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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.06.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110629021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911062902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911062902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-06
- Tag 1911-06-29
-
Monat
1911-06
-
Jahr
1911
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Ämtsvlatt des Aales und des Volizeiamtes der Stadt Leipzig. stlr Inlerat« au» L«tp,ig und Umgebun» die llpalttgeVrtttteil« SPI-die-leklamt- »etle l Mk.:»»» au»«ärt» ZU Pt. -leklamrn llll Mk.. Inleral« von Behörden »m amt- ttchen Teil dt, Pettljeil« SU M. <relcha>r»anzetg«n mit Pladoorlchnften u. tn der Adrndauigad« im Prrtl« erhöht Rabatt »ach Tarif. BeUagegedudt tbeiaml- auslag« S Mk. o. Taulend «rkl. vostgedühr. Telldetlag« Hoher. Feftertetlt« Aufträge können n«ch« zurück» a«»»g«n io«rd«n Für da» Lrlchernen a» oesltininten lagen und Plagen wird kerne Garantie übernommen. Anzeigen » Annahme. 2»h»nni»,aII« bei lämtlichrn Filialen u. allen Annoncen» Ervedrtionen be» In» unü Au»lanbe» Druck nn» Verla, »«» «»rvzrgrr Tage» blaue» S. Pol». Inhaber: Paul Uürlte^ Nebattto» »,d Arfchist»!trll«: Iohannisgaüe L -an»«-FtUal« De,»de»: Eeeitrah« ch t tleiephan <821). Nr. 178. Die vorliegende Ausgabe umlaßt 6 Seiten. Lss präilülum üesSsnlsbunües gegen Rötger. Das Gesamtpräsidium des Hansabundes hat zu dem Austritt des Landrats a. D. Rötger und dem zwischen diesem und dem Präsidenten des Hansabundes (Seh. Rat Rießer geführten Briefwechsel am gestrigen Tage folgenden Beschlich gefügt: Das am 28. Juni 1011 zusammengetrerene Ge- samtpräsidlum Les Hansabundes gibt zunächst seinem Bedauern über den Austritt des Herrn Landrats a. D. Rötger Ausdruck. Zu diesem oeranrwortungsvollen Schritt war nach einmütiger A n j i ch t der unterzeichneten Prä sidenten und Vizepräsidenten ein Anlab nicht gegeben. Die Prüfung der Sachlage und des Briefwechsels zwischen Herrn Lanüral a. D. Rötger und Herrn dieheimrar Rieger ergibt, daß begründete Zweifel über Inhalt und Tragweite des einstimmigen Prä- siüialdejchlujses betreffend die Stellungnahme des Hansabundes zu den Wahlen und Stichwahlen nicht bestehen konnten, und zwar sowohl nach dem Wort laut des Beschlusses wie nach den seiner Fassung vorausgegangenen Verhandlungen im Gesamt- präsidium. Lieser Beschtich, der mit Ermächtigung des Prä sidiums in Len „Mitteilungen" des Hansabundes vom 21. November 1910 und seitdem wiederholt öffentlich bekannt gemacht worden ist, hat Las Prinzip fesigestellt, daß der Hansabund die Ausgabe von Stichwahlparolen in allen Fällen den politischen Parteien zu überlassen habe, zu deren ausschließlicher Zuständigkeit sie gehört. Eine wirtschaftliche Vereinigung, welche Mitglieder aller bürgerlichen politischen Parteien umfaßt, darf sich unter keinen Umständen zur Ausgabe von Stich wahlparolen drängen lassen, falls sie nicht ihre Lebensinteressen gefährden will. Eine Aus nahme von diesem Prinzip zuzulaßey, ist denn auch, wie hiermit festgestellt wrd, seitens des Herrn Landrat a. D. Rötger weder bei der Be schlußfassung selbst, noch in den mehr als sechs Monaten, die seit jenem Präsrdialbeschlusse ver gangen sind, beantragt worden. Die von Herrn Rötger beanstandete Ver öffentlichung des im Anschluß an den Hansa- tag verbreiteten Werbe-Aufrufs entspricht zunächst formell dem Recht und der Pflicht des ge- schäftsführenden Vorsitzenden und überdies einer ihm durch