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Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstagS und Freitags. — AbonncmentspreiS vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne s Nummern 10 Pf. Tharandt, Men, Kebealehn and die UmMnde«. Imtsßlatt — ' Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. JnsertionsvreiS 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. No. 34. Freitag, den 27. April 1894. Bekanntmachung, die Arbeiterzählung am 1. Mai 1894 betreffend. Zu der nach Maßgabe der Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 13. März v. I. — 254, III, I.— (vergl. die hiesige Bekanntmachung vom 15. April v. Js.) an» h. Mai dieses Jahres statifindenden Arbeiterzählung werden den betreffenden Ortsbehörden des hiesigen Verwaltungsbezirks die nöthigen Formulare noch vor dem nur gedachten Termine zur Vertheilung an die darauf bezeichneten Gewerbtreibenden, Unternehmer u. s. w. von hier aus zugehen. Die Letzteren haben diese Formulare am 1. Mai -s. Js. ordnungsmäßig auszufüllen, mit ihrem vollen Namen zu unterzeichnen und hierauf an die Ortsbehörden zurück zugeben, von welchen die ausgefüllten Zählbogen sodann längstens bis zum zo. Mai dieses Jahres wieder anher einzureichen sind. Meißen, am 21. April 1894. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Airchbach. Herr Rittergutsbesitzer vsn Schönberg-jpstting auf Alttanneberg hat die friedensrichterlichen Geschäfte für den Bezirk Alt- und Neutanneberg wieder übernommen. Königl. Amtsgericht Wilsdruff, am 24. April 1894 Bekanntmachung. Vom SO. M. bis spätestens den z6. nächsten Msnats ist bei Vermeidung von Weiterungen an die Stadtkämmerei zu entrichten: Nstkwgssvkos», psvkügvlil küi» OoininunISnelenvi. Wilsdruff, am 25. April 1894. Der Stadtrath. Dicker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Der Reichstag ist geschlossen worden, ohne daß die' Ordnung der Finanzen des Reichs und der finanziellen Be ziehungen des Reiches zu den Einzelstaaten erfolgt ist. Re gierung und Parlament haben sich jedoch gegenseitig die Ver sicherung gegeben, daß in der nächsten Session an die Lösung der Aufgabe herangetreten werden soll. Die Wirkung dieser Versicherung ist eine bedeutende. Da sie am besten die Noth wendigkeit der Reichsstcuerreform kenntlich macht, so dringt die U-berzeugung von dieser Nothwendigkeit in immer weitere Kreise. Von der dieser Reform feindlich gegenüberstehenden Seite wird nun versucht, hiergegen mit allen Mitteln anzukämpfen; denn man merkt, daß, wenn die Nothwendigkeit der Reform erst in den weitesten Kreisen anerkannt ist, unter allen Umständen ein Weg gefunden werden wird, sie durchzusetzen. Das neueste Losungswort, das man bei diesem Kampfe ausgegeben hat, heißt: Steuermüdigke't. Man möchte die Meinung verbreiten, als seien in den letzten Jahren ungeheure neue Steuern auserlegt worden und als sei deshalb die Bevölkerung müde, die Steuer reform auch nur zu erörtern. Für die erstere Behauptung wird auch thatsächlich der Versuch zu einer Begründung unternommen. Wie wenig dabei aber herauskommt, erkennt man wohl am besten aus dem einen Umstande, daß, um beträchtliche Zahlen zu erhalten, Unfall- und Jnvaliditätsoersicherungsbeiträge als Steuern behandelt werden. Was die zweite Behauptung be trifft, so ist es natürlich klar, daß niemand gerne Steuern zahlt und deshalb von Steuerplänen möglichst wenig zu hören wünscht. Jedoch hat es sich bisher stets gezeigt, haß die Mehr heit der Bevölkerung dann, wenn die Nothwendigkeit für die Aufbringung neuer Steuern vorhanden war, Steuermüdigkeit nicht kannte. Und der Beweis für die Nothwendigkeit der dies maligen Steuerreform braucht doch, nachdem die Ausgaben ver mehrt und die Einnahmen vermindert worden sind, nicht erst erbracht zu werden. Auch der Hinweis auf die Höhe der jetzt schon zu zahlenden Steuern wird daran nichts ändern. Ob die aufzubringenden Steuern drücken oder nicht, hängt nicht von ihrer Höhe ab, sondern von dem Umfange der Wohlhaben heit der Steuerzahler. Ist eine Bevölkerung wohlhabender als eine andere, so kann sie ohne Beschwerden höhere Steuern auf bringen als liefe. Glücklicherweise hat ja nun die Wohlha benheit in Deutschland zugenommen. Wenn also gegenwärtig mehr Steuern gezablt werden sollen, als früher, so braucht die Steuerlast garnicht so drückend zu sein, wie ehemals. Je denfalls ist es völlig verfehlt, die Steuermüdigkeit gegen die Steuerreform ins Feld zu führen. Müde ist nur ein Volk, welches sich im Niedergange befindet und das werden doch vom deutschen Volke wohl auch die Politiker nicht behaupten wollen, deren Anschauungen nicht die maßgebenden sind. Von Osten und von Westen signalisirt der Telegraph das Auftreten der Cholera, einebeherzigenswertheErmahnung an die Staaten Mitteleuropas, bei Zeiten ihre hygieinischen Abwehrmaßrcgeln auf doppelter Front ins Werk zu setzen. Dank den vorjährigen Verhandlungen der Dresdener Konferenz ist eine gemeinsame Operationsbasis oller betheiligten Interessenten geschaffen, welche Gewähr dafür bietet, daß nach rationellen Ge sichtspunkten verfahren und weder nothwendige Maßregeln über- seben, noch überflüssige oder gar schädliche angeordnet werden. Die in Galizien unweit der russischen Grenze konstatirten Cho- lerafälle werden auf Einschleppung aus Rußland zurückgeführt. Das hier anzuwendende Verfahren würde also in der Fern- Dowe diese Reserve als ein Mißtrauensvotum auf. Und doch Doppelschuß gleichzeitig zwei Eier vom Kopfe eines Menschen herunterschießt. Bevor Herr Dowe die Kugelstcherheit seines Panzers demonstrirte, zeigte er die enorme Durchschlags kraft des neuen, kleinkalibrigen Gewehrs. Von Martin's Meister hand geschossen, durchdrang die Kugel mit einem Schlage einen 70 cm langen, mannsdicken Eichblock. Die Gäste konnten sich durch Augenschein davon überzeugen, daß die Gewehre mit Ori ginal-Militärpatronen geladen waren. Dann bot Herr Dowe seine mit dem Panzer bedeckte Brust dem sicheren Schüsse dar, der ihn fünfmal hintereinander wirkungslos traf. Herr Dowe schreckte nur kurz zusammen und zwar, wie er hernach auf Be ¬ sann man es Männern der Wissenschaft, von denen man m so gewichtiger Frage ein kompetentes Urtheil fordert, nicht ver argen, daß sie eine exakte Prüfung wünschen und sich vor jedem Jrrthum sichern wollen. Am meisten diskutirt wurde das Schicksal der Kugel. Wenn sie im Panzer stecken bleiben, muß man sie doch durch die Gewichtszunahme nachweisen können. Wo bleibt die enorme Kraft der fliegenden Kugel, wenn sie weder in Bewegung noch in Wörme umgesetzt wird? Fast Prinzessin Irene von Hessen, Gemahlin des Prinzen Heinrich von Preußen, wird der Großfürst-Thronfolger des Prinzen Schwager,tritt also in ein nahes verwandtschaftliches Verhältniß zu unserem Kaiser- Hause, wodurch die seit lange bestehenden verwandtschaftlichen Bande des letzteren mit dem Hause Romanow wieder enger geknüpft werden. Die Nachricht von der Verlobung des russischen Thronfolgers mit einer deutschen Prinzessin wird in Paris mit sauersüßen Mienen entgegengenommen. Die „France" gentheil so, als glaubten sie, der Kaiser Wilhelm wolle den Krieg, werde diesen Plan aber nun dank dem erhöhten Ein fluß des friedliebenden Zaren aufgeben. Wiewohl die Nach richt nicht ganz überraschend kommt, so berührt sie darum in hiesigen politischen Kreisen doch sehr unangenehm. Man hatte es kaum für möglich gehalten und tröstete sich nun damit, daß fürstliche Eheschließungen, persönliche Neigungen und In teressen gekrönter Häupter heute nicht mehr dieselbe Bedeutung hätten, wie ehedem. Die zu späte Reue über die Art, wie man dem König von Italien für sein Entgegenkommen gedankt hat, wird durch diese Verlobung jedenfalls nicht verringert werden. Nom 23. Kongreß der deutschen Gesellschaft für Chirurgie berichtet die „Post": „Herr Schneidermeister D o w e hat am Donnerstag Nachmittag seinen kugelsicheren Panzer der Feuerprobe wissenschaftlicher Prüfung unterworfen. Seiner Ein ladung folgten die Chirurgen nach Schluß ihrer Sitzung in den Wintergarten. Zunächst gab der amerikanische Kunstschütze Kapt. Martin seine aus den abendlichen Vorstellungen des bekannten Etablissements bekannten Meisterschüsse zum Besten, die auch hier ihren wohlverdienten Beifall fanden. Stellt er doch den märchenhaften Tell weit in den Schatten, indem er durch einen den Revanchekrieg und werde an der Verwirklichung dieses Wunsches nun durch eine Annäherung Rußlands an Deutsch land verhindert werden. Nein, die „Däbats" thun im Ge- treffs Portugals zu muthmaßende Einschleppung der Seuche auf dem Seewege durch daö Mittelmeer in vollem Umfange auch für erstgenannten Staat gilt. Als erschwerendes Moment können noch die gerade jetzt zwischen Italien und Spanien sich bewegenden Pilgermassen gelten, wie denn erfahrungsgemäß jede größere Menschenanhäufung in seuchenverdächtigen Zeiten bei nahe e>ner direkten Herausforderung der Gefahr gleich zu achten ist. Hierbei bleiben d'e kritischen sozialen Zustände Südspaniens noch ganz außer Betracht. Wenn aber dort die Schilderungen des dort angeblich herrschenden Massenelends nicht ganz maß lose Uebertreibungen sind, so wäre damit ein weiterer, vom sa^ nitären Gesichtspunkte aus erschwerend wirkender Faktor ge geben. Wenn demnach die spanischen Behörden schon jetzt mit voller Strenge den Grenz-, bez. Hafendienst auf den Ver-! theidigungsfuß gegen die Cholera setzen, so handeln sie nur, wie es ihnen oas Gebot der sozialen Selbsterhaltung vorschreibt. Potsdam, 24. April. Ihre Maj. die Kaiserin wird mit den kaiserlichen Kindern bereits am Sonnabend Nach mittag von Abbazia im Neuen Palais wieder eintreffen. Se. Maj. der Kaiser dagegen wird am Mittwoch, den 2. Mai, nach hier zurückkehren. Wie bereits kurz berichtet, ist am Freitag in Ko bürg die Verlobung des Großfürsten von Rußland mit der Prinzessin Alix von Hessen, jüngsten Schwester des großherzoglichen Bräutigams, verkündet worden — ein Er- eigniß, das auch in politischer Hinsicht keineswegs belanglos ist. Großfürst Nikolai ist geboren zu Petersburg am 18. Juni 1868, steht mithin im 26. Lebensjahre. Er ist Hetman aller Kosaken, Hetman der donischen Kosaken und der Kosaken von Kuban, Oberst im Leib-Garde-Regiment Preobrashenski, Chef! des Leib-Garde-Regiments Wolhynien, des 65. Infanterie-^ Regiments Moskau, des 84. Infanterie-Regiments Schirwan^ und des 1. Ostsibirischen Schützenbataillons, Oberstinhaber des i k. und k. Manen-Regiments Nr. 5, ä In 8uits des königl. frU^'mitt'hei^ infolge des lauten Schalles'.' Ur Zuschauer preußischen Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Negiments No.«aber zuckte ängstlich besorgt zusammen, freilich ohne Grund. 1, Chef des komgl. preußischen 1. westfälischen Husaren-Re- Auch ein stolzes Roß, das, vom Panzer geschützt, der Kugel giments Nr. 8, Oberstlieutenant rm k. und k. Manenregiment dargeboten, drehte nur verwundert den Kopf um. Nach der Alexander II. Kaiser von Rußland Nr. 11; Mitglied des Vorstellung unterzogen die Chirurgen, die in Mafien auf die Reichsrathes; Ritter des spanischen Ordens vom Goldenen Bühne eilten, den Panzer einer ernsten Prüfung und setzen Vließ, des Hosenband-Ordens u. s. w. Seine Braut, Prin-^^rn Dowe einem Ouerfeuer von Fragen aus, vor dem er zessm Alix ist geboren am 6. Juni 1872, steht also im 22. kaum zu retten wußte. Die Herren Chirurgen betrachteten Lebensjahre. Durch die ältere Schwester der Verlobten, die die Sache sehr skeptisch, und merkwürdiger Weise faßte Herr Haltung des weiteren Zuzuges choleraverdächtiger Grenzpassanten, bezeichnet sie als „verdächtig" und ist damit jedenfalls auf- sowie in der gründlichen Sanirung aller verseuchten Punkte des richtiger als die „Däbats", welche sich nicht damit begnügen Grenzrayons.bestehen müssen. In Lissabon soll ja die sog. die Meldung, wie die meisten Abendblätter, ohne Kommentar „Cholerine"-Epidemie ihren Höhegrad bereits überschritten haben; zu bringen, sondern sich des Vorganges wegen seiner „friedlichen gleichwohl hat man spanischerseits zu umfassenden Vorbeugungs-Bedeutung" freuen. Man traut seinen Augen kaum, und m maßregeln gegriffen und vor allen Dingen den spanisch-portn-! der That muß man auch ja nicht glauben, daß das Blatt etwa giesischen Gcenzverkehr unter Kontrole gestellt. Für Spanien offen eingestehen will, Frankreich wolle verbündet mit Rußland hat die Angelegenheit insofern ernstere Bedeutung, als die be- den Revanchekrieg und werde an der Verwirklichung dieses