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MsdmfferTageblalt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, D«, Wilsdruffer Tageblatt enthalt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nassen. _ —tSolick nachm. 5 Uhr Ar de» Ta,. Bezugspreis: Bel Abholung in L G'MsstLVAd^ 2 Wb. "n Mona., bei Zustellung durch dl. Bo.en 2,W Mk., d« Postde^llun, MPA.Wl-'PolwnNn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend hdherer D-w-N, Krieg oder sonstiger B-lriedsftörungcn besteh, kein Anspruch auf Lieferung ierZeUun^obttNäqung de» Bezugspreise». - Rücksendung eingcfandler SchristsiLcke erfolgt nur, wen» Porto beilieg«. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespa!tene Raumzeile 20 Golopfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichcnBekanntmachungen 40Gold- 2 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rochweisungsgedühr 20 Goldpfennig. Bor- wndrn nach Dlüglichk-It Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 AückstchügO^ annahme b,»-orm.1vUhr -— 77 — - Für die Richtigkeit der Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanfpruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oderdrrAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. AZr 51 — 86.Jahrgang Trlegr-Adr .Amtsblatt- Wilsdruff- Dresdeu Postscheck Dresden 2640 Mittwoch, den2 März 1927 Schwere Lergwerkskatattrophen. 13S brWcheZergarSeiler veGWer 80 gerettet. In Ebbcvale sSüdwales) ereignete sich ein schweres Grubenunglück durch eine Gasexplosion, wobei 135 Arbeiter, die in der Grube beschäftigt waren, ver schüttet wurden. Es wurden sofort Rettungsarbeitcn cin- geleitet. 80 der Eingeschlosscuen konnten gerettet werden. Die weiteren Rettungsarbeiten werden durch die ans- strvmcnden Giftgase erheblich erschwert. Viele der Ge borgenen sind schwer verletzt. Die Frauen und Kinder der Verunglückten versammelten sich vor der Grube, wobei sich erschütternde Szenen abspielten. Unter den Vermißten befindet sich auch der Direktor des Bergwerks. Dreihundert bis vierhundert Freiwillige arbeiten fieberhaft an der Rettung der Berfchütteten. Weitere Meldungen besagen, daß bisher 22 Bergleute als Leichen geborgen wurden. Von den Rettungsmannschaften, die versucht hatten, von der Ostseite des Bergwerks zu den eingeschlossenen Bergleuten zu gelangen, wurden viele durch die dem Schacht entströmenden Gase bewußtlos. Wie berichtet wird, sind auch mehrere Tote zutage befördert worden. Gesteinsverschiebungen und Vergasung erschweren die Rettungsarbeiten. Ein zweites schweres Unglück hat sich in dem Bilstorphe-Schacht in Nottinghamshire ereignet. Dort stürzte ein Gerüst zusammen, wobei 16 B e r g a r b e i t e r getötet wurden. Weitere Einzelheiten London, 1. März. Von der 135 Mann starken Beleg schaft des Unglücksschachtes in Wales konnten bis jetzt 85 Mann lebend an die Oberfläche gebracht werben. Biele von ihnen haben Gasvergiftungen oder Verletzungen durch fallendes Gestein davon getragen. Die Grube war durch die Explosion so schwer vergast, daß ohne eine gründliche Ventilation hie Hoffnung, ine einge schlossenen Bergleute zu retten, sehr gering war. Mehrere Leute der Rettungskolonnen erlitten ebenfalls schwere Gasvergiftungen, obwohl sie mit Gasmasken und anderen Sicherheitsvorrichtungen hinreichend versehen waren. Die Unglücksstelle im Schacht bietet ei» furchtbares Bild. Die Gänge waren durch verbogene Eisen teile und zusammangeknickte Grubenhölzer völlig versperrt und streckenweise durch die Wucht der Explosion verschüttet. Man nimmt an, daß gegenwärtig noch 39 im Schacht eingeschlossen sind. Regierung^beamte haben den Unglücksschacht in den Nachmittags stunden besichtigt urd die vorläufige Wiederaufnahme der Arbeit untersagt. Auch auf dem Schacht in Nottinghamshire sind noch einige Bergleute eingeschlossen, so daß