einstimmigen Präsialbeschluß vom 29. September 1910 ausdrücklich erteilten Er mächtigung. Inhaltlich aber enthält dieser Werbe-Aufruf, der lediglich der Bekämpfung der „einseitigen demagogischen Agrarpolitik" und die Durchsetzung einer besseren Würdigung der gewerb lichen Arbeit zum Gegenstand hat, nicht die ge - ring st e Abweichung von dem bis dahin auch von Herrn Landrat a. D. Rötger vertretenen Pro gramm des Hansabundes. Das Präsidium des Hansabundes ist sich bewußt, seine schwere nationale Auf g'abe, die ge meinsamen Interessen aller Kreise der Industrie und gleichermaßen des Handels, des Gewerbes, Handwerks und der Angestellten nach Maßgabe der Satzungen zu vertreten, bisher durchgefllhrt zu haben und wird dieser Pflicht bis zur end Die schöne Exzellenz. 21s Roman von T. Tschürnau. lNachdruck verboten.) Der zweite Teil begann mit der schon erwähnten, von der Baronin gesungenen Chansonette; dann gab eine Gesellschaft von Pseudo-Tirolern ein paar präch tige Jodellieder zum Besten. Hierauf wurde die viclbewunderte Mikadoquadrille getanzt, bei der die Baronln ebenfalls mitwirkte, und schließlich folgten dann noch zwei lebende Bilder, eine Szene aus der Aegyptischen Königstochter und eine aus Scheffels Ekkehard: „Ekkehard liest der Herzogin Len Birgil vor." Dieses Tableau war die Krone des Abends. Viermal mußte LerVorhang aufgehen: man konnte sich nicht satt sehen an den herrlichen Gestalten des Bildes. Gülzow war ein Ekkehard,wie der Dichter sich ihn geträumt haben man Seine hohe Gestalt war nicht entstellt durch die Mönchskutte und sein charakter voller Kopf hob sich erst recht imponierend ab aus der seltsamen, schmucklosen Kleidung. Ueber das Buch hinweg waren seine Augen auf die herrliche Frauen gestalt gerichtet, die auf einem thronartigen Sessel saß. Schön genug war sie, um eine große, gewaltige, vernichtende Leidenschaft zu entzünden, schön genug, um einen Mann Vernunft, Ehre, Pflicht, alles Höchste und Heiligste im Rausche einer sündigen Liebe ver geßen zu lassen. Ihr Haar floß in schweren Wogen herab über das lichtblaue Gewand, das sie trug: die ein« ihrer weißen Hände lag wie eingebettet in der lichten Fülle. Ja, schön war sie, von jener stolzen, kalten, seelen losen Schönheit, die unentwegt über gebrochene Her zen und zerstört« Menschenleben hinwegfchreitet. Von den beiden anderen Figuren des Bildes war die eine, «in lustiger Klosterschüler — ein hübscher Zögling des Kadettenhauses — nicht sehr beachtet, so vollkommen sein keckes, heiteres Knabengesicht auch dem Geiste seiner Rolle entsprach. Desto entzückter und verwunderter wandten sich die Blicke der meisten der holden Mädchcngestalt im weißen, goldumsäumten, griechischen Gewände zu, die auf einem Taburett neben der Herzogin saß. 105. Jahrgang Donnerstag, üen 29. Juni l9N. gültigen Erreichung ihrer Ziele auch s in der Folge unbedingt nachkommen. Eez. Dr. Rießer. Richt. Lrasemann. Dr. Steche. Hirth. Diese einmütige Kundgebung des Präsidiums des Hansabundes billigt und deckt also vollständig alle von Rötger beanstandeten Maßnahmen Rießers und stellt ausdrücklich fest, daß sowohl in der Frage der Stichwahlparole wie in der des jüng sten Werbeaufrufs „nicht die geringste Abweichung von dem bis dahin auch von Herrn Landrat a. D. Rötger vertretenen Programm des Hansabundes zu erblicken" sei. Herrn Rötger wird durch diese einhellig gefaßte Entschließung des Präsidiums damit aus drücklich attestiert, daß er sich mit seinen Darlegungen außerhalb des Rahmens des Hansabundes bewegt, daß also