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MsdrufferTageblatt Nr. 154 — 97. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Dienstag, den 5. Juli 1938 Drahtanschrift: „Tageblatt Postscheck: Dresden SN4N Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der und des Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. „SiM>nM-r Tageblatt' erscheint wernag» nachm. 4UK- D-zugrvr monatl 2RM tret Hau«, bet Postbestellung I.8U RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer 10 Rot. Alle Posianstalten, Postboten, unsere Austrüger u Geschäsirstelle 8-ll"?sb«-rGlwattodtt Wochenblatt für Wilsdruff u. 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Wenn die Sonne sommer lich heiß vom Himmel herunterbrennt, dann entstehen über all die weißen Zeltstädte der Pimpfe und Hitlerjungen, die sie für zwei, drei Wochen in fröhlicher Kameradschaft eine neue Welt der Freizeit und des Sports, eine Welt, die Dienst und Erholung paart, erleben lassen. Baden ist Dienst, Sonnen ist Dienst, Esten ist Dienst; diese drei Be griffe umschreiben allein schon, wie sehr das Sommerlager von der HI. als Erholungslager aufgefatzt und durchgeführt wird. Wie alljährlich erleben und erwandern wieder Millio nen sonnenhungriger Pimpfe und Hitlerjungen ein Stück Deutschland und nehmen die Erinnerung daran unverlier bar in ihre Städte, in die Werkstätten und Schulstuben mit. Zum ersten Male in diesem Sommer erlebt auch der Werktätige Teil der Hitler-Jugend wirkliche Ferien. War bisher die berufstätige Jugend mehr oder weniger auf das Wohlwollen und Verständnis ihres Betriebsführers und die Gegebenheiten ihrer Arbeitsstätte bezüglich Zeit punkt und Dauer ihres Urlaubs angewiesen, so ist es in die sem Jahre erstmalig durch das sofortige Inkrafttreten der Urlaubsbestimmungen des neugeschaffenen Jugend schutzgesetzes schon für die diesjährigen Sommerlager allen der HI. angehörenden Jugendlichen ermöglicht wor den, an dem Zeltlager ihres Bannes teilzunehmen. Drei Wochen Urlaub stehen nach dem Gesetz jedem Jugendlichen zu, der als Angehöriger der Hitler-Jugend ins Lager geht. Warum eigentlich Sommerlager? Diese Frage wird Jahr um Jahr von einem Teil der Eltern er- boben, die ihren Jungen zum erstenmal ins Lager schicken sollen. Ja, warum? An sich ist diese Frage ver ständlich, dennoch entspricht sie nicht den Gegebenheiten. Denn Teilnahme am Sommerlager ist Dienst. Das steht außer aller Erörterung. Aber warum fetzt die Hitler- Jugend das Sommerlager als Dienst an? Fragen wir zunächst: Wie sieht dieser Dienst denn aus? Dann er übrigt sich die Antwort. Vor allem anderen: es rst keine bitterböse Angelegen heit, wie es sich vielleicht mancher Außenstehende vorstellen mag. Im Gegenteil. — Im vergangenen Sommer 1937 hatte ein Berliner Jungbann, wie das bereits Tradition geworden war, wieder einen Elternsonderzng zusammen gestellt und die Eltern seiner Jungen eingeladen, hinaus ins Lager zu kommen. Nur wenige hatten je zuvor ein HJ.-Zeltlager mit eigenen Augen gesehen. Nun standen sie mitten drin. Nahmen an dem ihnen zu Ehren veranstalteten Lagerzirkus teil, waren beim Singewettstreit Schiedsrichter, aßen im Lager und machten eben allen „Dienst" der Jungen als interessierte Schlachtenbummler mit. „Aber hier wird ja gar nicht geschliffen", äußerte nach her ein Vater ganz erstaunt zu dem Lagerführer, „ich dachte immer an unsere Soldatenzeit. — Hätte dem Burschen aber auch nicht geschadet." Dieser Vater fuhr mit der Ueber- zeugung nach Hause, daß sein Sohn im Zeltlager ver wöhnt würde. Mütter dachten anders, aber auch sie waren sich einig darin, daß dort im Lager für ihre Jungen bestens gesorgt sei. Die Zeit im Zeltlager soll Erholung und Entspan nung sein. Sport und Spiel, Baden und Sonnenruhe und Freizeit, in der jeder tun und lassen kann, was er will, wechseln miteinander. Der Dienstplan aller Zeltlager der Hitler-Jugend sieht darum „Drill" oder dergleichen über haupt nicht vor und nur das bißchen Ordnungsdienst, der eben zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Disziplin unbedingt notwendig ist, kommt noch hinzu. Veranstaltun gen mit den örtlichen HJ.