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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: Vie «gespaltene Naumzeile 20 Npfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennige, die 3 gespaltene Neklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Neichspfennige. Borge- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 '«VÄS snnahmebisvorm.louhr. —— — — Für dir Richtigkeit dcr nur, wmn Blendung -'ng-s°nd,-r Schriftstück- durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine Gnrnntie. Jeder R°b°«°nspruch erlischt, wenn der Bewag dur^ —k» re — , umporto beill-gt. Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. a-richt- und d« Swd?n!,- Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen »er Amt-hauptm-nnschaft Meißen, des Amts ¬ gerichts und »es Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Das »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werk,»--. —.. ", , - .... - RM. zuzüglich uni N Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ^Mä^V^r .ein Anspruch auf Liese-ung brr Z-itung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung -chM.°"UchriW'üL' Nr. 86 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amisblatt" WilHdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 11. April 1933 Mit eisernem Besen. Zwar steht in der Weimarer Verfassung tm Artikel 130 der lapidare Satz: .Die Beamten sind Diener der Gesamt heit, nicht einer Partei", — aber Deutschland Hai in den langen Jahren nach dem Novemberumsturz mehr als aus giebig das kennengelernt, was in jenem Artikel der Wei marer Verfassung eigentlich ausgeschaltei sein sollte: den Parteibuchbeamten. Diese Zeilerscheinung war in zahllosen Fällen überaus unerfreulich. Nicht bloß, daß so viele, viele Beamte selbst, die im Besitze des „richtigen" Parteibuches waren, mit wahren Riesensprüngen die Be- förderungsleiier emporsausten oder vielmehr empor gehoben wurden, sondern es wurden in Reich, Ländern, Gemeinden und nicht zuletzt in den öffentlich-rechtlichen Körperschaften, wie z B.in den verschiedenen Zweigen der Sozialversicherung, ferner in den Wirtschaftsbetrieben der öffentlichen Hand eine parteipolitische „Vetternwirtschaft" getrieben, die geradezu jeder Beschreibung spottete. Um es drastisch zu bezeichnen: Es bildeten sich große Eiterherde am Körper unseres Beamtentums vom Reich herunter bis zu den kleinsten Gemeinden, und wenn einmal solch eine . Eiterbeule — was viel zu selten geschah — aufgestochen wurde, dann gab es -inen üblen Gestank. Nicht bloß jeder Deutsche kennt den Barmat -, den Kutisker», vor allem den Sklarek» Skandal, sondern leider drang die Kunde von diesen „Berühmtheiten" auch weit hinaus ins Ausland, und wir Deutsche haben bedauerlicherweise gar keine Veranlassung mehr, etwa auf den weltberühmten .Panama-Skandal" der Franzosen hinzuweisen. Und was das Vordringen des Parteibuchbeamten noch mehr zum Skandal, zu einer inneren Unsittlichkeit machte, das war die äußere Wahrnehmung, besser gesagt: Aus nutzung des Beamtenrechts, das man in diesem Falle aller- dings ein bißchen z u r e ch t g e k n e t e t e. Wie oft wurde nicht auf das pensionsfähige Dienstalter eine Beschäftig guna anaerechnet, die mit der des Beamten nichts, aber auch gar nichts zu tun hatte! So mancher Gewerkschafts beamte dem die Partei einen Beamtenposten verschafft batte, ließ sich „Dienstjahr e" anrechnen, die in einem besonders berühmt gewordenen Falle sogar bis in die — Schulzeit zurückreichten. Und dabei kannten die Par teien des Weimarer Systems keinerlei „falsche Scham"! Das nagt wie ein Wurm am inneren Kern eines Beamtentums, das in jahrhundertelanger Arbeit preußi scher Könige und von dort aus hinauswirkend auch auf die anderen deutschen Länder zu einer festen Säule des Staates und des Reiches gemacht worden war. Im Laufe der letzten vierzehn Jahre wurde sie brüchig durch das System der Parteibuchbeamten, aber auch durch ein System, das über Eignung oder Nichteignung desBeamten selbst vom parteipolitischen Standpunkt aus entschied. Daß sich infolgedessen so mancher frischgebackene oder rasch be- sördcrte Beamte als Diener nicht der Gesamtheit, sondern »seiner" Partei fühlte, haben wir in Deutschland immer wieder sehen müssen, leider aber auch, daß so mancher Parteibuchbeamte, wenn er strauchelte und fiel, trotzdem don der Partei liebevoll gestützt und wieder aufgehoben wurde. Mit rücksichtslos eisernem Besen wird das jetzt durch das neue Beamtengesetz ausgefegt. Grundsätzlich verfügt der ß 2 dieses Gesetzes, daß alle Beamten, die nach dem 9. November 1913 in das Beamtenverhältnis eingetreten sind, ohne die für ihre Laufbahn vorgeschriebene oder übliche Vorbildung zu haben oder ohne sonst für ihr Amt die nötige Eignung zu besitzen, aus dem Dienst zu ent- lassen seien. Und ebenso grundsätzlich erstreckt sich die Durchführung dieser Bestimmung auf alle Beamten in Reich, Landern, Gemeinden, den öffentlich-rechtlichen Sozialversicherungsanstalten usw. Der an sich hier selbständigen Reichsbahn und der Reichsbank il^cht 'es' a^ erteilt. Schließlich ent- Einstutz de? c^Eg.fch durchgeführten Versuch, den ^rs^twerde^^ in den Ruhestand 'durchNchN^ dLch die L.at, durch ihr Frontkämpfer! bewiesen baben daß ..ihr Vaterland Deutschland ist". yaven, oav Mit Sorge und Zorn hatte der Großteil des deutschen Tätigkeit des Systems der Parteibuchbeamten mit ansehen müssen. Es ist durck- aus kein „Verdienst" der Revolution von 1918 wenn sie damals nicht den sofortigen Abbau der zu ihren politischen Gegnern zählenden Beamten vollzogen haben: hätten sie es getan, so wäre aus absolutem Mangel an geeigneten Ersatzmännern die ganze Verwaltungsmaschine zum Still- stand gekommen in einer Zeit, in der ihre Arbeit be sonders notwendig war. Man hat das dann aber um so gründlicher nachgeholt! Damit ist es jetzt zu Ende und der sich äußerlich und innerlich unversehrt gehaltene Teil der Beamtenschaft kann wieder aufatmen. Mit ihm das deutsche Volk, das unbedingt Sauberkeit, Ordnung und vor alleNi persönliche und sachliche Eignung in seiner gesamten Beamtenschaft wiederhergestellt wissen will. Vie alten ^rieaenMörer. pariser Ten-enzgerüchie. Ein Pariser Börsenblatt, das der französischen Regie rung in kritischen außenpolitischen Lagen Hilfestellung zu geben pflegt, läßt sich von seinem Berliner Vertreter an gebliche Äußerungen des amerikanischen Sonderbotschafters Norman Davis über seine Berliner Eindrücke schreiben, Äußerungen, denen man von vornherein den sehr eindeutigen Zweck anmerkt. Vor allem will der Berliner Gewährsmann des Pariser Börsenblattes aus seiner Unterredung mit Norman Davis den bestimmten Eindruck gewonnen haben, daß Deutschland den Zeit punkt der Washingtoner Vorkonferenz hinaus- schi^ben möchte. Genau das G e g e n t e i l ist der Fall. Auch der Berliner Korrespondent des französischen Blattes mutz wissen, mit welcher Eindeutigkeit Reichsaußenminister von Neurath dem Sonderdelegierten Amerikas die Stellung der Neichsregierung vor allem zu den drängenden Fragen der Gleichberechtigung, der Abrüstung und der Weltwirt schaftskrise klargestellt hat. Er muß ferner wissen, daß Reichskanzler Hitler schon in seiner Regierungserklärung vom 23. März dem möglichst baldigen Zusammentritt der Konferenz zugestimmt hat, mutz auch wissen, datz die von interessierter Seite schon wiederholt lancierte Behaup tung von angeblichen Vertagungswünschen Deutschlands durch zuständige Berliner Stellen jedesmal dementiert wurde. Davon abgesehen aber muß dem Franzosen — und natürlich erst recht seinen Auftraggebern — bekannt fein, daß die französische Negierung bisher weder einen Etat noch einen eigenen Plan für die Verhandlungen in Washington ausgearbeitet hat, obwohl bis zur Abreise des für Washington vorgesehenen französischen Unter händlers, des früheren Ministerpräsidenten Herriot, nur noch eine knappe Woche Zeit ist. Aus alledem geht, wie schon oft vor internationalen Konferenzen, wieder einmal eindeutig hervor, datz nicht Deutschland, sondern Frankreich die treibende Kraft fürneueVerschleppungsmanöver ist, die gerade in der die ganze Welt interessierenden Frage der Herabsetzung der Zölle für eine ganze Reihe von Län dern von verhängnisvollster Wirkung werden können. Verschärfte SeutschenheHe in Polen. Boykott, Ausschreitungen und Greuel« Propaganda. Die beabsichtigten Folgen der in Polen seit mehreren Tagen besonders von der Regierungspresse und vom West- marken-Verein betriebenen Hetze waren deutschfeindliche Kundgebungen, die u. a. in L o d z stattfanden. Zunächst zogen die Demonstranten vor das deutsche Konsulat und beschädigten mit Stein würfen das deutsche Hoheitszeichen. Der Lodzer Wojcwode hat später dem deutschen Konsul sein Bedauern ausgesprochen. Ferner überfielen die Demonstranten die Redaktionen der „Deut schen Freien Presse" und des „Lodzer Bolkstages" sowie das deutsche Gymnasium. Da die Polizei gar nicht oder nur in ungenügender Zahl vorhanden war, wurden die Einrichtungen in den Redaktionen und im Gy«nasium zerstört sowie sämtliche Fensterscheiben zerschlagen. Die deutschen Schriften und Bücher wurden auf einen Haufen geworfen und angezündet. Aus allen Zeitungsständen wurden gewaltsam sämtliche deutschen Blätter und Schriften entfernt und öffentlich vernichtet. Sogar einzelnen Personen wurden in Cafss und Restau rants die deutschen Blätter aus den Händen ge rissen und verbrannt. Unter anderem wurden auch die beiden deutschen Buchhandlungen in Lodz, Ruppert und Erdmann, gestürmt und verwüstet. Die polnische Regierung scheint die Boykottaktton gegen Deutschland nunmehr selbst in die Hand zu nehmen. Dies beweisen die haßerfüllten Boykottausruse der Negierungspresse, des Westmarken-Vercius und anderer Organisationen, die säüttlich unter dem Einfluß der Regierungskreise stehen. Da wird wider besseres Wissen behauptet, in Deutschland sei die ganze polnische Presse vernichtet, die polnischen Schulen seien geschlossen und die polnischen Arbeiter aus die Straße g» warfen; polnische Staatsbürger wurden gemordet und in die Gefängnisse gesperrt. , Auch die zahlreichen aufklärenden Berichte aus ländischer Korrespondenten gegen diese Greuelhetze haben deren verstärkte Fortsetzung durch das haßerfüllte Polen nicht verhindern können. * Wieder Boykotthetze in London. Aussprache im Unterhaus. Die Londoner Juden haben in der Frage der Vovkott- plakate gegen deutsche Waren einen Sieg erfochten. Über all sieht man wieder die roten Plakate mit den Worten: „Boykottiert deutsche Waren!", nachdem sie am Sonntag auf Veranlassung der Polizei entferni werden mußten. Die Zeitungen melden in großer Aufmachung von dem jüdischen „Sieg". Der Innenminister Sir John Gilmour gab am Montag nachmittag eine Erklärung im Unterhaus ab, in der die zurückweichcnde Haltung der Behörden klar zum Ausdruck kommt. „Das Haus", so erklärte Sir John Gilmour, „wird mir zustimmcn, daß jetzt nicht die Zeit ist, deutschfeindliche Gefühle zur Schau zu stellen." Ter Abgeordnete MacEntee fragte: „Bedeutet dies, daß die Juden ihre Plakate aushängen dürfen, wenn sie wollen?" Der Innenminister: „Selbstverständlich dürfen sie." Churchill sagte: „Will der Innenminister klar machen, daß es die Absicht der Regierung ist, jede vernünftige Zurschaustellung der freien Meinnng über diese Ange legenheit in England zuzulassen?" Der Innenminister: „Gewiß, gewiß." Aus eine weitere Frage sagte Sir John Gilmour, daß bei ihm keinerlei Vorstellungen von deutscher Seite wegen der Plakate erhoben worden seien. Der sozialistische Abgeordnete Wedgewood fragte, ob ein mögliches Vorgehen unter dem Artikel 11 des Vöttcr- bundsstatuts bekanntgegeben würde. Er sei der Ansicht, daß die gegenwärtige, zwischen Polen und Deutschland bestehende Lage genügend ernst sei, um ein solches Vor gehen wünschenswert zu machen. Außenminister Simon erwiderte, er könne nicht genau sagen, in welcher Form das Vorgehen erfolgen könne. Wenn jedoch Maßnahmen unter dem Artikel 11 getroffen würden, so würde das bckanntgegeben werden. Die Lage der Inden in Deutsch- l»nd finde sehr viel Aufmerksamkeit, und er selbst steile Nachforschungen an. . Bor Ernennung -er Reichsstallhalter. Man nimmt in politischen Kreisen an, datz der Reichs kanzler für Preußen den kommissarischen Innen minister und Reichsminister Göring zum Minister präsidenten ernennen wird, während sonst Änderungen in Preußen in den Personalien nicht zu erwarten sind. Für Bayern rechnet man mit der Ernennung des Generals von Epp zum Reichsstatthalter und des Vor sitzenden der bayerischen nationalsozialistischen Landtags- sraktion Buttmann zum Ministerpräsidenten, für Sachsen mit der Ernennung des Neichskommissars v. Killinger zum Reichsstatthalter, für Hessen mit der Ernennung des nationalsozialistischen Gauleiters Sprenger zum Reichsstatthalter, sür Baden mit der Ernennung des jetzigen Reichskommissars Wagner zum Reichsstatthalter. Die Ernennung eines gemeinsamen Reichsstatthalters für beide Mecklenburg mit dem nationalsozialistischen Abgeordneten Hildebrandt gilt als sicher. Die Verhandlungen für die übrigen Länder sind noch nicht abgeschlossen. Dorpmüller beim Reichskanzler. Reichskanzler Adolf Hitler empfing den General direktor der Deutschen Reichsbahn, Dr. Dorpmüller, zu einer Besprechung über Reichsbahnfragen. Zwecks engerer Zusammenarbeit zwischen der Reichsbabn und dein Speditionsgewerbe sowie zwischen der Reichsbahn und dem Kleinschiffergewerbe wurde vereinbart, je eine gemischte Kommission zu bilden, zu deren Vorsitz der Reichskanzler den Reichs verkehrsminister in Aussicht genommen hat. Den vom Reichskanzler entwickelten Plänen für eine großzügigeArbeitsbeschaffungzur Belebung der deutschen Wirtschaft sicherte der Generaldirektor die weitgehende Mitwirkung der Reichsbahnverwaltung zu. Adolf Silier nach Söddeuischland abgereift. Reichskanzler Adolf Hitler hat Berlin zu eine-«- kurzen Erholungsaufenthalt verlassen. Er wird im Laufe des Ofterdienstag wieder in Berlin eintreffen. Reichsminister Goebbels verläßt Berlin am Mittwoch. Er dürfte sich ebenfalls nach Süddeutsch land begeben. Wie verlautet, ist mit der Ernennung der Statthalter vor Ostern kaum noch zn rechnen. Im übrigen steht auch noch nicht genau fest, welche kleineren Lander einen gemeinsamen Statthalter erhalten sollen. Ter zur Zeit in Rom weilende Reichsminister Go r l n g, der in Aussicht genommene Ministerpräsident für Preußen, wird seine Amtsgeschäfte erst nach Ostern übernehmen.