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Dresdner Journal : 17.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189901172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-17
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 17.01.1899
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Ankü«Hi,un,»«edAtzr,nr Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift A> Ps Unter „Eingesandt" die Zeile SO Ps vei Tabellen- und giffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition deS Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr SO. Fernfpr -Anschluß: Nr l LSS «. B. «. «. ». B. «. B. G. G « «. ». G. » «. -178, «Ke. und ->sr, da, per » bi« keue: eußi. t M. 's»« s'sch« risch« ) M sch", 144 netto gelb «ißer S d^ M., l per per eiz-v V-, p«r ocke» W. lsch" Ibsen itttv feine M 0 do M und« nmal ) Di OM ext! rÄn »Irr- !S00 !7,ö0 M -lp" rken, 1r 0 dit «r , M ikei« tdnei «bis nette lt.v» «ng: 70er döer leum aper- «t. ^13. Dienstag, den 17. Januar abends. 1899. Amtlicher Teil. DrrSdeu, 17. Januar. Se. König!. Hoheit der Prinz und Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August find heute vormittag 8 Uhr 5 Min. nach Bückeburg gereist. Bestimmungen über den freiwilligen Eintritt zum zwei-, drei- »der vierjährigen aktiven Militärdienst. 1 Jeder junge Mann kann schon nach vollendetem 17. Lebensjahre freiwillig zum aktiven Dienst im stehenden Heere oder in der Marine ein- treten, falls er die nöthige moralische und körperliche Befähigung hat. 2. Wer sich freiwillig zu zwei- oder dreijährigem aktiven Dienst bei den Fußtruppen, der fahrenden Feldartillerie oder dem Train, oder zu dreijährigem Dienst bei der reiten den Artillerie, oder zu drei- oder vierjährigem Dienst bei der Kavallerie melden will, hat vorerst bei jdem Civilvorsitzen- den der Ersatz Kommission seines AufenthaltS- »rtes (d. i. in Sachsen der AmtShauptmann) die Erlaubniß zur Meldung nachzusuchen. 3. Der Civilvorsitzende der Ersatz-Kommission siebt seine Erlaubniß durch Ertheilung einer Meldeschein-. Die Ertheilung des Meldescheins ist ab hängig zu machen: u) von der Einwilligung deS Vaters oder deS Vormundes, b) von der obrigkeitlichen Bescheinigung, daß der zum freiwilligen Dienst sich Meldende durch Civilverhältnisse nicht gebunden ist und sich untadelhaft geführt hat. 4. Den mit Meldeschein versehenen jungen Leuten steht die Wahl des Truppentheils, bei welchem sie dienen wollen, frei. Sie haben ihre An nahme unter Vorlegung ihres Meldescheines bei dem Kommandeur deS gewählten Truppen theils nachzusuchen. Hat der Kommandeur kein Bedenken gegen die Annahme, so veranlaßt er ihre körperliche Untersuchung und entscheidet über ihre An nahme. 5. Die Annahme erfolgt durch Ertheilung eines Annahmescheines. 6. Die Einstellung von Freiwilligen findet nur in der Zeit vom 1. Oktober bis 31 März, in der Regel am RekruteneinstellungS- termin (im Oktober) und nur insoweit statt, als Stellen verfügbar sind. Außerhalb der an gegebenen Zeit dürfen nur Freiwillige, welche auf Beförderung zum Offizier dienen wollen, oder welche in ein Militär-Musikkorp- einzu treten wünschen, eingestellt werden. Hierbei ist darauf aufmerksam zu machen, daß die mit Meldeschein versehenen jungen Leute, ganz besonders aber die, welche zum drei- oder vierjährigen aktiven Dienst bei der Kavallerie eintreten wollen, vorzugsweise dann Aussicht auf Annahme haben, wenn sie sich, bei sonstiger Brauchbarkeit, bis 31. März melden, aber nicht zu sofortiger Einstellung, sondern zur Einstellung » am nächsten Rekruten-EinstellungStermine. Wenn keine Stellen offen sind, oder Frei willige mit Rücksicht auf die Zeit ihrer Meldung Annst und Wissenschaft. König!. Schauspielhaus. — Am 16. d. Mts. Zur Erinnerung an Grillparzer« Geburtstag: „Des Meere« und der Liebe Wellen", T.auerspiel in fünf Akten von Franz Grillparzer. Wenn sich auch Grillparzer den deutschen Dichtern hinzugesellt, deren Geburtstage durch die Aufführung je eine« ihrer dramatischen Werke im König! Schauspielhause bezeichnet werden, so ist da« im höchsten Maße erfreulich Da« gegenwärtige Fünfgestirn solcher Dichter (Lessing, Goethe, Schiller, Kleist, Grillparzer) wird sich über kurz oder lang in ein Sechs- und Siebengestirn wandeln massen, denn auch Fr. Hebbel und O Ludwig gehören in die Reihe, doch mag eS einstweilen als Gewinn begrüßt werden, daß der große deutsch-österreichische Dichter endlich seinen gebührenden Platz erhält. Das HauS war aut besucht, und die ideale Tragödie, die in ihrem griechischen Faltenwurf so reiche« unmittelbare« Leben, so elementare Raturkraft birgt, erreichte wieder die allgemeine und tief« Wirkung, auf die sie so viele Jahrzehnte hat warten müffen. Die Gestalt der Hero wurde die«mal nicht durch Frl. Salbach, sondern durch Frl. Ella Ellmenreich vom König! Hoftheater in Kassel verkörpert Die gastierende Künstlerin erwie« in dieser Rolle, daß sie ein angenehme«, nicht unergiebige« Organ, eine gute Schulung, viel Bühnengewandtheit, die noch nicht« Abgeschlossene«, Spröde« aufweist und bemerken«wert guten Geschmack für die Einzelheiten der Haltung und de« Ausdruck« besitzt, bei denen der Geschmack etwa« zu leisten vermag Aber eine zwingend« Individualität, di« Wärme, die d«n Hörer au« einer Wendung heraus wonnig durchschauert, die Fülle der Anmut, die au« den Tiefen der Seele quillt, cheint ihr vor der Hand nicht zu eigen Die junge Dar- nicht eingestellt werden dürfen, so können die Freiwilligen angenommen und nach Abnahme ihres Meldescheines bis zu ihrer Einberufung vorläufig in die Heimath beurlaubt werden. 7. Die freiwillig vor Beginn der Militärpflicht — d. i. vor dem 1. Januar des Kalender jahre», in welchem der Betreffende da» 20. Lebensjahr vollendet — in den aktiven Dienst eingetretenen Leute haben den Bor- theil, ihrer Dienstpflicht zeitiger genügen und sich im Falle deS Verbleiben» in der aktiven Armee und Erreichens der UnteroffizierS-Charge bei fortgesetzt guter Führung den Anspruch auf den CivilversorgungSschein bereit» vor vollen detem 32. Lebensjahre und die Dienstprämie von 1000 Mark erwerben zu können. 8 Mannschaften der Kavallerie und der reitenden Feldartillerie,'welche im stehenden Heere drei Jahre aktiv gedient haben, dienen in der Land wehr 1. Aulgebots nur drei statt fünf Jahre. Dasselbe gilt auch für Mannschaften der Kavallerie, welche sich freiwillig zu einer vier jährigen aktiven Dienstzeit verpflichten und diese Verpflichtung erfüllt haben. 9. Diejenigen Mannschaften, welche bei der Ka vallerie freiwillig vier Jahre aktlv gedient haben, werden zu Uebungen während de» Reserve verhältnisses in der Regel nicht herangezoge«; ebenso wird die Landwehr Kavallerie im Frieden zu Uebungen nicht einberufen. 10. Militärpflichtigen, welche sich im MusterungS- termine freiwillig zur Aushebung melden, er wächst ein besonderer Recht auf die Auswahl der Waffengattung oder der Truppentheil» nicht. Alle Amtsblätter werden um Abdruck dieser Be stimmungen ersucht. Dresden, den 16. Januar 1899. Kriegs-Ministerium. von der Planitz. NekannLrnachung. Die Aktiengesellschaft „Versicherungs-Gesell schaft Hamburg" zu Hamburg ist neben ihrem bisherigen Geschäftsbetriebe auch in Bezug auf Haft pflichtversicherung und Versicherung gegen Einbruchs diebstahl zum hierländischen Geschäftsbetriebe zugelassen worden. Gemäß tz 6 der Verordnung vom 16. September 1856 wird dies zur öffentlichen Kenntniß gebracht Dresden, den 9. Januar 1899. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. 4b4 vr. vodel. Effler. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. J»«eschiftSdereichedeS«inifteriumS der Finanzen. Bei der Berwaltung der Slaat-eifenbahnen sind er nannt worden : Die Assessoren Or jur Heinrich Albert Georg Bauer, vr. jur. Friedrich Richard Baumann und HanS Georg v. Zahn, zrilher Direttion-sekretSre, al« Juristische Hilft arbeiter bei den Betriebsdirektionen Zwickau, Leipzig II und Leipzig I; Assessor vr. jur. Kurt Emil Richter al« Juristischer HUftarbetter bei der BetriebSdirektion Lhemnitz; vr. jur. Karl Hans v Bre-ciu-, vr.jur. Martin Immisch und Kurt Klötzer, zeither Reserendare, als Direkttontreseren- dare bei der Generaldirektion; Willi Max Rietschier, zeither Regierungsbauführer, als Regierungsbaumcifter in Döbeln; Anders, zeilhkrLisenbahnsekretär, al« Vorstand de-Revision»- bureauS mit dem Dienftprödikate Oberrechnungsinspekior; die nachgenannten Bahnhoftinspektoren I. Kl. al« Verkrhrtinspek- toren: Hertwig in Riesa sür die BetrieL«direktion Leipsig II, Hüttig in Bautzen sür die Bettiebsdireklion Leipzig I, Paps ¬ dorf in Hof für die Betriebsdirektion Dre-den-Reust und T«ichmann r» Dretden-R II für die Vetrieb-dirrltion Lhrm- nitz; Leipscher, zeither Güterverwalter I. Kl. in Eger, und Weber, zeither Etsenbahnsekretär, al« Verkehrsinfpektoren für di« Betrieb«dlrekUonen Zwickau und Dresden-Ältst.; Tran-port- inwektor Lommel, zeither Eisenbahnsekrelär, al» elat- mtlkiger Transportinspektor in Dresden; Haustein und Kuoll, zeither Betriebsjekretöre, al« Eisenbahnsekretäre in Dresden; die nachgenannten Bahnhoftinspektoren I Kl. (2. Br.) al« Bahnhoftinspektoren I.Kl (1 Er): Hartenstein in Roß wein für Riela, Ihle in Ebersbach für Bautzen, Kaurisch in Potschappel sür Dresden-N. II und Pohle in Großenhain (Ov) für Hof; die nachgenannten Bahnhoftinspektoren II. Kl. aft Bahnhoftinspektoren I Kl (2. Br): Albert in Eibenstock für Potschappel, Langenickel in Dresden König Albert-Hafen für Döbel», v. Odeleben in Kötzschenbroda für Großenhain (06) und Schöne in Sohland für Ebersbach; Karisch, zeit her Güterkassierer in Dresden-N., al« Güterverwalter I Kl. in Her; Krumbholz, zeither Werkmeister, al« Oberwerkmeister ist Lhemnitz; die nachgenannten Fahrgeldlassierer al« Bahnhoft- impektoren II Kl: Hofmann in Glauchau sür Schönseld, Lehmann in Zittau für Schönberg, Meier in Zwickau sür Mbenstock, Müller in Bautzen sür Sohland und v Rohr scheidt in Rosten sür Triebes; Huscher, zeither Fahrgeld- ksssierer in Kötzschrnbroda, al» BahnhosStnspektor II Kl daselbst; Fischer, zeithrr StalionSassistent I Kl, al» Güterkassierer in -resden-N, Beyer, Friedrich und Homeyer, zeither Ourrauassistenlen, alt Betrieb-sekretäre in Dresden; KampfraIh, Mther Technischer Bureau-Assistent, als Technischer Betrieb-- ><kretär in Dresden; die nachgenannten StationSassipenten Kl. al» Fahrgeldkassierer: Burckhardt in Lhemnitz, i isold in Bischoftwerda, Groß in Nossen, KSmnitz in ! ue, Pollack in Glauchau, Bogel in Zwickau, Wagner in ierdau und Weber in Zittau; Schmertzner, zeither Werk- ätten-Borarbeiter, al» Werkmeister in Lhemnitz; Krause und chmutzler, zeither etatm. Zeichner, und Hammer, zeither ahnmeistcrastiftent, al» Technische Bureauassistenten in Dresden, eipzig l1 und Freiberg; Böhme und Rauschenbach, zeither ! ahnmeisterassistenten, als Bahnmeister in Beucha b Brandi- pnd Limbach; die nachgenannten Feuermönner I. Kl und Re- »ervtsührer als Lokomotivsührer: Augustin und Schmidt ' in Zwickau, Bößler, Herrmann", Kaluza und Meyer" in Leipzig l, Blähser in Meißen-Lölln, BockreiS, Schäfer' und Starke" in Dretden-A, Brückner" und Laux in Radeburg, Burckhardt", Drechsel' und Weiß'in Riesa, Izrch, Hammer" und Schreiber" in Lhemnitz, Drisch- »ann in Kamenz, Fichtner" in Langenau, Findeisen und Richter" in Leipzig II, Fischer " in Stollberg, Franz ' in Reichenbach i. B, Graupner" in Werdau, Henneberger and Wchse" in Pirna, Herklotz ' in Greiz, Kaufmann ' in Eger, Körnig in Falkenstein, Lorenz " »n Hof, Meiner in Görlitz, Müller" in Diesden-Fr, Schlegel" in Dresden N und Seidel " in Kirchberg; HeinSdorf, Rey mann ' und Rudolph ", zeither Schaffner, al» Oberschaffner in Bischosswerda, Rosten und Kamenz; Donner, Hart mann, Klepzig und Schmidt, zeither Streckenvormünner, Ms Bahnmeifterassistenten in Leipzig I, Dresden Fr, Mittweida Mkd DreSden-N I Bei d«r Post-Verwaltung ist ernannt worden: Ackermann, zeither Postassiftcnt, als Ober-Popassipeut iw Bezirke der Kaiserlichen Ober-Postdirektion zu Leipzig I» GeschäftSdereiche «e« Ministerin«,» de« Kultus «atz -ffentliche« Unterricht». Zu besetzen: die Lehrer- stelle zu Jugelsburg bei Adorf. Kollator: das König! Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht- Ein kommen: 1200 M. Grundgehalt, tl M Accidentien, bi» auf weitere» 144 M. sür 4 Ueberpunden (Sommerturnen einge schlossen), 72 M. für Fortbildung-schulunterricht, KO M sür Unterricht in weiblichen Handarbeiten, wenn ihn die Frau de» Lehrers erteilt, freie Wohnung und Gartengenuß. Besuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bi- zum 28. Januar beim König!. BezirUschulinspeltor Schulrat Hörig in Oelsnitz i. L emzureichen Nichtamtlicher Teil. Das Zentrum und die Militärvorlage. In der Presse der demokratischen und sozial demokratischen Opposition ist man begreiflicherweise über den Verlauf der ersten Beratung der Militär vorlage nicht erfreut. Ein solches Entgegenkommen de» Zentrum-, wie es au» der Rede des Abg. Frhrn. v. Hertling herausklang, hatte man auf dieser Seite noch vor kurzem nicht für möglich gehalten. Man war bi» jetzt daran gewöhnt, in Militärfragen die Zentrumspartei mit der Linken Hand in Hand geben zu sehen und hielt die Haltung der ersteren in der Marinevorlage für eine vorübergehende Episode. Desto größer ist natürlich jetzt die Enttäuschung, der der „Vorwärts" selbstverständlich unter Verbrauch allerlei anmutiger Scheltworte Ausdruck gicbt. Wer die neueste Entwickelung deS Zentrums auf merksam betrachtet und gesehen hat, welchen großen Vorteil dieser Partei ihre nationale Stellungnahme zu den Marineplänen gebracht und wie sie seitdem auch in Kreisen, die ihr bisher nicht recht zugänglich waren, an Ansehen gewonnen hat, war nicht im Zweifel darüber, daß das Zentrum auf diesem Wege weiterwandeln werde. Selbst in einseitiger Berück sichtigung der Parteiinteressen konnte die politische Vertretung der deutschen Katholiken nichts Klügere» thun, als die Pfade der grundsätzl chen Opposition zu verlassen und al» „regierende" Partei auch eine kräftige Stütze der Regierung zu werden. Auch der demokratische ZentrumSflügel, der keines falls seine Oppositionsstellung ohne weiteres aufgebrn wird, dürfte zu klug sein, den Vorteil, der den deutschen Katholiken aus einer entschieden nationalen Haltung entspringen muß, zu unterschätzen und sich durch die düsteren Prophezeihungen über einen „rückgratlosen Gouvernementa!lsmu»",demdieZentrumrparteianheim- fallen und an dem sie zerschellen werde, beirren zu lassen. Streng gouvernementa! ist im Reichstage keine Partei und kann es auch nicht sein; zudem ist gerade für politische Richtungen, die der Regierung als Stütze dienen sollen, eme starke Selbständigkeit geboten. Schwankende Gestalten eignen sich nicht zu Stützen. Begreiflich ist aber das Bemühen der Demokratie und Sozialdemokratie, das Zentrum aus seinem neuen nationalen Kurse herauszudrängen; denn nichts hat klarer als die jüngste Militärdebatte gezeigt, wie be deutungslos selbst die „besten Köpfe" der radikalen Linken sind, wenn sie in der Debatte allein bleiben. Während nun der „Vorwärts" die Zentrumspartei mit allerlei Angriffen aus der Ruhe zu dringen trachtet und sie beispielsweise „die Partei der politischen Jon gleure" und der „politischen Judasse" nennt, fängt die „Freisinnige Zeitung" die Sache ein wenig klüger an und sucht auf das Zentrum von außen her rinzu- wirken. Zu diesem Zwecke veröffentlicht das Blatt deS Hrn. Richter einen Alarmartikel mit der Ueber- schrift: „Die zweijährige Dienstzeit in Gefahr!" Damit hofft das Blatt die demokratischen Zentrumsanhänger aufrührerisch zu machen; denn der Abg Frhr v. Hertling hat zu erkennen gegeben, daß seine Partei bei dieser Vorlage auf die dauernde Festsetzung der zweijährigen Dienstzeit nicht bestehen werde. Gleichwohl dürften selbst für demokratische Herren die Bürgschaften, die für den Fortbestand der Herabminderung der Militärjahre in der Vorlage selbst gegeben sind, ge nügen. DaS Bewußtsein hat wohl jedermann im Reichstage, daß wir die zweijährige Dienstzeit be halten werden, wenn nicht schwere Mißstände au» dieser Einrichtung sich ergeben. Und vor der Hand besteht, wie der preußische Kriegsminister betont hat, begründete Aussicht, die bisher wahrgenommenen Uebelstände zu beseitigen. Zwar hat der konservative Führer, Hr. v. Levetzow, hervorgehoben, daß seine Partei Gegnerin der verkürzten Dienstzeit gewesen sei und auch heute noch an dieser Gegnerschaft festhalte, — undebenso empfinden weitebürgerlicheund militärische Kreise —; aber eine solche Empfindung schließt nicht aus, daß gerade diejenigen, welche sich wegen der Jntakthaltung des deutschen Heeres die größte Sorge machen, auch die größte Erleichterung fühlen würden, wenn sich schließlich herausstellte, daß die Armee die zweijährige Dienstzeit ohne Schaden an ihrer Aus bildung und Schlagfertigkeit ertragen kann. Ander seits wäre es freilich trostlos, wenn daran gedacht werden sollte, daß im Falle der Nichtbewährung de» fteUerin steht offenbar auf ver Grevze, die Überschritten werden muh, um ganz eigene selbständige Gestalten zu schaffen, hier und da schlägt ein Laut bei ihr hervor, nach dem man hoffen könnte, daß sie die Aufgabe schon individuell erfasse und beseele, bald aber flutet die Be wegung wieder in die Ufer de« Herkömmlichen, Ueber- lieferten, geschickt Nachgeahmten zurück. Das erstere trat un« namentlich bei der Begegnung Heros mit Leander und Nauklero« im Tempelhain, da» letztere aber in der großen und in jedem Sinne entscheidenden Tunnscene de« dritten Akte« entgegen. Es ist wohl möglich, daß Frl. Ellmen reich noch eine bedeutende und eigen artige künstlerische Entwickelung bevorsteht, aber ist dir« der Fall, so sehen wir vorderhand doch nur die ersten Ansätze dazu Die Rolle de« Gretchen im „Faust" wird hierüber weiteren Aufschluß geben Mit gutem Recht nahm da« Publikum die Wiedergabe der Hero antrilnehmend und höchst bei fällig aus, es gehört eben schon wirkliche« Talent und viel künstlerischer Ernst dazu, um auch nur die Stuf« zu erreichen, auf der sich Frl Ellmenreich zur Zeit befindet Die vorzügliche Leistung de« Hrn. Wiecke als Leander ist bekannt und nach Gebühr anerkannt Hr Wind« färbte al« Darsteller de« Oberpriester« die Rolle etwa« mehr in« Düstere, Schwarzgallige, al« frühere Dar steller, wogegen inde« ebensowenig einzuwenden ist, al« gegen den Schimmer vergnügter unbefangener Zuvrifficht- lichkeit, den Hr. Gun» seiner Verkörperung de« Nauklero« gab Hr. Eggerth spielte den rauhen Tempelhüter gar zu sehr in einen ungeberdigrn rohen Zänker hinüber, wa« au» dem Stil der Tragödie fällt Adolf Stern Konzert. Chor und Orchester de« König! Konser vatorium« vereinigten sich unter der erprobten, umsichtigen Leitung de« Hrn. Direktor Hösel gestern abend im Saal« de« Musenhause« zu einem für d,e Zwecke de« Patronat verein« (Freistellengewähning) veranstalteten Konzert, dem eme Reihe besonders vorgeschrittener Schüler auch al« Solisten beteiligt war Als die reifste Leistung ist in dieser Hinsicht die Wiedergabe der Klarinettenpartie in Mozart« ä-äur - Quintett durch Hrn Schäser zu bezeichnen In der klangschönen, vollen und runden Tongebung, in der geschickten Atemverteilunq und sorgfältigen Phrasierung erinnert der Genannte lebhaft an seinen Lehrer, Hrn Kammervirtuos Gabler. Vorbereitet war das Quintett in der bewährten Zusammenspielklaffe de« Hrn Prof Wolfer mann. Ein begabter Schüler des Hrn Kammervirtuos Grützmacher, Hr. Schildbach au« Schandau, trug zwei von jenem mit Meisterhand für Violoncell und Klavier eingerichtete Kompositionen von Mozart und Boccherini ersoigreich vor, während Frl Borchert (Klaffe v. Kotzebue) durch den geschmackvollen, musika lisch und technisch sicheren Vortrag mehrerer Lieder von Reinecke („Der Kobold"), Berlioz und Goldmark die Hörer erfreute. Mit fünf für eine ansprechende Wieder gabe gewissenhaft vorbereiteten Duettrn von Reinecke au« op. 18S traten Frl Samuelson und Frl Koch, letztere aus der Klaffe de« Frl. Sievert, wirksam auf den Plan Die Begleitung der Gesänge, in denen da« sentimentale Element überwog, durch Hrn Remmel« am Klavier war von künstlerischer Feinheit In Beethoven« 0 moll-Phantasie für Klavier, Chor, Soli und Orchester, einer Art beitrn- stück zum Schl»h!E der neunten Symphonie, erneuerte man die Bekanntschaft mit Frl Wander al« befähigter Klavierspielerin Technik und musikalische« Verständni« sind bei ihr erfreulich vorgeschritten; noch nicht ganz be seitigt ist di« Neigung zu einer etwa« trockenen, spröden Tongebung. Chor, Solisten und Orchester hielten sich in dieser Phantasie nicht minder löblich, wie in Beethoven« Egmont-Ouverture und in den » capol!» - Gesängen von Scarlatti, Rob Schumann und Joh Brahm«. Für die künstlerisch« Sorgfalt der Einstudierung legte der Umstand Zeugnis ab, daß ei« Teil der Lieder ohne Tonangabe m Klavier rein und sicher eingesetzt wurde Dauer de« Konzerte» l'/h8 bi« 10 Uhr) und Temperaturhöhe de» Saale» waren leider wieder zu reichlich bemessen U S Chemie. Etwa vor einem Jahre teilten die „All gemeinen Wissenschaftlichen Berichte" eine bedeutsame Ent deckung mit, die der Pariser Akademie der Wissenschaften von dem mit gemeinsamen physikalischen Forschungen bei schäftigten Ehepaare Curie voraelagt worden war EI war durch ein rein chemische« Verfahren gelungen, au« dem Mineral Pechblende einen Stoff auszuscheiden, der in hohem Grade unsichtbare Strahlen aussandte und durch diese auf die photographische Platte wirkte Ter Stoff, der mit keinem bekannten Elemente übereinstimmte, aber dem Wi»mut am nächsten verwandt schien, wurde von seinen Entdeckern mit dem Namen Polonium be legt Schon damals äußerten sie die Vermutung, daß die Pechblende vielleicht noch ein neue« Element enthalte. Weitere Untersuchungen haben diese Vermutung bestätigt. Die beiden Curie stießen nämlich auf einen zweiten Stoff, der ebenfall« kräftige unsichtbare Strahlen auksandte, sich aber in seinen chemischen Eigenschaften von dem Polo nium vollständig unterschied Es fiel sofort auf, daß der neugefundene Stoff eine Derivandtschaft mit dem Elemente Barium zeigte. Es konnte weder durch Schwefelwasserstoff, noch durch Schwefelammonium, noch durch Ammoniak au« diesen Lösungen ausgeschieden werden, während bei dem Polonium das Gegenteil der Fall ist Auch da« Spektrum de« neuen Stoffe« gab im wesentlichen das de« Elemente« Barium E« konnte dem nach nicht zweifelhaft sein, daß er wenigsten« zum größten Teile au« Barium selbst bestand Die Forscher hielten jedoch an der Ansicht fest, daß noch ein neue« Element darin enthalten sein musur, da« dem Barium verwandt wäre und diesem die Eigenschaft, unsichtbare Strahlen au«zusend»n, mitteilte. Di« Gründe dafür waren folgende: Da« Barium und seine Verbindungen, sämtlich wohl-
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