Volltext Seite (XML)
Nr. L« LT. Jahrg. Freitag den 21. Januar 1916 Sächsische «rfthLstoslelle und RedaM«,, Dresden »Ol. IS, Holbeinstratze 4S Fernsprecher 213S6 Peftschekttonto Leipzig Nr. 14 787 v,,«g»pr»I»> AnSaabr X mit illustr. Bcilagr vicrlcljährlich jj.Itt X. In Dresden und ganz Denljch, tand frei Haus ».SS in Ocjlcrrcich 4.4» X. «»«gäbe « vierteljährlich ».NO .« In Dresden und ganz Dcuiichland frei Haus ».»« in Oesterreich 4.0? X. kinzel-Nummer ll« z. Die Sächsische VolkSzeitung erscheint an allen " Wochentage» nachmiltagS. Uolksreitung «nzetgen! «nnabmc ion Se><i'ai!e --elgentis INIllu Von tznnnncn.inzogt» ins ll Uhr Varia Preis s!i> diePelil-SpiUlzeUt -0 IN! Rrkln. n.eieil «<» ^ gl» undcuüich geschrudene si v-ic durch g>>» idrrcher ausgegldlne vt ^e>a>» kann,» nck, dir »eranlwaktdchteir siirdlelUrchtigtrit dre L'rpr« . nicht üdcriiehiükn. Srrachllundc dcr Rcdaltion; I l—lü Uhr vorm. Organ der Zentrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Kölligreich Sachsen. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. Zur römischen Frage „Corriere d'Jtalia" vom 14. Januar 1916 bringt ebenso wie die übrigen sogenannten katholischen Trust- blätter einen Aufsatz über die römische Frage, aus dem die markantesten Sätze bereits telegraphisch übermittelt wurden. Der Artikel weist zuerst darauf hin, daß in letzter Zeit in Italien eine Pressekampagne eingesetzt hat, um die Tätigkeit des Papstes zugunsten des Friedens zu dis kreditieren. Das Blatt will jedoch nicht hierüber längere Ausführungen geben, sondern nur die eventuelle Anteil nahme des Papstes an einer Friedenskonferenz, sowie seine eventuelle Absicht, bei dieser Gelegenheit die römische Frage zu lösen, erörtern. Was die eventuelle Anteilnahme des Pafsttes an einer zukünftigen Friedenskonferenz betrifft, so habe der Heilige Stuhl bis heute nichts getan, weder direkt noch indirekt, weder bei einem noch anderen Teil der Kriegführenden, um an einer Friedenskonferenz teilzu nehmen, oder gar den Vorsitz in ihr zu führen. Ter Papst tonne einen solchen Schritt nicht getan haben, aus dem ein fachen Grunde, weil beide kriegführenden Teile heute noch der Ansicht seien, daß sie einen vollkommenen Sieg erringen und damit dem Gegner auch ohne Konferenz die Friedens bedingungen diktieren könnten. Der Heilige Stuhl habe daher bei den Parteien, welche beide von einer Friedens konferenz nichts wissen wollen, keine Schritte tun können, um daran teilzunehmcn. Eine Friedenskonferenz wäre mir dann möglich, wenn beide Teile sich in einem solchen ungünstigen Zustand befinden würden, daß sie den Krieg nicht länger fortsetzen können. Es ist klar, daß der Heilige Stuhl ans Grund einer solchen für beide Kriegführenden ungünstigen Basis keine Anforderungen erheben könnte. Diejenigen daher welche das Gerücht in die Welt gesetzt haben, der Papst habe intri- aiekt, um an der Friedenskonferenz teilzunehmen, haben es getan ans Gründen, die sie sehr schwer eingestehen dürften. Bezüglich dieses Punktes sei auch noch einmal ausdrücklich sestgestellt, daß Deutschland niemals dem Papste ein dies bezügliches Angebot, an der Konferenz teilzunelmien oder in ihr das Präsidium z» führen, gemacht habe. Alsdann geht das Blatt zum zweiten Vorwurf über, der dem Papst gemacht wird, er wolle auf dcr Friedens konferenz die Gelegenheit benutzen, die römische