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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend tt Die »Ottendorfer Zeitung" erscheint Diens- 0 tag, Donnerstag und Sonnabend. st II Bezugs-Breis: Bicrtcljädrlich 2 70 Mark, II sl bei Zustellung durch die Boten L,— Mark. -j I, Im Falle hvderer Gewalt <Kricg od. sonst. Ü irgendwelcher Störungen des Betrrebcs der 0 !f ^cilrmg. der Lieferanten od. d Dcsordcrungs- -! Tinrichtungen) hat der Bezieher keinen Än- II e wruch auf Lieferung oder Nachlrc'erung der ü Leitung od.aufRückzahIungd Bezugspreises, ff Anzeigen-Preis: Die Lleingespakte« Zeil» oder deren Raum wird mit 28 Pfz., a«f der ersten Seite mit 7K Pfg. berrchemt. Anzeigen werden an den Erscheimmgataa« bis spätestens vormittags 10 Uhr h» dt« Geschäftsstelle erbeten. Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, »an» der Anzeigen-Betrag durch Kl»-» etn-«t»a«> w»rd«n muß oder wenn der Anstmi-D«« in Konkurs gerät. r e r. werte lut- itsric), link fühlt cw enzusch^ !ill8V asgefüh^ i« rlekU rtete hier»>' fass »erweB -rnsprech-Anschlusz Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. 31. Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Groß-Okrilla. Nummer 25 Mittwoch, den 3. März ^)20 19- Jahrgang. durch den Umstand, daß die Gebäude des Laboratoriums wegen der großen Explosionsgefahr weit verstreut ausein- anderstehen. Zur Aufsicht find ständig 11 Wächter in drei Schichten zu je acht Stunden nötig, und jeder Wächter hat ein Einkommen von 9000 Mark jährlich. Die Bewachung erfordert also allein eine Jahresausgabe van rund 300000 Mk. Aus diesem Gesichtswinkel gesehen, müßte der Verkauf der Radeberger Heereswerkstätten gutgeheißen werden, zumal die Werke sich nicht zur Weiterführung als Staatsbetrieb oder sozialisierter Betrieb eignen, weil sie fortgesetzt hohe Zuschüsse erfordern würden. Es hätte in den Werken zwar weitergearbeitet werden können, dann wüide mit dieser Arbeit aber nicht einmal so viel verdient werden, daß auch nur die Betriebsmittel und die Arbeitslöhne davon bezahlt werden könnten. Die Gesammtheit der übrigen Staatsbürger hätte alsdann mit ihrer eignen Arbeit Millionen aufzubrinqen um die wirtschaftlich zum Teil fruchtlose Arbeit der in den Werkstätten Beschäftigten zu bezahlen. Da das Reich der artige Löhne nicht aufbringen wollte und Sachsen die Mittel dazu nicht besaß, ließ sich das Zerschlagen der Werke, das Adwandern der Rohstoffe und die Zunahme der Arbeits losen eben nur vermeiden durch den Verkauf des Werkes. Lage der Tabakmdustrie so verschlechtert, daß es geboten er- scheint, die im Paragraph 86 für die Dauer der Geltung des GolvzollgesetzeS vorgesehene Ermäßigung der Steuersätze weiter auSzudehnen. Der Ausschuß des RerchSrateS hat für das Zigarrettengewerbe den fünf obersten Klaffen die Er mäßigung zugebilligt und sie aus 50 Prozent erhöht. Um dem Zigarrengewerbe einen Ausgleich zu verschaffen, wurde die Ermäßigung für dieses von 70 Prozent auf 75 Prozent erhöht. — Mit Rücksicht auf die sich von Tag zu Tag ver schlechternde Stimmung der oberschlesischen Arbeiterschaft sind in den letzten Tagen neue starke französische Truppentrans porte im Abstimmungsgebiet eingetroffen. Weitere Truppen sino vom Rhein her im Anrollen. Obwohl die Haltung der französischen Truppen im allgemeinen korrekt ist, wirken doch allein rhre Anwesenheit, der französische Brauch, die Posten mit aufgepflanzlem