dem Wunsche nach einer verantwortlichen, nicht kollegialen Regierung und nach der Wiederherstellung der neu zu regelnden Municipien; beiden neuen Gesetzes-Verfügungen sei billige Rücksicht auf alleKlassen und Nationalitäten nothwendig. — SchleiSwig-Holstein. — 19Milglieder der holsteinischen Ritterschaft haben eine Adresse an den König von Preußen ab geschickt, worin sie sich für einen Anschluß der Herzozthümer an Preußen aussprechen. Der preußische „Staatsanzeiger" j hat die Adresse veröffentlicht. — Baiern. — Der Direktor der Kreis regierung von Oberfranken, Herr v. Vogel, ist zum Staatsmini ster deö Innern ernannt worden. — Frankreich. — Man schreibt hier der Reise des Grafen v. d. Goltz eine große Be deutung zu und meint, daß es diesmal dem Grafen Bismarck Ernst ist, die Herzozthümer-Angelegenheit definitiv zu erledigen. Die preußische Regierung, meint man, werve sich eher den Wechselfällen eines Krieges aussetzen, als noch einmal ein Ga- steiner Provisorium zu ihrem eignen Nachtheil Herstellen. Oester reich hinwiederum werde in jedem Falle den Ausgleich mit Un gar» zu bewerkstelligen suchen und werde im Nolhfall Napoleon ul veranlassen, dieElbherzogthümerfrage vor einen europäischen Kongreß zu ziehen, als das einzige Mittel,Deutschland vor einem Bürgerkrieg von unabsehbaren Dimensionen zu bewahren. — Die Politik Louis Napoleons geht für den Augenblick dahin, sich in den deutschen Angelegenheiten neutral zu verhalten, d. h. je der der beiden deutschen Großmächte das nämliche freundliche Ge sicht zu machen, die nämlichen wohlwollenden Versicherungen für