sein Austritt aus dem Hansabunde lediglich auf eine veränderte Stellung seiner eigenen Person und des von ihm vertretenen Zentralverbandcs Deutscher Industrieller gegenüber dem Hansabunde zurückzufüh ren ist. Es ist ja zu erwarten, daß dem Beispiele Rötgers noch einzelne andere rheinisch-westfälische Mitglieder Les Hansabundes folgen werden. Geheim rat Kirdorf, der Vorsitzende der rheinisch-west fälischen Bezirksgruppe Les Hansabundes, hat für den 30. Juni eine Sitzung des Vorstandes und Ausschusses seiner Gruppe einberufen, in Le: vermutlich der Schritt Rötgers Billigung und Nachfolge der Ver sammelten finden wird. Wenn dann noch Herr Dr. Alexander Tille in Saarbrücken mit seinen Gefolgs leuten dem Hansabund Len Rücken gekehrt haben wird, Lürften alle Zwiespältigkeiten und Unstimmig keiten innerhalb Les Hansabundes ihre Erledigung gefunden haben. Dann hat das Präsidium des Hansa bundes die Bahn frei für den entschloßenen Kampf für das werktätige Bürgertum gegen egoistische „Ueberagrarier"; einen Kampf, Lessen Notwendigkeit sich seit der vor zwei Jahren erfolgten Gründung des Hansabundes immer deutlicher und eindringlicher er wiesen hat. Neue Warnung vor Nusmsnüerung noH BrsMien. Wolffs Sächsischer Landesdienst verbreitet, offenbar in amtlichem Auftrage, folgende beherzigenswerte Warnung: Nach einem Schreiben des Kaiserlich Deutschen Konsuls in Florian opolis (Brasiliens ist, wie schon mehrfach, auch in letzter Zeit wieder ein Schub deutscher Auswanderer dort eingetrosfen, die sich in der brasilianischen Vundeskolonie Anita- polis niederzulaßen beabsichtigten. Von diesen stammt auch eine Anzahl aus dem Königreich Sach - s e n. Die Angaben, auf Grund deren sie ausge- wandert sind, haben sich jedoch in vieler Beziehung nicht bestätigt. Vielmehr sind den Beteiligten von den betreibenden Persönlichkeiten, dem Agenten Her mann Drücker aus Blumenau und einem gewißen Blumenberg in Anitapolis, übertriebene und unwahre Aussichten gemacht worden, so daß die Ankömmlinge drüben bitter enttäuscht waren. Vor allem besteht für die, die nicht Land arbeiter sind, keine Möglichkeit, sich in den schwieri gen Verhältnissen der Kolonie Anitapolis eine ge ordnete Eristenz ru verschaffen. Wie wenig günstig die Derhältniße in der Kolonie noch liegen, ergibt sich daraus, daß dort weder ein Arzt noch eine Apo- Sie glich mehr einem reizenden Traumgebilde als einem lebenden Wesen, ihre elfenhafte Gestalt zeigte trotz aller Zartheit doch weich gerundete Linien; ihre ganze Haltung war von hinreißender Anmut.. Sie hatte das Köpfchen weit vorgebeugt, die Hände um ein Knie geschlungen, und -hre leuchtenden Augen waren voll aufgcschlagen zu dem Lesenden. Ueber ihren lockigen, lose aufgesteckten Haaren lag ein Bronzejchimmer, wie über jenen Statuen römi scher Kaiser, in die man Gold zu mischen pflegte, unü auch aus ihren strahlenden brau« en Augen schienen goldene Lichter hervorzubrechen. „Sie hat die goldenen Augen de^ Waldeskönizin!" deklamierte der Legationsrat von Dahlen begeistert. „Wer ist sie?" fragte man. „Woher kommt sie ?" „Wo hat die Setbitz diese bezaubernde Erscheinung entdeckt?" „Eine Tochter der verrückten Gräfin? Diese Elfe? Diese Fee? Dieses wunderbare Geschöpf? Kaum Lenkbar!" „Die schöne Exzellenz hat neben ihr entschieden verloren!