Bajonett durch die Straßen patrouillieren zu lasten, die verletzenden Anordnungen einzelner Ortskommanoamen, die für die deutsche uni formierte Beamtenschaft den Grußzwang einführte und der Bürgerschaft die Benutzung des Bürgersteiges im Angesicht französischer Offiziere verbietet, sowie das oft provozierende außerdienstliche Verhallen der Fremden derart aufreizend, daß es tagtäglich zu ernsten Zwischenfällen und tätlichen Angriffen kommt. Infolgedessen haben die Franzosen die ursprüngliche Absicht, jede Stadt und jedes Dorf mit einem kleinen Kommando zu belegen, aufgegeben und die Truppen konsigniert. — Der Regierungssitz Oppeln starrt von Militär und bildet ein großes Heerlager. Im Industriegebiet liegen die Truppen meist außerhalb der Städte und die französischen Batterien sind derart in Stellung gebracht worden, daß sie Ein trübe» Kapitel eigener Art umfaßt die Diebstähle Unterschlagungen in den Werkstätten Radeberg. In Spandau und Adlershof kann e» nicht schlimmer gewesen Au» der Besprechung mit dem Regierungsoertreter M folgende« Beispiel besonders markant hervor: Im Euar diese» Jahres war eine Kommission vom Rerchs- ^ertungsamt in Radeberg, um eine Anzahl wertvoller Aektcomotoren für da» Reich zu übernehmen. Diese Moren waren in einem Keller de» Hauptgebäudes zur Übergabe bereitgestellt. Al» die Kommission erschien, Men 11 Motoren spurlos verschwunden, acht Stück sanden später versteckt, zwei entdeckte man später bet einem An- Wllten in Bühlau. Ein andermal sollten 44000 Muer Mndertuch übernommen werden, und al» die Kommission schien, fehlten rund 9000 Meter, die dann unterderhand »» Preisen von 80—100 Mark für das Meter als Anzug- M verschoben worden find. Ein besonders krasser Fall gnete sich kürzlich, al» ein Waggon ladeberett stand, der o /, Tonnen Messingabfälle für einen Dresdner Großhändler »fahren sollte. Durch ein Gespräch zweier Arberier war Beamter der LandeSsicherhertapolizei darauf aufmerksam Macht worden, daß wieder eine Schiebung rm Gange ser. ^» Waggon wurde ordnungsgemäß mit den 5»/, Tonnen A»sallen beladen und sollte eben plombiert werden, al» em noch einmal den Inhalt nachprüfte; hierbei fand Ml Tonnen Aluminium, die von Arbeitern des Werkes H "An Augenblick in den Waggon eingefchmuggelt waren. Bkrt dieser entdeckten Schiebung beträgt 30000 Marl. Mstigt wurden die Mensiugdiebstäyle und Schiebungen Neuestes vom Tage. — In der Reichsratssitzung am Sonnabend wurde eine Verordnung über die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse MS der Ernte 1920 angenommen. Unter Beibehaltung der öffentlichen Bewirtschaftung soll danach der an die heimischen Lieferer zu zahlende Mindestpreis für die Tonne Weizen und dem Weizen gletchstehende Getreidearten mindestens 1100 Mark, für Roggen, Gerste und Hafer 1000 Mark und für die Tonne Kartoffeln 500 Mark betragen. Wie der Beiich,erstatter milteilte, sind diese Preise aus Grund sorgfältiger Untersuchung des Reichs Wirtschaftsministeriums festgesitzi worden. Dabei wurde sengestellt, daß die haupt sächlichen Produktionskosten der Landwirtschaft bereits im ersten Halbjahr 1920 sich auf die Gesamthöhe des ver gangenen Jahres belaufen würden. Die befände» erhebliche Steigerung der Kartoffelpresse rechtfertigt sich nach Ansicht der Regierung daraus, daß im kommenden Wirtschaftsjahr bei den wenig günstigen Aussichten der Getreideernte die Kartoffel die