sich die Zahl der Toten ebenfalls noch erhöhen kann. London, 1. Mänz. Vom Schauplatz des Unglückes in Wales liegt noch folgender Bericht vor: Kurz nach 1 Uhr nachts zieht aus dem Schacht der Marme-Grube, der insgesamt 1774 Arbeiter unter Tage und 253 Monn über Tage beschäftigt, Rauch empor. Einige herbeigeholte GrubenbeaMr stellten fest, daß sich anderthalb Meilen von dem Rachherd entfernt eine Explo sion ereignet hatte. Die Explosion wer dem Ausbruch von Feuer in dem Teil der Grube gefolgt, in dem die Bergarbeiter einge- schlosssn sind. In kurzer Zeit waren die ersten Nettungskolonnen zur Stelle. Infolge der starken Gas- und Rauchentwicklung sowie des Einstürzens von Grubendecken mutzten auf Anordnung der Negierungskommissare die Arbeiten wieder eingestellt werden. Ein Mitglied einer Rrttungskolonne sagt folgendes aus: Das Gas war noch zu tödlich, um eine Rettungsaktion von Dauer mit Er folg durchzuführen. Die Grube glich einer Hölle, da die Hitze sehr stark war. Der Weg durch die einzelnen Stollen war schrecklich. Ueberall sah man Leichen liegen. Schließlich versperrte uns eine große Steinwand das Vordringen. Viels der Leute sind durch die Hitze und die Gose vollkommen erschöpft. Das Licht der Grubenlampen wer durch die Wolken von Kohlenstaub kaum, noch sichtbar. Ueber Tage spielten sich zu derselben Zeit erschütternde Szenen ab. Frauen, Männer und Bräute waren nur notdürftig bekleidet zur Unglücksstättc geeilt. Sie warteten in der Nacht und den ganzen Tag über aus eine Nachricht von den Ihrigen. Bis jetzt sind 31 Leichen gezählt worden. Ungefähr 31 Leute sind noch eingeschlossen, die jedoch als verloren gelten. Zu diesen 62 treten außerdem noch die 16 Verunglückten der Grube in Not tinghamshire, so daß sich die Gesamtzahl der Toten auf 78 be läuft. Auch auf dieser Grube spielten sich furchtbare Szenen ab. 8 Bergarbeiter hotten ihre Kleidung gerade zur Einfahrt in die Grube angelegt und sich in den Fohrkorb begeben, als un gefähr 90 Meter der Wasserpumpanlage absackten und in den Schacht stürzten. Der Fahrkorb wurde mitgerissen und sauste mit großer Geschwindigkeit bis auf den Grund des Schachtes, wo andere Arbeiter mit dem Beladen eines anderen Fahrkorbes beschäftigt waren. GruHsnexpLsAon bei Hamm. Schwere Verletzungen. Auf der Zeche dr Wendel bei Hamm hat sich bei Ab dämmnngsarbeiten bei einen« GruScnbrand, der am 24. Februar ausgebrochen war, eine schwere Schlag- wettcrexplosion ereignet, bei der zwölf Beamte und eiu Arbeiter zürn Teil schwer verletzt wurden. Der Explosion war eine leichtere vorausgcgangen, durch die zwei Ar beiter durch Steinfall verletzt wurden. Die Zahl der Schwerverletzter: konnte mit Sicherheit noch nicht fest- gestellt werden. Dis Verletzten wurden den Kranken Häusern in Hamm zugcfükrt. Volksbegehren für MswMW. Eigener Fernsprechdicnst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 1. März. Dir Reichsarbeitsgemnnschaft der Auswcttungsgeschädigten und Micterorganisotionen hat dem Reichsinncnminijler den Entwurf eines „Gesetzes zur Wieder herstellung des Volksvermögens" eingereicht und den Antrag ge stellt, ihn zum Gegenstand eines Volksbegehrens zu machen. Die Unterschriftensammlung sür den Antrag, die bekanntlich im No vember v. I. begonnen hat, hat weit mehr Unterschriften als dis erforderliche Zahl ergeben. Eine enOOseindliche Rede Trotzkis. Eigener Fcrnsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 1. März. Wie das Berliner Tageblatt meldet, hat Trotzki in der Moskauer Eewerlschaftshalle eine außerordent liche scharfe cnglandfeindliche Rede gehalten. In dieser Rede erklärte Trotzki, daß Rußland nicht nur mit den chinesischen Re- voluttonärer. sympathisiere, sondern, wenn es möglich sein würde, alle Leute, die sich in Schanghai ein,wischen, im Meer ertränken würde. Rußland habe sich vor allem über die sowjetfeindliche Pro paganda Englands zu beschweren. Chamberlain habe bei den litauischen Konunumstenhinrichtungen nicht nur applaudiert, son dern akwissermaßeu die Stricke der Henker geschmiert. Wsshingto« Wt Tiaz' Aagebot ob. Eigener Fcrnsprechdienst des „Wilsdrufser Tageblattes". Berlin, 1. März. Wie die Abendblätter aus Neuyork meldet., teilte das Staatsdepartement dem Außenausschuß des Senats mit, die Regierung beabsichtige nicht, auf den von Ni caragua vorgeschlagenen Offensiv- und Defensiv-Pakt cinzugehcn. Vor Genf. Die letzten Tage, die -er deutsche Außenminister Dr. Stresemann noch an der Riviera verbringt, ehe er zur Tagung des Völkerbundrates nach Genf fährt, ver laufen beträchtlich unruhiger als der Anfang seiner Urlaubszeit. Schon das große Rätselraten, ob die Außen minister Frankreichs nnd Englands gleichfalls nach Genf kommen werden, dann die große Rede Briands liber die deutsch-französischen Beziehungen, die Regelung der Saarfrage, wo man sich um den Vorsitz in der Saarkommissron und um die französischen Besatzungs- truppen streitet, Danziger Schwierigkeiten und schließlich der englisch-russische Zwischenfall sind alles Dlnae, die Stoff genug zu Besprechungen zwischen den ver- schledenen Leitern der Außenpolitik abgeben werden. Hinter den Kulissen natürlich — denn nur mit den unwichtigeren Fragen hat sich der Völkerbundrat offiziell zu beschäftigen. Hinzu kommt natürlich vor allem noch die für Deutschland brennendste Frage, die der Rhein land r ä u m n n g. Aber es ist doch mehr wie ungewiß, ob namentlich Briand überhaupt darauf eingehen wird. Zeichnen sich doch immer klarer die Linien der französischen Politik uns gegenüber ab: nicht eher soll an eine Räumung gedacht werden, als bis Frankreich für seine „gefährdete Sicherheit" vollen Ersatz gefunden hat. Aber es wäre sür uns Deutsche schon ein Gewinn, wenn es Stresemann in Genf gelingen würde, sestzustellen, was man eigentlich in Paris an „Besatzungsersatz" von Deutschland verlangt, über Andeutungen sehr allgemeiner Art ist Briand ja bisher noch nicht hinausgegangen. So recht scheint man nämlich in F r a n k r e i ch an den bevorstehenden Beginn des allgemeinen Friedens und der Volkerversöhnung aber doch nicht zu glauben und des- ivegen vollzieht sich dort jetzt eine Heeresreform in allergrößtem Stil. Paul-Boncour, der zwar Sozialist, aber trotzdem Präsident der Studienkommission des obersten nationalen Verteidigungsrates ist, betonte zwar ebenso ansführlich wie ausdrücklich, alles geschehe nur zur „Verteidigung". Solange die Welt steht, ist immer so ge sprochen worden, ohne daß dadurch derartige Worte an Glaubwürdigkeit gewannen. Wenn er dabei noch besonders betont, daß die sranzösische Armee nur dann in Bewegung gesetzt, die gesainte französische Bevölkerung mobilisiert werden würde, wenn ein Angriff auf Frankreich erfolgt oder wenn der Völker bund es verlangt, und die anderen Völker brauchten das nur nachzuahmen, um „einen völlig neuen Rechtszustand herzustellen", so wird er gerade in Deutschland doch Wohl nicht auf den unbedingtesten Glauben stoßen. Ist doch durch die Reform des französischen Heerwesens mit seiner Gesamtmobilisation aller, aber auch aller Fran zosen jeden Geschlechts und der ganzen Wirtschaft ein Kriegsapparat geschaffen, wie er in der Welt nicht zum zweitenmal bestand oder besteht. Um so unsinniger wirkt die Forderung nach neuen Sicherungen Deutschland gegenüber, zumal man im Osten den willigen polnischen Freund hat. Da ist cs schon beinahe ein etwas grotesker Witz, wenn jetzt in Genf von der vorbereitenden Abrüstungskommission des Völkerbundes da-, Programm für die internationale Ab rüstungskonferenz aufgestellt werden soll. Auch hierin wird Dr. S.rcsemann wohl wieder Veranlassung nehmen, aus den Artikel des Versailler Vertrages hin- znweisen, der die deutsche zwangsweise Abrüstung als den ersten Schritt der Weltabrüstung ausdrücklich bezeich net. Es gibt ein französisches Sprichwort, das, ins Deutsche übersetzt, heißt: „Nur der erste Schritt kostet etwas." Ein Irrtum: in der Abrüstungsfrage scheint der zweite Schritt den meisten zn kostspielig zu sein. -p Frankreichs Kriegsmimster über Sicherungen. Der französische Kriegsminister, Painlevö, hat sich einem Pressevertreter gegenüber zu den geplanten militärischen Sicherheitsmaßnahmen geäußert. Er sagte u. a.: Kein Land ist durch seine geographische Lage einem Angriff mehr ausgesetzt als Frankreich. Ich billige das Abkommen von Locarno; nachdem das Genfer Protokoll hat aufgegeben werden müssen, stellt es das höchste dar, was hat erreichen können. Frankreich muß sich schützen, um besser -er Sache des Friedens dienen zu können. Frankreich würde seiner eigenen Sache und -er Sache des Friedens schlecht dienen, wen«« es nicht mutig die Verteidigung seiner eigenen Sicherheit übernehme,« würde. Ein Frankreich, das unfähig wäre, einem Ein fall erfolgreich Widerstand zu leisten, würde „für die bösen Mächte, die die alte Welt beunruhigten", die ge fährlichste Versuchung sein. Painlevö bezeichnete es im weiteren Verlaufe seiner Ausführungen als eine Verleumdung, daß Frankreich am Rhein bleiben wolle, und ging dann auf den Verteidi- gungsplan der französischen Grenze ein, wobei er mit teilte, daß die Arbeiten, die voraussichtlich mehrere Jahre dauern würden, im Monat Juli ausgenommen werden sollen. Verbot einer deutschen Zeitung in Oberschlesicn. Kattowih. Die in Beuthen erscheinende Oberschlesische Zeitung ist äus die Dauer von zwei Jahren für das pol nische Staatsgebiet verboten worden. Konservatives Sekemrtms M KsnarHie. Eine Entschließung der Deutsch - Konservativen Partei. Der weitere Vorstand der Deutsch-Konservativen Partei trat in Berlin unter dem Vorsitz von I). Grafen Seydlitz-San-reczki zusammen und faßte nach eingehender Aussprache einmütig folgende Entschließung: „Wir Konservativen stehen in unbeirrbarer Treue zum monarchischen Gedanken und zum angestammten Herrscher haus. Wir bekennen den Willen zur Befreiung und zu einer Außenpolitik, die durch Würde sich Achtung gewinnt. Die Deutsch-Konservative Partei hat sich bei ihrer selbst- lofen Mitarbeit in der Deutschnationalen Volkspartei volle Selbständigkeit ausdrücklich gewahrt. Sie fordert die konservativer« Kreise, aus denen in diesen Tagen zahlreiche -ankenswerte Kundgebungen ein gegangen sind, auf, im Hauptverein der Deutsch-Konser vativen in Berlin und in seinen Zweigvereinen in den Provinzen das Machtmittel zu schaffen, um bei kom menden Wahlen unsere Forderungen zur Geltung zu bringeu. Die Stunde verlangt nach konservativen Kräften. Sie soll uns wachsam finden un- bereit. Unverändert wie unsere Ideale und Grundsätze bleibt unsere Parole: Mit Gott für König und Vaterland. Mit Gott für Kaiser und Reich." Zentrum und Bayerische Volkspartei. Die Bayerische Volksparteikorrespondenz teilt mit, daß ein glückliches Ergebnis der Vorverhandlungen zwi schen dem Zentrum und der Bayerischen Volkspartei wegen einer engen politischen Zusammenarbeit von -er Nheinpfalz abhängig ist. Es wird wesentlich dadurch bestimmt werden, wie es gelinge, die Schwierigkeit aus dem Wege zu räumen, die sich aus der Tatsache ergibt, daß die Zentrumspartei eine eigene Parteiorganisation auf dem Boden der Nheinpfalz unterhält. SngMe Vorbehalte sür die SerabröAuaa Die Antwort aus Coolidges Einladung. Die englische Regiernng hat ihre grundsätzliche Bereitwilligkeit zur Teilnahme an der von Präsident Coolidge geplanten Seeabrüstungskonfereuz gegeben. Aus der nunmehr veröffentlichten Antwort gebt indesic: hervor, daß England starke Vorbehalte gemacht hat. der Antwortnote beibt es nämlich: