Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblait Das Wilsdruffer Tageblati enthält Lie amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmaunschaft Meißen, de« Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Rr.166 — 83. Jahrgang Freitag den 18 Juli 1924 Wilsdruff-Dresden Post check: Dresden 2840 Tetegr.-Adr.: .Amtsblatt" MW MM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »«.IMledrnffer Tasman" erscheint täglich nacht». !> Uhr für den sollenden Tag. Bezug «preis: Bei Abholung in der VeschLftssteUe und den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Anstellung durch Lie Boten 2,20 Mk., bei Poftbestellung »N «TL??" Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend «.»^^7^. trLarrvndGeschSstsstelleu - - 2 nehmen -u jeder Zeit Be. ftelUrnge« EMtgegru. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Aeitung oder smr-ung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandrer Schriftstücke erfolgt nur. wenn Porto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzrigknprei«: dir »grspaltenrAanmgrileMBoldpsrnnig, dir LgespaltrnrArilr drr amtlichen Brbannnnachungrn40tvold- "psennig, dir 3grspaltenkAeblamqrile im «ertlichen Teile IVV DolLpsennig. NachweisnngsgebLhr 20 Goldpfennige. Dor- n^chen n'ach^msgnchb^t Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 onnahmedis norm. lvUhr Für di, Richtigkeit der durchFernrui Ldermiliellen Anzeigen übernehmen wird eine Garantie. Jeder Rabattansprnch erlischt, wenn der Betrag durch Klag« ein,«zogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Die Eröffnung der Konferenz. Begrüßung durch Macdonald. (Erster Tag.) London, 16. Juli. Kurz vor 11 Uhr trafen die Delegierten der Inter alliierten Konferenz im Auswärtigen Amt ein und begaben sich in die Räume des Staatssekretärs. Nach wenigen Mi nuten privater Unterhaltungen wurde die Sitzung offiziell eröffnet. In der Mitte des hufformartigen Verhandlungs tisches saß der briti s che M i n ist evp rSs i d ent. Zu seiner Rechten saßen Herriot, Clemente!, General Rollet und Peretti della Rocca, zu seiner Linken die beiden anderen englischen Delegierten, Schatzkanzler Philipp Snowden und Unterstaatssckretär Sir Eyre Crewe. Neben den Franzosen saßen die Italiener unter Führung von Finanzminister de Stefani, ferner die Belgier Theunis und Hymans. Schließlich der portugiesische Bot schafter Norton de Mathos. Links von den englischen Delegierten saßen der amerikanische Botschafter Kellog und Oberst Logan, sodann die beiden japanischen Delegierten, der griechische, der rumänische und der jugoslawische Ge sandte. Insgesamt also die Vertreter von 10 Staaten. Die Sitzung wurde eingeleiset mit einer Be grüßungsrede Macdonalds, in der er die Teil nehmer willkommen hieß und einen Überblick über die Auf gaben der Konferenz gab. Sodann wurde die Formalität der Wahl des Präsidenten der Konferenz erledigt. Natürlich fiel die Wahl auf Macdonald. Als dann wurde die Frage der Berichterstattung über die Kon ferenz erörtert, ferner die A,rsammensctzung des Sekretariats der Konferenz und ihre Tagesordnung bestimmt. -i- ,/Attes der Konferenz übersüssen." Also wieder einmal eine Konferenz! Wir Deutsche sehen ja diesen Konferenzen, durch lang jährige Erfahrung belehrt, mit starkem Mißtrauen ent gegen. Auch diesmal hat es sich wieder eingestellt, obwohl es eine Zettlang geschienen hatte, als ob am Horizont ein Silbe ist reif auffauchen, endlich die Nacht des Miß trauens und des Haffes verdämmern würde. Man hat auf den neuen französischen Ministerpräsidenten Herriot noch größeres Vertrauen gesetzt als auf seinen englischen Kol legen Macdonald, aber selbst in deutschen politischen Krei sen, die dem französischen Ministerpräsidenten parteimäßig nahe stehen, wird offen zugegeben, daß Herriot mit seinen Absichten tatsächlich