Haupinahrungsgrundlage bilden wird und daher ein besonderer Anreiz zur Steigerung des Anbaues Da» Feuerwerkslaboratorium Radeberg hatte ganz be- Mder» unter dieser „Produkiionswirtschaft" nach neuen Grundsätzen zu leiden. Zwei Beispiele hierfür: Man fabrizierte nach der Umwälzung u. a. auch Wasserhähne V, Zoll, und zwar ,n solcher Menge, als ob man dre - - - - . , Mje Welt mit diesem Gegenstände versorgen wollte. Das steten werden muffe Uebrigens sollen diese Preise nach fertige Stück wurde mit 2,50 Mark berechnet, während das sturn der Ernte noch^eiue Revmon erfahren, auch im Material allein in rohem Zustande sich aus rund 16 Mark einer etwaigen Lüergemng Gegen die Stimmen Me. Außerdem wurden von einem Architekten 10 000 L^chsia aaoZrem^i wurde ferner eme Verordnung ktchene Stühle in Auftrag gegeben für den Stückpreis von ^er eine wettere Ermäßigung der Tabacksteuer angenommen. »8 Mark zu einer Zett, da ein Stuhl aus Kiefernholz schon Verabschiedung des Tabaksteuergesetzes hat sich die Mark kostete. Finanziell wie auch technisch bedeutete die Mührung solcher Aufträge geradezu ein Verbrechen gegen Allgemeinheit. Amtlicher Teil. Kohlenbeihilfe. Die Auszahlung der den angemeldeten Minterbemittelten bewilligten Kohlenbeihilfe erfolgt Mittwoch, de« 3. d. M. im Gemeindeamt (Meldeamt). Htteudorf-Moritzdorf, am 2. März 1920. Der Gemeindevorkand. Vie bevolmlonrwittlchalt in KaSeberg. In einer Pressekonferenz im Ministerialgebäude stand ber Verkauf des Feuerwerklaboratoriums Radeberg im Mittelpunkt der Erörterung. Aus den Darstellungen des Arbeitsminister« Heldt ging hervor, daß der Verkauf der Radeberger Werkstätten von durchaus gesunden Gesichts punkten aus durchgeführt worden ist. Ein Bild jedoch trat Mage, das dre zügellose Revolutionswirtschaft in ihrem innersten Kern kennzeichnet. Die jammervolle Schänd wirt- !chast von Spandau und Adlershof taucht in der Erinnerung »Nf, wo das Millionengut des Staate» in einer Weise ver- i»n wurde, die jeder Beschreibung spottet. Radeberg kann bies Bild der unsinnigen Soziattsierungskunst vervollständigen Helsen. Arbeiter- und Angestelltenräte rissen nach Ausbruch b«r Revolution das Regiment auch in den sächsischen Reichs- verkstätten an sich und schalteten jede militärische Aussicht ötUndsätzlich aus. Die neue sächniche Regierung war mächt ig, und al» sie endlich nach Wochen himmelschreiender Lotierwirtschaft eine Bilanzaufstellung (erhielt, da trat ein Niederschmetterndes Resultat hervor. Das Ausgabenkonto Re» den Betrag von 35 Millionen M rk Löhnen aus, und die Einnahmeseile stand auf Null Fünf Monate hatten das zustanoe gebracht, fünf knappe Zonale Revolutionswirtschaft. Für Miete, Rohstoffe und Abnutzung der Maschinen war nicht ein Pfennig eingestellt Morden. die Gruben und die Stadtzugänge beherrschen. Diese Maß nahmen haben aber besonders auch auf die polnisch sprechende Arbeiterschaft überaus ungünstig gewirkt. Die Erregung ist weiter gestiegen und al» bedrohlich zu be zeichnen. Oertliches und Sächsisches. Ottendorf-Okrilla, dm 2. März „20. — Leuchtölverteilung in der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt. Im Bezirke der Amtshauptmannschaft werden die Abschnitte 5 der roten Leuchtölkarle A mit 3 Litern und der grünen Leuchtölkarte C mit 2 Litern Leuchiöl beliefert, die blaue Leuchtölkarte B bleibt unbe- liesert. Das Leuchtöl wird nach und nach den Verkaufs stellen