-Einheiten wechseln mit einer Wanderung in die Umgebung, zu einem hervorragenden baulichen oder landschaftlichen Punkt, einem Berg, See oder einer geschichtlichen Erinnerungsstätte. So bringt jeder Tag Abwechslung und Neues. Ueber allem steht als inneres Gesetz die Forderung: Entspannung und Erho lung ! Das ist das Sommerlager der Hitler-Jugend! Für die Hitlex-Jugend bedeutet das Sommerlager Mittelpunkt ihres Erziehungsprogramms. Im Lager, da zeigt es sich, wer Kameradschaft besitzt, wer ein Kerl ist und sich einzuordnen weiß. Im Sommerlager mutz sich der ein zelne bewähren. Hier wird aus dem schüchternen Mutter söhnchen ein Junge, der derb zupackt und dem so leicht keiner etwas vorzumachen imstande ist. Wenn einer drei Wochen lang unter Kameraden lebt, dann lernt er dort, sich einzuordnen, denn was er heute tut, das fällt morgen auf ihn wieder zurück. Es ist die Gemeinschaft, die diese erzieherische Wirkung ausübt. So sind die Lager der Hitler-Jugend die Burgen, in denen die Jugend des Dritten Reiches die Tugenden lebt, die einst den Kampf ihrer Väter vier Jahre lang gehalten und getragen haben. Gemeinschaftssinn, Kameradschaft. Fröhlichkeit und Erholung heitzen die Grundsätze, nach denen sich die Sommerkaaer m>sttchten Körperliche Frische und geistige Regsamkeit der Jugendlichen durch die Sommerlager der Hitlerjugend und die Iugend- herbergslager des BDM Die Verhandlungen m» Hodscha Bericht an Konrad Henlein Das Presseamt der Sudetendeutschen Partei teilt mit: Am 4. Juli erstattete in Eger sie Abordnung der Sudeten- deutschen Partei Konrad Henlein eingehenden Bericht über den Stand der Gespkäche mit der Regierung. In diesem Bericht wurde Konrad Henlein vorgetragcn, datz sie Regierung nach wiederholtem Drängen nur einen Teil des Nationalitätenstatuts übergeben habe, und datz die Uebergabe des Hauptteils nach der Zusage des Ministerpräsidenten Dr. Hodscha erst in dieser Woche erfol gen werde. Weiter teilte die Delegation mit, datz die vom Ministerpräsidenten Dr. Hodscha bereits am 15. Juni d. I. zugesagte Stellungnahme der Regierung zu den Vorschlägen der Sudetendeutschen Partei noch nicht er folgt ist. Schlietzlich wurde auf die Worte des Minister präsidenten Dr. Hodscha hingewiesen, es werde in der formalen Behandlung der Nationalitätenfrage, also ins besondere in der parlamentarischen Behandlung, nichts ohne Einvernehmen mit der Sudetendeutschen Partei er folgen. Konrad Henlein erteilte der Delegation weiters Richtlinien und stellte abschließend fest, datz er erst nach der offiziellen Stellungnahme der Regierung zu den Vor schlägen der Sudetendeutschen Partei und nach Vorlage des vollständigen Nationalitätenstatuts hierzu Stellung nehmen könne. Slowaken und Karpalho-Mrainer del hodza Ministerpräsident Hodza empfing am Montag die Vertreter von Hlinkas Slowakischer Volkspartci, den Ab geordneten Dr. Tiso und. den Generalsekretär Dr. Sokol. Gegenstand des Gesprächs' waren einige Gesetzesprojekte, die für die bevorstehende Parlamentssession vorbereitet worden sind. Vorher hatte der Ministerpräsident den Gouverneur der Kartpatho-Ukraine, Constantin Hrabar, und den Vize gouverneur und Landpräsidenten der Karpatho-Ukraine, Dr. Meznik, zu einer Aussprache über die Frage der Durchführung der weiteren Etappen der Karpatho-Ukrat- Nischen Autonomie empfangen. Tschechische Polizei verweigerte Me Auf einem Ausflug in das sudetendeutsche Gebiet war der 21jährige Tischlergeselle Schammbra aus Neustadt M.