gescheitert ist, gegen- über einer Tradition, die in der Persönlichkeit Poincarss gipfelte, nicht hat ankommcn können, daß diese Tradi tion stärker ist als sein Wollen und Können. Reben Herriot niurmt sein Staatssekretär an der Lon doner Konferenz teil, derselbe, der auch Staatssekretär unter Poincarö und entschlossenster Vertreter der poincaristi- schen Politik war. Wie Bancos Geist, nur für Macbeth sichtbar, so wird auch der Geist Poincarss dort in London am Konferenztisch sitzen, und Herriots Augen werden auf ihn starren, werden jene Tradition nicht ver gessen. Aus der einen Konferenz sind ja nun zwei geworden, — aber die wichtigere von beiden ist die Vorkonferenz, die jetzt begonnen hat. Denn jetzt sollen sich die'Alliierten einigen, und Deutschland hat dann auf der Hauptkonferenz praktisch doch nur das Recht, das jetzt von den Alliierten ausgetüftelte Programm zu unterschreiben. Unser Botschafter in Paris hat ja noch versucht, dem französischen Mi ni st c r p r ä s i d e n t e n vor der Konferenz das Notwendige über die Auffassung der N e t chs r eg ie r u n g zu sagen; er soll dabei auch von der großen Hoffnung ge sprochen haben, mit der -ie Demokraten Deutschlands die Erklärung Herriots über die neue französische Politik aus genommen haben, und wie stark nun die Enttäuschung im Reiche weiden muffe, wenn die Erwartungen sich nicht erfüllen würden. Herriothat sich aber gehütet, über un verbindliche Redensarten hinauszugehen, er wollte ohne jedes Gepäck irgendwelcher Versprechungen nach London gehen, übrigens ist es bekanntlich schon einmal einem französischen Ministerpräsidenten sehr schlecht bekom men, als er zu einer Reparationskonferenz ging und Labet an Deutschland Zugeständnisse von recht winzigem Umfange machte: Als Briand in Cannes verhandelte, hat man in Paris währenddessen die Mine gelegt, die ihn dann in die^ Luft gesprengt hat. Alles der Konferenz überlassen — das ist die Parole, mit der Herriot nach London gegangen ist; aber er hat schon gewisse Erklärungen gegeben, die seine Marschroute von vorherein festlegt: Wahrung der Stellung der Reparationskommission als oberster Instanz, besondere Garantien Mili tär i sch-p o l i tische r,A r t für die Sicherheit Frank reichs und jede Nachgiebigkeit Frankreichs Deutschland gegenüber erst von einem Augenblicke ab, in dem die deutschen Verpflichtungen auf Grund des Sachver ständigengutachtens nicht etwa nur in Kraft gesetzt sind, sondern für Frankreich bereits finanzielle Erträge gezeitigt haben. In diesen drei Punkten gibt es für Herriot kein Nachgeben. Und nach den Erfahrungen, die wir bisher mit Macdonald gemacht haben, ist nicht daran zu zweifeln, daß England zu jeder Nachgiebigkeit krnNr kelorgnille in veuttchiancl. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 17. Joli. Die ablehnende Aufnahme der Kauz- lcrcrklärungcn in der Ententepressc hat in Berlin die allgemeine Enttäuschung gesteigert. Der Kanzler hat gestern zu seinen Par teifreunden ausdrücklich von ernsten Besorgnissen gesprochen, denen er und die Reichsregierung gcgenüberständcn. Auch das Zentrum scheint jetzt entschlossen, die Gesetzentwürfe im Reichs tag nicht durchzubringcn, solange Deutschland nicht weiß, was die Londoner Konferenz diktiert. Londoner Skepsis. London, 17. Juli. Die Londoner Presse steht der Kon ferenz noch immer mit großer Skepsis gegenüber. Man erkennt zwar an, daß der erste Tag programmäßig verlausen ist, fügt aber hinzu, daß die Atmosphäre überaus kühl gewesen sei. So schreibt „Evening Standard", die beste Hoffnung liege letzten Eudes in der auch in Frankreich wachsenden Erkenntnis des unerträglichen Zustandes der europäischen Lage und der Unmög lichkeit, sie durch Gewalt zu korrigieren. Der Dawes-Bericht biete in der Durchführung zweifellos von seine Verfassern über gangene Schwierigkeiten, er biete aber dennoch größere Möglich keiten als irgendein früherer bei Konferenzen behandelter Vor schlag. Die gegenwärtige Konferenz würde wohl leine Lösung, wohl aber wesentliche Fortschritte auf dem Wege der Lösung bringen. Diese außerordentliche Bescheidenheit der englischen Erwar tungen erklärt sich sicherlich auch aus den höchst reservierten Aeüßerungen Herriots bei der heutigen Eröffnungssitzung, wenn er sagte, daß man auf die Interessen der durch den Krieg ge schädigten Völker Rücksicht nehmen iniisse. Die anderen waren in ihren Erklärungen nicht weniger lakonisch. Jedermann sagte, er wäre erfüllt von Vaterlandsliebe und Friedenswillen, niemand sagte mehr. VerMngeruny -er Mieumverträge in -er Metallindustrie. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Essen, 16. Juli. Die von dem Zweckverband der Metall industrie im besetzten Gebiet und für seine 18 Untergruppen in Düsseldorf mit der Micum und der Interalliierten Rheinland kommission abgeschlossenen Avllermätzigungsabkommen sind heute um einen Monat, also bis zum 15. August, verlängert worden. Dabei wurden alle 18 Verträge derart auf eine einheitliche Grundlage gestellt, daß die Zollabgaben von fetzt ab gleichmäßig drei Achtel der alten Zollsätze betragen; hiervon werden zwei Drittel dem Deutschen Reiche aus Reparationskonto gutgebracht. Außerdem wurde in den Verhandlungen erreicht, daß für eine größere Anzahl von Zvllpositiouen die Einfuhrzölle ermäßig werden. Toller aus München ausgewiesen München, 17. Juli. Zur Entlassung Töllers aus der Festung Niederschönenfeld wir- noch bekannt, daß Toller aus Bayern ausgewiesen und über die bayrische Grenze adgeschwben worden ist. Bekanntlich will er in Berlin feinen dauernden Auf enthalt nehmen. Sr-bleuer in Coburg. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Koburg, 17. Juli. Infolge Explosion eines Teerkeffels entstand in Neußcs bei Koburg ein Großfeuer, dem die Isolier werke A.-G. und die Thermosflaschensabrik Hanff zum Opfer fielen. Das Volksbegehren in Braunschweig. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Braunschweig, 17. Juli. Das am Sonntag im gan zen Freistaat Braunschweig vorgenommenc Volksbegehren mit dem Antrag der Auslösung des Landtages hat die genügende An zahl Jastimmen aufgebracht. Reise -es tschechischen Kriegsministers nach Paris Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Prag, 17. Juli. Der Minister für nationale Verteidigung Urdzal wurde seinerzeit vom fiirheren französischen Kriegsministcr Maginot zum Besuche der französischen Armee nach Frankreich eingeladen, konnte jedoch diesen Besuch nicht ausführen. Der neue französische Kriegsministcr Rollet Hot nunmehr die Ein ladung wiederholt. Minister Llrdza! wird diesmal der Ein- t ladung Folge leisten und voraussichtlich im Herbst 1924 zum Be suche der französischen Armee nach Frankreich abreisen. Rücktritt Zamoyskis. Warschau, 17. Juli. Der Minister des Aeußeren, Graf Zamoyskis hat seine Demission cingereichl. Die Erledigung sott bis zur Rückkehr des Staatspräsidenten aus Spala verschoben werden. * entschlossen ist, um Vie Konferenz überhaupt zu irgenv- einem Ergebnis zu führen. Wie es heißt, sollen in London von Ler Konferenz sofort vier Unterausschüsse gebildet werden, die die Gold nolenbank, die Eisenbahnen, die politischen Fragen und schließlich die militärischen Fragen in Sonderberatungen durchsprechen sollen. In der Plenarkonferenz wird man Laun erst die Ergebnisse dieser Arbeit zum Gegenstand der entscheidenden Beschlüsse machen. Und Deutschland? Nicht einmal das scheint sicher zu sein, daß man uns zur Hauptkonferenz einladet. Man schiebt wieder einmal die Reparations kommission ganz nach vorn und verlangt von uns, daß ihre Beschlüsse und Meinungen für uns maßgebend sein sollen. Das widerspricht natürlich schnurstracks jedem Versuch einer vernünftigen Auseinandersetzung zwischen uns und der Entente, die in dem Sachverständigengut- achwn wenigstens eingeleitet worden ist. Die Hoffnungen, von denen unser Botschafter in Paris Herriot gegenüber sprach, sind aber tatsächlich in den letzten Wochen schon ziemlich ganz geschwunden, und die hartnäckige Weigermrg, Deutschland dem Geist des Sachverständigengutachtens gemäß als gleichberechtigten Partner anzuerkennen, wird auch dem letzten Hoffnungsseligen in Deutschland die Augen öffnen. Wir glauben nicht daran, daß mit dem heutige Tage eine neue Epoche in der Weltgeschichte anhebt, trotz Herriots und trotz Macdonalds Ministerpräsidentschaft. Deutsch land hat alles getan, die Bestimmungen des Sach verständigengutachtens durchzuführen, hat die Gesetzent würfe für die Goldnotenbank, für die Umstellung der Reichsbahn, für die Jndustrieobligationen ausgearbeitet, hat seinen guten Willen nach jeder Richtung hin dokumentiert, — doch von der Gegenseite ist bisher nicht ein einziger Schritt des Ent gegenkommens erfolgt. Im Ruhrgebiet erfolgen immer neue Anforderungen von Kasernenbauten und Schießplätzen, denkt der Franzose nicht daran, von seinen angemaßten Rechten auch nur ein Deut nachzulassen. Wir wollen also nicht hoffen und können es nicht, weil die Wirklichkeit uns dieses Hoffen verbietet. AMe stelle seil stellog spiele»? Berlin, 17. Juli. Nach einer Kabclmeldung aus Reu york erregt in den dortigen politischen Kreisen die Beröffent- lichmtg eines Brieses des früheren amerikanischen Kommissars im Rheinland Pierpont Royes an General Dawes großes Aus sehen. In dem Brief heißt es: Die Londoner Konferenz sieht sich einem unüberwindlichen Hindernis gegenüber. Herriot kann nicht zugeben, daß Frank reich sich mit England und Italien itt die Vollmachten der Re- parationskvmmission teilt, die es jetzt allem innehat, unabhängig eine Verfehlung Deutschlonds festzustellen. England andererseits kann nicht gemeinsam mit Frankreich neue Sanktionen gegen Deutschland ergreifen, wenn ihm das Mitbestimmungsrecht ver weigert wird. Wenn Herriot wiederum nachgäbe, würde er von PoincarL und der Militärpartei gestürzt werden. Die neue Ver bindung mit der Republikanischen Partei berechtigt Sie, in die Regierung zu dringen, daß der Botschafter Kellogg nicht dieseLo unentschiedene Haltung einnchmen soll, zu der alle unsere Ver treter in Europa in den letzten vier Jahren genötigt waren, j Vielmehr sollte der Botschafter deutlich erklären, Amerika sei der Meinung, daß die Zeit für Frankreich gekommen sei, seine eigen- willige, selbständige Politik aufzugeben und die Zugeständnisse zu machen, die notwendig sind, um gemeinsam mit England einen ehrlichen und wirksamen Versuch zur Durchführung -es Dawes- Planes unternehmen zu können. vir Se«ts»rn Sesttze M ar» vsmtpia». Nachdem bereits vor einigen Tagen Las Gesetz über die Goldnotendank der Reparationskommission überreicht werden konnte, haben jetzt auch die Organisationskomitees für Lie Eisenbahnen und für die Jndustrieobli gationen ihre Arbeiten beendigt, so daß sie der Nepko zur Kenntnisnahme unterbreitet werden können. Nun hat diese das Wort, und wenn sie die Sache nicht auf die lange Bank schiebt, sondern rasch handelt, wird unsere Regierung bald in der Lage sein, die Gesetze an den Reichstag gelangen zu lassen, dem letzten Endes Lie Ent scheidung über Annahme oder Ablehnung zusteht. Deutsch land ist seinen Pflichten bisher nachgekommen und wird es weiter tun. Mögen nur dir anderen unseren: Beispiel folgen. Etwas hat auch Lie Reparationskommifsion bereits getan, sie hat das amerikanische Mitglied des Sachverständigen- aucfchusses Owen Aoung zu dem im Sachverständigen- bericht vorgesehenen Sachwalter sür Lie Reparations zahlungen ernannt.