Frage zu lösen. Demgegenüber stellt das Blatt fest, daß der Papst niemals ein Wort gesagt habe, welches berechtigte zu glau ben, daß er aus einer eventuellen Friedenskonferenz weniger edle Zwecke verfolgen würde, als denjenigen, den euro päischen Krieg zu schlichten. Es sei klar, daß der Papst auf einem Friedenskongreß keine neue Frage, die den europäischen Krieg nicht angehe. anschneiden würde. Bis her habe d^ Papst nur erklärt, daß seine Lage peinlich und anormal sei, und der Kardinal Staatssekretär Gasparri habe ausdrücklich gesagt, der Papst erwarte nickt die an ständige Regelung seiner Lage von dem fremden Waffen. Gewiß, der Papst und die Katholiken der ganzen Welt, wie diejenigen Italiens verlangten, wie sie immer verlangt hätten, daß die Peinlichkeit und die Anormalität der päpst lichen Lage aufhöre, lieber die Mittel jedock, um dieses Aufhören zu bewirken, hätten weder die italienischen Ka tholiken noch die Katholiken dcr anderen Länder ein Recht, ein Urteil abzugcben. Der Papst allein habe hierüber zu befinden. Die Anwesenheit des Papstes auf einem eventuellen Friedenskongreß brauchte also die Italiener nicht zu erschrecken, es sei denn, daß das italienische Re gierungsprogramm identisch mit demjenigen der Frei maurerei sei. Weihnachtsandacht im Lazarett in Leipzig Mit Freuden waren sie darauf eingegangcn, die Mäd chen der katholischen Schule in Leipzig-Gohlis, den ver wundeten Kriegern im Lazarett St. Georg die Weihnachts andacht mit Liedern und Liebesgaben zu verschönen. So geht's am Nachmittag hinaus nach dem neue» Stadt krankenhaus, das sich so stattlich aus den Feldern in Eutritzsch erhebt. Und die frohe Erwartung bleibt, gemischt freilich mit Neugier und Mitleid im warmen Kinderherzen, als der geräumige Badehaussaal die ganze Schar nebst Orga nist und den allzeit hilfsbereiten Lehrerinnen aufnimmt und der nun alle die Wunden Krieger streift, die auf Stühlen und bequemen Ruhebetten schon warten. Selbst Schwerverletzte nehmen teil. Auf Rollgestcllen werden sie in ihren Betten von Kameraden aus den verschiedenen Das Neueste vom Tage Griechenlands letzte Fricdcnsstunde Aus London erfährt die „Voss. Ztg.": Die dortigen politischen Kreise seien allgemein der Mcinnng, Griechen- lands letzte Fricdcnsstunde habe bald geschlagen. Ans Konstantinovel weiß die „B. Z." zu melden: Wie in Konstantinopel verlautet, bat Griechenland das letzte Ultimatum des Vierverbandes abgelehnt. Weitere Nach richten fehlen. Roch keine Friedenobedingungen mit Montenegro Berlin, 21. Januar. De» bereits aufgetauchteu Meldungen gegenüber, welche über Einzelheiten der Frie- d e n s b e d i n g u n g e n an Montenegro zu berichten wußten, betont ein Wiener Telegramm der „Kreuzzeitung" mit Entschiedenheit, daß die Friedens-Verhandlungen noch gar nicht begonnen hätten. Nach zuverlässigen Meldungen gehe die Wasfenstreckung r a s ch und» h n e R eibungen vor sich. Nach der Wiener „Neichspost" hätte König Niko laus seinen Unterhändlern, die am 13. Januar bei den österreichischen Vorposten erschienen waren, auch eine an Kaiser Franz Joseph gerichtete Depesche mit der Friedens bitte des Königs übergeben. Zum Umschwung in Montenegro Zn den Nachrichten über einen angeblichen Umschwung sagt der „Verl. Lokalanz.", cs scheine bemerkenswert, daß in Paris und Rom gar nicht mehr daran gedacht werde, daß man den