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Dresdner Journal : 20.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188707203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-20
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 20.07.1887
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V165. Mittwoch, de« 20. Juli, abends. 1887. -Lkrlict», .... 18 H»r^. ^MrUck: L 80 kk. t!lio»«Io« ttuiuwvrv: 1v kt. 8o»»«rd»Id ä« äsvtteks» ksiok« tritt?c»t- av<1 8t«wp«I,u»el»I»x dioru. La««Q6txu»x»x«dNI»r«i> r für 6so «Lum siosr »s»p»It«oso 2«N« kleiner 8ckritt «0 ?k. votsr „Llo^«,»oät" äi« 2eile 80 kk. üsi 1'»dsIlsL- uo<i 2ia«ro«ltt vottpr. Ln»ek«iaei> r ">it ^uiooLms 6sr 8o»Q- UL« k^sisri»^« »beotis. ksroiprsot, ^osoUIu»»: Xr. 1SS8. Dres-nerÄoniMl. Für Sie Gesamtlettung verantwortlich: Gtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. Lu»»»«»« ro» L»L«»äi^»U«» «»Mkrt», L«tp«tU: F> OomloimiooLr ä« ttrsxlo« ^ooro»1»i Uiodv, N«w» -VI« - >— ». ».: Üaa»sn«t«,n <F L«rUo-Vt«»-U»»d»-A. kr»ott0i< ». II. - NLoek.o: L»«t. Lto««,' e«rt» L»»to» - SsrU» - rr»o1l1>u< ». M. - : Datttx F 6o./ LsrUo^ /nvak^xiant,' SSrUt»: S. tttÄt«'» ^sae?»/^«r,' o. §<^««1«', u»u« «. > : /. L«»ret <0 6o. U»r»a»»»d«r, Uvoi^I. L»p«Utioo ä« Dr««<jo«r ^ooro»I», l>r«»<t«o, 2vio8«r,tr. »0. ksruHprsoU-^LioUIll«: lsr. 1888. Ämtlicher Teil. Dresden, 20. Juli. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal- Veränderungen in der Armee zu genehmigen. ä. Lrnennnngen, Leförderungen, Versetzungen rc. Die Beurlaubung des Rittmeisters und Eskadron« Chefs im Garde-Reiter-Regimente Graf von Rex vom 20. Juni a. e. ab auf 1 Jahr unter Stellung L l» «uit« dieses Regiments; die Ernennung des Majors L la »uit« des 3. Infanterie-Regiments Nr. lO2 „Prinz Regent Luitpold von Bayern", Unter- kommandanten und Platzmajors der Festung König stein, Vorstands des Festungsgefängnisses und Führer- der Arbeiter-Abtyeilung Blumstengel, unter Be lassung » In xuite dieses Regiments, zum Vorstand des Festungsgefängnisses zu Dresden; die Versetzung der Premierlieutenants Schramm de- 2. Feld- Artillerie-Regiments Nr. 28 zum Fuß-Artillerie- Regimente Nr. 12 und Arnold des Fuß-Artillerie- Regiments Nr. 12 zum 2. Feld-Artillerie-Regimente Nr 28; die Ernennung de- charakterisirten Majors z. D und 3. Offiziers beim Bezirks-Kommando des Reserve-Landwehr-Bataillons (1. Dresden) Nr. 108 von Egidy, unter Wiederanstellung in der aktiven Armee und Stellung L I» suite des 5. Infanterie- Regiments „Prinz Friedrich August" Nr. 10t, zum Unterkommandanten und Platzmajor der Festung Königstein, sowie zum Vorstand de» Festungsgefäng nisses und Führer der Arbeiter-Abtheilung auf Festung Königstein; die Beförderung de- Premier lieutenant- der Reserve Lucas des Pionier- Bataillons Nr. 12 zum Hauptmann der Reserve; die Beförderung der Sekondelieutenants der Reserve Fickert, Schilling, Kretzschmar, Oesten, von Feilitzsch und Böhme des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", vr. Roth de- 11. Infanterie-Regiment» Nr. 139 und Jahn de» Carabinier-Regiments, zu Premierlieute- nants der Reserve; die Beförderung de» Sekonde lieutenants der Landwehr-Infanterie Thate des 1. Bataillons (Freiberg) S. Landwehr-Regiment» Nr. 133 zum Premierlieutenant der Landwehr-Infanterie; die Beförderung de- Assistenzärzte» 2. Klasse vr. Schmidt de- 1. Husaren - Regiments Nr. 18 zum Assistenzarzt 1. Klasse; die Beförderung der Unter ärzte des Beurlaubtenstande- vr. Schiller des 1. Bataillons (Plauen) 5. Landwehr-Regiment» Nr. 104, Seyffert, Or. Obermann des 1. Bataillons (1. Leipzig) 7. Landwehr-Regiment- Nr. 106, 0r. Herkner des 1. Bataillons (Borna) 8. Landwehr- Regiments Nr. 107 und Or. Koerner des Reserve- Landwehr - Bataillon- (1. Dresden) Nr. 108 zu Assistenzärzten 2. Klasse der Reserve; die Beförderung de- Unterarztes der Landwehr vr. Rauprich des 2. Bataillons (Wurzen) 8. Landwehr-Regiments Nr. 107 zum Assistenzarzt 2. Klasse der Landwehr. U. AbschiedsbkwiUiguugtN. Die erbetene Verabschiedung der nachstehend auf geführten Offiziere des Beurlaubtenstandes rc. aus Allerhöchsten Kriegsdiensten und zwar der Premier lieutenants der Reserve Bouch« des 1. (Leib-) Gre- nadier-RegimentS Nr. 100, Müller des 4. Infanterie- Regiments Nr. 103 — diese mit der Erlaubniß zum Tragen der Landwehr-Armee-Uniform — Beck des 8. Infanterie-Regiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107, des Sekondelieutenants der Reserve Michel des Fuß-Artillerie-RegimentS Nr. 12, des Hauptmanns der Landwehr-Infanterie Gerlach des 2. Bataillon» (2. Leipzig) 7. Landwehr-Regiments Nr. 106 — diesen mit der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform mit Jnaktivitäts-Abzeichen —, der Premier lieutenant- der Landwehr Infanterie Querndt des l Bataillons (Zwickau) 6. Landwehr-RegimeutS Nr. 105 und Roch de- 1. Bataillon- (Freiberg) 9. Land wehr-Regiments Nr. 133, de- Premierliciitei.antS der Landwehr-Feld-Artillerie Wahle des 1. Bataillons (Freiberg) 9. Landwehr-Regiments Nr. 133, des Haupt manns z. D. Wohlmann und de- charakterisirten Rittmeisters z. D. von Nostitz und Jänckendorf — letztere beiden unter Fortgewährung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Regiments-Uniform mit den für Berab« fchiedete vorgeschriebenen Abzeichen —; die Stellung zur Disposition des mit Wahrnehmung der divisions ärztlichen Funktionen bei der 3. Division Nr. 32 be auftragten Oberstabsarztes l. Klasse und RegimentS- arzteS des Schützen- (Füsilier-) Regiment» „Prinz Georg* Nr. 108 Nr. Ziegler, sowie des Oberstabs arztes 1. Klasse und RegimentSarztes der 5. Infanterie- Regiment- „Prinz Friedrich August" Nr. 104 lir. Druschky, in Genehmigung ihr r Abschiedsgesuche, mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform mit den vorge- schriebenen Abzeichen; die erbetene Verabschiedung deS Stabsarztes der Reserve vr. Schau schor des 2. Ba taillons (Zittau) 3. Landwehr-Regiments Nr. 102 aus Allerhöchsten Kriegsdiensten. Mit Allerhöchster Genehmigung ist dem Lehrer an den technischen Staatslehranstalten zu Chemnitz, vr. pdil. Eberhard Adolph Leesekamp, das Prädikat als „Professor" verliehen worden. Vetiannlmachlmq. Die nächste Aufnahme von Zöglingen in die König liche Unteroffizier-Schule zu Marienberg soll am 1. October dss. Js. stattfinden. Die Anmeldungen hierzu haben im Laufe deS Monats Juli durch persönliche Vorstellung de» Aspi ranten bei dem Landwehr-Bezirks-Kommandeur des Aufenthaltsorts oder bei dem Kommando der Unter offizier-Schule zu erfolgen. Bei diesen Behörden ist auch das Nähere über die Verhältnisse der Königlichen Unteroffizier-Schule, sowie über die Aufnahme in diese Anstalt zu erfahren und wird nur noch bemerkt, daß die betr. Aspiranten min destens 14 Jahre alt und confirmirt sein müssen, be»w. da- 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben dürfen und daß die gejammte Erziehung der Zöglinge in der Unteroffizier-Schule unentgeldlich geschieht. Alle Amtsblätter sind um Abdruck dieser Bekannt machung ersucht. Dresden, den 15. Juni 1887. Kriegs-Mini st eriu in. Für den Minister: Zrrener. Beyer. Nichtamtlicher Leit. Telegraphische Wachrichten. Berlin, 20. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Seiten» der ReichSbank wird eine Aufstellung der lombardierten russischen Werte ««gefertigt «erden. Dre-den, 20. Juli. Kaiser Wilhelm auf österreichischem Boden. Telegramme und briefliche Nachrichten melden von der freudigen Erregung der Bevölkerung, welche dieses mal ganz besonders der Besuch Sr. Majestät des Deutschen Kaisers in Gastein erregt. Von den Wiener Blättern wird Se. Majestät der Kaiser sympathisch begrüßt. Die amtliche „Wiener Abendpost" schreibt: „Der innigen Freundschaft ge denkend, welche die beiden Kaiserböfe und deren Reiche fegenSvoll verbindet, begrüßen die Völker Österreich- Ungarns mit Freude den Beherrscher des befreunderen Deutschen Reiche» auf österreichischem Boden. Den Aufenthalt des Kaiser!. Freunde» und Gastes unseres Monarchen begleiten in diesem Jahre doppelt warme Segenswünsche, da ihm vergönnt war, nach den Tagen des Unwohlsein- wieder da» österreichische Alpenland aufzusuchen." Den BegrüßungSworten de» Wiener „Fremden blatt»", de» Organ» de» Auswärtigen Amtes, entneh men wir den fönenden herzlichen PassuS: „Die Ver ehrung, welche Österreichs Völker diesem jährlich wie derkehrenden, erhabenen Monarchen entgegentragen, ist nicht in den seltenen persönlichen und Regententugenden allein begründet, die man an Kaiser Wilhelm allezeit bewundert hat, sie wurzelt auch in dem Bewußtsein der innigen und herzlichen Freundschaft, welche das Oberhaupt des mächtigen Deutschen Reiches mit unserm erhabenen Monarchen verbindet, in der Erkenntnis jene» starken und innigen Bündnisse», welches die bei den Herrscher und ihre Reiche eint. Inhalt und Ziel dieses Bündnisses ist bekannt; die Erhaltung des kost barsten Guter, des Weltfriedens, ist das Ziel, welchem die beiden Herrscher unter der begeisterten Zustimmung ihrer Völker ihre vereinte Kraft widmen, und in man chem ernsten Augenblicke hat sich seit der Dauer dieses bedeutsamen Bundes seine Stärke, sein mächtiger Ein stuß bewährt. So heißen wir in Kaiser Wilhelm — nach ereignisvollen Monaten, nach einer an aufregen den Momenten reichen Zeitspanne — auch Heuer wieder den FriedenSfürsten, den allverehrten Freund und Bun desgenossen unser- geliebten Monarchen willkommen. Österreichs Völker werden mit sympathischer Teilnahme den Verlauf einer Kur verfolgen, welche den deutschen Kaiser in unseres Vaterlandes Gauen geführt hat und welche, wie immer, von segensreicher Einwirkung auf die kostbare Gesundheit des greisen Herrschers sein möge." Die „Neue Freie Presse* legt der voraussicht lichen Begegnung zwischen dem Kaiser Franz Josef und dem hohen Gaste gerade in diesem Augenblicke e-.öhte Bedeutung bei, da eS nunmehr klar geworden, daß Deutschland auf die russische Freundschaft nicht mehr zählen könne und ganz auf die österreichisch ungarische Bundesgenossenschaft angewiesen fei. Zu der Reise deS Deutschen Kaisers selbst schreibt das Blatt: „Noch nicht zwei Monate sind es her, da schien eS, als ob den greisen Herrscher an der Schwelle seine- einundneunzigsten Lebensjahres der Fittig des Todes gestreift habe. Damals war die Hoffnung, daß eS dem befreundeten Monarchen noch einmal vergönnt sein werde, in den stärkenden Bädern von Gastein seine Lebenskraft zu festigen, tief herabgesunken. Aber seine phänomenale Widerstandsfähigkeit überwand die Krise und morgen wird er wiederum in dem Wild bade hoch droben in den Alpen einkehren, herzlich und ehrfurchtsvoll begrüßt von Allen, welche an ihm die körperliche und geistige Frische und Unversiegbarkeit ebenso anstaunen, wie sie ihm dankbar dafür sind, daß er nicht aufhört, eine Säule des europäischen Friedens zu sein." Es wäre leicht, diesen sympathischen Stimmen der genannten Blätter noch weitere von nicht geringerer Herzlichkeit hinzuzufügen. Wir Deutschen begrüßen diese Kundgebungen österreichischer Freundschaft mit aufrichtiger Freude und höchster Genugthuung. Mit einer selten gesehenen Begeisterung und Einmütigkeit hat das deutsche Volk den Bund der beiden Nachbar staaten begrüßt, welcher gleich sehr in der geschicht lichen Entwickelung der beiden Reiche und der Stam- Feuilleton. Lelia Rubien. Bon H. Keller-Jordan. (Fortsetzung.) „Sonderbar, daß ich darauf nie bei anderen ge achtet," sagte Lelia, „aber doch selbst immer das Be dürfnis empfunden habe, mir einen kleinen Raum so einzurichten, daß ich mich darin mit mir allein wohl fühlte." ,O, Sie haben auch darauf geachtet, Liebe, aber ohne sich darüber Rechenschaft abzulegen, dieses Hand werksmäßige unserer Beobachtungen kommt erst mit den Jahren." „Es giebt Leute," sagte die Creolin, indem sie an Melanie dachte, „die bedürfen solchen Raumes nicht, da- ist wahr, sie brauchen ihn nicht, um allein zu sein und Einkehr zu halten in sich selbst. Sie schaffen sich elegante Gesellschaftsräume, füllen sie mit allem nur erdenklichen Luxus und sind zufrieden, wenn sich andere darin behaglich fühlen. Selbst das sogenannte Boudoir, welches doch eigentlich nur für eigenen Ge brauch dienen sollte, ist nach dem Geschmack der Mode eingerichtet und dient für andere." „Ich habe diese Leute eigentlich zu den Glück licheren gewählt," setzte sie zögernd hinzu. „Vielleicht haben Sie recht," sagte Frau v. Labinofs sanft, indem sie da- schöne Profil der jungen Frau betrachtete. „ES sind Menschen, die nicht viel denken, sondern mehr genießen, und nach unserer modernen Auffassung dürften sie zu den Bevorzugteren zählen." „Sollten sie nicht auch dazu angethan sein, glück licher zu machen?" fragte Lelia zögernd, indem sie sich erinnerte, wie wenig ihr verstorbener Manu diesen Zug — der sich freilich erst in Deutschland bei ihr entwickelt — geliebt hatte. „DaS kommt doch wohl ganz auf die geistige Rich tung unserer Umgebung an, meine Liebe. Wenn wir den Mann annehmen, mit dem wir vollständig Eins sind, so schließe ich den nicht einmal vom Alleinsein au». Ich habe mit dem meinigen in so gänzlicher Harmonie gelebt, daß ich von dem Stillleben sechs glücklicher Monate noch heute in der Erinnerung zehre." „Wie lange waren Sie verheiratet, gnädige Frau?" „Kaum zwei Jahre", sagte Frau v Labinofs traurig. „Aber da mein Sohn so ganz da» Ebenbild seines Vater« ist, und ich mich bestrebt habe, ihn in allem demselben ähnlich zu bilden, so habe ich den Schmerz in meiner Seele verscharrt und die Liebe auf ihn übertragen, die mir eS allein ermöglichte, da» Leben so weiter auf mich zu nehmen." „Zwei Jahre", wiederholte Lelia gedankenvoll. „Man saat, daß in dem ersten Jahren fast alle Ehen glücklich seien, aber daß keine Liebe von Dauer wäre." „Sie glauben doch das nicht, liebe» Kind", fragte Frau v. Labinoff, erstaunt über die Worte und den traurigen Ton, m welchem sie gesprochen waren. Da gab eS offenbar eine wunde Stelle in dem Herzen der jungen Frau, denn auch um ihren Mund zuckte eS schmerzlich. „DaS „man sagt", fuhr Frau v. Labinoff daher energisch fort, „ist nie eine Basis, auf der man bauen soll, da» sind von einzelnen Geschicken geborene indi ¬ viduelle Äußerungen, in denen immer nur teilweise Wahrheit liegt. Ich bin überzeugt, daß, wenn mein lieber Mann heute noch lebte, wir noch ganz dieselben Empfindungen haben würden, wie damals. Vielleicht noch tiefer und geläuterter, denn Geist und Seele er weitern sich mit den Jahren und edle strebsame Na turen werden selbstloser." „Und wenn man das erst aeworden ist, meine Liebe", setzte sie hinzu, indem sie sich erhob, „so bietet das Leben noch unsäglich viel Gutes und Schönes auch für schwere Verhältnisse." Frau v. Labinoff sah auf die Uhr und war über rascht, wie schnell die Zeit verflogen. Sie hatte weit, weit über das Maß eines ersten Besuches hinaus ge plaudert und hätte noch immer bleiben mögen, so fesselte sie diese junge Frau. Lelia sah fast neidisch in die ruhigen, fertigen Züge der Dame, die es so weise verstanden, sich da» Leben harmonisch zu gestalten. „Darf ich wiederkommen?' fragte Frau v. Labinoff, indem sie beide Hände der jungen Creolin in d>e ihren nahm. „So oft und wann eS Ihnen beliebt*, sagte diese warm, indem sie sich niederbeugte und ihre Lippen auf die schmale Hand neigte, die die ihrige umfaßt hielt. „Ich danke Ihnen, gnädige Frau, für Alles, was Sie mir gesagt haben * Frau v. Labinoff preßte ihren Mund einen Augen blick auf Lelia» Stirn und ging dann von dieser be gleitet hinau». Al» die junge Frau in» Zimmer zurücktrat, stand sie lange regung-lo- vor ihrem Schreibtische. mesverwandtschaft ihrer Völker, wie in der politischen Notwendigkeit begründet ist. Und wenn im Laufe der Jahre eine Wandlung in diesem Bundesverhältnisse eingetreten ist, so ist es nur die, daß ein immer herz licheres Einvernehmen der Regierungen und der Völker Platz gegriffen hat und daß die letzteren diesen Bund als selbstverständlich und unlöslich immer mehr und mehr erkannt haben. Lagesgeschichte. Dre-den, 20. Juli. Der kommandierende General Prinz Georg König! Hoheit begab sich gestern srüh 6 Uhr in Begleitung des MajorS im Generalstabe v. Broizem und des Adjutanten im Generalkommando Major v. Stieglitz mittelst Bahn nach Langenberg und besichtigte auf dem Schießplätze bei Zeithain das Exerzieren de- 2. Feldartillerieregiments Nr. 28, sowie das Prüfungsschießen der 1. und 2. Abteilung. Höchst- derselbe nahm an dem Frühstück im Osfizierskasino des Barackenlagers teil und traf mit dem Zuge 2 Uhr 34 Min. nachmittags in Dresden wieder ein. Dresden, 19. Juli. Der hiesige Königl. preußische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Graf v. Dönhoff, hat einen sechswöchigen Urlaub angetreten. Während dieser Zeit wird der Legations- jekretär Prinz v. Thurn und Taxis die Geschäfte der Gesandtschaft führen. * Berlin, 19. Juli. Se. Majestät der Kaiser ist heute nachmittag 1 Uhr im besten Wohlsein in Lend angekommen und nahm daselbst das Diner ein. Um ^5 Uhr fand die Abfahrt nach Gastein statt, woselbst die Ankunft um ^8 Uhr erfolgte. Der Empfang Sr. Majestät war, einem Bericht des „Berl. Tgbl." zufolge, ein außerordentlich warmer und herz licher. Die Faeaden aller Häuser zeigten herrlichen Flaggen- und Blumenschmuck und boten einen über aus festlichen Anblick. Kaiser Wilhelm ließ seinen Wagen am rückwärtigen Eingänge des BadeschlosseS halten und wurde vom Statthalter und dem Bürger meister Straubinger empfanaen. Die Kurkapelle in tonierte dabei die preußische Volkshymne. Der Kaiser sah vortrefflich aus und befand sich augenscheinlich in glücklichster Stimmung. Die für den hohen Gast reservierten Gemächer waren bereits mit zahlreichen Blumenspenden der Gasteiner Damen geschmückt Der Kaiser wandte sich zuerst an das Fenster seines Ar beitszimmers; sichtlich erfreut über die Huldigungen der Menge, dankte er leutselig, dann schritt er an den Arbeitstisch und begann, wie von unten deutlich sicht bar war, die ihm vorgelegten Schriftstücke zu lesen und zu unterfertigen. Die Ankunft des Monarchen wurde sofort der Königl. Familie telegraphisch ange zeigt. Als den hohen Herrn bei seiner Ankunft cm Badeschloß Statthalter Graf Thun begrüßen wollte, meinte der Kaiser!. Greis leutseligen Tones: „Bitte, meine Herren, eS ist hier finster, wollen Sie nicht mit mir hinaufgehen?" Erst im Empfangszimmer nahm der Monarch aus dem Munde des Statthalters den Willkommengruß des österreichischen Kaisers mit Dankesworten entgegen. Die „N. Pr. Ztg." bespricht die bevorstehende Zu sammenkunft der verbündeten beiden Sou veräne. Sie sagt: „Sicherlich wird diese Zusammen kunft, wie in jedem der letzten Jahre es der Fall ge wesen, keinerlei besonderen politischen Zwecken gewidmet sein. Es kann sich nur um eine Zusammenkunft han deln, welche, von beiden Teilen gleich innig erwünscht, bei guter Gelegenheit die beiden Monarchen in den Stand setzt, sich gegenseitig zu begrüßen, ihre Freund schaft erneut auszudrücken und die Versicherungen zu tauschen, daß sie unentwegt und treu zu einander stehen wollen. Allein ohne jede Absicht erhält die bevor- Vor ihr lag das Zeitungsblatt, welches ihre erste selbstgeschaffene Arbeit enthielt. Sie wandte sich davon ab, legte eS hastig zu sammen und verbarg es in einem Winkel ihres Schreibtisches. Dann bettachtete sie starr das Bild ihre- Gemahls, welches über demselben hing, und eine Thräne nach der andern rieselte langsam über ihre Wangen. Es hatte doch wohl viel an ihr selbst gelegen, daß der Mann dort oben, der ihr einst an der Bucht deS atlantischen Meeres so heiß seine Liebe gestanden, hier sein Herz einer Andern zugewandt? Wie lebhaft stand der Augenblick von damals vor ihrer Seele — wie unvergessen I Das Meer rauschte, durchleuchtet von lichtem Sonnengold, seine weichen, poesievollen Lieder — und sie, die Waise, hatte eine Heimat gefunden. Wie eine himmlische Erleuchtung war das Glück über sie gekommen, das langentbehrte, heißersehnte! Und dann, als er sie in seine nordische Heimat brachte — wie nahm sie sich da vor, standhaft zu bleiben. Keine Thräne der Sehnsucht hatte ihre Wimper gefeuchtet, wenn sie an langen, einsamen Herbsttagen über die öde Fläche sah, um die ein un durchdinglicher Nebel seine feuchten Gewänder gelegt. Sie war ja bei ihm, feine Arme schützten sie, der Himmel seiner Liebe breitete sich wolkenlos über ihr Leben — was fehlte ihr? Über ihr thränenfeuchte» Angesicht zog jetzt ein verklärender Glanz. Aber der Glanz wich, ihre beiden Hände preßten sich auf eine wunde Stelle de- Herzen-. Melaniel Sie hat er geliebt — nicht mich! Sie
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