-S.) bei Zuckmantel in die unter „Blaue Grotte" be kannten Bergwerke eingestiegen, hatte sich dort verirrt und schlietzlich aus Angst vor dem Hungertod Selbstmord ver übt. Tschechische Polizeiorgane, die um Nachforschung er sucht waren, hatten jede Hilfeleistung abgelehnt. Als der Ausflügler nicht zurückkehrte, wandte sich die Polizei in Neustadt an die tschechischen Behörden in Zuck mantel mit der Bitte um Nachforschung. Als die tschechische Polizei zwei Tage hindurch nicht darauf antwortete, wandten sich die Eltern des Vermißten an die Sudeten deutsche Partei, deren Geschäftsführer nun bei der tschechi schen Gendarmerie eine Hilsaktion zu erreichen versuchte» die aber abgelehnt wurde. Auch als die Sudetendeutsche Partei mehrere Männer zur Verfügung stellte, blieb es bei der Ablehnung. Nun stieg ein Suchkommando der SDP. in den Stollen und fand den jungen Mann nach siebcnstündiger Suchzeit tot auf. Henlein sprach vor iv» (M Sudetendeutschen Das „Fest aller Deutschen" in Komotau wurde zu einer gewaltigen Kundgebung des geeinten Sudetendeutsch tums. Im Rahmen dieses Festes, das die Eingliede rung des „Bundes der Deut schen" in den „Sudetendeut- scheu Verband" brachte, fand auf dem Marktplatz der größte Aufmarsch statt, den das Sudeteudeutschtum bis her erlebt hat. Konrad Hen leins Ansprache vor über 100 000 Sudetendeutschen gipfelte in dem Satz: „Man kann uns knechten, aber wicht vernichten!" (Scherl-Wagenborg.t Stalin wütet in Fernost Marschall Blüchers Adjutant verhaftet Schon die Flucht mehrerer hoher Sowjetbonzen in Fernoft Netz darauf schließen, datz Stalins Schergen jetzt dort mit einer grotzen „Säuberungsaktion" begonnen haben. Wie jetzt die Londoner Zeitung „Daily Expreß" meldet, wird diese Aktion in erster Linie in der fernöst lichen Armee und in der GPU. durchgeführt. Insgesamt sollen 700 GPU.-Beamte und Soldaten verhaftet worden sein. Unter den Verhafteten befinden sich, so meldet „Daily Expreß" weiter, Oberst Wasienkow, der pers sönliche Adjutant Marschall Blüchers, und Genera! Lewandowski, der Artilleriechef in Wladiwostok. Der politische Kommissar in Blüchers Stab, Kranshejew, soll bereits hingerichtet sein. Bauern lehnen sich gegen Zwangsherrschaft auf Auf die Verschärfung der Unterdrückungspolitik, die von Moskau aus in der Sowjetukraine angewandt wird, weist der regierungsfreundliche Warschauer „Kur ier Poranny" hin. Die Russtfizierungsbestrebungen der kommunistischen Partei und der Sowjetregierung träten deutlich in der Besetzung der Stellen der Parteisekretäre in der Ukraine zutage. Sämtliche maßgeblichen Posten werden von Sowjets oder Juden besetzt. Unter den Ukrainern sei eine immer stärkere Ab lehnung aegem den Kommunismus jestzustelley. In der — „Säuberung" in Armee und GPU. Umgebung von Melitopol wurde der Vorsttzenoe ver Revisionskommission des landwirtschaftflichen Kollektivs, Psomiadi, ermordet. Ein ukrainischer Bauer beseitigte den» Vertreter des obersten Rates der Sowjetunion, als er sich mit anderen Mitgliedern des Kollektivvorstandes auf dem Felde ausruhte und einschlief. Der Bauer fuhr mit einem Traktor in die Gruppe der Schlafenden hinein. Einen der Kommissare überfuhr er, den anderen gelang cs, zu entkommen, bevor sie die Maschine erreichte. Der Maschinist des Traktors wurde erschossen. In der Nähr von Zytomierz wurde der Vorsitzende der Wahlkommis sion, Ousijtschuk, hinterrücks erschossen, woraufhin von seilen der GPU. unter den dortigen Bauern zahlreiche Verhaftungen vorgenommen wurden. Brandstiftungen» Zerstörungen landwirtschaftlicher Maschinen und dis Ver nichtung von Ernteerträgen seien, so berichtet das War schauer Blatt weiter, an der Tagesordnung. Neue Gechs-Milliarden-Anleihe für Aufrüstung Trotz.der wachsenden Schwierigkeiten der Sowjet- wird die Aufrüstung der Sowjetunion fieberhaft weiter betrieben. So wurde jetzt wieder die alljährlich fällige Zwangsanleihe aufgelegt. Der Betrag ist gegenüber dem Vorjahr von 4 auf 5 Milliarden Rubel erhöht worden. Leitartikel der maßgebenden Sowixtblätter geben zu, daß