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Anzeiger für Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prrenumeranäo. Inserat« werden bis spätesten» Mittags deS vorhergehenden Tage- des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Vrgan für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. IIS. Donnerstag, den 7. Oktober 188V. 5. Jahrg. Bekanntmachung. Die Brandeafse pro 2. Termin und die Einkommensteuer pro S. Termin ist spätestens und zwar die Brandeafse bis zum IS. Oetober n. 6., die Einkommensteuer bis zum 21. Oetober u o bei Verineidung executivischer Beitreibung an die hiesige Stadtsteuer-Einnahme zu entrichten. Zwönitz, am 29. September 1880. Der Bürgermeister. Schönherr. Tagesgeschichte. Deutschland. Der deutsche Reichstag wird sich demnächst mit einem neuen handelspolitischen Gesetzentwürfe von weittragendster Bedeutung zu beschäftigen haben. Es handelt sich nämlich darum, eine Lücke in dem System unserer wirthschaftlicken Gesetzgebung aus zufüllen, indem man den bedeutenden Zweig der Gewerbsthätigkeit, welcher die Seeschifffahrt, den Seehandel und die Schiffsbauindustrie umfaßt, neu ordnet und zwar unter dem Gesichtspunkte „wirthschaft- licher Unabhängigkeit." Indem Deutschland für seinen Konsum und seine Fabrikation einer großen Menge außereuropäischer Produkte bedarf, soll es sein Bestreben sein, mit den Ländern, welche dieselben hervorbringen, in direkten Verkehr zu treten, um einerseits diese Pro ducts im Ursprungslande möglichst gut und billig, durch Zwischen handel unvertheuert, zu erwerben, und andrerseits Gelegenheit zu finden, die Erzeugnisse seiner Industrie jenen Ländern dagegen zu zuführen. Oesterreich. Der Kurort Karlsbad war am 3. October der Schauplatz einer großen Demonstration der Deutschen in Böhmen, die sich gegen das Ministerium Taaffe und dessen Verordnung in der Sprachenangelegenheit richtete. Nach Vorgang der früher durch die Deutschen Mährens in Brünn und weiterhin in Mödling abge haltenen Parteitage wollte man in Karlsbad der Unzufriedenheit über die Maßnahme des Ministeriums Ausdruck verleihen. Die deutschen Abgeordneten zum Reichstage, welche die Einberufer jener Versamm lung sind, erklären das Vaterland in Gefahr, weil nach ihrer An sicht das Ministerium Taaffe in Zusammenhang zu bringen ist mit den gegen die Einheit des Staatsverbandes gerichteten Bestrebungen der Förderalisten und den gegen das Fortbestehen des Deutschthums in Oesterreich gerichteten Agitationen der Nationalen. Für die Karls bader Versammlung, die, wie gleich bemerkt werden mag, sehr zahl reich aus Böhmen aber auch aus anderen Theilen des Reiches be sucht war, hatten die Führer der Deutschen drei Nesolutionsvorschläge ausgearbeitet, deren Beralhung durch die Versammlung geschehen sollte. Der Inhalt derselben war schon vorher durch die Bericht erstatter der Blätter nach Wien telegraphirt worden, und da das Ministerium hierin ungerechtfertigte Angriffe auf die Regierung zu erblicken glaubte, so erfolgte die Confiscation der Wiener Morgen blätter vom 2. October, welche die Resolution veröffentlichten. Aber auch in Karlsbad selbst wurde unmittelbar vor Beginn der Versamm lung am 3. October die ganze Auflage der gedruckten Resolutionen von der Regierungsbehörde weggenommen. Daß das Ministerium Taaffe, welches die offen zum Kampfe gegen die Negierung ausfor dernden Kundgebungen der Parteitage in Mödling und Brünn ruhig hingenommen hatte, diesmal in Karlsbad derartig einschreiten würde, hatte man seitens der deutsch-böhmischen Abgeordneten nicht erwartet. England. London, 5. October. Die Botschafter Rußlands, Deutschlands, Italiens und der türkische Geschäftsträger hatten heute Conferenz mit Lord Granville. Italien. Genua, 4. Octbr. Garibaldi ist hier eingetroffen, an Bord von den Notabilitäten der demokratischen Partei begrüßt und bei seiner Landung mit Zurufen, Fahnen und Musik empfangen worden. Die Ordnung wurde nirgends gestört. Rußland. Zwischen dem Großfürsten Nicolaus, Bruder des Czaren und dem Kriegsminister Miljutin besteht ein sonderbarer Con- flict. In der Pariser „Novelle Revue" erschien vor einiger Zeit ein Artikel, der die Gründe der anfänglichen Mißerfolge Rußlands im letzten Kriege bespricht und die Verdienste Miljutins nm die Militär reorganisation einer abfälligen Kritik unterzieht. Als der Verfasser oder doch Inspirator des Artikels wird der Obercommandant im letzten Kriege, der Großfürst Nicolaus selbst, angesehen. Miljutin hat nun ein Schriftstück verfaßt, welches die ihn gravirenden Aus führungen jenes Artikels widerlegen soll; allein die Autorisation des Kaisers Alexander zur Veröffentlichung des Manuscriptes war bis dato aus Livadia noch nicht eingetroffen, was allerdings nicht aus schließt, daß dieselbe doch noch ertheilt werden wird. In Petersburg sieht man der bevorstehenden Controverse selbstverständlich mit der größten Spannung entgegen. Türkei. Allem Anschein nach wird die der Pforte von den Mächten gewährte Fristverlängerung ablaufen, ohne daß sich etwas Entscheidendes ereignet. Es beginnen nun erst die Verhandlungen über die türkischen Vorschläge, die man schon jetzt als voraussichtlich zum größten Theile unannehmbar bezeichnet. Daß dies längere Zeit dauern wird, missen die zu allernächst Betheiligten, die Montenegriner, am Besten, die einen Theil ihres Operationscorps-wieder beurlaubt haben. Was geschehen wird, wenn die Verhandlungen geschlossen sind, weiß Niemand. Selbst an Bord des englischen Panzerschiffes, wo doch noch der letzte Halt für das Unternehmen sein sollte, lächelt man sehr zweifelhaft über die englische Compagnie. — Mit einem Worte, die Flotte zweifelt selbst an ihrer Verwendung; andererseits kosten die Schiffe viel Geld, wie man sagt, ca. 200,000 M. täglich, für eine so unfruchtbare Sache ein ziemlich theurer Preis. Die Lage ist einem gordischen Knoten vergleichbar, zu dessen Durchhauen sich das „Concert" der Mächte schwer bewegen lassen wirk Uolrales und Sächsisches. — Ein Ueberblick über die finanziellen Ergebnisse der sächsischen Staatsbahnen, welche das „Dresdner Journal" veröffentlicht, läßt als interessantes Resultat eine bedeutende Zunahme des Einnahme überschusses erkennen. In zehnjährigen Abständen wiedergegeben, tritt das Wachsen um so schärfer hervor. 1848 betrug der Ueber- schuß 725,070 M., 1858 bereits 5,007,858 M., 1868 schon 12,826,935 M. und 1878 sogar 20,758,879 M., obwohl das Maximum schon im Jahre 1876 mit 21,562,892 M. erreicht war: Die Bahnen ver zinsten sich 1858 zu 2,^ »/g, 1868 zu 3,„ «/<„ 1878 zu 1,<„ «/g. Die durchschnittliche Verzinsung des mittleren Änlagecapitals beträgt 5,22 o/g, während eines Zeitraumes von 32 Jahren und ist eine sehr günstige zu nennen. Dresden, 4. October. Se. Maj. der König hat bei der vor gestrigen Gemsjagd am Karlgraben in Steiermark durch das Herab fallen eines Steines eine leichte Verletzung an der linken Seite des Kopfes erlitten, die ihn aber an der Fortsetzung der Jagd, nach den eingrgangenen Nachrichten, nicht behindert hat. Nach einem inzwischen eingegangenen Telegramm aus Mürzsteg läßt das Befinden Sr. Maj. des Königs nichts zu wünschen übrig. Dresden. Eine interessante Reise um die Welt unternehmen in nächster Zeit zwei Offiziere des sächs. Armeecorps, dem Train