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Mittwoch Nr. 24t. 28. August 1844. tklMIg. Di? ZsUung «> l<de»n cäeNa,Absud«. Ku d»-?l,sn durch all? Poftjmtsr dsß In- und Xu« lande«. Deutsche Allgemeine Zeitung. Preis lür das Blertel- jabr '2 Ldlr. — Inssrtionsgsbühr für de» Raum einer geil« -2 Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ueberblick. Deutschland. *Aus Norddeutschland. Die Eroberungen. — Die Ho heitsfrage.—Der Räuber Nonnenmacher.— Eine fürstliche Leiche, f-Wei mar. Der König der Niederlande. Die Taufe. vvomMaim Die frank furter Logen. Preußen» N Berlin. Protestantismus und Katholicismuß. Der König. Ein Proceß. Hr. Duncker. Politische Beaufsichtigung in Polen. Die Ju belfeier in Königsberg. Daß Journal des Debüts. Die Kattundrucker. ^Königsberg. Die Jubelwochc. *Von der Oder. Die Jäger- und Schützencorps. — Die Herbstübungcn- — Die glatzer Fabrikarbeiter. — Der Räuber Psieg. Defterreich. **Von der böhmischen Grenze. Rothschild als Träger päpstlicher Bullen. Portugal. Decret in Betreff der Staatsbeamten und Offiziere. Spanien. * Paris. Polizeimaßregel. Die geistlichen Güter. Die franzö sische Gesandtschaft. Die Generaljunta von Alava. Barcelona. Bürger krieg im Kleinen. Angestiftete Expedition. . Großbritannien. Die Limes über Marokko? Krankreich. Marokko. Hr. v. Lesseps, k Paris. Marokko. Marschall Bugeaud- Marokko und Spanien. Italien. Rom. Kirchenfeier. Ocsterreichischc Kriegsschiffe. Litulatur- maßregel. Dänemark. Einberufung der Provinzialstände nach Rothschild. Griechenland. "Leipzig. Polemisches gegen Fallmerayer. Moldau und Walachei. Feuer in Jassy Nordamerika. "Pom Ohio. Die Unruhen in Philadelphia. Handel und Industrie. * Hamburg. Die Gasbeleuchtung. Die Elb- schiffahrtsverträge. * Frankfurt a- M. Börsenbericht.' * Chemnitz. Die Chemnitz - Riesaer Eisenbahn- Glogau. Glogau-Sprottau-Saganer Bahn. — Bergbau in Baden. — Berlin. Neueste Nachrichten» Paris- Marokko. Ankündigungen. Deutschland. *AuS Nvrddeutschland, 25. Aua. Der Sah: „Jede Erobc- rung ist ein Unrecht", den wir neulich (Nr. 238) zu beleuchten und zu bedingen suchten, war seltsamerweise von einem bedingungsweise» Verthei- diger der afrikanischen Unternehmungen der Franzosen ausgesprochen wor den. Er sollte ein Zugeständniß an Wahrheit und Moral sein, dann aber zu den weitern Behauptungen leiten, daß alle Schuld, warum nun ein mal in Europa jene Politik des Unrechts herrsche, auf England falle, das darin allen andern Nationen vorangegangen sei oder doch jetzt oben an stehe in diesem Wettkampfe. Es ist schon früher von anderer Seite her (Rr. 2l5) gezeigt worden, daß England weder den Anfang und das Bei spiel dazu gegeben, noch überhaupt aus Herrsch - und Eroberungssucht er obert habe, noch gegenwärtig den -europäischen Verhältnissen gegenüber eine derartige Politik behaupte. Der Unabhängigkeit und Selbständigkeit euro päischer Staaten, der Sicherheit des europäischen Staatensystcms droht «s keine Gefahr; es ist sein standhaftester Beschützer. Wohl aber hat cs das Meiste in jenen Eroberungen Hethan, welche zu Gunsten des Handels und der Schiffahrt und des europäischen Uebcrgcwichts über die Nationen der Erde, zur Verbreitung europäischer Civilisation und zur Behauptung jener glänzenden, aber schwierigen und dornenvollen Aufgabe