^ Frau von Erlau war es, die das große Wort gelassen aussprach, als der Vorhang eben zum vierten Male fiel. Nachdem sie sich durch den ersten Blick überzeugt hatte, daß es zwecklos sein würde, Liesen neu aus- getauchten Stern am Gesellschaftshimmel zu bekrit teln, entschloß sie sich kurz, iyn schrankenlos zu be wundern. Der Aerger darüber, daß man einen so bezaubern den Ersatz ffir sie gefunden hatte, wurde ihr voll kommen ausgewogen durch das Bewußtsein, ein Mittel entdeckt zu haben, vermöge deßen sie ihre sieg- reiche Rivalin empfindlich kränken konnte. Ihr Enthusiasmus kannte keine Grenzen. Nie im Leben hatte sie ein reizenderes Geschöpf gesehen! Diese zarte Anmut, dieses durchgeistigte Gepcht, diese wun- derbaren Augen, dieses feurig pulsierende Leben in der ganzen lieblichen Erscheinung! Was war Magda Vandeeren dagegen! Eine Statue, klaipjch schön und klassisch kalt, ohne zarteren seelischen Reiz und ohne den Glanz der ersten Jugend, der noch so taufrisch und unberührt auf diesem holden Kinde lag. Nach der Vorstellung nahm das Fest einen in timeren Charakter an. thoke vorhanden und die Möglichkeit einer Schulbildung für die Kinder kaum gegeben ist. Dazu kommt noch, daß die wirtschaftlichen Verhältnisse in der gesamten Provinz Santa Catharina überhaupt stark daniederliegen, so daß eine Auswanderung dorthin um so weniger angebracht ist. Es kann des halb nicht dringend genug davor ge warnt werden, auf Grund verlockend erscheinender Anbietungen irgendwelcher Agenten sich ohne sicheren Rückhalt nach Brasilien zu wenden. Sturmzeichen in Portugal? Trotz der offiziellen Anerkennung der Republik Portugal durch die konstituierende Volksvertretung scheint es den Machthabern um ihre Macht bange zu sein. Die Monarchisten haben seit der würdelosen Flucht Don Manuels nicht aufgehört, die Wieder herstellung des Königtums zu betreiben. Die repu blikanische Regierung sieht sich jetzt durch die Er eignisse veranlaßt, umfaßende Gegenmaßregeln zu ergreifen, um gegen Putsche gerüstet zu sein. Fol gende Depesche läßt daraus schließen, daß man sich doch nicht allzu sicher fühlt. Lissabon, 29. Juni. (E. D.) Die Regierung be schloß, zur Verstärkung der Garnison Oporto die Infanterie-Reserven der Jahrgänge 1M7 und 1908 einzuberufen. — In der Nationalver sammlung erklärte gestern der Minister des Aeußern, Machado, das Treiben der portugiesischen Ruhestörer in der spanischen Provinz Galicia vermöge nicht, die Republik zu gefährden. Er habe zu der Loyalität Spaniens volles Vertrauen und freue sich auch über die Achtungsbeweise der übrigen Nationen Portugal gegenüber. politische Nachrichten. Ein neuer Spionageprozeß.. Am 8. Juli hat sich vor dem Reichsgerichte in Leipzig der Taglöhner Georg Hoferer aus Nord rach in Baden wegen versuchten Verrats militärischer Geheimnisse zu verant worten. Er ist am 26. November 1882 geboren und hielt sich zuletzt in Kandern und Umgegend auf. Die Verteidigung führt Justizrat Dr. Schall. Die türkische Studienkommission in Hamburg. Hamburg, 29. Juni. (Eigene Drahtmeld.) Die türkische Studienkommission traf gestern abend 10 Uhr 50 Min. von Kiel aus hier ein. Nach der Begrüßung durch den türkischen Konsul in Ham burg Mustapha Refik Bei wurden die Herren in das Hotel Atlantic geleitet, wo sie Wohnung nahmen. Falsches Gerücht. Von Köln aus war die Mitteilung verbreitet worden, daß der Oberpräfident der Rheinprovinz v. Rheinbaben von Anbeginn seines Amts antritts an die treibende Kraft gegen den Pfarrer Jatho gewesen fei. Auf eine Anfrage erklärt nun der Oberpräsident, daß er seinen ressort mäßigen Aufgaben entsprechend mit Pfarrer Jatho überhaupt nichts zu tun gehabt habe. Sozialdemokratische Protestversammlungen. Berlin, 29. Juni. (Priv.