zugesührt. Es ist gegen Vorlegung der Leuchtölkarte und Abgabe des Abholabschnittes in den Verkaufsstellen ab- zuholen. Dresden. Der Schankwirt Feller von hier hatte mit einem hiesigen Kaufmann in geschäftlicher Verbindung gestanden und in dessen Wohnung wiederholt Rechnungen bezahlt. Daher hatte er Kenntnis von dem Aufbewahrung», ort des Geldes erlangt. Auf seine Veranlassung begaben sich der Schlaffer Willy Schmidt und der Malermeister Ernst Rudolf in die Wohnung des Kaufmanns, gaben sich dort als Kriminalbeamte aus und beschlagnahmten eine Geld« kaffete mit Inhalt. Das erlangte Geld teilten sie mit Feller unter sich. Die drei Personen sind jetzt von der Kriminal polizei ermittelt worden und sehen ihrer Bestrafung entgegen. Ein Teil des Geldes konnte gerettet werden. Kamenz. Zu wüsten Szenen kam e» bei der Ver steigerung von Gegenständen auf dem hiesigen Flugplatz. Es heißt, daß der Versteigerung bereits ein Vorverkauf am Tage vorher vorangegangen fein soll, wobei den Jntereffenteu ziemlich große Bestände, die von den zur Versteigerung ge langenden Sachen abgesondert und zur Verfügung der Käufer gehalten worden sind, veräußert worden seien. Die auf dem Flugplatz beschäftigte Arbeiterschaft soll dagegen Einspruch erhoben und durchgesetzt haben, daß die verkauften Gegenstände, die einen Werl von einigen tausend Mark haben nochmals zur Versteigerung gebracht wurden. Wilsdruff. Ein Banditenstreich wurde im Gelände Wilsdruff und Meißen ausgeführt. In der bekannten, etwa« abseits liegenden Mühle von Krille in Blankenstein erschienen am Freitag abend 6 maskierte Räuber und verlangten mit vorgehaltenen Schußwaffen Geld. Al» der Prioatus Krille der Vater des jetzigen Besitzers sich zur Wehr setzte gaben die Räuber auf ihn zwei Schüsse ab und verwundeten ihn schwer. In der Schlafkammer wurde hierauf der Sohn de« Privatus Krille, dem die Mühle gehört, überwältigt und ge- feffelt. Er vermochte jedoch zu flüchten und nachbarliche Hilfe herbeizuholen. Als die« die Räuber merkten, ergriffen sie unerkannt die Flucht. Erbeutet wurden insgesamt 600 Mk. Bargeld sowie die Militärpapiere des Krille. Es besteht Verdacht daß es sich um dieselbe Räuberbande handelt, die Mitte Januar in Limbach einen verwegenen Ueberfall in der Wirtschaft von Bernhardt ausführte. Die Erregung in der Landbevölkerung ist groß. Der schwerverletzte Privatu« mußte dem Ländlichen Krankenhaus in Meißen zugesührt werden. Bautzen. Die Kompanie der Reichswehrtruppen, die zur Bewachung der Eisenbahnwerkstätte Hoyerswerda abge sandt worden war, ist durch eine Radsahrerabteilung ver stärkt worden. Auch ist die ganze Umgebung de» Lauts- werke- mit Reichswehrtruppen belegt worden. Leipzig. Am Sonnabend, den 28. Februar, vor mittag» gegen 11 Uhr, wurde auf Sommerfelder Flur die Leiche einer etwa 30 jährigen Frau aufgefunden. Die Leiche wies zwei Verletzungen an der Stirn und drei Stichwunden in der Brust aus. Struppen. Der Gemeinderat hat zu einer Eingabe an die Generaldirektion der Staatseisenbahnen wegen Um änderung der Bahnstationen Oberoogelgesang in Obervogel- gesang-Struppen seine Zustimmung erteilt und die Gründe dazu gutgeheißen. Zwickau. Die Grippe hat auch hier erheblich um sich gegriffen. Am 24. d. M. waren 223 Grippefälle und 22 Fälle an Lungenentzündung bei der Ortskrankenkaffe ge meldet. Innerhalb einer Woche gelangten beim Stande«- 12 Todesfälle an Grippe zur Anmeldung.