Europas: die Stadt der Erde zu sein, gemacht worden. Hierbei treten wir allerdings in andere Verhältnisse. Bei unserer neulichen Erörterung hatten wir immer mehr das Verhältniß des euro päischen Staatensystems im Auge, wo von gegenseitiger Anerkennung des Rechtsstandes ausaegangen wird. Den Nationen der nichteuropäischcn Culturweisc gegenüber fehlt auch dieser Zügel. Daß Sittengcseh sollte ein kräftigerer sein. In der Lhat geben wir gern zu, daß, wenn jene Nationen kein klares Recht aus ihren Boden haben, wir jedenfalls noch weniger Recht auf ihren Boden besitzen als sie. Auch sind wir der An- sicht, daß alle klaren Vortheile kür uns und alle scheinbaren Vortheile für die Menschheit uns nicht berechtigen können, fremde Nationen zu unterjochen, weil sie anders geartet sind als wir, anderer Farbe, andern Glaubens, in den Künsten des Kriegs und der Herrschaft und andern politles weniger bewan dert. Wir meinen nicht mit den weiland Deutschen Jahrbüchern, daß mün mit den Russen wider die Tscherkcsscn sympathisiren müsse, weil jene der rauhen Freiheit der tapfer« Gcbirgßstämmc das Joch der europäischen Civilisation auftrücken wollen, und damit der Hegel'fchcn Philosophie und dem abso- ltttcn Staat auch zu den Tscherkessen den Weg bahnen. Es könnte leicht sein, daß die Weise der Tscherkessk» einem höher» Urtheile besser gefiele W alle Civilisation der Russen und selbst der deutschen Philosophen von was immer für einer Schule. Kleinliche Eitelkeit, die Alles nur eben nach unserm Maßstabe messen will., der uns durch Geschichte und Verhältnisse eingcprägt, der so ganz specieller, nachweisbarer Entstehung ist und den man doch für den alleingültigen, ewigen ausgeben möchte!' Die Gaben der Menschen sind vielerlei, und ebenso die der Nationen. Die eine zeugt große Philosophen, die Kinder der andern sind einfältigen Herzens, aber voll Liebe zu Gott und ihren Brüdern. Jene ist groß in allerlei Waffen und tödtlichcm Geschoß, womit sie Andere unterwirft, während sie selbst dient und am meisten ihren Begierden und Thorhciten dient; die andere wirft sich mit nacktem Leibe diesen Waffen und Geschossen entgegen und stirbt für ihr Volkstyum, oder sie trägt und duldet und bewährt sich in der Standhaftigkeit, mit der sie ihr Elend erträgt, ohne abzulassen von Dem, was ihr heilig ist, größer als ihre Beherrscher und Bedrücker; die eine ist unerschöpflich in den sinnreichsten Mitteln zur Aufthürmung ko lossaler Schätze, und Millionen darben inmitten dieser Schätze und Hunderttausende mühen sich ihr Leben lang ab, den glänzenden Haufen zu mehren, als müßten sie um das liebe Brot ringen; die andere ist reich in ihren Laubhütten, weil sie genügsam ist, weil sie hat, was sie braucht und Niemand darbt, wo der gastfreie Wirth mit Jeglichem sei nen Besitz theilt. Der Gott, an den wir glauben, liebt die Mannig faltigkeit und hat Wohlgefallen an jedem Gefühle, das nach der Weise des Volks ein reines und edles ist. Die europäische Civilisation hat sich schwer versündigt an ihren schwächern Brüdern, auf die sie so hochmüthig herabsieht, und auch wo sie ihnen Gutes thun will, schlägt sie in ihrer dünkelhaften Weisheit meist falsche Wege ein. Die Nemesis wird nicht atzöbleiben und zeigt sich schon. Jedenfalls ist hier Unrecht; aber dennoch unterliegt auch dies seinen Unterschieden und Bedingungen. Die Meinung Europas war lange Zeit und ist zum Theil noch eine solche, welche sich im Conflicte mit den so genannten wilden Völkerschaften von den Rücksichten dißpcnsirt hielt, die sie dem europäischen Rechtsstande gegenüber als pflichtmäßig anerkannte. Man trat ferner mit jenen Völkern in Berührung, und wenn diese Be rührung zu Streit und Feindseligkeit führte, so lag die Schuld nicht immer aus Seiten Europas. In Asien hat man cs auch mit Herrscher- und Eroberervölkern zu thun. Die Engländer sind übrigens keineswegs die Ersten gewesen, die diese Bahn betreten; vielmehr kamen sie ziemlich zu letzt; sie haben cs nur am weitesten gebracht dabei, nicht aber das Bei spiel gegeben. Frankreich gegenüber sind sie hier überall im Vortheile. Frankreich beging durch Algeriens Behauptung ein Unrecht gegen seinen alten Alliirten, die Pforte. Das Barbareskenwesen war auch ohne die Besitznahme auszurotten. Nie haben die Engländer ein fremdes Volk ge stört, bloß um zu herrschen oder kindischer Eitelkeit halber, wie die Fran zosen eben jetzt in Otaheiti, auf den Marquesas-, den Gambiennseln thun. Wo die Engländer auftraten, haben sie im Vergleich zu allen an dern Nationen, die gleiches Unrecht übten, immer am glimpflichsten ge handelt, nie ohne Noth weiter gegriffen, das fremde Volksthum am mei sten geschont, dem Auslande den liberalsten Antheil an den Vortheilen der Erwerbungen gewährt. Am wenigsten haben die Franzosen ein Recht, den Engländern irgendwie Vorwürfe zu machen oder sich auf ihr Beispiel zu berufen, und nur ein Volk wie das deutsche könnte berufen sein, Beide zu richten. Eben so wenig kann bei den Engländern von einem „Aus- saugefysteme" (Nr. 219) gegen ihre Colonien geredet werden; vielmehr ist es ihr Interesse, diese recht reich und blühend zu machen, damit siegroße Geschäfte mit ihnen treiben können, und sie thun dies auch immer noch mehr als Andere, und ihre Colonien sind auch immer in dem vergleichs weise blühendsten Zustand. Auch fällt cs ihnen nicht bei, nach der Dber-" gewalt zu trachten, wo immer sie einen geordneten, gesicherten Verkehr auf andcrm Weg anknüpfen können, während die Franzosen nirgend zu frieden sind, als wo sie gebieten können. — Dem Vernehmen nach ist denHerzogen von Nassau und von Braunschweig vom Deutschen Bunde das Prädicat „Herzogliche Ho heit" beigelcgt worden, und es sollen, wie man hört, nächstens die betref fenden Verordnungen erscheinen, nach denen jene Souveraine in Zukunft diesen Titel führen werden. (A. Z.) — Der vielberüchtigte sogenannte Nonnenmacher, dieser Räuber und muihmaßlichc Mörder, schreibt man aus München, ist seiner Haupt anklage wegen mangelnder Beweise ad instantia entbunden worden, hat wegen Nebenvergehen eine unbedeutende Strafe zu erstehen und würde sofort auf freien Kuß kommen, vermöchte er eine ihm auferlegtc Bürg- schaftssumme für sein gutes Verhalten aufzubkinaen. In Ermangelung der letzter» geht er noch weitere fünf Jahre ins Arbeitshaus! Alsdann wird er frei, um nicht blos ftüher oder später wieder ein Schrecken für ganze Landgerichte zu werden, sondern vor Mem, um diejenigen Einzelnen oder ganze Gemeinden vor seiner sichern Rache zitfern zu ma chen, die zu seiner zweimaligen Einfangung mehr oder weniger beigetra gen haben. (Berl. Ag.)