Volltext Seite (XML)
Adorfer Grenzhole Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Oelsnitz, des Amtsgerichts, der Amtsan- WLttschast und des zu Adorf. emfx scher Nr. 14 BerantwartUcher^ Schriftleiter, Drucker und Verleger Otto Meye- m 9'dor Grenzt ote 83. Donnerstag, den April LM3. 88. Was gibt es Neues? Teilnahme der gesamten Bevölkerung fand am Eden die Beisetzung der Opfer der französi schen Blutherrschaft statt. ka Ä" Reichstag fand eine eindrucksvolle Gedenkfeier mr die Toten von Essen statt, bei der Reichskanzler Dr. «uno die Gedächtnisrede hielt. , Der als Vertreter der Reichsregierung zur Traner- pner nach Essen entsandte Staatssekretär der ReichU'anz. t, ^^nnnn, wurde in Scharnhorst von den Franzosen ver- — Hugo Stinnes wurde bei seiner Einreise ins Ruhr gebiet in Scharnhorst mit seiner Frau vorübergehend fest- Heyalren. , 77 Das Sägewerk der HolzgroUirma Gebr. Zeitz in AnMfenburg wurde mit sämtlichen Gebäuden von einem «roßfeuer vernichtet. Der Schaden wird auf drei Milliarden beziffert. > — In den Pulverfabriken Bömlitz bei Walsrode (Han. Nover) ereignete sich eine gewaltige Explpsion, der 'drei Arbeiter zum Opfer gefallen sind. Zwei Schwarzpulver- mahlen sind vollständig in die Lust geflogen. Faustrechi. Tie Franzosen lassen im Ruhrgebiet das Faust recht, das in allen europäischen Kulturstaaten seit mehreren Jahrhunderten abgeschafft worden ist, wieder aufleben. Sie eignen sich große Geldbeträge, die der deutschen Reichsbank und auch Privaten gehören, ohne Skrupel an, um davon die Kosten ihrer rechtswidrigen Besetzung des Kohleir- und Erzgebietes zu bestreiten. Sie legen die Hand auf deutsches Land und rauben für ihre Ausgaben deutsches Geld. Alles iin Frieden. Tas ist Faustrecht, wie es deutlicher nicht ausgedrückt werden kann, nnd wie es in der modernen Zeit noch nicht dagewcsen ist. Im Weltkriege ist das deutsche Privateigentum nicht geachtet worden, obwohl der Privatbesitz bisher auch bei Feindseligkeiten als unverletzlich galt. Unsere Kaufleute im Auslands können ein Lied davon erzäh len. Blühende Geschäfte sind vernichtet worden, und bis heute ist noch nicht überall die Abrechnung wegen dieser Gewalttätigkeiten erfolgt. Aber es war Krieg, und wenn derselbe auch diese Handlungsweise nicht rechtfertigte, so machte er dieselbe doch erklärlich. Heute, im Einbruchsgeüiet, fehlt jede Erklärung, die Franzosen Nennen diesen Raub Organisation ihrer Aktion. Wenn ein Gläubiger einem Schuldner gewaltsam Geldsum men oder Immobilien wsgnimmt, so macht er sich in> jedem Lande der Welt strafbar; von Paris, wo man nicht einmal den wirklich berechtigten Schuldenbetrag nennen kann, wird dieses Faustrecht im großen Stil betrieben, und wir sollen es uns gefallen lassen. Der Umfang der Nuhraktion steht auch nicht ent fernt im Verhältnis zu den „wirtschaftlichen Ansprü chen", die vor einem Vierteljahr beim Beginn des Ein marsches von Poincare erhoben wurden. Drei Mo nate sind seitdem vergangen, der Erfolg an Kohlenaus- beute ist gering, während die Ausgaben ununterbro chen steigen. Fortwährend heißt es aus Paris, daß wir bezahlen sollen. Wenn wir im Einbruchsgebiet wie früher vollständige Freiheit hätten, so wäre die Reihenfolge der Kohleutransporte ungehemmt, die Mil- uardenausgabe der Okkupationskosten gespart, und der Welt das Schauspiel des französischen Faustrechtes vor« 'Uthalten geblieben. D-er Geldraub, den der General Degoutte hat Leiben lassen und noch weiter zu betätigen gedenkt, m also widerrechtlich, unpraktisch, unklug und über- "üssig. Darum ist er so unerhört. Was soll aus dem allem werden? Daß über dieses Raubshstem keine regel rechte Abrechnung möglich ist, auch, wenn sie wirklich be- absichtigt sein sollte, ist selbstverständlich, und so wird oie Schädigung Deutschlands von Woche zu Woche ver größert. Gibt es kein Tribunal, vor dem diese Brigan ten zur Rechenschaft gezogen werden können? Hier uegt keine politische Maßnahme vor, es handelt sich am eine offenkundige Verletzung des Strafgesetzbuches, me nach dessen Paragraphen geahndet werden mutz. Arenn die französischen Räuber für das Geld, welches - . sich angeeignet haben, Quittungen ausstellen, so ändert das nichts an der Sache, denn Kontributionen oder Reklamationen liegen nicht vor. Faustrecht bleibt Faustrecht. , Welches Präjudiz durch diese Räubereien geschaf- ^.wird, darüber sind sich die Regierungen augen- lAMnlich nicht klar, sonst würden sie sich dazu nicht '^MElstend verhalten. Ter Zukunftskrieg wird damit ganz „elie Grundlagen gestellt, er wird nicht mehr Mlrch Waffentoben, sondern durch „Konfiskation des Besitzes" entschieden. . Ta die Reichsbank die geraubten Beträge durch Vorstellung neuer Banknoten ersetzen lassen mutz, sp und Tie Rede des. Reichskanzlers. des mit ein. „Zu dieser Stunde, die uns in Andacht hier vereinigt, soU sich in Essen das Grab schließen über dem, was sterb lich ist an elf schlichten deutschen Männern, die zwischen Das Orchester der Staatsoper unter Leitung Generalmusikdirektors Leo Blech leitete die Feier dem Trauermarsch aus der Bsethovenschen Eroica Dann erhob sich der Reichskanzler zu seiner Gedenkrede Lind diese Vlärtyrer von Essen nicht ei« Symbol unseres gemeinsamen veutschrn Sch: -sals? , ! Mir ist, als sähe ich hinter den Särgen die schmerzens- ' reiche Schar der Vielen den Weg des Leides in Essen i gehen, der Toten, wie der im Kerker Schmachtenden, in der ! Verbannung Leidenden die keine andere Schuld zu büßen hatten und haben, als dasSchicksal, Deutsche zusein und die Schuld, es mit Wissen und Willen zu sein. Auch diese Männer und Jünglinge hat der eine, einfache und große Gedanke geleitet, der unseren Abwehrkampf vom ersten Tage an beherrscht. Sie standen vor den französi schen Mordwaffen als Träger nnd Schützer jenes Rechts, das zu einer Macht geworden ist, weil ein ge meinsamer Wille es trägt. Klar und eindeutig ist das furcht bare Bild dieses Blutopfers. Keinem französischen Soldaten j ist ein Haar gekrümmt, aber SO deutsche Arbeiter liegen in > ihrem Blute. Ob jene französischen Soldaten ein Grauen ! vor der Recht heischenden Masse angewandelt hat, ob sie ! blind einem blinden Befehl gehorcht haben, mag ihr eigenes - Gewissen darauf antworten. Nicht sie klage ich in dieser ! Stunde an, vielleicht unwillige, jedoch gefügige Werkzeuge - rechtloser Gewalt. Tie Schuls trifft die s anzöfifchen Machthaber, die zur Durchsetzung einer rechtlosen und erfolglosen Politik : Tausender Deutscher, weil sie nicht Gehilfen des Unrechts ! sein wollten, von ihren Heimstätten Vertrieben, Hunderte ' eingekerkert, zahlreiche Menschenleben vernichtet haben, und auf deren Gewissen nun auch dieses Massensterben fällt, dessen Opfer heute bestattet werden. Richt ein Wort des Bedauerns über diese Vernichtung deutscher Menschenleben l abe ich ans dem Mnnde der amt- ! Uchen Vertreter des französische» Volkes entnommen. Ger» - hätte ich geglaubt, daß Scham unp Gewissen den französi- scheu Gewalthabern Schweigen geboten hätten. Ist es Scham j und Geirissen des französischen Volkes, das man beruhi gen will, indem auch Pier eine Justiz ko «nödie Unrecht in ; Recht, Recht in Verbrechen um stil scheu will. Kein Rich- terspruch gegen Unschuldige wird den Schrei des verbrecherisch vergossene« Blutes dämpfen, j Hat die Welt bisher mehr oder weniger interessiert in ! der Zuschauerrolle dem Schauspiel an Rhein und Ruhx ! Angesehen, so muß sie heute sehen, wo Krieg ist und wo - Frieden, wo Sicherheit und wo die Ueberantwortung an fremde Willkür. Und im Ramen der Tote« frage ich die Völker der Erde, wie lange noch wollen sie warten, «he diesem wahnwitzi gen und grauenvollen Mhbrauch der Gewalt ein Ende ge boten wird? . . . . f § Heute vormittag um 10 Uhr, zur selben Stunde, zu der die Opfer der französischen Soldateska auf dem Essener Ehrenfriedhof ihre letzte Ruhestätte er hielten, versammelten sich die Reichsregierung und die Vertreter des deutschen Volkes im schlicht geschmückten Plenarsaal des Reichtages, auf dessen vier Türmen die schwarz-rot-goldenen Fahnen halbmast wehten, zu einer würdigen Trauerfeier. Tie Trauerversammlung, die die Sitze des Saales und die Tribünen bis zum letzten Platz füllten, vereinte die Vertreter sämtlicher gewerk schaftlichen und Beamtenverbände, sowie die Stützen der Berufsstände, Vertreter der Länder, der KirAn, der Parlamente und der Behörden. Aus den Sitzen oer Reichsregierung hatten die Mitglieder des Reichs kabinetts Platz genommen, auf den Sitzen der Län dervertreter neben anderen die Mitglieder der preu ßischen Regierung mit dein Ministerpräsidenten Braun, die Minister Severing, Siering, Bölitz, der sächsische Minister Fleißner und andere. Neben dem Reichskanz ler hatte der Reichstagspräsident Löbe Platz genommen. Punkt 10 Uhr erschien der Reichspräsident Ebert nahm den üblichen Platz des Reichskanzlers ein. LeWtramr für die Essener Opfer. Cunos Gedenkrede im Reichstag. - Berlin, 10. April. f Karfreitag und dem Auferstehungstage, von französischer Kugel durchbohrt, ihr Leben lassen mußten. Den füllen Zug der teueren Toten unrschweben die Gedanken eines f ganzen Volkes, Gedanken des Leides, der Dankbarkeit, des j Gelöbnisses. Diese Elf und zwei weitere deutsche Leben sind j am Karsonnabend gewaltsam ausgelöscht. Dreizehn Menschen ! > sind hinweggenommen, die in schwerer Arbeit ein hartes ! Brot verzehrt haben. Wahllos hat sie die französische Kugel ! j aus einer Menge Gleicher herausgerissen. Tier Trsurrgottesdienst im Tom. Gleichzeitig mit der Trauerfeier im Reichstag be-< gönn im Tom der Trauergottesdicnst für die i» EsseM gefallenen Kruppschen Arbeiter und Beamten. Den» Ruf der Glocken waren Tausende gefolgt. Tie Trauer^ feier verlief schlicht und tiefernst. Die alten, immer; wieder zu Notzeiten gesungenen Kirchenlieder, das LieH Paul Gerhardts „Befiehl du deine Wege" und daH Trutzlied Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott" «»i tönten, wobei die Gemeinde stehend mitsang. Domprs» diger v. Döhring legte seiner Predigt den Paulus»» text zugrunde: „So ein Glied leidet, leiden alle Gli» der mit", und „Dis Rache ist mein, ich will vergelten^ spricht der Herr!" Nach weiteren Dankesworten an die Märtyrer «d Helden von Essen fuhr der Reichskanzler fort: VerstLndi- gung boten wir an, Geld und Gut und Ertraa der Arbeit langer Jahre, Sicherheit aus freiem WMen zum -Frieden. >^.an yac uns »ich: gehört. Selbst dann noch, als der Feind im Lande stano, haben wir wiederholt er kennen lassen, daß wir zu freier, ehrlicher und gleichbe rechtigter Verhandlung bereit sind. Ja» wir habe« «ine« praktische« Weg gewiesen, wie das durch den Ruhreinfall fast unentwirrbar gewc denG Raparationsproblcm zu lösen ist, indem wir uns zu d«Ä Vorschlag des Leiters der amerikanischen Außenpolitik LdL ^nghes bekannten. Man hat nicht auf uns gehört. AlleH ist geschehen, um den Ruhreinbruch zu vermeiden oder iukürzen. o Auch künftig wird nichts unwrblei-cn. Aber S«ihe», «nd Friede« müssen gesichert sein, wenn anders «icht die, Opfer nutzlos gebracht sei« solle», die wir a« Ruhr ond> »iheiu beklage». Tie Roparati-uspflicht m»k a«f das MaSj »es Erfüllbaren zurückg«führt, die Erde, tu der wie hent« Pie elf Braven l>estatten, mntz frei «»erden mm Antz «»VI Hand des Feindes, die i« Gefangenschaft «v» Verba»-« n»ng Leidenden müsse» der Freiheit »«d Heimat wiederge. geben, uud keiner Regelung kau» zugestimmt werde«, die Ruhr «nd Rhein territorial verfassungsmäßig »«tastet. So- "ange der Gegner z« solcher Regelung nicht bereit ist, must er Passive Widerstand vom ganze« Volke mit voller Ent schlossenheit und mit der gleiche» Besonnenheit wie bis her fortgesetzt werde». Die Toten haben ihre ganze Person eingesetzt für da- Vaterland. So wollen wir es tun, indem wir uns inr Geiste mit der Trauergemeinde am Grabe der deutschen Arbeiter in Essen vereinigt fühlen und ihre Seele und' unser Vaterland Gott befehlen. Lassen Sie «NS in dieser^ feierlichen Stunde jedem einzelnen aus dem Volke iu Fronbj Und Heimat mit den Klängen der Glocken — als GewbniSj und Mahnung zugleich — die Worte zurusen und sie auch; befolgen: »Und handeln sollst du so, als hinge . von dir und deinem Tun allein , das Schicksal ab der deutschen Dinge und die Verantwortung war dein!". — — Die ernste Feier schloß mit dem zweiten Satz auL der Bsethovenschen VII. Sinfonie. Nach Schluß be» Festaktes begaben sich Reichspräsident Ebert «nds Reichskanzler Cuno zu den Vertretern des Essener W evs kes und der Arbeiter und sprachen ihnen persönlich» durch Händedruck ihr Beileid aus. Die Trauerfsier m Essen. T«r Trnurrgug. Schon vom frühen borgen an stand am Tiens!, tag die Stadt Essen im Zeichen der Trauer. Jed«. Ar beit ruhte, alle Geschäfts der inneren Stadt ruhten Auf dem Kruppwerk sammelten sich schon um 7 Uhö morgens die Werkskameradsn der ermordeten Arbeit beiter und ordneten sich unter Leitung der BetricoM rate zu dem großen Trauerzuge. Dazu gesellten siH viele Tausende von Abordnungen und Werksvertr« tungen aus dem ganzen Industriegebiete. ZahlloG waren die mitgeführten Fahnen und Kranzspenden^ obwohl für jede solche Abordnung nur fünf Man:: zipj gelassen worden waren. Tie Abordnungen der GrwE ben und Schächte waren in der kleidsamen Bergmanns»« tracht erschienen. Tie Kommunisten hatten ein vo« sonders starkes Aufgebot zusammengebracht und na mentlich auch sehr viele Fahnen in den Zug eings-» stellt. Ein Riesensowjetfiern wurde ihrer Abteilimgk vorangetragen. An der Spitze ihres Zuges marschier ten die neugebildeten Hundertschaften. Unter den Klängen mehrerer Musikkapellen setzte sich der mehrere Kilometer lange Trauerzug um 9 Ußtz in Bewegung. Zunächst führte der Weg, drei KilomereH lang, durch die Straßen der riesigen Werksanlagen. Tann betrat der Zug in der Kruppstraße die öffent-tz lichen Straßen der Stadt. Hier hatten sich viel«j Tausende von Zuschauern eingefrmden. Gegen 10 Uhr» langte die Spitze des Trauerzuges am Ehrenfriedhof anH Hier spaltete er sich und bildete ein dichtes Spali« vom HanptvcrwaltUKgsüebäude bis zum EhrenfriedtzM