König Nikolaus noch 24 Stunden früher als einen V e r r ä t e r an der Sache der Entente hingestcllt habe, der schon seit langer Zeit mit Oesterreich-Ungarn im Einverständnis gewesen sei. Dcr erste Balknnzug in Berlin V erli n. Die „Voss. Ztg." meldet: Der erste Balkan zug aus Konstantinopel traf letzte Nacht gegen sU2 Uhr mit einer unwesentlichen Verspätung in Berlin ein. Das aus dem Bahnhofe anwesende Publikum bereitete dem mit den Fahnen der Verbündeten geschmückten Zuge und den ihn entsteigenden deutschen und türkischen Offizieren eine herzliche Begrüßung. Orstcrreichischc Dienstpflicht W ien , 26. Januar. (W. T. BZ Morgen gelangen in beiden Staaten der Monarchie gesetzliche Bestimmungen zur Verlautbarung, wodurch die persönliche Kriegs- i e i st u n g s p f l i ch t bis zum 5>T Lebensjahre er streckt wird. Die im Alter von über .10 Jahren Herange zogenen dürfe» nur in außerhalb der Kriegsgebiete liegen den Gebieten und nnnnterbrochen nur höchstens 6 Wochen in Ansvrnch genommen werde». Eine neuerliche Heran ziehung derselben Person kann erst nach ein- bis zwei monatiger Unterbrechung ihrer Dienstleitung erfolgen. Das Gesetz hat nur für die Dauer des gegenwärtigen Krieges Wirksamkeit. , Eine türkische Richtigstellung K o n st a » t i n o p e l, 20. Januar. (W. T. B.) Die Telegraphenagentur Milli meldet: Ein französischer amt licher Bericht behauptet, daß Gallipoli in der Nacht vom 8. zum 9. Jauuar nach einem festgesetzten Plane geräumt worden sei. Saß die französischen Truppen alles Kriegs material unter Zurücklassung von 6 zerstörten und ge brauchsunfähige» Versuchskanonen weggeschasft »nd daß die Türken das Feuer erst eröffnet hätten, als die Ein schiffung bereits beendet war. -- Wir bemerken, daß in der fraglichen Nacht unsere Artillerie beständig auf jeden Punkt der Front feuerte und Jnfantcriekämpfe stattfandcn. Die Tatsache, daß unsere Truppen bei ihrem Vorrücken über kürzlich gefallene Feinde marschierten, beweist die Heftig keit des Kampfes und die feindlichen Verluste. Wir dementieren die Behauptung des französischen Berichtes, der der Wahrheit zuwiderläuft. Häusern durch windgeschütztc Gänge herbeigefahren, und mangelt's an Fahrgestellen, so lachen einen zwei bärtige „Zwillinge" aus einem Bett an. Wem nur die Füße ver sagen, der rollt sich, des eigenen Autos froh, selbst ein Fahr stuhl heran. Oder es trabt wie unser Benjamin, ein blut junger bayerischer Kriegsfreiwilliger, dem in den Kar pathen beide Füße abgefroren waren, hoch zu Roß auf den Schultern eines Kameraden in den Saal. Der ist heute mit Grün und hohen Tannen geschmückt. „Es ist ein Ros' ent sprungen", singen die Kinder, und nun ist Weihnachten. Da geht es zu Herzen, das Wort vom Wcihnachtsfrieden. von der großen Weihnachtsfreude, die allem Volke werden soll, auch den Wunden »m des Vaterlandes willen, auch den Liechen, die um die Zukunft sorgen, den Vätern, die um Weib und Kinder bangen, und denen, die genesen, wieder das blutige Kriegshandwerk treiben müssen. Friede und Freude ihnen allen in tiefer Seele trotz des Waffenlärms draußen, wenn sie nur guten Willens sind und dem neu geborenen Erlöser eine Heimstatt bereiten wollen in reinem, vertrauendem, opferfreudigen Herzen. Ilnd wie es nun durch den Saal zieht, das ewig schöne Lied von der stillen, der heiligen Nackt, da summen sie erst und singen dann mit in frohem Weihnachtsmut, der bärtige Landsturm mann und der junge Kriegsfreiwillige — eine große Familie Gottes. An die eigenen Kinder, an die kleinen Geschwister zuhause erinnern die Kinder vor ihnen, und da wird manchem weh und doch so Wohl, und in manches bärtigen Kriegers Auge blitzt eine blanke Träne. Aber fort mit trüben Gedanken! Zwischen die Weih nachtslieder zwitschert schon das Lachen der Mädchen, die sich zu ihrem Weihnachtsstück umkleiden. Ta marschieren sie schon aus, Häusel und Gretel, Knecht Rupprecht und der trutzige Winter, Rotkäppchen mit Weinflasche und Kuchen im Körbchen, und was uns sonst aus deutschen Märchen lieb ist. Für sich selbst haben sie das Weihnachtsspiel ge übt, das sie heute den Kriegern bieten, oder wer da beob achtet, wie die Freude auf so manchem bleichen Gesicht auf- lenchtet, wer sieht, wie sie sich Vorbeugen, fast vergessend auf Wunden, Krücke und künstlichen Arm, um von dem Spiel der Kinder nichts zu verlieren, der weiß, daß die anspruchs lose Gabe der Kinder geschätzter ist im Lazarett als mancher sonst erlesene Kunstgenuß. Der Pfarrer hat indes Rochett und Stola abgelegt und besucht seine einzelnen Kameraden. Nicht allzu oft erlaubt die Zahl der Lazarette Gottesdienst und Besuch, aber er kennt die Seinen doch und srcnt sich mit ihnen über jeden Schritt zum Bessern. Da streckt die sunge Kraft, nahe beim Königssee zu Hause, ihm freudig die linke Hand entgegen — die granatzerfetzte Rechte ruht in der weißen Binde — und nur wer den kräftigen Burschen gut mustert, glaubt, daß er ihn kürzlich er>> aus der Schnabeltasse gefüttert und ihm die Schmerzentränen abgewischt bat. Der trägt das Weiße Tuch noch »ui die Stirn, aber nur Nähspnren noch weist das Bein, ans dem ein Knochenstück entnommen und in die Stirn eingesetzt wurde. Hier ein Trostwort an einen, der schon das zweite Weihnachten im Lazarett ver lebt, da die eiternde Wunde sich nicht schließen will, dort zeigt ein anderer, wie gut eS schon mit dem Arni aus Stahl und federnden Bändern geht, und der erzählt mit Freude», die Krücken trügen ihn mit seinem einen Bein so gut, daß er nächstens nach der Posener Heimat fahren könne. Die kurze Pfeife hat er dabei im Munde, wie er sie auch in den ärgsten Schmerzen nicht hergab, als Arzt und Schwestern nach der Amputation ihn anfgegeben hatten. So sind üe alle gekommen, die nur konnten, Weih nachten zu feiern: selbst der bleiche Kamerad dort im Fahr stuhl mit den eingesunkenen Wangen trotz des Bedenkens der Schwester - der Kinder Weihnachtslieder waren seine lebte Freude. Der Rnndgang ist beendet: auch das Weihnachtsspiel, und Knecht Ruprecht mit seinen Getreuen zieht sich zurück, freilich nur, um sogleich wieder zu erscheinen und, gefolgt vom Christkind und den anderen allen, Aepfel und Nüsse. Zigarren und Schokolade. Karten und Bücher in Fülle als Weihnacktsgabe an die Verwundeten zu verteilen. Der Dank der Krieger ist ihnen reicher Lohn, und wo gar einer anhebt, von Kampf und Feldstrapazen zu erzählen, da umstehen sie dicht gedrängt die Betten und können nickt genug bekommen mit Fragen und Hören, bis Bett auf Bett davonrollt »nd die Hausordnung den Aufbruch verlangt. Hinaus geht'S in den heimlichen Winterabend, im Auge noch den Widerschein der Weihnacktsfrende, die sie den wunden Kriegern bereitet. - -KE - „ - U i . .ZA b'i 1..! '! l . k