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WkWtz-MiW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnc in Dippoldiswalde 54. Jahrgang Dienstag, den 7. Februar 1888 Nr. 16. Verspätung hatte. — Beim Rangiren des Abendzuges am gestrigen Sonntag entgleiste bei einer Weiche der eine von zwei zusammengekuppelten Wagen im hie sigen Bahnhofe. Durch diesen Umstand waren die Arbeiten sehr erschwert, weshalb der Zug erst wenige Minuten vor 9 Uhr nach Hainsberg weiter fahren konnte. , . — 6. Februar. Das Schneetreiben, das von Frei tag Nachmittag bis Sonntag Abend hier und in der Umgegend sehr unmanierlich austrat, hemmte den Ver kehr sichtlich und erweckte lebhaftes Bedauern Derer, die die Pflicht als Postboten oder — Karpfenschmauß- gäste unerbittlich hinausrief in Sturm und Wetter. Die kaum wiederhergestellte Schlittschuhbahn konnte leider wieder nicht benutzt werden und die Plakate, die das Stiftungsfest des Eisclubs ankündigen sollten, mußten unangeklebt bleiben. Gestern gegen Abend endlich verwandelte bei -j- 3° U. sich der Schneefall in einen staubartigen Sprühregen, dem gegenüber allerdings einiger Muth dazugehörte, das auf dem Schicßhause stattsindende Wohlthätigkeitsconcert zu be suchen. Konnte unter dieser Ungunst des Wetters die Zuhörerschaft nur eine beschränkte sein, so wurden die Muthigen, die Wind und Wetter nicht gescheut hatten, durch den ihnen gebotenen Genuß reichlich belohnt. Das aus die Dauer von 2 Stunden, einschließlich der nöthigen Ruhepausen berechnete Programm bot neben mancher alten gern gehörten Nummer (so „Die Kapelle" von C. Kreutzer, „Nachtlied" von O. Wermann, „Das deutsche Schwert" von C. Schuppert) außer einer Ballade, „Der Deserteur", deren Komponist nicht an gegeben war, „Winzerleben", eine melodienreiche, höchst ansprechende Komposition von dem durch „Die Zigeu ner", „Christoph Columbus" und andere gern gehörte Werke bekannten gemüthvollen Tondichter Jul. Becker. Der starke, gut geübte Chor sang unter der Leitung des zugleich die Klavierbegleitung ausführenden Herrn Kantor Hellriegel frisch und fröhlich und errang sich solch' rauschenden Beifall, daß der im Polonaisenstyl gehaltene Schlußchor, das „Winzerfest" als Dank wiederholt wurde. Es ist zu bedauern, daß die trost lose Witterung manchen der hiesigen Musikfreunde und alle auswärtigen am Besuche des Concerts abhalten mußte. — Heute schneite es wieder lustig weiter, so daß die Spuren des gestrigen Thauwetters bereits wieder zugedeckt sind. — Wie im vorhergehenden, so hat uns auch für das Jahr 1887 Herr Gasthosbesitzer Stephan im „goldenen Stern" in gewissenhaftester und dankens- werther Weise durch regelmäßige Aufzeichnungen Ge legenheit gegeben, über den Verkehr auf den hiesigen, jeden Dienstag Vormittag stattfindenden Ferkel- märkten zu berichten und ergiebt eine einfache Auf rechnung folgendes, bei der scheinbaren Unbedeuten heit der Waare und des dabei zu bemerkenden Ver kehrs gewiß abermals bemerkenLwerthe Resultat: Es wurden im vergangenen Jahre zu Markte gebracht in Summa 2409 Stück. Davon wurden in den ersten »/» des Jahres verkauft 1479 Stück zum Durchschnitts preise von 15 Mark pro Stück, im dritten Drittel 405 Stück ä 9 Mark, so daß im Ganzen für 1479 Stück Ferkel 25820 Mark gezahlt wurden. Die Preise pro Paar schwankten in dem ersten Drittel des Jahres zwischen 33 Mark 36 Pf. am 2. Januar, und 24 Mark 28 Pf. am 19. Juli. Im letzten Dritttheil von 24 Mark 28 Pf. am 6r September und 15 Mk. am 11. Oktober. Außer den beiden Viehmärkten an welchen zusammen 525 Stück ausgeboten und 450 Stück verkauft wurden, war der Ferkelmarkt beschickt am reichsten mit 67 Stück am 25. Januar und am schwächsten mit 13 Stück am 27. Dezember. — Ob wir denn noch erleben werden, einstmals auch über einen von so vielen Seiten gewünschten Sonnabend- wochenmarktverkehr ähnlich günstige Resultate berichten zu können? — Nächsten Mittwoch, den 8. Februar, wird