-Tel.) Auf nächsten Dienstagabend haben die Sozialdemokraten für Groß- Berlin Protest Versammlungen gegen die Stellungnahme der Mehrheitsparteien des preu- Kisckzen Abgeordnetenhauses beschloßen. Beisetzung der Leiche der Prinzessin Klothilde. Turin, 29. Juni. (Eig. Drahtmeld.) Gesten' nachmittag wurde die Leiche der Prinzessin Klothilde in Anwesenheit des Königs und zahl- re:chcr Mitglieder des königlichen Hauses von dem starüinal E'zbischof von Turin eingeseqnet und hierauf nach der Basilika Superga zur Bei setzung in der Familiengruft des Hauses Savoyen übergeführt. Aus den englischen Parlamenten. London, 29. Juni. (Eig. Drahtmeld.) In der gestrigen Sitzung des Oberhauses wurde u. a. der erste wichtige Abänderungsantrag der Opposition zur Vetobill mit 183 gegen 11 Stimmen angenommen. London, 29. Juni. (Eigene Drahtmeld.) Gegen Schluß der gestrigen Sitzung des Unterhauses sprach sich der Liberale Atherley-Jones gegen die Einsetzung eines internationalen Gerichtshofes aus, weil dieser den britischen Reedern einen enormen Nachteil bringen würde. Die Londoner Dekla ration würde den Lcbensmittelersatz für Groß britannien ernsthaft beeinträchtigen und infolge dessen die Sicherheit des Landes gefährden. Der Unionist Butcher beantragte, die ganze Frage vor der Ratifizierung einer Kommission von Sachverständigen zu überweisen. Der erste Lord der Admiralität Mac Kenny erklärte, Großbritannien sollte sich darauf verlaßen, daß seine Flotte in Kri^gszeiten die Häfen offen halten werde. Die Flotte sei imstande, die Handels straßen zu bewachen und während eines Krieges eine völlig ausreichende Zufuhr von Nahrungsmitteln für die Bevölkerung Großbritanniens zu gewähr leisten. Der Seeleutestteik. London, 29. Juni. (Eigene Drahtmeld.) Gestern beschloßen die Dockarbeiter in Hartlepool und We st Hartlepool auf ihren Versammlungen, die Arbeit einzustellen. Von dieser Entscheidung wer den etwa 1200 Arbeiter betroffen. Nus Leipzig unü Umgegend. Leipzig, 29. Juni. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für Freitag,den 30. Juni. Westwind«, wolkig, Temperatur wenig geändert, kein erheblicher Niederschlag. Pöhlberg: Glänzender Sonnenunter- und -auf gang, Abend- und Morgenrot. Fichtelberg: Glänzender Sonnenuntergang, matter Sonnenaufgang, Abend- und Morgenrot. * Temperatur des Flutzwaffers. 28. 2uni abds. 8 Uhr LS. Juni früh 5 Uhr 2S. Juni m!tgs.i2Uhr Eermaniabad (Pleiße) 19.0 ' 6 18,5 0 19,0 6 Schwimmanstalt (Elster) 15,0° k 14,5" R 15,0° U Gemeindebad Schönefeld (Parthe) 13,0 U 12,5° k 13,5° U Man war endlich „unter sich", wie die Waldersee mit vieler Befriedigung sagte. In einem der Nebensäle wurde kupiert, und dann begann der Ball. Sascha sah in der einfachen, aber eleganten, weißen Balltoilette, die Baronin Lotti ihr besorgt hatte, mit oem weißen Rosenkranz auf den lockigen Haarmassen wenn möglich noch reizender aus, als vorhin in dem griechischen Gewände. Sie wurde von den Herren umdrüngt, die einen Tanz von ihr wie eine besondere Gnade erbaten. Zum Staunen ihrer liebenswürdigen Beschützerin nahm sie alle Schmeicheleien, die man ihr sagle, und alle Huldigungen, die man ihr dardrachte, mit einer Ruhe hin, als habe sie bereits so und so viele Saisons miigcmacht. Woher hat das Kind Liesen vornehmen Takt? Doch wohl nicht von Nina Massow, die in Kanonenstiefeln auf ihren Acckern herumstampsle und ihre Knechte und Mägde im allernaturwüchsigsten Platt abkanzelte? Es schien durchaus nicht, als ob der große Erfolg, den sie bei ihrem ersten Auftreten in der Gesellschaft errang, ihr irgendwelchen besonderen Eindruck machte. Sie war weder verschüchtert, noch aufgeregt, nur ungezwungen heiter. Sie tanzte leidenschaftlich gern, das sah man ihr an; aber ihre Freude galt nur dem Tanze setbst, nichr etwa dem Wohlgefallen an ihren Tänzern oder der Genugtuung darüber, daß sie so sehr umdrängt wurde. Vorausgesetzt, daß sie gut walzten, war ihr einer der Herren so recht wie der mdere; auf ihre Hul digungen legte sie keinen besonderen LUert. Der Er folg, den sie mühelos errang, war ihr angenehm, ohne sie jedoch in Aufregung oder Verwunderung zu versetzen. Sascha hätte kein siebzehnjähriges Mädchen sein müßen, um nicht Gefallen zu finden an dem glänzen den. wechseloollen Leben, das ihr sich eröffnete. Nicht einen Augenblick argwöhnte st«, Vag die Lie benswürdigkeit, mit der man ihr begegnete, eine er heuchelte fein könne. Ihre eigene ehrliche Herzens- freudigkeii setzte sie auch ohne weiteres oei anderen voraus. Sie dachte gar nicht daran, daß irgend je mand anders reden könne, als er es meine. Mit dem unschuldigen Vertrauen ihrer siebzehn Jahre und ihrer Weltuneriahrenheit nahm sie die Menschen genau so, wie sic sich gaben. Sie be>aß die glückliche Zuversicht .jener bevor zugten Wesen, die daran gewöhnt sind, überall, wohin sie kommen, die Herzen im Sturme zu erobern. Solange sie denken konnte, war fie der Mittel punkt des kleinen Kreises gewesen, in dem sie ge lebt hatte. Alle hatten sie aufs zärtlichste geliebt und sie bewundert — die Dorfbewohner, die Diener schaft, ihr« Freunde, ihre Verwandten. Wie hätte sie darüber staunon sollen, daß sie auch hier sofort auf den Schild erhoben wurde? Nur ihrer Mutter gegenüber ließ diese Zuversicht sie im Stich, und das war es. was sie in deren Nähe io besonders unglücklich machte, und was ihr Len Ge danken, daß sie vier volle Monate Lei dieser ihrer nächsten Verwandten zubringen sollte, zu einem un leidlichen gestaltet hatte. Jetzt freilich war ihr der Gedanke nicht mehr so schrecklich. Die Perspektive, die dies neue Leben, in welches sie eingesührt worden war, vor ihr eröffnete, tat vor ihr eine Zauberwelt auf. Einige ihrer neuen Bekannten gefielen ihr aller dings nicht besonders. Sie hätte gewünscht, daß Mimt und Lilli Waldersee etwas weniger gesprächig, Frau von Erlau etwas weniger zärtlich und die schöne Exzellenz nicht so ganz herablaßend gewesen waren; aber nicht im entferntesten fiel es ihr ein, dem Wesen dieser Damen ihr gegenüber irgendwelche besondere Absicht unterzuschieoen. Unter den Herren, von denen sie umschwärmt wurde, kam ihr namentlich einer, der Legationsrat Dahlen, ganz unsäglich komisch vor; aber sie besaß zu viel echte Höflichkeit des Herzens, um ihm das in kränkender Weise fühlbar zu machen. Was konnte der arme Mann dafür, daß ihm alles, was er sagte und tat, gar so drollig stand? Der Legationsrat befand sich wieder einmal im ersten Kapitel einer Liebesgeschichte. Wie Blitz und Schlag zugleich hatte der Anblick dieses reizenden Geschöpfes sein leicht entzündliches Herz getroffen. „Diese oder keine!" Er sagte das einem ledem, der ihm eben in den Weg lief, unter anderen auch dem Grafen Gülzow, der eben nach einem längeren vertraulichen teto-L-töto seinen Platz neben der schönen Exzellenz dem Prinzen Tertschakoff einge räumt hatte. Er sah aber dabei so glücklich aus, daß es auch dem Unbefangensten klar werden mußte, wie wenig Grund er hatte, diesen hochgeborenen Ri valen noch zu fürchten. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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