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Donnerstag. Lstpst». «e s«wm« er» schÄt m» Uu»»«kme »«« ««»>U-g« Hßllch n-chmitt-,« str den folgenden T»g, - Preis filr da« Vierteljahr l'/t Lhk.j jede «tazelae Nummer r Ngr. — Nr. 92. — Dnitschk Allgmrim Mtmig. -Wahrheit uud Recht, Freiheit und Gesetz!» SS. April 1858- Za beziehen durch alle Post Lmter de« In - uud Auelande», sowie durch die Srpeditio» iu Leipzig (Querstraße Str. »). Änsertionsgebühr für den Skaum einer Zeil« L Ngr. Deutschland. Preußen. XPerlin, 20. April. Zn Nr. 75 dieser Zeitung stst ein Artikel enthalten, Welcher die konstitutionellen Mitglieder des preußi- phen, jetzt in Berlin tagenden Abgeordnetenhauses daran mahnt, nicht auseinander zu gehen, ohne über ihr Verhalten und Maßnahmen für die nächsten Landtagswahlen Verabredungen und Beschlüsse gefaßt zu ha ben. Zugleich Wird darauf hingewicsen, wie nothwendig es sei, parlamen tarische Talente und Größen in das HauS der Abgeordneten zu wählen, und unter andern solchen Größen werden Namen wie Simson, Bcseler, Be ckerath, Mevissen rc. genannt. Was den ersten Punkt betrifft, so verhehlen wir nicht, daß eS am zweckmäßigsten sei, wenn jede Partei es für unan gemessen, «S für eine Art Schwäche hielte, mit den gewöhnlichen Mitteln auf die Wahlen Einfluß zu üben; denn im Geiste des Constitutionalismus ist eS. gelegen, daß die Wahlen vollkommen frei seien, daß das Volk sich selbst überlassen werde, um sein Wahlrecht frei auszuüben, daß es ohne Bevormundung, sie komme von der linken oder der rechten Seite, die Män ner feintS Vertrauens wähle; denn nur unter dieser Voraussetzung darf man die Zuversicht haben, daß die Wahlen den Willen des Landes aus drücken und daß daS konstitutionelle Leben nicht schon in seinem ersten Keime krank und verderbt ist. In dem andern Satze aber spricht der angezogene Artikel einen Wunsch, beziehungsweise einen Vorwurf aus, von denen je ner schon erfüllt worden ist, weswegen der letztere als ein nngegründetcr erscheint. Wir geben zu, daß eS den HH. Simson und Beseler nicht an gutem Willen gefehlt habe, ein Mandat anzunehmen; aber es ist bisher nicht gelungen, ihre Wahl irgendwo durchzusetzen, obgleich die Versuche viel fach gemacht worden sind. Aber mit den HH. v. Beckerath, Camphausen, Mevissen und andern verhält es sich nicht also. Eben diesen Herren, welche auf dem Vereinigten Landtage wesentlich dazu mitgewirkt haben, daß die neuen Zustände in Preußen eingctreten sind, die damals und auch eine Weile später »ine so laute Sprache geführt haben, eben diesen Herren hat »S nicht an Gelegenheit gefehlt gewählt zu werden; aber sie haben sich den Wahlen entzogen oder sic abgelehnt, wo dieselben auf sie gefallen waren. Wir stehen nicht an zu bekennen, daß wir dieses Verhalten nicht billigen, daß auch diejenigen es nicht billigen werden, welche nicht zur Partei der genannten Männer gehören. Denn nachdem sie den ConstiturionalismuS in Preußen inS Leben gerufen hatten, konnten sie sich nicht mehr der Auffor derung entziehen, denselben allch in ungünstigen Zeiten und Konjunkturen zu-vertraten und zu vertheidigen, auch dann noch ihn zu vertreten, wenn diese Vertretung von ihnen Opfer gefordert hätte. Sie sind aber alle zu khttn früher» Beschäftigungen zurückgekehrt und haben unS einen Beweis mehr geliefert für den alten Satz, daß zu einem Patrioten und Staats mann mehr als Gewalt der Neve, daß auch die Macht der Gesinnung und Müth dazu gehören und daß ohne diese die erstem Eigenschaften für einen Augenblick wol glänzen und leuchten, aber keine dauernde Bewunderung her- votrufen können. — In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde über den An trag des Abg. v. Bardeleben und Genossen wegen- fester Regnlirung der Wahlbezirke für die Wahlen zum Hause der Abgeordneten discntirt. Di« Kommission beantragt bekanntlich die Ablehnung des Antrags. Von Wg. Reichensperger (Köln) ist ein Verbcfferungsantrag eingegangen, da hin lautend: „die Erwartung auszusprechen, daß die StaatSregierung An ordnung zum Zweck der Beseitigung der bei den letzten Wahlen hervorge- treteuen erheblichen Misstände und insbesondere zu einer zweckentsprechenden Eintheiluug der Wahlbezirke treffen werde." Rach längerer Diskussion WMds der Antrag des Abg. v. Bardeleben und ebenso das Amendement ahgelehnt. Baiern. München, 18. April. Wie wir vernehmen, haben von den seht wenigen bairischen Unterthancn, welche sich um Verleihung der St.-Helena-Medaille bewarben, einzelne die allerhöchste Bewilligung zur Annahme der Medaille nachgesucht und erhalten; es ist aber auch der Kall vorgekommen, daß Betheiligte nach erlangter Erlaubniß zur Annahme die Medaille unter der Erklärung zurückgaben, daß sie erst nach der Hand richtige Aufklärung über die Bedeutung jenes Denkzeichens für die Kriegs- perlohe 1792—1815 erhalten hätten, (N. M. Z.) Kurhessrn. -affet, 17. April. Die KretSblätter enthalten folgende Verordnung: „Infolge Beschlusses kurfürstlicher Regierung vom 23. März werden sämmtstche OrtSvorstände, in deren Gemeinden Israeliten wohnen, angewiesen, binnen acht Tagen speciette Verzeichnisse der Christen, welche hei Israeliten dcS Orts als Dienstboten, Handlungs- oder GewerbSgehil- fen, Lehrlinge, Schreiber rc. in Diensten stehen, mit Benennung der Dienst herrschaften und Angabe deS Heimatortes der Dienstboten rc. anher einzu- reichen und zugleich zu berichten, ob wahrge^ommen worden ist, daß die israelitischen Dienstherrschaften jene Dienstboten rc. am Kirchenbesuch hin dern und sonst auf ihre christliche und kirchliche sowie Überhaupt auf ihre moralische Haltung nachtheilig einwirken. Für die Zukunft ist bis zum I. Dec. jeden JahreS, auch des laufenden, gleicher Bericht über diesen Ge genstand zu erstatten." Die Behörden sind gegenwärtig mit Ausführung dieser Anordnungen beschäftigt. Polizeidicncr und Dorfbürgcrmeister sam meln in den Häusern der Israeliten daS erforderliche Material. Thüringische Staaten. L Altenburg, 18. April. Unser neue stes Gesetzblatt brachte unter anderm ein neues Regulativ für das Schul lehrerseminar, welches die Heranbildung eines tüchtigen LehrerstandeS für die Volksschulen zur Aufgabe hat. Unterricht und Erziehung im Se minar find danach gemeinsam und stehen unter einem Director und noch drei Lehrern. Die Seminaristen wohnen nebst dem Director in einem ei genen Gebäude und erhalten Unterricht, Wohnung, Heizung und Beleuch tung unentgeltlich, vom zweiten Jahre an in der Regel auch noch 25 Thlr. jährlich Speisegeld. Der ganze Inhalt deS Regulativs legt ein günstiges Zeugniß von dem Eifer, der Umsicht und Sorgfalt ab, welche man, wie wir gern anerkennen, bei unS der Heranbildung tüchtiger Volksschullehrer widmet, für deren Stellung selbst ja auch neuerdings hier zu Lande mehr gethan worden ist als in fast allen andern deutschen Ländern. Nur eins ist uns an dem Regulativ aufgefallen, und das ist die ungewöhnliche Strenge der Hausordnung, dke sich eher den Satzungen eines katholischen Collegiums nähert. Bestimmungen wie die, daß die Seminaristen unter einer dreifachen Aufsicht, deS Directors, eines Lehrers und eines altern Mitschülers, stehen, daß zu jedem Ausgange die Einholung .eines besonder» Urlaubs nöthig ist, daß ihnen der Besuch von Schankstätten ohne Begleitung eines Lehrers so wie das Tabackrauchcn im Seminar und auf Straßen verboten ist u. dgl. m., gehen unserm Dafürhalten nach hier, wo man nur mit völlig erwachsenen Menschen zu thun hat, zü weit und führen in der Folge zu großen Nach theilen. Es wird sicher nie gute Früchte tragen, wenn man Erwachsene wie Kinder behandelt. Ob das n^uc Seminar, zu dessen Neubau die Landschaft schon vor mehreren Jahren die Mittel bewilligt hat, hier oder, wie erst be absichtigt war, in einer Provinzialstadt erbaut werden soll, ist zur Zeit noch unentschieden; man wird sich aber, wie wir hören und hoffen, schließlich, doch für die gewiß allein richtige Ansicht der Verlegung in die Hauptstadt bestimmen. —- Dasselbe Gesetzblatt pnblicirt auch das Gesetz über ein all- gemeines Landesgewicht nach den jetzt allgemein vereinbarten Bestim mungen. D«s Gesetz tritt mit dem 1. Nov. d. I. in Kraft. Sotha, 18. April. Durch Vermittelung der französischen Gesandt schaft zu Weimar sind nach Koburg neun Stück Helena-Medaillen für Theilnehmer an den Napoleonischen Kriegen gesendet worden. Es wird in dessen versichert, daß der regierende Herzog den durch dieses zweideutige Ehrengeschenk Ausgezeichneten die Erlaubniß zum Tragen der Medaille ver sagt habe. (Wes.-Z.) Braunschweig. Sraunschweigj 17. April. Die Abgeordneten versammlung genehmigte heute den Bau eines neuen Theaters. Der Zuschauerraum soll, nach dem Bericht der Hannoverschen Zeitung, für we nigstens 1400 Personen erbaut werden. Für de» Bauplatz sollen 20000 Thlr. aus dem Kammerkapitalfonds und zum Bau 450000 Thlr. von den Ucberschüffen der herzoglichen Hauptfinanzkaff« verwendet werden. Die dar über hinaus erforderlichen Gelder sollen aus dem Kammerkapitalfonds vor- gcschoffen und von den für den Landeshcrrn reservirten Kammereinkünsten erstattet werden. ES soll kein Prachtbau, sondern nur ein zweckmäßiges und vor allem sicheres Gebäude aufgeführt werden, Lippe. Jus Lippe, 18. April. In der Stadt Lemgo, gegründet gegen Ende deS 12. Jahrhunderts, wurden gestern 13 Häuser ein Raub der Flammen, und gelang es nur den angestrengtesten, sechsstündigen Ar beiten der aus der Umgegend zur Hülfe Herbeigceilten, die Stadt vor gänz licher Einäscherung zu bewahren. Schleswig-Holstein. AuS Schleswig bringt die Magdeburger Zei tung einen neuen Beitrag zur Charakteristik der dänischen Gewaltherr schäft. Bekanntlich hat die schleswigsche Ständeversammlung in ihrer letz ten Diät sich geweigert, dem Verlangen des Ministeriums gemäß von neuem außerordentliche Steuern, welche nach der Regierungsvorlage zur Deckung eines angeblichen Mehrbedarfs für den Gcsammtstaat dienen sollten, zu re- partiren. Die Negierung hat indessen diesen mit einer Hinweisung auf die schleswigsche Verfassung motivirten Beschluß der schleswigsche» Stände ein- fach casstrt und die von ihr beantragten außerordentlichen Steuern eigen mächtig repartirt und ausgeschrieben. Ein Mitglied der schlcSwigschen Rit terschaft, der Hofjägermeister Graf v. Ahlefeldt zu Groß-KönigSfährde und Lindau, der als Abgeordneter der Ritterschaft in der Ständeversammlung sitzt und in dieser Frage wie in allen übrigen Stücken mit der von zwei bäuerlichen Abgeordneten (Thomsen aus OldenSworth und Hansen aus Grum- bpe) geleiteten Opposition gestimmt hat, erklärte nun, als vor einigen Wo chen jene von der Regierung eigenmächtig ausgeschriebene außerordentliche Steuer von ihm eingefordcrt wurde, daß er dieselbe gutwillig nicht entrich-