auf Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 6. Febr. In der am vorigen Freitag stattgesundenen Versammlung des Gewerbe- Vereins hatte den Vortrag Herr Sup. Opitz über nommen. Derselbe sprach über die Domkirchen zu Meißen und Freiberg. Schon unter Heinrich I., dem Gründer der Mark Meißen, solle in dem Burgbau an der Eibe ein Gebäude zu gottesdienstlichen Zwecken errichtet worden sein, aber erst Otto I. gelte als Er bauer eines Doms, der indeß durch Blitzschlag (1207) zerstört worden sei. Bischof Witicho I. (1266—93) habe den jetzigen, freilich im Laufe der Zeit durch ver schiedene An- und Ausbauten vielfach veränderten Dom errichtet. Die durch An- und Ausbauten verdeckte Ge stalt desselben sei die eines lateinischen Kreuzes. Der Vortragende beschrieb nun genau die einzelnen Tbeile des Baues, sein Aeußeres und Inneres, dabei beson ders die reiche Steinornameiüik und die von Lucas Cranach d. j. herrührenden Gemälde (Kreuzigung Christi, Abrahams Opfer, Kreuzabnahme) hervorhebend. Besonders ausführlich wurde auch die kurfürstliche Grabkapelle, durch welche das Hauptportal leider ver baut worden ist, behandelt. 1425 erbaut, birgt sie die irdischen Ueberreste ihres Gründers, Kurfürst Fried rich des Streitbaren, seiner Gemahlin Katharina, der Kurfürsten Friedrich des Eanftmüthigen Md Ernst, sowie des Herzogs Georg des Bärtigen und seiner Ge mahlin Barbara. — Als Gegenstück zum Dom zu Meißen könne der Dom zu Freiberg gelten. Während bei ersterem der gothische Baustyl in voller Einheit und Reinheit durchgesührt sei, finde man im Freiber ger Dome den romanischen und spätgothischen Styl und die Renaissance fast unvermittelt neben einander. Die goldene Pforte, welche nebst ihrem noch nicht durchweg sicher gedeutetem Bildwerk ausführlich be sprochen wurde, vertrete den romanischen, das Schiff den spätgothischen und das hohe Chor den Nenaissance- styl. Mit der Gründung Freibergs (13. Jahrhundert) sei auch durch Otto den Reichen ein Domgebäude ent standen. Die goldene Pforte stamme aus der ersten Gründungszeit, und sie allein habe sich erhalten, wäh rend die übrigen Theile durch Blitzschlag und Brand mehrfach zerstört und dann neuaufgebaut und verändert worden seien. Auch hier gab der Vortragende eine detaillirte Beschreibung des Dominnern, besonders auch der Grabkapelle mit 41 fürstlichen Leichen von Hein rich dem Frommen an bis auf Johann Georg IV. Besonders hervorgehoben wurde das dem Kurfürsten Moritz von seinem Bruder, Vater August, errichtete und aus allerlei Marmorarten zusammengesetzte Grab denkmal. — Es erscheint unmöglich, den an historischen Daten und künstlerisch-architektonischen Bemerkungen reichen Vortrag in ein kurzes Referat zu fassen; es genüge also diese dürftige Skizze und die Verzeichnung der Thatsache, daß dem Vortragenden schließlich reicher Beifall von Seite der Versammlung gezollt wurde. Ausliegende Bildwerke, die Darstellung der geschilder ten Bauwerke enthaltend, von Schmechten, Puttrich und Heuchler dienten zur Veranschaulichung des Vor trages, für den dem Vortragenden der besondere Dank des Vereins gebührt. — Die Versammlung des landwirthschaft- lichen Vereins am vergangenen Sonnabend war in folge des herrschenden schlechten Wetters leider nur sehr schwach besucht. Nach Erledigung von inneren Vereinsangelegenheiten hielt Herr Oberförster Winter- Echmirdeberg einen höchst interessanten und lehrreichen Vortrag über „Wald und Forstwirthschaft in Beziehung zur Landwirthschast". Da wir einen Auszug desselben in unserer Monatsbeilage zu veröffentlichen gedenken, können wir jetzt schon auf denselben verweisen. — Infolge des Schneetreibens am Sonnabend blieb der MiltagSzug von Kipsdorf in der Nähe der Graupenmühle im Schnee stecken und mußte auSge- schaufelt werden, weshalb derselbe eine halbstündige hunger Zuchtbulle plötzlich raus vorschriftsmäßig ver- Nach dem Gutachten des Herrn Be wert aus Dippoldiswalde ist der ge- Jnierale, welche dei d« bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wird- - same Verbreitung finden, »erden mit 10 Psg. di« Spaltenzeilr »der vere» Raum berechnet. — Ta- . bellarische und compkicirte Inserate mit entsprechen« d dem Aufschlag. — Eiime- sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzeile SVPfS- unserer Bahn, gegen Mitternacht, von Hainsberg bis Kipsdorf wieder ein Theaterextrazug abgelassen werden Im Altstädter Hoftheater wird „Margarethe", Anfang halb 7 Uhr, im Neustädter dagegen „Vicomte von Woriöres" gegeben werden; außerdem dürste auch der Circus und Victoria-Salon viele Besucher anzieheAMggsung der Hauptgeschworenen für die erste diesjährige Quartalssitzung des kgl. Schwur gerichts Dresden, dessen Sitzungen am 20. Februar beginnen und kaum eine Woche in Anspruch nehmen werden, ging u. A. Herr Uhrenfabrikant Rich. Lange in Glashütte als gewählt hervor. * Malter. Der hiesige Gutsbesitzer Herr Friede. Richter ließ am Nachmittag des 2. Februar wegen plötzlicher Erkrankung die eine seiner Kühe tödten, an derem Kadaver der Tags darauf erschienene Herr Be zirksthierarzt Lehnert aus Dippoldiswalde Milzbrand konstatirte. Mit Rücksicht darauf wurde das Thier in vorschriftsmäßiger Weise vergraben und das Des infektionsverfahren eingeleitet. Herr Richter besitzt noch weitere 9 Stück Rinder, welche bei vorgenommener Untersuchung gesund erschienen. Rabenau. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Januar dieses Jahres 315 Einzahlungen im Betrage von 16,665 M. 44 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 130 Rückzahlungen im Betrage von 9726 M. 56 Pf. Sparniarken, ü 10 Pf., wurden 380 Stück verkauft. Pretzschendorf. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Januar 84 Einzahlungen im Betrage von 11,090 M. 66 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 45 Rück zahlungen im Betrage von 3101 M. 14 Pf. Die Ge- sammt-Einnahme in diesem Monat betrug 12,625 M. 77 Pf. in 139 Kassenposten, die Ausgabe 8541 M. 14 Pf. in 50 Posten. * FriederSdorf. Am 1. Februar ist bei dem hie sigen Gutsbesitzer Herrn Karl Heinrich Schurig nach mehrtägigem Kranksein ein hunger Zuchtbulle plötzlich umgestanden und Tags daraus vorschriftsmäßig ver graben worden. V ' ' zirksthierarzts Lehnert dachte Bulle infolge von Darmentzündung verendet. Dresden. Die Zweite Kammer genehmigte am 3. Februar ohne erhebliche Debatten den Berg-, Hütten- und Münzetat, Kap. 8—15 des Staatshaushaltsetats, allenthalben nach der Regierungsvorlage. — Im Jahre 1863, dem Jahre der 50jährigen Gedenkfeier von Deutschlands Erhebung, nahm das Turn wesen innerhalb Sachsen einen ungeahnten Aufschwung. Wenn auch viele von den damals ins Leben getretene» Turnvereinen später wieder sich auf lösten, so werden doch noch 35 ihr 25jähriges Stif tungsfest Heuer feiern können. Radeberg. Die Mitglieder der hiesigen Fleischer- Innung, der zahlreiche Fleischer in weiterem Um kreise angehören, haben sich auf Anregung ihres Ober meisters unterschriftlich verpflichtet, jedes geschlachtete Schwein auf Trichinen untersuchen zu lassen und für jeden Unterlassungsfall eine Konventionalstrafe von 100 M. zu zahlen. Meißen. Nach dem jetzt vorliegenden Geschäfts ausweise der königl. Porzellan-Manufaktur in Meißen betrug die Nettoproduktion 1884 1,568,731 Mark 19 Pf., 1885 1,524,505 M. 59 Pf., 1886 1,469,614 Mark 76 Pf., mithin der Durchschnitt 1,520,950 Mark; der wirkliche Nettoerlös 1884 1,411,913 M. 13 Pf., 1885 1,428,969 M. 64 Pf., 1886 1,370,491 M. 67 Pf., mithin der Durchschnitt 1,403,790 M. Es hat also eine regelmäßige Ver mehrung der Vorräthe während dieser Jahre stattge funden. — Der Echulausschuß, sowie die städtischen Behörden von Meißen haben einstimmig den Beschluß gesaß(, die Wohnungsentschädigung der Lehrer bis „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. L5 Pfg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstem